Hagebau: Forum 2016 wieder mit Rekordbeteiligung

Ausblicke in die Zukunft des Fachhandels

Mit 1.500 Teilnehmern - darunter Gesellschafter aus vier Ländern und zahlreiche Industrievertreter - erreichte das Hagebau-Forum 2016 in Berlin den Rekord des Vorjahres. Schwerpunkte waren die Spezialisierung 2.1 und die Digitalisierung. Außerdem wurden über 50 Hagebau-Champions gekürt. Aktuell noch nicht wirksam, aber bedeutsam für die Zukunft der Kooperation ist ein grundlegender Umbau der Führungsspitze.

Das ist Timing: Die großen Hagebau-Veranstaltungen 2016 fanden parallel zu weltpolitischen Marksteinen statt - zur Gesellschafterversammlung im Sommer stimmten die Briten über den Verbleib in der EU ab, während des Forums im November wählten die Amerikaner ihren neuen Präsidenten. Die Ergebnisse sind bekannt. Auch die Hagebau selbst hatte in Berlin eine gravierende Änderung zu verkünden: Ab 2018 wird die Führungsspitze umgebaut. Die neue Position eines Vorsitzenden der Geschäftsführung wird geschaffen - und zum 1. Januar 2018 mit Jan Buck-Emden besetzt - , zudem der neue Geschäftsführungsbereich Finanzen/Verwaltung implementiert. Dessen künftige Besetzung war zum Jahresende 2016 noch offen.

Die übrigen Funktionen in der Geschäftsführung bleiben unverändert: Hartmut Goldboom wird weiterhin den Fachhandel verantworten, Torsten Kreft und Kai Kächelein den Einzelhandel. Heribert Gondert, seit 2007 Sprecher der Geschäftsführung der Hagebau, scheidet zum 31. Dezember 2017 aus der Geschäftsführung aus, wird der Kooperation aber noch bis Ende 2019 beratend zur Seite stehen. Aufsichtsratsvorsitzender Johannes Schuller würdigte vor der Presse seine Leistung in den letzten 25 Jahren: Dass die Hagebau mit aktuell über 6 Mrd. EUR Umsatz und fast 370 Gesellschaftern aus acht Ländern ihre heutige Größe erreicht habe, sei ein wesentlicher Verdienst von Gondert.

Der künftige Hagebau-Präses Buck-Emden verfügt über langjährige Erfahrung in der Baubranche, bislang auf Industrieseite. Nach Stationen bei Heidelbergcement und Haniel war er zuletzt Vorsitzender der Geschäftsführung von Xella International, wo er Ende 2015 ausschied. Der 52-Jährige soll im Laufe 2017 eines "ausreichend lange Einarbeitungsphase" bei der Hagebau absolvieren, unterstützt von Gondert.

Mit der neuen Konstellation werde die Struktur der Hagebau- Geschäftsführung "grundlegend modernisiert und an die Größe der Kooperation angepasst", erläuterte Schuller die Entscheidung des Aufsichtsrates. Das Zusammenspiel zwischen Geschäftsführung und Aufsichtsrat soll sich erleichtern und beschleunigen. "Zudem werden beide Gremien entlastet und die Geschäftsführung kann sich noch intensiver auf die operativen Aufgaben konzentrieren." Schuller ist überzeugt, dass die Hagebau mit der neuen Führungsstruktur künftig "noch effizienter agieren und den Gesellschafterhäusern weitere, deutliche Mehrwerte bieten kann".

Neben dieser Spitzen-Personalie stand die neue Systematik der Spezialisierungssyteme des Fachhandels im Mittelpunkt, die als "Spezialisierung 2.1" zum 1. Januar eingeführt worden ist. Sie betrifft alle Sparten: Baustoffe, Holz und Fliesen. Wer einem Spezialisierungssystem beitreten will, muss strengere Teilnahmekriterien erfüllen. Entscheidende Neuerung ist die Verpflichtung zu einem Lagerkernsortiment, das als vierte Säule des Konzeptes neben Aus- und Weiterbildung, Kundenansprache und Kundenbindung eingeführt wird. Ab 2018 wird zwischen "Spezialisten" und "Top-Spezialisten" unterschieden, die jeweils spezifische Maßnahmen erhalten. "Die Spezialisierung 2.1 ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einer systemischen Dienstleistungs- und Vertriebsorganisation", sagte Hartmut Goldboom, "sie bringt uns und unseren Industriepartnern noch mehr Verbindlichkeit."

Der Digitalisierung wird in Soltau besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Unter dem Claim "360-Grad-E-Commerce" bündelt die Kooperation alle Leistungen, die ein Cross-Channel-Untenehmen braucht, um erfolgreich zu sein - von der einfachen Landingpage über POS-Integrationen bis zum professionellen Online-Shop.

Johannes Lensges, Bereichsleiter Vertrieb Fachhandel, stellte die Kampagne "Mobiler Generalist" zur Ansprache dieser wachsenden Zielgruppe vor. Den steigenden Materialbedarf der werkstattlosen Handwerker beziffert die Kooperation schon für 2020 auf knapp 8 Mrd. EUR. An drei Pilot-Standorten wird das Konzept seit Februar 2016 getestet. Eingebunden sind Einkauf, Außendienst und die Mitarbeiter vor Ort. Zunächst wird eine Potenzialanalyse im Umfeld des jeweiligen Standortes erstellt. Danach erhält der Händler Adressdaten für die Identifizierung bestehender und die Ansprache neuer Kunden. Speziell erarbeitete Instrumente zu Mitarbeiteraktivierung, Marketing, Schulung und Kundenbindung schließen sich an.
aus Parkett Magazin 01/17 (Marketing)