50 Jahre Landesinnung Parkett und Fußbodentechnik Hessen

Eine aktive Innung bringt Mehrwert


Die hessische Landesinnung Parkett und Fußbodentechnik gehört mit 110 Mitgliedsbetrieben zu den großen und aktiven in der Branche. Dies zeigte sie auch bei ihrer Feier zum 50-jährigen Jubiläum in der ehemaligen Orangerie des Fuldaer Barockschlosses. Auf dem soliden Parkett wurde einiges auf die Beine gestellt.

Eine Innung muss Mehrwert bieten, wenn sie auf Dauer erfolgreich sein will. Eine solche Handwerksorganisation lebt von rührigen Mitgliedern, die bereit sind, ehrenamtlich Aufgaben zu unternehmen. Bei der Landesinnung Parkett und Fußbodentechnik Hessen ist dies seit 1966 der Fall. Über drei Tage hinweg wurde im Juli in der Barockstadt Fulda das 50-jährige Jubiläum in großem Rahmen unter dem Motto "Gestern - Heute - Morgen" gefeiert und den Gästen dabei eine bunte Mischung aus fachlichen Informationen, Unterhaltung und Austauschmöglichkeiten geboten.

Den Auftakt machte am Freitagabend die Musical-Inszenierung "Der Medicus" im Schloss-Theater. Zur Innungsversammlung am nächsten Tag konnte Innungsobermeister Michael Blum mehr als 100 Gäste begrüßen. Darunter waren auch Mitglieder von befreundeten Innungen sowie zahlreiche Vertreter der Lieferanten aus Industrie und Großhandel. Diese präsentierten ihre Leistungen und Angebote in einer flankierenden Ausstellung in den Pausen im Foyer und nutzten die Gelegenheit zur Kontaktpflege mit ihren Kunden. Blum sieht das Netzwerken in der Branche und das kollegiale Miteinander als Basis für den Erfolg im Handwerk. Nachholbedarf diagnostiziert er noch in der Außendarstellung: "Das wird in Zukunft wichtiger werden." Nachhaltigkeit und Qualität im Handwerk müssten stärker kommuniziert und der Öffentlichkeit bewusster werden.

Wie aktiv die hessische Landesinnung ist, belegte der Vorstandsbericht. Danach profitieren die Innungsbetriebe von den zahlreichen Fortbildungsangeboten bei Frühjahrs- und Herbsttagungen, Fachexkursionen und Informations-Abenden, die in Süd- und Nordhessen stattfinden, um den Mitgliedern Zeit durch kurze Anfahrten zu sparen.

Erfreut äußerte sich der Vorstand darüber, dass der Meisterkurs wieder jährlich von der Handwerkskammer Frankfurt/Main in Zusammenarbeit mit der Landesinnung angeboten wird. Parallel zur Jubiläumsveranstaltung schrieben zehn Absolventen des diesjährigen Meisterkurses in Weiterstadt ihre Prüfung in Fachtheorie. Anschließend feierten sie kräftig mit. Blum teilte mit, dass für den kommenden Meisterkurs im Januar noch Plätze frei sind und lud mögliche Kandidaten ein, sich dafür anzumelden.

Die aktuellen Auszubildendenzahlen gab Lehrlingswartin Gabriele Langkowski bekannt: "Im ersten Lehrjahr befinden sich derzeit 15 Parkett- und 10 Bodenleger, im zweiten 18 Parkett- und 11 Bodenleger und im dritten haben 13 Parkett- und 6 Bodenleger die Abschlussprüfung absolviert."

Neuer Kommentar zur DIN 18365 kommt noch 2016

Die Fachvorträge leitete Ralf Wollenberg ein, Vorstandsmitglied im Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik. Er verdeutlichte einige Passagen in der DIN 18365 Bodenbelagsarbeiten. Danach muss der Bodenleger unter anderem Winkeltoleranzen prüfen. Wenn Auftraggeber oder die Beläge erhöhte Ebenheitstoleranzen fordern, kann dies als Zusatzleistung berechnet werden. Wollenberg wies darauf hin, dass der neue Kommentar zur DIN 18365 in diesem Jahr in Druck gehen wird. "Damit kann der Handwerker die Norm richtig umsetzen."

Wer Platzhirsch werden will, muss seine eigene Positionierung finden und sich selbst als Marke darstellen. Beat Ludin, Vorstandsmitglied der Uzin Utz-Gruppe, erläuterte dem Auditorium dazu seine Strategie, die er "3 Z, 3 M und 4 A" betitelte. Das bedeutet: Im ersten Schritt Zielgruppe festlegen, Ziel definieren, Zeit planen. Im zweiten Schritt folgen die drei M: Methode festlegen, prüfen, welche Mittel zur Verfügung stehen und zuordnen, wer welche Maßnahmen in welcher Zeit erledigt. Dabei sei es wichtig, anders als alle anderen zu sein - womit die vier "A" erläutert sind - und sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren. "Darüber hinaus steigern Netzwerke und Kooperationen die Sichtbarkeit und schaffen Mehrwert", unterstrich Ludin die Aussagen Blums, wie fruchtbar Networking ist.

"Wertschätzung motiviert mehr als Druck oder Tadel"

Über die Neuentdeckung von Werten in der Unternehmensführung referierte Dr. Wolfgang Setzler, Geschäftsführer vom "Haus des Marketings". Wertschätzung sei ein Motivationsfaktor, der mehr als Druck oder Tadel bewirke. Wertschätzung bringe auch eine fundierte berufliche Ausbildung mit sich: "Seit Wegfall des Meisterzwangs absolvieren viele junge Handwerker freiwillig die Meisterprüfung, weil sie damit Wertschätzung erfahren - auch von Kunden und Architekten", betonte Setzler.

Bei der Stadtführung im barocken Fulda ging es nicht nur um Kultur, es gab auch Fachliches zu entdecken. Im Schloss begutachteten die Profis ausgiebig die unterschiedlichen Parkettböden - zum Teil sogar auf Knien: Tafel- und Intarsienparkett, Mosaikparkett und überdimensionale Dielen. Michael Blum war übrigens mit seinem Betrieb an der gelungenen Renovierung der historischen Böden beteiligt. Das hatte die Führerin noch nicht erlebt: Eine Besuchergruppe, die sich vorwiegend für den Fußboden interessiert und nicht für die sonstigen Attraktionen des Barockschlosses.

"Das Handwerk ist die Existenzgrundlage für den Großhandel"

Beim Festabend im roten Saal der ehemaligen Orangerie würdigten einige Gratulanten die Leistung der Innung Hessen. Jörg L. Jordan, geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Großhandelshauses, wertete das Handwerk als Existenzgrundlage für den Großhandel. Bundesinnungsmeister Peter Fendt sprach den Innungen hohe Kompetenz und hohen Stellenwert zu.

Im Rahmen der Feierlichkeiten wurden auch langjährige Mitglieder für ihre Verdienste geehrt. So übergab Obermeister Blum eine Urkunde für langjährige Mitgliedschaft an Jürgen Hildmann, Reinhard Breitung, Erhard Lohrmann und Karl-Heinz Hess. Besondere Anerkennung in Form von Standing Ovations erhielt Roland Weilbächer. Er ist nicht nur Ehrenobermeister, sondern hat sich darüber hinaus mit einer Stiftung um den Nachwuchs in der Branche verdient gemacht. Die Roland-Weilbächer-Stiftung fördert Aus- und Weiterbildung sowie Umschulungsmaßnahmen im Parkettlegerhandwerk und Bodenlegergewerbe.

Wer den Festabend nach Tanz und allerlei Zauberei gut überstanden hatte, kam am Sonntagmorgen ganz traditionell zum Handwerkergottesdienst in die Michaelskirche, dem wohl ältesten Nachbau einer Grabeskirche in Deutschland.
| Silvia Mändle


Landesinnung Hessen Parkett und Fußbodentechnik
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Obermeister: Michael Blum
Stellvertreter: Jürgen Hildmann, Karl Heinz Hess
Lehrlingswarte: Martin Weil, Gabriele Langkowski
Region Süd: Kay Peter Hansen, auch Lehrer an der Meisterschule
Region Nord: Bernhard Wiegand
Tarifrecht: Matthias Mangold
Hauptgeschäftsführer: Bjön Hendrischke
Stellvertreter: Uwe Bock

Mitgliedsbetriebe: 110

Nächster Meisterkurs: Januar 2017 in Weiterstadt
aus Parkett Magazin 05/16 (Wirtschaft)