Eurobaustoff mit ambitionierten Zielen für 2016

Zentral fakturierter Umsatz soll auf 6 Mrd. EUR steigen


Angesichts eines starken Geschäftsjahres 2015 und einer weiterhin dynamischen Umsatzentwicklung in 2016 rief Ulrich Wolf, Vorsitzender der Geschäftsführung der Eurobaustoff, bei der Gesellschafterversammlung in Frankfurt ein "Jahr des Wachstums" aus. Die Kooperation selbst strebt den Sprung über die 6 Mrd. EUR.-Marke beim Umsatz an, den 476 Gesellschaftern bietet die Baukonjuktur ein "positives Umfeld und mehr Arbeit, als wir bewältigen können", wie es Aufsichtsratsvorsitzender Boy Meesenburg formulierte.

Das Resümee des Geschäftsjahres 2015 und auch des ersten Halbjahres 2016 stimmte auf der diesjährigen Gesellschafterversammlung der Eurobaustoff nicht nur Ulrich Wolf, den Vorsitzenden der Geschäftsführung, optimistisch. Nach einer Steigerung von + 2,06 % per Ende 2015 haben die Umsätze der
Kooperationszentrale im ersten Quartal 2016 und noch stärker im zweiten weiter an Fahrt zugenommen. Mit 2,85 Mrd. EUR (+ 6,4 %) nach der ersten Jahreshälfte rückt die angestrebte 6 Mrd. EUR-Grenze für 2016 in greifbare Nähe. Dabei legte der Einzelhandel (+ 7,9 %) stärker zu als der Großhandel (+ 5,1 %). Die Zuwächse im Einzelhandel resultierten vor allem aus den dekorativen Holzsortimenten (Boden/Wand/Decke) und Holz im Garten sowie Maschinen. Im Großhandel wies der Warenbereich Fliesen/Naturstein mit + 11,5 % die höchste Steigerungsrate auf. Das Segment Holz, in dem Holz und Bauelemente zusammengefasst sind, realisierte mit + 11,1 % ebenfalls ein überdurchschnittliches Plus, getrieben vor allem vom Fachbereich Bauelemente. "Der deutsche Konjunkturmotor Bau läuft nach langer Zeit wieder auf vollen Touren", konstatierte Wolf. "Die Nachfrage nach Wohnraum wird derzeit nicht annähernd befriedigt, so dass wir auch mittelfristig mit einer ähnlichen Entwicklung in unserer Branche rechnen." Aufsichtsratsvorsitzender Boy Meesenburg sah das genauso: "Es gibt für Mittelständler ein positives Umfeld am Bau und mehr Arbeit, als wir bewältigen können."

Der positiven Prognose schloss sich auch Geschäftsführer Hartmut Müller an. Dabei diene nicht vorrangig, wie in der Vergangenheit, der Renovierungssektor als Motor. Der Neubau hat aufgeholt und macht schon die Hälfte des Bedarfs aus. Möller: "Der Wohnungsbau ist die treibende Kraft der kommenden Jahre." 330.000 Einheiten würden 2016 in Deutschland benötigt. Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser steigen. Zwar lasse die Landflucht sterbende Dörfer zurück, aber in stadtnahen Landkreisen gebe es noch genügend Bauplätze. Dorthin zögen junge Menschen und Familien.

Auch von der sogenannten "Umzugskette" könnten die Händler profitieren, sagte Möller. Dahinter verbirgt sich die Tatsache, dass Mietwohnungen, die zugunsten größerer oder höherwertiger Wohnsituationen verlassen werden, Renovierungsbedarf haben. Je häufiger also ein Mieterwechsel, desto besser für Baustoffhändler und Handwerker.

Der Baustoffhändler als Multi-Spezialist

Und wo holen sich Handwerker und Verbraucher die Informationen zum Baubedarf ? Nach Erhebungen aus dem Jahr 2014 liegt das Internet als Quelle mit 21,6 % knapp vor den Ausstellungen im Handel mit 20,1 %. Fachzeitschriften sind immerhin noch mit 6,5 % beteiligt. Keine Frage also, dass im Zuge der Entwicklung der Online-Vertrieb zunehmend Aufmerksamkeit gewinnt. Bis 2030 soll er von heute 5 % auf dann 25 % zunehmen.

Um hierfür gewappnet zu sein, setzt die Eurobaustoff auf umfassende Verkettung aller Kundendaten. Zielgruppengerechte Vertriebsaktivitäten seien in Zukunft ohne Vernetzung von Homepage, Online-Shop, Apps und stationärem Handel mit einer Kundendatenbank kaum möglich, sagte Möller. Neben einer hohen Sortimentstiefe mit guter Preispositionierung brauche der Händler zudem ein breites Leistungs- und Service-angebot. Mit anderen Worten: der Baustoffhändler muss Multi-Spezialist werden. Die Basis dafür bilden kompetente, motivierte Mitarbeiter. Das Mittel sind moderne Ausstellungs-und Visualisierungskonzepte. Die Konzentration auf aussichtsreiche Warengruppen verspricht Erfolg. Und ohne moderne Medien geht es nicht. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Strategie der Eurobaustoff sind Eigenmarken, mit denen man sich der Vergleichbarkeit entziehen will - ohne die Industrie vor den Kopf zu stoßen.

"Online werben, aber stationär kaufen"

Andersherum erwartet die Kooperation auch Loyalität von ihren Lieferanten. Aktivitäten in Richtung Online-Vertrieb einiger Anbieter sind ihr ein Dorn im Auge. Man versteht sich in der Zentrale klar als Partner der Produzenten, will sich aber auch nicht die "Handelsbutter vom Brot nehmen lassen", unterstrich Möller. Letzlich sei es die Beratungskompetenz durch gute Mitarbeiter, die die Unterschied macht. "Online werben, aber stationär kaufen", ist nach Überzeugung der Eurobaustoff der richtige Weg.

Kritische Äußerungen innerhalb der eigenen Reihen wurden in Frankfurt nicht zum ersten Mal von den Jung-unternehmern laut, die in manchen Bereichen Veränderungen anstoßen möchten. So beklagte Christine Steinke (Sempa Baustoffe, Bochum) Kommunikationsprobleme zwischen den Generationen und die oft schwierige Unternehmensübergabe an junge Nachfolger. Sie wünschte sich auch im Namen ihrer Unternehmerkollegen "mehr Vertrauen und Verständnis" von den älteren und betonte, dass der Nachwuchs eigene Stärken und Ideen habe: "Wir sind mit dem Internet aufgewachsen und setzen unseren Fokus dadurch auch auf neue Gebiete." Ihre Mitstreiter Philipp Matthiesen (Baustoffmarkt Gersthofen) und Carsten Melzer (Mobau Müller, Bannewitz) hinterfragten das Dienstleistungs-Angebot der Eurobaustoff und vertraten die Auffassung: "Eine Kooperation muss nicht alles selber machen, sondern sollte sich auf das Wesentliche konzentrieren."

Die nächste Gesellschafterversammlung der Eurobaustoff wird in Dortmund stattfinden. "Heimspiel" für Ulrich Wolf - und zugleich die letzte Veranstaltung mit ihm an der Spitze der Verbundgruppe, da sein Vertrag mit dem Unternehmen Ende 2017 ausläuft.
| Henrik Stoldt



Eurobaustoff Handelsgesellschaft mbH & Co. KG
Daimlerstr. 5d
76185 Karlsruhe
Tel.: 0721 / 97 280
E-Mail: kontakt@eurobaustoff.de
www.eurobaustoff.de

Die Eurobaustoff ist eine Kooperation von derzeit 475 mittelständischen Fachhändlern für Baustoffe, Holz und Fliesen mit 1.497 Standorten in Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich, den Niederlanden, der Schweiz, Liechtenstein und Luxemburg. Auf mehr als 22 Mio. m2 Verkaufsfläche und in etwa 312.000 m2 Ausstellungen finden gewerbliche und private Kunden bei ihnen alles zum Bauen, Renovieren und Verschönern.

Das Unternehmen entstand 2004 aus der Fusion von Interbaustoff und Interpares-Mobau.

Das zentral fakturierte Einkaufsvolumen der Verbundgruppe konnte 2015 auf 5,6 Mrd. EUR (+ 2,06 %) gesteigert werden, der Außenumsatz wird auf 13,6 Mrd. EUR beziffert. Die Holzumsätze legten im vergangenen Jahr auf 932 Mio. EUR (+ 7 %) zu.

Die dreiköpfige Geschäftsführung bilden Ulrich Wolf (Vorsitz, Geschäftsbereich 1: Strategie, Expansion, Gesellschafter, Marketing, E-Commerce), Jörg Hoffmann (Geschäftsbereich 2: Finanzen, Personal, Verwaltung, Organisation) und Hartmut Möller (Geschäftsbereich 3: Warenbereiche, Großhandel, Einzelhandel, Holz, Fliesen/Naturstein, technischer Einkauf). Bereichsleiter Holz und Bau-elemente ist Michael Thürmer. Den Aufsichtsratsvorsitz bekleidet seit 2010 Boy Meesenburg (Jacob Sönnichsen, Flensburg).

Das Holzsortiment reicht von Schnittholz und Hobelware über Holzwerkstoffe, Bauelemente, Bodenbeläge, Türen und Fenster bis zu Holz im Garten.

Das Leistungsspektrum der Eurobaustoff umfasst Beschaffungsmanagement und Zentraleinkauf, Spezialisierung in sieben Fachgruppen, Vertriebskonzepte, Logistik einschließlich Bevorratung in sechs Zentrallagern, Planung, Marketing und Werbung, Aus- und Weiterbildung, Finanzdienstleistungen, IT und Kommunikation und Warenwirtschaft.

Bei der Unternehmensmarke fährt die Eurobaustoff eine zweigleisige Strategie: Zum einen fördert die Kooperation die gewachsenen Marken der Gesellschafterbetriebe, zum anderen wird die Dachmarke I & M Bauzentrum gepflegt. Im Bereich der Eigenmarken gibt es Prima (Baustoffe), Opus 1 (Farben, Lacke Lasuren) und Cerabella (Fliesen/Naturstein) eingeführte Alternativen zur Sortimentsgestaltung zur Wahl.
aus Parkett Magazin 05/16 (Wirtschaft)