Copa eG

Zwischen "Katastrophe" und Neubeginn

Auf dem Produktforum glatte Beläge hat die Copa erklärt, wie sie sich ihre Zukunft ohne Steffel und Jordan vorstellt. Sie steht vor einer harten Zäsur, kann aber langfristig an Bedeutung gewinnen.

Das Copa Produktforum ist eines der besten Veranstaltungskonzepte der Bodenbelagsbranche. Die Mitglieder und Lieferanten tauschen sich im zweijährigen Wechsel über textile und elastische/Hartbeläge sowie Zubehör aus. Jeder Hersteller hat lediglich ein paar Tische und wenige Roll-ups zur Präsentation zur Verfügung. An keinem anderen Termin im Verlauf des Jahres können die Führungskräfte aus Großhandel und Industrie derart konzentriert und ausführlich einen Abend und den ganzen darauf folgenden Tag miteinander arbeiten. Produkte werden gesichtet, Konzepte entwickelt, Kollektionen vereinbart und vor allem Kontakte gepflegt.

Dies wurde beim Produktforum glatte Beläge in Fulda allerdings überlagert von den jüngsten dramatischen Veränderungen innerhalb der Copa: Die beiden wichtigen Mitglieder haben der größten Einkaufsgemeinschaft des Bodenbelagsgroßhandels den Rücken gekehrt - die Steffelgruppe bereits zum 1. Januar 2016, Jordan wird Ende des Jahres folgen. Die Copa-Verantwortlichen rechnen damit, dass sich das Einkaufsvolumen von zuletzt 370 Mio. auf 333 Mio. EUR im Jahr 2016 verringern wird. Wenn Jordan 2017 wegfällt, dürften es nur noch rund 220 Mio. EUR sein - stattliche 40 % weniger als 2015.

Die Lieferanten stehen zur Copa

Der amtierende Geschäftsführende Vorstand Manfred Birkenstock und sein Nachfolger als Geschäftsführer Josef Führes gaben sich in Fulda allerdings kämpferisch und optimistisch: "Die ersten Reaktionen der Industrie sind positiv. Unsere Lieferanten stehen zur Copa."

Die Besucherzahlen in Fulda bestätigten das: 122 Mitarbeiter von 55 Lieferanten präsentierten sich und suchten den Kontakt zu den 59 Vertretern von 28 Copa-Großhändlern. Es gab spannende Neuheiten wie digital bedrucktes Linoleum von DLW und Forbo, ein neues 5 m-CV-Konzept von B.I.G, die homogene, aber PVC-freie Bahnenware "iQ One" von Tarkett als Linoleum-Alternative, eine Fußbodenheizung von der Rolle von Warmeo/Toms Wood, die Online-Rechtsberatung zum Festpreis von Advocado für Copa-Mitglieder oder beleuchtete Sockelleisten von Prinz.

Das beherrschende Produkt-Thema waren aber sicherlich Designbeläge. Sie werden kontinuierlich weiterentwickelt, ganz ohne PVC hergestellt oder basieren mittlerweile auf mineralischen Trägern. Unternehmensberater Karl-Heinz Scholz referierte während der Abendveranstaltung über die Bedeutung von Innovationen für die Branche (siehe auch Seite 32). Die am nächsten Tag vorgestellten Produkte waren zwar selten echte Innovationen; zeigten aber einmal mehr die Qualität der Lieferanten.

Auch die Entscheiderdichte bei Industrie und Copa-Mitgliedern belegt einmal mehr den hohen Stellenwert der Einkaufsgenossenschaft. Das konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihr eine Zäsur bevorsteht. Manche sprechen im Hinblick auf die Austritte von "Katastrophe" und "Verlust". Der neue Geschäftsführer Führes sieht den Einschnitt aber auch als große Chance für einen Neuanfang. Er ist seit Mitte Februar im Amt. Bis Birkenstock die Copa Ende August nach 28 Jahres verlässt, wird Führes von ihm eingearbeitet. In Fulda erhielt Birkenstock für sein großes persönliches Engagement und seine außerordentlichen Verdienste um die Copa in dieser langen Zeit bereits viel Applaus.

Josef Führes, der neue Mann, steht vor dem Hintergrund der jüngsten Ereignisse jetzt vor einer Herkules-Aufgabe. Nach außen muss das Verhältnis zu den Lieferanten neu justiert werden. Die Industrie ist immer häufiger unzufrieden mit der Effektivität und Qualität der Kollektionsarbeit der Genossenschaft. Abfällig wird deswegen hinter vorgehaltener Hand auch schon mal vom reinen "Rabattsammel-Verein" gesprochen.

Das führt zum zweiten Problemfeld: der internen Zusammenarbeit. Sie hat gelitten. Immer weniger Mitglieder beteiligen sich an den Copa-Kollektionen. Steffel und Jordan hätten gemeinsame Konzepte und Ideen blockiert, heißt es aus dem Vorstand. Vereinbarungen seien nicht eingehalten worden. Am Ende habe die Basis für eine vertrauensvolle und ehrliche Zusammenarbeit gefehlt. "Es ist jetzt die Aufgabe aller verbliebener Mitglieder, dieses Fundament wieder aufzubauen, damit wir wieder zu einem echten Miteinander kommen, das allen Mehrwert bietet", so Führes. Dazu wiederum müsse man wesentlich schneller werden bei internen Abläufen und Entscheidungsprozessen.

Dabei helfen soll ab Juli 2016 Lutz Klasterka. Der Nachfolger von Katharina Pas, die zu Jordan gewechselt ist, war u.a. bereits für Tarkett, Egger und Witex tätig. Er wird zuständig sein für Produktmanagement, Marketing und Einkauf.

Die Copa will in Zukunft vor allem die Kollektionsarbeit verbessern. Der erste Schritt ist eine gemeinsame CV-Kollektion, mit der Möglichkeit für die Mitglieder, 50 % mit individuell ausgesuchten Produkten zu bestücken. Dazu gab es bereits einen Workshop unter der Leitung von Josef Führes.

Der will zudem den Mitgliedern mehr Dienstleistungen aus der Zentrale anbieten. Schwerpunkte liegen auf Fort- und Weiterbildung von deren Mitarbeitern. "Die Hauptkundschaft der Copa-Mitglieder, die Handwerker, hat sich verändert. Den klassischen Raumausstatter oder Bodenleger gibt es immer seltener. Der mobile Verarbeiter, der von seiner Ausbildung her aus ganz unterschiedlichen Richtungen kommt, wird wichtiger. Deswegen muss sich die Copa in Zukunft auch ändern", unterstrich Führes den großen Veränderungsdruck.

jochen.lange@snfachpresse.de


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Aufsichtsratsvorsitzender: Martin Geiger
Geschäftsführender Vorstand: Manfred Birkenstock
Geschäftsführer: Josef Führes
Gründung: 1964
Mitglieder: 52 Großhändler mit 195 Standorten und 3.600 Mitarbeitern, davon 590 im Außendienst
Vertriebsgebiete: Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Schweiz
Einkaufsvolumen 2015: 370 Mio. EUR
Verkaufsumsatz Bodenbeläge/Zubehör: 1,1 Mrd. EUR
aus BTH Heimtex 05/16 (Wirtschaft)