Innungen Hamburg und Schleswig-Holstein gründen gemeinsamen Fachverband

Der Norden zieht an einem Strang


Gemeinsamkeit macht stark: Die Innungen Parkett und Fußbodentechnik aus Hamburg und Schleswig-Holstein haben einen übergeordneten Fachverband gegründet, der ihre Interessen bündelt und vertritt - ohne dass die ursprünglichen Innungen aufgelöst wurden. Zum ersten Vorsitzenden des jungen Fachverbandes wurde Sönke Stoltenberg gewählt, zu seinem Stellvertreter Frank Pielot.

Ein Modell, das Schule in der Innungslandschaft der Parkettbranche Deutschlands machen könnte, haben die beiden Organisationen aus Hamburg und Schleswig-Holstein verwirklicht: Sie haben einen übergeordneten, gemeinsamen Fachverband gegründet, der die Schlagkraft und die Außenwahrnehmung stärkt. Das könnte gerade für kleine Innungen sinnvoll sein. So sehen es auch Vertreter des Zentralverbandes Parkett und Fußbodentechnik und empfehlen, dem norddeutschen Vorbild zu folgen. "Es wird nicht immer einfach sein, verschiedene Charaktere und Interessen zusammenzuführen", meint Sönke Stoltenberg, frisch gewählter Vorsitzender des Fachverbandes Nord. "Aber das ist uns im Norden beispielhaft gelungen. Wir sind eine große Familie geworden. Trotzdem bleiben die alten Innungen bestehen und nehmen auch noch bestimmte Aufgaben wahr." Dazu gehören öffentlich-rechtliche Aufgaben und lokale Ausbildungsfragen. Außerdem, wie könnte es anders sein, spielen -finanzielle Begehrlichkeiten eine Rolle. Ungern verlieren Kreishandwerkerschaften eine Innung als Beitragszahler. Das würde nur geschehen, sollte sie sich gänzlich auflösen.

Deshalb haben Hamburger und Schleswig-Holsteiner auch keine komplett neue Innung gegründet, sondern ihre beiden Innungen in einem übergeordneten Fachverband zusammengeführt. Mit jeweils rund 45 Mitgliedern treten sie sich gleichberechtigt gegenüber. Die Kooperation ist keineswegs völlig neu. Seit gut zwei Jahren zieht man an einem Strang und hat bereits Jahresrechnungen für 2014 und 2015 erstellt, die am 18. Februar 2016 der ersten gemeinsamen Wahlversammlung zur Entlastung vorgelegt wurden. Demnach betrug das Vermögen des Fachverbandes Ende 2015 rund 70.000 EUR.

Neuer Vorstand formiert sich

23 stimmberechtigte Mitglieder, aufmerksam begleitet von 18 weiteren Gästen und Vertretern der Fördermitglieder Bona, Pallmann, Wakol, Jordan und Lägler, wählten zum 1. Vorsitzenden des jungen Fachverbandes den Schleswig-Holsteiner Sönke Stoltenberg. Aus Hamburg kommen sein Stellvertreter Frank Pielot und die Schatzmeisterin Kerstin Schmid-von-Böhlen. Mit Ausbildungsfragen betreut wurde Ralf Schnack. Vier Beisitzer und drei Rechnungsprüfer komplettieren die gewählte Führung des Fachverbandes Nord.

Nach außen hin werden die beiden norddeutschen Innungen also künftig mit einer Stimme auftreten. Auf der sozialen Ebene haben sie längst gemeinschaftliche Unternehmungen absolviert. Darunter Studienreisen nach San Marino, Mallorca und jüngst im März nach Lissabon. Für 2017 hat man Italien als Reiseziel ins Auge gefasst.

Wichtiges Ziel der Vorstandsmitglieder ist es auch, junge Kollegen in die Verbandsarbeit zu integrieren. Nicht ohne Grund haben Sönke Stoltenberg und der Beisitzer Karsten Krause bereits angekündigt, spätestens mit Ablauf ihrer fünfjährigen Amtszeit den Platz für Nachfolger frei machen zu wollen.

Die Sorge um drohenden Mitgliederschwund in Innungen kann aber auch der neue Fachverband nicht dämpfen. Schleswig-Holstein etwa hat zuletzt drei Mitglieder verloren, eines davon, weil dem Betrieb die Tarifpolitik des Zentralverbandes nicht passte. So bleibt die Hoffnung, dass die neue und größere Einheit des Fachverbandes attraktiver auf innungslose Betriebe wirkt, als die alten Regionalinnungen dies vermochten.
aus Parkett Magazin 03/16 (Wirtschaft)