Parkett, Laminat, Designbeläge und Kork auf der Domotex

Mehr als nur Eiche

Im Parkettbereich suchen immer mehr Anbieter den Weg heraus aus dem Massengeschäft mit der Eiche-Landhausdiele. Der Vielfalt des Angebots tut diese Entwicklung gut und es entstehen interessante Nischentrends. Zwei beherrschende Themen, die über Parkett hinaus auch auf Laminat und MMF- bzw. Designböden ausstrahlten, waren Musterverlegungen - allen voran das gute alte Fischgrät modern interpretiert - sowie matte, natürlich wirkende Oberflächen.

Auch wenn einige der ganz großen Branchenteilnehmer auf der Domotex in Hannover fehlten - exemplarisch genannt seien Hamberger, Parador, ter Hürne, Henkel-Thomsit, Bona, Tarkett und die starke österreichische Parkettriege von Tilo über Bawart bis zu Stia - war die Stimmung in den Hallen 7, 8 und 9 davon nicht beeinträchtigt. Die Zahlen der Messegesellschaft sprachen mit 45.000 Fachbesuchern von "einem der besten Ergebnisse in der Geschichte der Messe", was von den Ausstellern nicht ganz geteilt wurde, doch waren etliche zufrieden mit der Resonanz auf ihre Neuheiten.

Dennoch herrschte der Eindruck, dass weniger deutsche Besucher präsent waren, vor allem aus Süddeutschland, was dem Wintereinbruch mit Eis und Schnee geschuldet sein mag. Dafür sei Osteuropa sehr gut vertreten gewesen, resümierte Kährs-Geschäftsführer Robert Bieger, auch die Benelux-Länder. Zudem bevölkerten deutlich mehr Asiaten als 2015 die Gänge. Doch scheint sich eines immer mehr herauszukristallisieren: "Wer nicht international aufgestellt ist, hat auf der Domotex Probleme", wie Bieger klar formulierte. Ähnlich befand auch Classen-Marketingleiter Heinz-Dieter Gras: "Die Domotex bedeutet internationales Publikum." Für das Unternehmen bleibt Hannover unverändert eine Pflichttermin: "Wir treffen alle unsere Kunden hier, die wir sehen wollen und legen den Grundstein für die Geschäfte des Jahres."

Parkett: Andere Hölzer, besondere Muster, natürliche Oberflächen

Die Eiche in allen möglichen Ausführungen steht bei Parkett unangefochten an erster Stelle, gefolgt von der Ausführung Landhausdiele in möglichst großzügigen Formaten. Diese beiden festen Größen sind gesetzt - und offenbar gleichzeitig auch der Grund, warum so mancher Anbieter die ausgetretenen Pfade verlassen möchte. In den Mainstream-Segmenten tummeln sich viele Händler und Produzenten und der Preisdruck ist immens, nicht jeder kann und will hier mithalten. Das war an den Ständen der ausstellenden Unternehmen auf der Domotex in diesem Jahr häufiger zu hören. Hinzu kommt die zunehmend schwieriger werdende Rohstoffbeschaffung. Deshalb versuchen manche Anbieter, die Eiche durch andere Holzarten mit ähnlich robusten Eigenschaften zu ersetzen. Alternativ verwendete Hölzer sind außer Esche und Douglasie beispielsweise auch die durch ihre lange Lagerung im Morast sehr hart gewordene Moor-Ulme.

Andere Anbieter setzen wiederum auf seltenere Sorten wie Iroko, Merbau, Palisander oder Teak. Was die Herkunft und Verarbeitung der Hölzer betrifft, bietet die Mehrzahl der Unternehmen mittlerweile umfassende Sortimente mit PEFC- bzw. FSC-Zertifikaten an.

Die Rohstoffverknappung ist allerdings kein neues Thema. Schon vor sechs, sieben Jahren wurde orakelt, welches Holz (Esche?) wohl in der Lage sei, die Eiche zu substituieren ...

Renaissance des Fischgräts

Eindeutig rücken Musterverlegungen wieder stärker in das Blickfeld. An vielen Messeständen waren neu aufgelegte Fischgrätmuster zu sehen. Das lange Zeit aus der Mode geratene, traditionelle Verlegemuster erfährt auf breiter Front eine Renaissance. Die neuen Interpretationen verfehlen ihre zeitgemäße Wirkung nicht: Zu sehen waren Böden mit unterschiedlich langen und breiten Stäben, ungewöhnlichen Winkelungen, mit und ohne Fase sowie ausdrucksstarken Farbkombinationen.

Zu den Highlights zählte hier sicherlich Margaritellis Vorstellung der dreidimensional anmutenden Kollektion Natural Genius von der Designerin Patricia Urquiola. Ein technisches Novum hingegen ist das erste französische

Fischgrät mit Fold-down-Verriegelung des österreichischen Holzbodenherstellers Scheucher. Kährs will die Verlegung so bequem wie möglich machen und hat mit der Chevron Collection eine Einstab-Variante mit Fischgrät-Muster entwickelt, die in der Fläche täuschend echt wirkt - "die hohe Kunst der Parkettproduktion", wie das Unternehmen selbstbewusst verkündete. Tatsächlich bedarf es sehr scharfer Augen, um den Dielenstoß zu entdecken. Die begeisterte Resonanz auf der Messe zeigte, dass Kährs mit seiner Idee, die Fischgrät einen breiteren Zugang zum Markt eröffnet, richtig lag. Bauwerk hat seinem Erfolgsprodukt Formpark, dem Zweischicht-Stab, eine etwas kleinformatigere, dünnere und preisgünstigere Variante zur Seite gestellt und animiert mit Formpark Mini nicht nur zur Fischgrät-Verlegung, sondern auch zu anderen Mustern wie Leiter oder Würfel.

Bei Mazzonetto gab Fischgrät den Anstoß für eine ganz neue, ungewöhnliche Verlegeform: Aus der Spielerei eines Kunden, der bei einer Werksbesichtigung im italienischen San Giorgio in Bosco die Stäbe hin und her schob, die eigentlich für einen ungarischen Fischgrät produziert worden waren und sie dabei im Verband anordnete, entstand ein Muster, das Juniorchef Andrea Mazzonetto als Grundlage für ein neues Design nahm. Er arbeitete kleine Einleger in einer anderen Holzart zwischen die Elemente ein und ließ sich diese Idee schützen.

In die Rubrik ungewöhnliche Designs fallen ferner ein Tafelboden aus Exotenhölzern und mit integrierten Aluminiumelementen von Design Parquet sowie aus alten Eichendielen gefertigte sechseckige Bodenelemente - Gebrauchspuren und Farbreste aus der früheren Bestimmung des Holzes machen jedes einzelne zu einem Unikat. Insgesamt rücke das Design wieder stärker in den Fokus, betonten viele Aussteller in Hannover, ebenso wie die Qualität der Böden.

Zurück zur Natur

Ansonsten geht die Tendenz klar in Richtung weniger Rustikalität und mehr Eleganz durch ruhigere Oberflächen. Nicht nur ein Anbieter fragte sich vor diesem Hintergrund, wo die Menge an entsprechender Rohware von makellosen Stämmen ohne Äste herkommen soll. Einen ganz eigenen Weg geht Bauwerk mit seiner neuen, einzigartigen Flow Edition. Was macht Bauwerk mit einem Sichtestrich? Fragte sich mancher Domotex-Besucher angesichts des Bodenbelages und des Betonmischers auf dem Stand der Schweizer - aber es handelte sich nicht um einen Sichtestrich, sondern "Parkett, radikal neu interpretiert". Konkret ist die neue Flow Edition ein Esche-Parkett, mit einer so homogenen Oberfläche, dass die Holzmaserung fast verschwindet und eine fließende Uni-Optik entsteht, die verblüffend einem mineralischen Boden ähnelt - sehr modern, sehr geschmackvoll, sehr urban und sicher für Architekten ein hochinteressantes Produkt.

Zugleich lautet das Credo "so natürlich und naturbelassen wie möglich". Als Neuheit präsentierten eine ganze Reihe von Ausstellern, darunter etwa Osmo, HKS und Fetim, Parkettböden mit natürlicher Rohholzoptik. Das Holz sieht nicht nur aus wie unbehandelt, es fühlt sich auch an wie frisch geschliffen. Zum Einsatz kommen für diesen Effekt entweder Lacke auf Wasserbasis (die auch Keramikpartikel enthalten können) oder matt eingestellte Hartwachsöle. Besonders perfektioniert hat diesen Look Boen mit seiner Live Pure-Oberflächentechnologie, die als eines von 60 wegweisenden Produkten von der Domotex-Fachjury ausgezeichnet worden und im Rahmen der Sonderschau Innovations@Domotex präsentiert wurde.

Einen prägnanten Kontrast dazu bildet das Vintage-Thema, das nach wie vor aktuell ist - auffällig gekittete Astlöcher und Kernrisse, kreisförmige Sägeblattspuren oder nach dem so genannten Treibholzeffekt künstlich gealterte Dielen verleihen den Böden ihren rustikalen, mitunter auch morbiden, aber sehr persönlichen Charme. Daneben gibt es neue, mit ungewöhnlichen Mitteln gestaltete Holzböden, ein Beispiel sind mittels Lasertechnik eingefräste Ornamentmuster.

Die Farbnuancen der aktuellen Kollektionen weisen vermehrt hellere Töne in grau und weiß auf. Vor allem graue Schattierungen Aber auch extrem dunkle, tief schwarz gebeizte Oberflächen halten neuerdings wieder Einzug in die Sortimente - ein aktueller Trend aus London, wie es auf der Domotex hieß. Das kann man auf die Spitze treiben wie Kährs, die den dunklen Boden auch noch mit Hochglanz-Oberfläche versehen.

Technische Weiterentwicklungen der in Hannover präsentierten Kollektionen betrafen dagegen in erster Linie Lösungen für eine schnellere Verlegung sowie für die Feuchtraumeignung, etwa von Hüma Parkett System überzeugend präsentiert. Denn auch in Badezimmern & Co. erfreuen sich im Premiumsegment Holzböden zunehmender Beliebtheit.

Laminat: Innovationen eröffnen neue Chancen

Die Laminatmärkte konsolidieren sich. Gerade in Westeuropa scheint der Zenit überschritten. Hier sei kaum noch Wachstum zu erwarten, sagen große Marktteilnehmer. Ein Grund ist, dass Laminat mit am stärksten unter den aufstrebenden Designböden jeglicher Couleur leidet; wobei sich diese Einschätzung vor allem auf die D-A-CH-Region bezieht, die gerade die "Hochburg" für diese Produktgattung darstellt. Hier spielt die Musik für LVT & Co. und hier verliert Laminat derzeit auch am meisten an Boden. So schrumpften 2015 die Laminatverkäufe des europäischen Branchenverbandes EPLF in Westeuropa zum wiederholten Mal in Folge und zwar um knapp 10 % auf 254 Mio m2.

Den Weltmarkt für Laminat schätzen Branchenkenner wie Frans de Cock von Mohawk aktuell auf 900 Mio. m2. Positive Tendenzen für Laminat westeuropäischer Herkunft (das immerhin 78 % aller weltweit vermarkteten Produkte ausmacht) zeigten sich dabei laut der Zahlen des EPLF im vergangenen Jahr in Nordamerika, wo die Euro-Schwäche gegenüber dem US-Dollar und die Formaldehyd-Problematik bei chinesischen Produkten die Importe aus Europa begünstigten. Auch in Asien, speziell in China und Hongkong, war europäisches Hochwertlaminat gefragt und konnte gegenüber den heimischen Erzeugnissen Marktanteile gewinnen.

In Osteuropa gelang es den EPLF-Mitgliedern trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation, den Umsatz nicht nur zu halten, sondern sogar leicht auszubauen. Hier werden künftig auch gute Chancen gesehen, speziell in den Märkten, die früher CV-Beläge bevorzugt haben und nun auf Laminat umschwenken. Das sind beispielsweise die Balkanländer und das ist auch Russland. Kurzfristig bleibe der volatile russische Markt schwieriges Geläuf, aber mittel- und langfristig erwartet die Laminatdustrie dort sehr gute Wachstumsmöglichkeiten. Nicht umsonst hat der EPLF die "Russland Task Force" initiiert, die den Weg für hochwertige Laminatböden bereiten und verhindern will, dass minderwertiges Billiglaminat den Markt überschwemmt und das Image des Bodenbelages schädigt.

Und dann schweifen die Hoffnungen vieler in den Mittleren Osten, genauer gesagt in den Iran. Nach dem Ende des Embargos eröffneten sich in dem 80 Mio. Einwohner-Staat vielversprechende Perspektiven, hieß es auf der EPLF-Pressekonferenz. Damit stoßen die Laminathersteller übrigens ins gleiche Horn wie ihre Kollegen aus der Tapetenindustrie. Allerdings stellt sich zuvor noch die Frage, nach den Parlamentswahlen wie weit sich der Gottesstaat dem Westen öffnen und Reformen zulassen wird, die der Wirtschaft Auftrieb geben.

Die Laminatbranche lässt sich also nicht die Pferde scheu machen. "Auch wenn die Herausforderungen zunehmen, erwartet der EPLF für seine Akteure aus der westeuropäischen Laminatbranche weiterhin gute Geschäfte auf den globalen Fußbodenmärkten", sagte Verbandspräsident Ludger Schindler nachdrücklich auf der Domotex, getrieben durch "Innovationen in Optik und Technik, Qualität in Produkt und Service". Die technologische Entwicklung in der Bodenbelagsproduktion geht mit Tempo voran und eröffnet Laminatböden ein beträchtliches Potenzial für Weiterentwicklungen und Optimierungen. Vor allem die Digitaldrucktechnik bietet neue Spielräume mit kunden-individueller Fertigung in kleinen Losen und das auch noch kurzfristig und wirtschaftlich. Was alles möglich ist und sein kann, will der EPLF in einem kompakten "Innovationsforum Laminat" erörtern, dass die klassische Mitgliederversammlung ablöst. Die Veranstaltung soll die Basis für neue Denkansätze und Ideen schaffen, "damit der Fortschritt nicht zum Stillstand kommt."

Massive Kritik an Arbeitsentwurf des DIBt

Für Gesprächsstoff sorgte auf der Domotex das DIBt (Deutsches Institut für Bautechnik), das in einem Arbeitsentwurf versucht, die Ende 2014 vom Europäischen Gerichtshof gefällte Entscheidung zur Unrechtmäßigkeit des deutschen Ü-Zeichens zu umgehen. Unter dem Vorwand des Gesundheitsschutzes werden darin als Lösungsvorschlag Anforderungen aufgeführt, die sich von den harmonisierten EU-Normen unterscheiden und neue, nationale Zertifizierungsverfahren für Bauwerke in Gang setzen würden - statt einzelner Bauprodukte will das DIBt also "bauliche Anlagen" als Ganzes bewerten. Aber zur Bewertung von Gebäuden kann man nur über die Bewertung der einzeln eingesetzten Bauprodukte kommen...

"Da hält sich das DIBt alle Türen offen, um neben den europäischen Regelungen und über diese hinaus eigene Kriterien und Hürden zu schaffen - immer verbunden mit einer gewaltigen Bürokratie", kritisierten EPLF und MMFA (Verband der mehrschichtig modularen Fußbodenbeläge) scharf. Sie bezogen in einer gemeinsamen Erklärung Stellung gegen das Ansinnen des DIBt. Solche nationalen Alleingänge, wie es sie auch in anderen EU-Staaten gebe, torpedierten das politische Ziel eines einheitlichen Marktes. "Das DIBt beschreitet einen Weg, der den deutschen Markt für Bauprodukte radikal vom gemeinsamen EU-Markt abschottet und neue Wettbewerbsbeschränkungen erzeugt. Das wird massiv kostentreibende Auswirkungen zum Nachteil aller Marktpateien haben - für Bauherren und - unternehmen genauso wie für Nutzer, Mieter und Zulieferer." Beide Verbände halten den Entwurf zudem - wie schon das Ü-Zeichen - für nicht konform mit europäischem Recht, ebenso wie der Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V. (VHI), der sich eine rechtliche Prüfung vorbehalten hat.

Ruhiger, eleganter, natürlicher

Analog zum natürlichen Vorbild sind auch bei Laminat die Oberflächenbilder ruhiger und damit eleganter geworden. Sägeraue Effekte bleiben jedoch. Die klassische Landhausdiele in originalgetreuer Holzreproduktion erscheint in großzügigen Breit- und Langformaten, die den Räumen Weite verleihen. Häufig zu sehen sind daneben Vielstab-Optiken, die Zweistab- und Dreistab-Varianten mit Einstab-Ausführungen also Landhausdielen mischen. Dadurch entsteht eine lebendige, individuelle Anmutung. Und natürlich darf auch der neue Trend Fischgrät nicht fehlen.

Bei den Dekoren gibt nach wie vor die Eiche den Ton an, in einer breiten Vielfalt an Farben, Schattierungen und Ausprägungen. Daneben finden sich - eigentlich mehr als beim Parkett - andere Holzimitationen wie Fichte, Buche, Nussbaum, Ulme, Pinie und Esche. Oberste Maxime ist der authentische Charakter, der durch verfeinerte, technisch komplexe Produktionsverfahren immer weiter optimiert wird. Perfekte Synchronstrukturen sorgen dafür, dass auch die Haptik dem Original entspricht.

Neben dem Klassiker Holz liegen im Zuge des angesagten "Industrial Chic" Materialoptiken wie Beton, Stein oder Metall mit Used-Touch im Trend - auch diese möglichst naturgetreu wiedergegeben. Abgearbeitet, abgenutzt, zerkratzt soll der Boden wirken, mit dem Charme und der Patina des Gebrauchten. Farblich bleiben einerseits helle Grau- und Greige-Töne wichtig, andererseits bringen dunkle, warme Braunschattierungen, Schlamm und Graubraun eine behagliche Atmosphäre in den Raum. Ganz wichtig: Kein Glanz. Die Oberflächen sind matt und sehen häufig wie unbehandelt aus.

MMF- bzw. Designbeläge Vielzähliges und vielfältiges Angebot

In unserem Messekommentar im vergangenen Jahr hatten wir prognostiziert, dass der Boom bei Designbelägen im weitesten Sinne, unter die wir im Folgenden alle Produkttypen fassen, die modular aufgebaut sind und verlegt werden und eine wie auch immer gestaltete Oberfläche aufweisen, auch an den großen Holzwerkstoffherstellern und -verarbeitern wie Egger und den beiden Krono-Formationen nicht spurlos vorüberziehen wird. Und richtig: Egger stellte in diesem Jahr seine Neuentwicklung "Design + Flooring" vor, einen 5 mm starken Mehrschichtboden mit UWF-Träger (Ultra Wood Fibre) und einer 0,3 mm Nutzschicht aus thermoplastischem Polyurethan und will damit den Schritt "vom Nischenanbieter zum Marktführer bei holzwerkstoffbasierenden Fußböden" vollziehen.

Mit Macht - und viel Geld - in den Markt hineingestoßen ist bereits 2014/2015 Unilin. Ohne viel Federlesens stellte die Muttergesellschaft der Belgier, der amerikanische Bodenbelagsriese Mohawk, die Mittel für ein eigenes komplett integriertes Werk samt eigener Designentwicklung in Wielsbeke bereit. 2015 wurde die erste LVT-Kollektion vorgestellt, bei deren Produktion Unilin von den Erfahrungen aus der Laminatfertigung profitiert. So ist beispielsweise die schonendere flache Herstellungsweise der LVTs, die Spannungen in den Produkten vermeidet und Risse in den Glasfasern verhindert, ein Erbe aus dem Laminatbereich. 2015 übernahm Mohawk zudem die belgische Gruppe IVC mit starker LVT-Kompetenz. Bis 2017 pumpen die Amerikaner weiteres Kapital in den Bereich: IVC errichtet zwei neue Produktionsstätten in Belgien und den USA und soll damit nur seine Kapazitäten auf rund 60 Mio. m2 mehr als verdoppeln.

Auch aus dem Ausland lockt der Megatrend von LVT & Co. immer mehr Anbieter an - nicht nur aus Asien, sondern auch aus den USA. Zum Beispiel die amerikanische Vertex-Gruppe, die sich in Europa mit ihren LVTs und der Marke Aspecta etablieren will und dafür leistungsfähige Distributoren sucht. Mit HWZ International wurde für die D-A-CH-Region ein starker Vertriebspartner gefunden, nun sucht man noch einen weiteren für diesen Bereich. Zum ersten Mal auf der Domotex waren US Floors mit ihrem eigenentwickelten Produkt Coretec. Hinter dem Unternehmen mit dem patriotischen Namen steht ein Belgier: Piet Dossche. Er hat seine ersten Bodenbelags-Meriten in der Beaulieu-Gruppe verdient und wechselte 2002 mit der Gründung der eigenen Firma auf Unternehmerseite. Das "Herz" von Coretec ist ein neuartiger, zum Patent angemeldeter Träger auf Basis von recyceltem Holz, Bambus, Kalkstein und PVC.

Was ist neu? Was ist möglicherweise sogar innovativ?

Schon an diesen wenigen Beispielen merkt man, wie unübersichtlich das Marktsegment Designböden im weitesten Sinne ist. Stetig wachsend ist die Zahl der Anbieter, unüberschaubar die Angebotsfülle und schwer zu fassen die Vielzahl und Vielfalt der Konstruktionsarten. Nur wenige Insider verstehen noch die Zusammenhänge, Aufbauten, Abhängigkeiten und Lieferbeziehungen. Einer, der sich intensiv mit dem Thema beschäftigt, ist Branchenkenner Karl Heinz Scholz, selber Erfinder eines innovativen Fußbodens (Knauf One). Er hat sich gefragt. "Was ist neu, was ist möglicherweise gar innovativ? Oder macht am Ende nur ein clevere Marketingstrategie den Unterschied?"

Das Feld ist unendlich breit. Da gibt es klassische LVTs auf PVC-Basis zum Kleben (Dryback), lose schwimmend verlegt (Loose Lay) oder zum Klicken. Oder alternative elastische Varianten aus anderen Werkstoffen, zum Beispiel aus sogenanntem Bio-Polyurethan, das Raps- und Rizinusöl enthält. Und natürlich verschiedene Oberflächenausführungen wie PVC-Folien, PP/PE-Folien oder Digitaldruck mit Lackversiegelung aus Acryl oder Polyurethan. Noch weiter ist das Spektrum bei den Trägerplatten, hier konkret bezogen auf Platten-Werkstoffe, die auch bei geringer Materialstärke zwischen 4 und 6 mm mit einem mechanischen Verriegelungssystem ausgerüstet werden können.

Scholz hat sechs Gattungen identifiziert, die im Wesentlichen die Angebotspalette der mittlerweile ca. 80 Lieferanten in Deutschland bestreiten:

•PVC-Trägerplatten
•HDF-Trägerplatten
•Mineralische Trägerplatten
•Kork-Trägerplatten
•WPC-Trägerplatten
•MPC-Trägerplatten

Nach seiner Einschätzung stellten extrudierte PVC-Träger den Hauptanteil der Träger bei LVT dar, vorwiegend sind es asiatische Produktionen. Bei Belägen aus europäischer Fertigung hätte sich dagegen für die PVC-Träger die Doppelband-Technologie aufgrund der besseren Dimensionsstabilität durchgesetzt. PVC-Träger seien nicht nur die kostengünstigste Lösung, sondern auch wasserfest und sehr robust.

Weit verbreitet seien auch HDF-Träger, sowohl mit LVT-Deck, PVC- oder PE/PP-Folie sowie digital bedrucktem Kork. PVC-freie Designbeläge basierten derzeit fast ausschließlich darauf, meist in quellvergüteter Ausführung, um auch den Einsatz in Küche und Bad zu ermöglichen. Die Holzwerkstoff-Industrie arbeite mit Hochdruck an "wasserfesten" Versionen mit einer Wasseraufnahme von unter 5 %.

Relativ neu sind mineralische Trägerplatten, bzw. MC wie Mineral Composit, meist aus Zement, wasserfest, unbrennbar und dimensionsstabil. In Verbindung mit PVC-freien Foliendecks oder digitalem Direktdruck lassen sich laut Scholz mit dieser Konstruktion hochwertige, PVC- und emissionsfreie Designböden herstellen.

Kork-Trägerplatten, CC wie Cork Komposit, bestehen aus hochverdichteten, wasserfest verleimten Verbund-Werkstoffen, überwiegend aus Kork-Schrot. Sie verfügen über eine hohe Elastizität, seien aber limitiert in der mechanischen Beanspruchbarkeit.

WPC-Trägerplatten vereinen thermoplastische Kunststoffe, meist PVC, und Holzfasern bzw. Holzmehl in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen. Diesen Typ hält Scholz für noch nicht ausgereift. Aus asiatischer Produktion bestehen sie zum größten Teil - bis zu 99 % - aus PVC und mineralischen Zuschlagstoffen mit geringen Holzbeimischungen.

Und MPC-Trägerplatten schließlich, Mineral Plastic Composit, enthalten neben einem thermoplastischen Kunststoff wie PVC, PP, PE, PET oder PU mineralische Zuschlagstoffe wie Kreide oder Talkum als Bindemittel. Als Vorteil nennt Scholz, dass diese Platten "relativ dimensionsstabil" und "in einem gewissen Maße auch wasserfest" sind, nachteilig ist ihr hohes Gewicht.

Noch ist völlig offen, welche Variante(n) sich letztlich langfristig am Markt behaupten. Beherrschende Themen sind dabei zum einen die Dimensionsstabilität, zum anderen die Feuchtigkeitsresistenz.

Kork: Neue Perspektiven

Damit Korkböden in der zunehmenden Konkurrenz durch LVT bestehen können, bringen die einschlägigen Anbieter die Pluspunkte des nachhaltigen und nachwachsenden Multitalents stärker als Argumente zum Einsatz. So propagierte Marktführer Amorim auf seinem Messestand "Mehr Komfort und Natürlichkeit durch Kork" und setzte dies bei verschiedenen Produkten um. Top-Thema war in diesem Zusammenhang der "grüne" LVT "Authentica by Wicanders", bei dem der PVC-Anteil deutlich reduziert wurde - zu Gunsten von Kork. "Damit schlagen wir nicht nur zwei, sondern gleich drei Fliegen mit einer Klappe", sagte Tomas Cordes, Geschäftsführer Deutschland. "Noch mehr Wohnkomfort, noch effektivere Dämmung und noch nachhaltiger durch weniger PVC."

Digital bedruckter Designkork spielt in der Oberflächengestaltung die Trends durch, die auch bei Parkett, Laminat und LVT dominieren: Graue Farbwelten, "Industrial Chic" mit Beton- und Zementanmutungen und warme Holztönungen.

Die typische Optik von Naturkork kennt jeder. Dass der kreative Spielraum hier noch gar nicht ausgereizt war, demonstrieren neue, spannende Ideen. Der venezianische Industriedesigner Antonio Bullo, der sonst eigentlich Fliesen gestaltet, schuf für Amorim drei Entwürfe, die die gewachsene Unregelmäßigkeit der Natur mit geometrischen Formen verbinden.

Und Zipse übertrug das Prinzip von Hochkantlamellenparkett auf Kork und stellt das Furnier aufrecht, wodurch ein sehr interessanter, moderner Look mit markanter Linienoptik entsteht. Oder lässt aus einem Stück Kork nahtlos ganze Elemente schneiden, "wie ein Filetstück".

Gespannt darf man sein, ob das Engagement von Hadi Teherani dem Korkboden Zuspruch bringt. Der international bekannte Architekt wird in Zusammenarbeit mit Amorim eine Kollektion entwickeln, die vor allem auf das Objekt zielt. "Kork ist viel zu lange unterschätzt worden", findet der Deutsch-Iraner und schwärmt: "Zum einen ist die Nachhaltigkeit dieses Universalmaterials unerreicht, zum anderen sind die spezifischen Eigenschaften für die vielfältigsten Aufgabenbereiche einzusetzen und in ihren Nutzungsmöglichkeiten noch gar nicht ganz erschlossen." Speziell in der Hotellerie sehen Amorim und Teherani, der nicht nur spektakuläre Gebäude entwirft, sondern auch Möbel, Küchen, Tapeten, textile Bodenbeläge, Parkett und Laminat, gute Perspektiven für Kork.

Während das Arrangement mit Teherani mehr in Richtung Objekt wirken dürfte, könnte eine weitere Kooperation Kork beim Endverbraucher stärker in den Blickpunkt rücken: Schöner Wohnen, die Wohnzeitschrift aus dem Hause Gruner + Jahr, will in ihre Interieur-Kollektion, die verschiedene Bodenbeläge, Stoffe, Tapeten und Farben umfasst, auch Korkböden aufnehmen. Gemeinsam mit Amorim sollen jeweils sechs Korkdekore und Druckdesigns ausgewählt und Ende 2016 auf dem Markt eingeführt werden.
aus Parkett Magazin 02/16 (Wirtschaft)