EUCA Annual General Meeting 2015 | EUCA Jahreshauptversammlung 2015

Lebhafte Diskussionen um die Imagepflege


Fast 20 Mitglieder waren gekommen, und alle hatten etwas zu den Diskussionen beizutragen: Die Jahreshauptversammlung 2015 des Importeursverbandes EUCA war ungewohnt gut besucht und lebhaft. Immerhin standen wichtige Themen auf dem Programm: Die Marktentwicklung und die Imagepflege des Teppichs, auch durch die neue Webseite des Verbandes.

Mit seinem Bericht über das Teppichjahr 2015 entfachte Ali Ipektchi, 1. Vorsitzende der EUCA, gleich eine lebhafte Diskussion. "Sinnvoll nutzbare Zahlen über die Marktentwicklung handgefertigter Teppiche bekommen wir leider nicht mehr", meinte Ipektchi. "Da kann man nur nach Gefühl gehen." Gefühl und Verstand sagen, dass heute in der EU weit mehr abgepasste Teppiche verkauft werden als noch vor zehn Jahren; gleichzeitig stürze der Durchschnittsbon ab. Dabei entwickle sich der moderne Bereich dynamisch, während der klassische stagniere.

Unternehmen wie Jan Kath, Rug Star und Rezvani sind in aller Munde; "wenn man den Medien glaubt, gibt es fast nur noch die." Dabei ist der Handknüpfbereich viel größer, aber laut Ipektchi "irgendwie stumm". Oder, konkreter ausgedrückt: "Wir müssen dringend etwas für Image und Marketing tun."

Dem Kunden den Weg zum Teppich weisen

Immerhin stehen die Vorzeichen besser denn je: Mehr und mehr junge Designer und Einrichter entdecken den traditionellen Knüpfteppich für sich. Megastar Adele singt in ihrem Video auf einem "echten Perser", und bei H&M in der Hamburger Innenstadt liegt ein handgefertigter Orientteppich. Eigentlich die perfekte Voraussetzung für eine rege Nachfrage der 20- bis 30-jährigen. Allein: Wo genau soll diese Kundengruppe hingehen, um einen "hippen" Handknüpfteppich zu kaufen? In Möbelhäusern und Fachmärkten könnten sie durchaus fündig werden. Allerdings lassen an zahlreichen Standorten Präsentation, Kundenansprache und Personal derart zu wünschen übrig, dass viele Teppichinteressierte sich dort nicht länger umschauen würden. Oder gar nicht erst ihren Weg dorthin finden. Wenn Möbelhäuser Werbung schalten, zeigen sie eher moderne Maschinenwebteppiche als traditionelle Knüpfteppiche - und vermittelt dadurch den Eindruck, dass es kaum etwas anderes gibt.

Mehr Information, weniger LUG

Ein "Zauberwort" ist in aller Munde: die Lagerumschlagsgeschwindigkeit, kurz LUG. Und die magische Zahl lautet drei, sprich: Ein Teppich sollte im Jahr mindestens dreimal umgeschlagen werden, heißt es. Das ist mit klassischen Knüpfteppichen nicht zu erreichen. Sehr viel mehr Menge zu sehr viel geringeren Produktionskosten schaffen natürlich die Maschinenweber. Und die sind auf dem Vormarsch; sie verdrängen sogar den Handtuftbereich, verdrängen sich immer stärker auch gegenseitig. Mit Aus- und Räumungsverkäufen kann und soll die Knüpfteppichbranche aber nicht dagegenhalten, denn: "Damit machen wir uns den Markt kaputt", meinte Dr. Ali Ipektchi. Es kann und muss einen anderen Weg geben. Etwa den, in Richtung Hochwert zu gehen und zwar weniger zu verkaufen, dabei aber höhere Gewinne zu erwirtschaften.

Zusätzlich will die EUCA im Internet über den handgefertigten Teppich informieren. Neutral, sachlich und ohne Händleradressen. Und mit vielen stimmungsvollen Bildern, die die Mitglieder zur Verfügung stellen, ohne dass ihr Name dabei genannt wird. Die Webseite: www.handgefertigte-teppiche.de.

Länderberichte - fällt der Duty Drawback in Indien weg?

EUCA-Mitglieder importieren aus allen wichtigen Herkunftsländern und berichteten auf der Hauptversammlung aus der ganzen Knüpfwelt - von A wie Afghanistan bis P wie Pakistan.

Afghanistan leidet stark unter den Unruhen im Land; Warenlieferungen seien unter den Bedingungen schwierig, berichtet Hermann Stölten von Ariana. An den Produktionsstandorten von Oritop wiederum macht sich laut Christoph Ziereis die politische Situation noch nicht bemerkbar.

China ist Peter Höge zufolge als Knüpfland nicht mehr erwähnenswert: "Die großen Manufakturen sind alle weg, in Europa gibt es keine Lager mehr für handgefertigte chinesische Teppiche." Andererseits sitze das Land an der Kunstgarn-Quelle und würde "innovative und günstige Garne" produzieren. In Sachen Maschinenteppich sei China also ganz weit vorn.

Indische Teppiche werden teurer: Dass der Euro der Rupie gegenüber stark an Wert eingebüßt hat, schlägt sich auf die Preise nieder. Außerdem fällt ab März/April 2016 vermutlich der Duty Drawback weg: Diese Zollrückvergütung durch die indische Regierung soll Kosten erstatten, die für die Einfuhr ausländischer Wolle aufgewandt wurden. Das haben einige indische Exporteure ausgenutzt und sich Zölle rückvergüten lassen, die sie in der Höhe gar nicht gezahlt haben - und jetzt steht das Programm vor dem Aus. Außerdem soll die indische Exporteursvereinigung CEPC das 500-Dollar-Sponsoring beenden, mit der bisher die Anreise zur ICE-Messe in Varanasi unterstützt wurde.

Was bringt das Ende des Iran-Embargos?

Im Iran ist die Marktlage schwierig, hieß es weiterhin. Die Nachfrage nach persischen Teppichen sei selbst im Inland zurückgegangen - wegen der hohen Lebenshaltungskosten. "Knüpfer gibt es genug, es hapert allerdings an der Infrastruktur", führte Amir Tahbaz aus. Offenbar denkt der Iran darüber nach, eine staatlich geförderte Messeorganisation ähnlich dem indischen CEPC ins Leben zu rufen.

Und wenn tatsächlich demnächst das Embargo für bestimmte Wirtschaftsgüter ausläuft, können auch wieder persische Teppiche in die USA eingeführt werden. Laut Erik Dilmanian planen amerikanische Aktionsverkäufer, demnächst in Hamburg auf Teppich-Shoppingtour zu gehen - weil in der Hansestadt die Lager voller persischer Teppiche seien.

Das Knüpfland Nepal setzt sich nach wie vor mit den Folgen des schweren Erdbebens auseinander. "Die Tufenkian-Manufakturen haben das Beben relativ unbeschadet überstanden", berichtet Norbert Preuß. Seit Anfang September laufe die Produktion wieder auf 100%, dabei habe man die Produktion der Custom-Size-Teppiche vorgezogen. Bordürenteppiche würden in Nepal kaum noch hergestellt, stattdessen geht es hier ausschließlich um Designerware, die das Land per Luftfracht verlässt - andere Transportwege sind blockiert.

Pakistan zeigt sich laut Djavid Mohammadi stark rückläufig. Der auf 50% angehobene Türkeizoll (siehe Carpet XL 3/2015) habe die Pakistaner "Kopf und Kragen gekostet".
aus Carpet Magazin 04/15 (Wirtschaft)