GEV: 3 Fragen an Geschäftsführer Klaus Winkels und Stephan Bülle, designierter Marketingbeirat

Emissionsarmut bleibt wichtiges Thema


Die Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte (GEV) wurde 1997 mit neun Mitgliedern gegründet. Heute umfasst sie 106 Mitwirkende, wovon die Hälfte aus Deutschland stammt. Mit dem Emicode gibt die GEV Verbrauchern, Planern und Handwerkern eine Orientierungshilfe bei der Wahl von Produkten mit niedrigen Emissionen.Neben Klebstoffen und Spachtelmassen werden auch Dichtstoffe, Unterlagsbahnen, Trockenkleber sowie wasserbasierte Parkettlacke daraufhin untersucht, ob sie flüchtige organische Stoffe an die Raumluft abgeben. Die GEV lässt die Produkte jährlich in Form von Stichproben durch verschiedene Prüfinstitute überwachen. FussbodenTechnik sprach mit GEV-Geschäftsführer Klaus Winkels und dem designiertem Marketingbeirat Stephan Bülle (Geschäftsführung Lugato) über aktuelle Themen.

FussbodenTechnik: Warum braucht die Bau- und Bodenbranche die GEV?

Klaus Winkels: Weil es die Entscheidung der Industrie ist, dem Markt emissionsarme Produkte zur Verfügung zu stellen. Das geht weit über das gesetzliche Maß hinaus. In ganz wenigen beschränkten Bereichen wie Parkett- und Bodenbelagsklebstoffen gibt es Zulassungskriterien, an denen man sich heute orientieren kann. Aber das, was die GEV mit den Emicode-Klassen geschaffen hat, gab es zu Zeiten der Gründung der Gemeinschaft noch nicht.

FT: Die Zahl der Emicode-zertifizierten Produktkategorien ist gewachsen. Würden Sie gerne noch weitere Produkte aus dem Innenausbau gewinnen?

Winkels: Unser Ehrgeiz geht nicht dahin, uns als Marketinginstrument besser zu positionieren, sondern etwas technisch Verlässliches aufzubauen und zu unterhalten. Wir werden dabei keine qualitativen Kompromisse eingehen, nur um bekannter und größer zu werden.

Wenn der Markt reif ist, wird er sich dahin entwickeln, aber das bedeutet in erster Linie, dass die Hersteller das wollen. Voraussetzung ist die Einigkeit einer bedeutenden Gruppe aus einem Produktsortiment darüber, sich der Einstufung und Überprüfung der GEV zu unterwerfen. Es reicht nicht, dass ein Hersteller ein gutes Produkt für ein aus Sicht der GEV neues Sortiment anmelden will.

Stephan Bülle: Wir verfolgen im Kern ein sehr technisches Anliegen: niedrigste Emissionen zu erreichen. Ein Unternehmen, das sich daran beteiligen möchte, muss auch willens und in der Lage sein, diesen Aufwand auf sich zu nehmen.

FT: Hat der Emicode noch irgendwo Schwächen, oder sind Sie mit dem aktuellen Stand vollauf zufrieden?

Bülle: Satt ist man ja nie. Die langfristige Frage wird sein, wie sich die Grenzwerte entwickeln. Was wird in 10, 20 oder 25 Jahren möglich sein? Es wäre schön, wenn noch mehr Produkte hinzukommen würden und wenn die internationale Ausrichtung wächst, aber das ist für uns nicht der eigentliche Erfolgsmaßstab. Wenn ein Unternehmen in mehreren Ländern Produkte anbietet, muss man in jedem Land Prüfverfahren durchlaufen. Da wäre es wünschenswert, wenn der Emicode die Orientierung über die Grenzen hinweg abbilden kann.

Winkels: Wir haben uns natürlich auch die Frage gestellt: Wo wollen wir besser werden? Das war der Anstoß zu sagen, wir müssen bei den verschiedenen Prüfinstituten für mehr Qualitätssicherung sorgen. Wir haben vor kurzem einen Kreis von Einrichtungen zusammengerufen, um Prüfergebnisse eines Orientierungsversuchs zu diskutieren. Der Fokus ist darauf gerichtet, dass man die Ergebnisse und die Schwankungsbreiten noch dichter aneinander heranführt. Die Prüfmethode in der Analytik hat sich zuletzt etwas verändert. Es bleibt bei der bekannten Kammerprüfung, aber man misst heute deutlich mehr als früher. Das ist die Art von Qualitätssicherung, die wir betreiben. Wir sind sehr zuversichtlich, dass uns das gelingen wird. Das wird uns aber sicher noch eine Weile begleiten.

Aktuell beschäftigen wir uns auch mit der Überarbeitung unserer Website. Da wir immer wieder Anfragen von Endverbrauchern erhalten, wird das Angebot für diese Zielgruppe erweitert. Im Frühjahr 2016 soll der Relaunch fertig sein.


GEV Daten und Fakten
Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte (GEV)
RWI-Haus
Völklinger Straße 4
40219 Düsseldorf
Tel.: 02 11 / 6 79 31-20
Fax: 02 11 / 6 79 31-33
info@emicode.com
www.emicode.com

Geschäftsführer: Klaus Winkels
Mitglieder: 106 plus 6 Fördermitglieder
Gründung: 1997
Produktgruppen: Klebstoffe, Spachtelmassen, Fugen- und Dichtstoffe, Unterlagsbahnen, Trockenkleber, Estriche, Parkettlacke und Fugenkitte für Parkett
Emicode-zertifizierte Produkte: knapp 4.500
aus FussbodenTechnik 01/16 (Wirtschaft)