Interview des Monats: Hilding Anders Deutschland, Nettetal

"Wir möchten, dass die gesamte Welt gut schläft


Der schwedische Betten-Konzern Hilding Anders gehört mit seiner Marke Jensen zu den Vorreitern des Boxspringbetten-Booms auf dem deutschen Markt. Für Jensen wie auch die anderen Marken des Konzerns gilt, dass man mehr als nur schöne Betten bieten möchte. Vielmehr steht der Schlafkomfort in der Priorität ganz oben. Haustex besuchte Rolf Das, Leiter der Deutschland-Zentrale von Hilding Anders, am neuen Standort in Nettetal, um mit ihm über das Markenkonzept der Firmengruppe zu sprechen.

Haustex: Hilding Anders Deutschland hat seinen Firmensitz kürzlich von Oberhausen nach Nettetal verlegt. Haben Sie sich dort inzwischen eingelebt?

Rolf Das: So lange arbeiten wir hier noch nicht, erst seit Ende September. Aber wir können jetzt schon feststellen, dass der neue Standort für uns eine Verbesserung ist. In Oberhausen, direkt beim Centro, war die Lage zwar top, aber für uns doch recht unruhig. Hier in Nettetal ist es fast idyllisch und wir können ungestört unserer Arbeit nachgehen. Trotzdem liegen wir dicht an der A 61, und bis zum Flughafen Düsseldorf sind es auch nur 20 Autominuten. Wir haben hier also alles, was wir brauchen und obendrein noch die Möglichkeiten, uns räumlich auszuweiten. Insofern bin ich sehr zufrieden mit unserem neuen Standort.

Haustex: Welche Aufgaben erfüllt Hilding Anders Deutschland innerhalb des Konzerns Hilding Anders?

Das: Dafür muss ich kurz zurückblicken in die Zeit, als Hilding Anders europaweit zahlreiche Marken übernommen hatte. Dadurch war der Konzern häufig mit mehreren ähnlich gelagerten Marken in einem Land vertreten, die sich im Handel gegenseitig Konkurrenz machten. Es fehlte das gemeinsame, markenübergreifende Konzept. Unser damaliger CEO und heutiger Aufsichtsratsvorsitzende Anders Petterson hatte darum entschieden, dass die Gesellschaften sich unter dem Dach einer gemeinsamen Vertriebsgesellschaft gemeinsam stärken sollen, statt miteinander zu konkurrieren. Hilding Anders Deutschland betreut darum jetzt mehrere Marken, die im Markt klar gegeneinander abgegrenzt sind, sodass kein Kannibalisierungseffekt mehr zwischen ihnen auftreten kann.

Haustex: Welche Marken sind das?

Das: Begonnen habe ich bei der Marke Jensen, die ich in Benelux, Deutschland, Österreich und der Schweiz aufgebaut habe, mit einem Team in Holland für Benelux und einem in Deutschland für die DACH-Region. Diese Marke habe ich mit meiner Berufung zum Sales&Marketing Director und Prokuristen von Hilding Anders Deutschland mit eingebracht. Beide Teams sind jetzt in Nettetal unter Hilding Anders zusammengeführt.

Außerdem steuern wir von hier den Vertrieb der Marken Carpe Diem, Curem und Hilding, um Synergien für diese Marke zu erzielen. Diese vier Marken sind unsere wichtigsten Umsatzträger. Als strategische Marke führen wir außerdem Slumberland. Sie repräsentiert den angelsächsischen Boxspring-Typ, mit einer Obermatratze, in die der Topper integriert ist. Bei diesen Marken sind wir, anders als bei Jensen, aber nur für die Märkte Deutschland und Österreich zuständig.

Haustex: Welche Marken machten sich in Ihrem Portfolio ungewollt Konkurrenz?

Das: Jensen und Carpe Diem waren im Boxspring-Sektor sehr ähnlich gelagert. Eine meiner ersten Maßnahmen war darum eine eindeutigere logischere Positionierung und Differenzierung der beiden Marken.

Haustex: Wie haben Sie das erreicht?

Das: Beide Marken bieten zwar technologische Unterschiede, waren preislich im EK und VK aber sehr ähnlich aufgebaut. Gleichzeitig war Carpe Diem mit einer weniger guten Handelsspanne versehen als Jensen. Das Sortiment von Jensen habe ich darum so gestaltet, dass der Preiseinstieg etwas günstiger ausfällt. Auf der anderen Seite habe ich die Handelsspanne von Carpe Diem für den deutschen Markt angeglichen und etwas nach oben angepasst, sodass sich die beiden Marken preislich nicht mehr ins Gehege kommen. Unsere Top-Marke ist nun Carpe Diem, preislich darunter ist Jensen angesiedelt. Unsere Einstiegspreislagen bei Boxspring-Betten decken wir mit unserer Marke Hilding ab. So haben ich nun einen perfekten Markendreiklang, der vom Handel und den Verbrauchern auch verstanden wird.

Haustex: Wie drückt sich das in Preisen aus?

Das: Bei Carpe Diem beginnen wir für ein Doppelbett bei rund 6.000 Euro. Jensen beginnt im VK bei 3.000 Euro. Hilding-Boxspringbetten sind für ein jüngeres Publikum entworfen, sie bekommt man schon ab rund 2.000 Euro aufwärts. Dieser Preisaufbau funktioniert. Dadurch ist es uns in diesem Jahr erstmals gelungen, Carpe Diem gemeinsam mit Jensen zu verkaufen, sodass beide Marken im Handel jetzt einträchtig nebeneinander stehen.

Haustex: Ist damit auch der Vertrieb dieser Marken personell zusammengefasst?

Das: Genau. Bei Hilding Anders betreut ein Außendienstler die drei Marken Carpe Diem, Jensen und Hilding, teilweise kommt auch noch Curem dazu. Unsere Synergien reichen bis zur Logistik, denn bei Lieferungen kommen die drei oder vier Marken aus dem gleichen LKW. Wir verfügen in Hamburg über ein Logistikcenter bei einem Speditionsunternehmen als Dienstleister, der die Lieferungen aus den verschiedenen Werken koordiniert und die Auslieferungen kommissioniert. Statt drei Vertretern kommt einer zum Händler, und statt drei LKWs auch nur einer. Das vereinfacht vieles.

Haustex: Wie viele Außendienstmitarbeiter hat Hilding Anders Deutschland?

Das: Wir arbeiten mit vier Außendienstmitarbeitern für Deutschland und Österreich, plus einem in der Schweiz. Daran sieht man auch, dass wir uns in den sieben Jahren, die wir in Deutschland am Markt sind, gut entwickelt haben. Man muss aber auch sagen, dass sich der Wettbewerb speziell für Boxspring-Betten in den letzten Jahren deutlich verschärft hat, im Angebot und preislich, sodass wir mit Jensen und Carpe Diem inzwischen einen härteren Wind spüren.

Haustex: Hat die Neuorganisation von Marken und Logistik Hilding Anders Deutschland in diesem Jahr schon einen Schub geben können?

Das: Ursprünglich wollte der Konzern in Deutschland den Volumenmarkt mit preisstarken Produkten bedienen. Davon sind wir mit unserer neuen Markenstrategie in diesem Jahr abgegangen und haben uns auf die hochwertigen Marken mit innovativen Produkten konzentriert. Mengenmäßig haben wir darum weniger abgesetzt als letztes Jahr. Aber trotz geringerer Stückzahlen konnten wir den Umsatz in diesem Jahr gegenüber 2014 deutlich steigern. Mit unseren Kernmarken Curem, Jensen und Carpe Diem konnte ich in diesem Jahr in Deutschland 38 Prozent mehr Umsatz machen. Insgesamt werde ich das Jahr mit einem guten zweistelligen Plus abschließen können. Unsere Markenstrategie kommt also im Handel gut an.

Voraussichtlich kann es uns in diesem Jahr zum ersten Mal gelingen, im Ergebnis eine schwarze Null zu schreiben; eine rote null ist aber auch noch möglich. Für das kommende Jahr gehe ich fest davon aus, dass wir einen Gewinn in der deutschen Gesellschaft erzielen werden.

Haustex: Wie steht der Hilding-Anders-Konzern wirtschaftlich da?

Das: Ich kann natürlich nur auf die offiziellen Zahlen eingehen, die der Konzern als Aktiengesellschaft veröffentlicht. Wir sprechen dabei von einem sehr gesunden Unternehmen. Der Umsatz konnte im letzten Jahr von 823 auf 917 Mio. Euro gesteigert werden, bei einem durchschnittlichen EBITDA von rund 13 Prozent. Der Konzern ist in 65 Ländern aktiv, beschäftigt rund 8.000 Mitarbeiter in 19 Ländern. Mit einem Marktanteil von 14 Prozent ist Hilding Anders in Europa der Marktführer. In diesem Jahr möchten wir im Umsatz prozentual erneut zweistellig wachsen und auch das EBITDA weiter verbessern. Mal sehen, ob es uns gelingt, die Schwelle von einer Milliarde Euro zu überschreiten.

Die Anfänge des Konzerns vor Jahren auf dem deutschen Markt und auf der Kölner Möbelmesse haben mir bei Jensen nicht unbedingt geholfen. Damals hatte man die Marktbedürfnisse in Deutschland nicht richtig eingeschätzt. Aber heute fahren wir eine andere, zielgerichtetere Strategie, und wie die Zahlen zeigen, sind wir auf dem richtigen Weg. Als gebürtiger Holländer, nahe der deutschen Grenze geboren, verstehe ich die Lebensphilosophie der Deutschen sehr gut. Sie schätzen eine solide, stetige Geschäftspolitik, auch wenn es auf diese Weise länger dauert, in einen Markt zu kommen. Ich bin auf jeden Falls sehr stolz darauf, in diesem Unternehmen mitarbeiten zu können und habe bei Hilding Anders Deutschland eine verantwortungsvolle Aufgabe bekommen.

Haustex: Ist Jensen nach wie vor die stärkste Marke bei Hilding Anders Deutschland?

Das: Ja, mit dieser Marke sind wir in Deutschland schon gut vertreten. Zahlreiche renommierte Möbelhäuser führen Jensen in ihren Filialen.

Haustex: Wie verfahren Sie bei Carpe Diem?

Das: Aufgrund der Hochwertigkeit der Marke gehen wir bei der Auswahl der Handelspartner für Carpe Diem im Vergleich zu Jensen sehr selektiv vor.

Haustex: Ursprünglich war es doch aber so, dass man mit Jensen den inhabergeführten Bettenfachhandel bedienen wollte.

Das: Das praktizieren wir auch weiterhin, aber seit längerem fahren wir mit dieser Marke zweigleisig und haben aus diesem Grund zwei Jensen-Kollektionen entwickelt. Jensen Supreme ist für den klassischen, großflächigen Möbelhandel konzipiert, Jensen Signature für Fachgeschäfte und kleinere Möbelhäuser. Konstruktion und Preisniveau sind vergleichbar, aber wir haben unterschiedliche Kataloge, unterschiedliche Stoffe und Kopfteile. So kommen sich die beiden Vertriebswege bei der Marke Jensen nicht in die Quere. Aktuell beliefern wir mit Jensen in Deutschland mehr als 100 Verkaufsstellen, und ich kann mir vorstellen, diese Zahl noch einmal zu verdoppeln, wenn wir jetzt in die kleineren Möbelhäuser gehen.

Haustex: Warum sind Sie davon abgerückt, sich mit Jensen auf den inhabergeführten Fachhandel zu konzentrieren?

Das: Ganz ehrlich? Nach schönen Anfangserfolgen im ersten Jahr ging es bei den Bestandskunden im Fachhandel nicht wesentlich voran mit den Umsätzen. Das lag auch daran, dass wir uns als Newcomer einreihen mussten hinter die langjährigen Lieferanten des Fachhandels. Also habe ich bei einem sehr guten Möbelhaus im Norden eine Fläche aufgemacht. Die Umsätze, die dort erzielt wurden, und auch heute noch erzielt werden, haben mir die Augen geöffnet, was wir mit Jensen im deutschen Markt erreichen können.

Haustex: Es soll allerdings auch Probleme in der Logistik gegeben haben, sodass der eine oder andere Fachhändler wieder abgesprungen ist.

Das: Das stimmt. Anfänglich haben wir in Deutschland ein paar Fehler gemacht und Lehrgeld zahlen müssen: Wir haben mit Agenten gearbeitet, die Logistik war nicht richtig aufgesetzt, die Verpackung stimmte nicht. Nach einem Jahr waren wir die ersten zwei Kunden wieder los, allein, weil die Logistik nicht gestimmt hatte. Aber nach einem Jahr war das geklärt.

Haustex: Welche Zielgruppen im Handel möchte Hilding Anders Deutschland ansprechen?

Das: Mit unseren preislich unterschiedlich positionierten Marken sprechen wir im Grunde den gesamten Bettenhandel an, vom Bettenfachhändler über den mittelständischen Möbelhändler bis zu den Großflächen im Möbelhandel. Für die Großfläche bieten wir auch Eigenmarken-Programme an. Jeder kann bei uns etwas für sich finden. Nur die Discounter nicht.

Haustex: Wie schätzen Sie den deutschen Markt für Schlafsysteme generell ein?

Das: Deutschland ist einer der schwierigsten Märkte weltweit. Das betrifft nicht nur Möbel. Der deutsche Markt ist sehr preisorientiert, auf der anderen Seite wegen seiner Größe aber auch sehr interessant. Allerdings ist Deutschland für das Schlafsegment nicht der größte Absatzmarkt in Europa, denn die Franzosen geben mit weniger Einwohnern mehr aus als die Deutschen. Das mag daran liegen, dass in Frankreich vielleicht die Bettgestelle, anders als in Deutschland, mit eingerechnet werden. Leider verfügen wir nur über sehr grobe statistische Daten zum Schlafmarkt in Europa. So gibt es zum Beispiel keine Zahlen über Produktion oder Absatz von Boxspring-Betten. Daher können wir nur schätzen, welchen Marktanteil Boxspring-Betten heute in Deutschland haben.

Haustex: Ihre persönlichen Einschätzungen scheinen allerdings recht gut zu sein. Bereits vor Jahren, als Boxspring eigentlich noch kein Thema auf dem deutschen Markt war, prognostizierten Sie für diese Art der Betten in Deutschland mutig einen Marktanteil von 20 Prozent. Inzwischen dürfte dieser Wert tatsächlich erreicht sein.

Das: Ja, wir schätzen, dass Boxspring-Betten heute insgesamt einen Anteil von 20 Prozent haben dürften. Die Möbelhäuser wachsen derzeit sehr stark mit Boxspring, verlieren aber im Matratzen-Segment. Bei den klassischen Matratzen-Händlern ist der Anteil von Boxspring-Betten aber eher klein, etwa bei zehn Prozent. Ich zähle dazu nicht nur die typischen Bettenfachhändler, sondern auch die Filialisten wie Matratzen Concord oder Dänisches Bettenlager. Ich glaube zum Beispiel, dass die aktuell gute Konjunktur bei Beter Bed, wozu ja auch Matratzen Concord gehört, darin begründet ist, dass die Leute dort die Matratzen kaufen, die sie bei den großen Möblern nicht mehr in dem Maße finden. Insofern hat eine Verschiebung im Markt stattgefunden, auch zulasten der Polsterbetten.

Haustex: Dieser Trend spielt Ihnen doch sicherlich in die Karten.

Das: Nur zum Teil. Denn Boxspring-Betten haben heute leider häufig ein großes Problem: Es gibt sehr viele Billigprodukte mit entsprechend schlechter Marge, im Gegensatz zu einem Schlafsystem, bestehend aus Matratze und Unterfederung. Ich habe einmal überschlägig nachgerechnet. Die GfK berichtete in der Haustex von 650.000 verkauften Boxspring-Betten im Jahr 2014. Ich gehe mal davon aus, dass es sich dabei um Einzelflächen und nicht um Doppelbetten handelt, denn sonst wäre der Marktanteil viel zu hoch. Dann komme ich für ein Boxspring-Bett mit zwei Liegeflächen auf einen durchschnittlichen Verkaufspreis von rund 1.600 Euro.

Wenn das stimmt, haben wir uns doch alle in den Fuß geschossen. Denn dann hat die Matratze für sich genommen im Schnitt einen Wert von etwa 350 Euro. Offenbar hat sich die Branche auf Boxspring-Betten gestürzt, ohne über Werte nachzudenken. Zum Vergleich: Bei Einzelmatratzen liegt das Hauptgewicht in Preislagen um 500 Euro. Diesen Wert mal zwei, plus zwei Lattenroste, dann bin ich schnell bei mehr als 1.600 Euro, ohne das Bettgestell dazu zu rechnen, das beim Boxspring ja auch mit dabei ist.

Wir müssen aufpassen, dass bei den Boxspring-Betten nicht das gleiche passiert wie bei den Latex-Matratzen. Sie hatten 2002 nach Stück einen Anteil von 12 Prozent, nach Wert sogar von 14 Prozent. Heute beträgt der Anteil noch etwa ein Prozent. Ich sehe den wesentlichen Grund für diesen Abschwung darin, dass man Latexkerne auf Wunsch des Handels immer billiger produziert hat, was sich natürlich auf die Qualität ausgewirkt hat. Dadurch war auf einmal das Vertrauen der Konsumenten in dieses eigentlich tolle Material weg. Ich warne vor der gleichen Entwicklung bei Boxspring-Betten.

Haustex: Worauf führen Sie es dann zurück, dass Hilding Anders sich mit seinen Marken hier jetzt so gut entwickelt?

Das: Ich glaube, es wird vom Handel honoriert, dass unsere Boxspring-Betten Qualität und echten Komfort bieten und nicht nur hübsch aussehen. Ein optisch attraktives Bett kann man leicht herstellen, aber letztlich kommt es doch darauf an, dass das Innenleben den Schläfern einen Mehrwert bietet. Wir möchten also, dass die gesamte Welt gut schläft. Das mag banal klingen, ist es aber nicht, weil wir tatsächlich den Schlaf unserer Kunden verbessern möchten. Bei 1.600 Euro für ein Doppelbett ist das unmöglich. Deswegen sehe ich auf den Bettenhandel bei Boxspring-Betten ein Problem zukommen. Denn die Leute werden mit einer Matratze für 350 Euro im VK auf Dauer nicht zufrieden sein.

Ich glaube darum auch nicht, dass sich der Gesamtanteil von Boxspring-Betten noch wesentlich weiter erhöhen wird. Dazu ist zu viel Mist im Markt, der die Endverbraucher enttäuschen wird. Wir haben diese Entwicklung auch in anderen Ländern wie Holland beobachten können, wo die Boxsprings schon mal einen viel höheren Anteil hatten. Auch dort wächst die Marke Jensen zurzeit sehr stark, weil sich der Kundenfokus dort allmählich wieder mehr auf Komfort richtet als auf die reine Optik.

Haustex: Wie erreichen Sie den Komfort bei den Hilding-Anders-Marken?

Das: Es ist nicht zuletzt schlicht die Qualität. Es nützt nichts, allein auf die Zahl der verbauten Federkerne pro Quadratmeter zu achten. Viel entscheidender ist die Form der Federn, deren Wirkung, die Güte des Drahtes und die Auflage der Matratze. Und bei mehr als 320 Federn pro Quadratmeter kann der menschliche Körper den Unterschied sowieso nicht mehr spüren.

Haustex: Woher wissen Sie das?

Das: Wir haben das in Blindtests erforscht. Bei den nicht motorisierten Jensen-Betten schläft man dafür auf drei Schichten Federkern, statt, wie allgemein üblich, auf zwei Schichten. Die Box besteht aus sieben Zentimeter hohen Federn im Rahmen, darüber verarbeiten wir Federn mit 12,5 Zentimeter Höhe. Und in der Matratze sind Federn mit einer Höhe von bis zu 16 Zentimetern, je nach Ausführung. Bei Jensen wie auch bei Carpe Diem verbauen wir grundsätzlich nur hochwertige Taschenfederkerne, nie Bonell- oder LFK-Federkerne.

Ein weiterer wichtiger Grund für das besondere Liegegefühl auf unseren Jensen-Matratzen liegt in der Abdeckung. Je mehr Schichten und Materialien für eine Abdeckung verarbeitet werden, umso weniger kommt die Qualität des Matratzenkerns und seine Punktelastizität zum Tragen. Das ist doch ganz logisch. Wir arbeiten darum bei unseren hochwertigen Jensen-Matratzen nur mit einer Latexabdeckung, um die Leistungsfähigkeit des Federkerns nicht einzuschränken. Bei den preiswerteren Artikeln sind es hochwertige Schäume. Ich sage immer: Je dicker die Matratzenabdeckung ist, umso geringer ist wahrscheinlich die Qualität des Matratzenkerns.

Haustex: Gilt das abgespeckte Konstruktionsprinzip auch für Matratzen bei Carpe Diem?

Das: Bei Carpe Diem setzen wir noch eins drauf, denn dort verzichten wir komplett auf eine Abdeckung in der Matratze. Stattdessen hat jeder einzelne Federkern seine eigene Latexabdeckung in der Tasche selbst. Das funktioniert natürlich nur, weil darüber ein Topper liegt, aber diese Kombination bewirkt ein wirklich einzigartiges Liegegefühl. Dieses Konstruktionsprinzip ist patentiert.

Haustex: Welche Rolle spielt das Good Nights Sleep Lab für den guten Schlaf, das Hilding Anders vor gut einem Jahr in der Schweiz eröffnet hat?

Das: Unser Sleep Lab unterstreicht den Anspruch von Hilding Anders, der Welt tatsächlich einen besseren Schlaf bringen zu wollen. Kein anderer Hersteller in Europa hat solch ein Schlaflabor.

Haustex: Was genau passiert dort?

Das: Die Entwicklung neuer Produkte erfolgt nach wie vor in den Unternehmen selbst. Im Labor erfolgt dann in einem weiteren Schritt eine Art Benchmarking aller Produkte, die konzernweit produziert werden. Dabei geht es um die Schlüssel-Parameter Ergonomie, Hygiene, Bettklima und Haltbarkeit. Wir arbeiten beim Schlaflabor mit dem unabhängigen Schweizer Ergonomie-Institut AEH zusammen, das dafür ein eigenes Testverfahren entwickelt hat. Nach Abschluss aller Tests werden die Ergebnisse analysiert, nach einem standardisierten System bewertet und unseren vier Prüfkriterien zugeordnet. Wenn unsere Anforderungen an das Produkt im Test erfüllt wurden, erhält es ein individuelles Leistungsprofil, das mit dem AEH-Prüfsiegel versehen wird. Aktuell nehmen wir uns nach und nach unsere Kernmarken vor. Bisher wurden Curem, Hilding und Bico getestet. Jensen befindet sich derzeit im Test.

Haustex: Welche Rolle spielt das Prüfsiegel?

Das: Es ist ein Gütesiegel, das dem Händler und den Endverbrauchern eine Orientierung darüber gibt, welche Eigenschaften die betreffende Matratze hat. Matratzen, die unseren Mindestanforderungen nicht entsprechen, werden nicht mehr verkauft.

Haustex: Bislang haben wir nur über die Boxspring-Technologie gesprochen. Führt Hilding Anders Deutschland auch Einzelmatratzen?

Das: Aber natürlich. Curem ist eine reine Matratzen-Kollektion, mit Kissen als Ergänzung. Wesentliches Merkmal dieser Marke ist die Verwendung des speziellen Visko-Schaums CureFeel, der auf einem Basiskern aus Kaltschaum ruht.

Demnächst wird es aber auch bei Jensen Einzelmatratzen geben. Der Grund ist ganz simpel: Wenn der Boxspring-Markt bei etwa 20 bis 30 Prozent liegt, dann würde ich als reiner Boxspring-Anbieter bei Jensen nur mit einem eingeschränkten Marktpotenzial kommunizieren. Ich möchte aber gerne 100 Prozent erreichen. Für den Verkaufsberater im Handel ist es außerdem viel besser, wenn er mit seiner Verkaufsstory innerhalb einer Marke bleiben kann, etwa für den Fall, dass ein Kunde zwischen der Boxspring-Technologie und einem herkömmlichen Schlafsystem mit Matratze und Unterfederung schwanken sollte.

Wir werden zwei Matratzen-Typen anbieten, Federkern-Matratzen für ein Boxspring-Inside-Einlegesystem und für normale Lattenroste. Wir haben uns sehr viele Gedanken darüber gemacht und getestet, wie die neuen Matratzen mit den jeweiligen Unterfederungen am Besten harmonieren. Schlafkomfort ist unsere Berufung, danach richten wir alle unsere Produkte aus. Diese Matratzen wurden natürlich auch in unserem Sleep Lab getestet und für gut befunden.

Haustex: Und wie ist es mit Latexmatratzen?

Das: Ich beobachte die aktuelle Entwicklung sehr genau und finde, dass Latex ein sehr interessantes Material ist. Es kann mit diesem Material auf dem deutschen Matratzenmarkt eigentlich nur aufwärts gehen, egal ob als Naturlatex oder in anderen Mischungen. Es gibt in diesem Bereich sehr viele interessante Neuentwicklungen, und da wir in unseren Boxspring-Betten sehr viel Latex verarbeiten, haben wir die besten Kontakte zu Latex-Produzenten.

Haustex: Wird es auf der Möbelmesse neben den neuen Jensen-Matratzen weitere Neuheiten geben?

Das: Das alleine reicht uns natürlich nicht. Es wird bei Curem ebenfalls eine neue Matratzengeneration kommen.

Außerdem werden wir bei Jensen unser sogenanntes Nordic-Bett völlig überarbeitet zeigen. Im Ursprung handelt es sich bei Nordic um ein typisch schwedisches Boxspring-Bett: Weil die Schweden sparsame Leute sind, ohne Kopfteil und mit einer zweilagigen Federkern-Matratze, praktisch Box und Matratze in einem. Nordic ist eine günstige Variante für den Preiseinstieg, aber schon mit einem sehr guten Liegekomfort. Um bei diesem Typ Bett etwas zu haben, worauf man das Laken spannen kann, wurde seinerzeit der Topper entwickelt, der darauf gelegt wird. Der Topper ist also eine schwedische Entwicklung, die inzwischen weite Kreise gezogen hat.

Um bei der niedrigeren Bauweise des Betts die Einstiegshöhe eines klassischen Boxspring-Betts zu erreichen, müssen die Füße des Nordic-Betts relativ hoch sein, sodass die Proportionen etwas ungewohnt sind. Da kommt kommt jetzt unsere neue Nordic-Kollektion ins Spiel, die ein viel schöneres und attraktiveres Design haben wird. Jetzt auch auf Wunsch mit Kopfteil. In diesem Bett sehen wir die Zukunft, es wird ein junges Publikum ansprechen. Darum werden wir es auf der Messe auch groß herausbringen.

Hilding Anders Deutschland - in Kürze
Hilding Anders Deutschland GmbH
Dülkener Straße5
41334 Nettetal
Deutschland
Telefon: 02153/952910
Internet: www.hildinganders.com/markets/germany/de

Verkaufs- und Marketingdirektor: Rolf Das
Mitarbeiterzahl: 12
Produkte: Boxspring-Betten, Matratzen, Nackenstützkissen, Bettrahmen.

Marken: Carpe Diem (carpediembeds.com/de/), Curem (www.curem.com), Hilding, Jensen (jensen-beds.com), Slumberland.

Vertrieb: Deutschland, Österreich, Schweiz (Jensen)

Konzern:
Hilding Anders AB
Östra Varvsgatan 4
21175 Malmö Schweden
Tel: 0046/40 665 67 00
Fax: 0046/40 665 67 01
E-Mail: info@hildinganders.com
Internet: www.hildinganders.com
CEO und Präsident: Christer Åberg
aus Haustex 12/15 (Wirtschaft)