Knutzen-Fachmärkte mit neuem Konzept

Wohnweltenbummel


Ein mutiger Schritt: Die norddeutsche Fachmarktkette Knutzen hat ihre knapp 30 Filialen komplett umgestaltet. Seit Kurzem kann der Besucher insgesamt 12 sehr unterschiedliche Wohnwelten erkunden - komplett mit Möbeln, Textilien, Tapeten und Teppichen. Unterstützt durch eine sehr ansprechende Internet-Präsentation im Wohnblog-Stil. Carpet XL hat die Vorzeigefiliale in Hamburg-Wandsbek besucht.

Man braucht nur eine Treppe (oder den Fahrstuhl) zu nehmen, und schon ist man auf Long Island. Inmitten heller Sand-, Himmel- und Wassertöne kommt entspannte Inselstimmung auf. Ein Schwarm kleiner Dekofische aus Metall ziert die Wand, am Boden strahlt ein heller Sisalteppich Ruhe aus. Die Mustertapeten in Blaugrautönen, die Korbgeflechte der Möbel: In diesem komplett eingerichteten Beispiel-Wohnzimmer ist alles perfekt aufeinander abgestimmt. Wer den nordisch-frischen Stil liebt, fühlt sich hier geborgen und inspiriert. In Norddeutschland geht das besonders vielen Menschen so, "darum ist Long Island unsere beliebteste Wohnwelt", erklärt Philip Hufe, Knutzen-Produktmanager für abgepasste Teppiche, Farben und Tapeten. Die Wohnwelten bilden den Kern des neuen Konzeptes, das die Fachmarktkette in allen Filialen eingeführt hat: stimmungsvoll eingerichtete Räume, komplett mit Möbeln, Heimtextilien, Tapeten und Teppichen.

Jeder Mensch ist anders; entsprechend tun sich bei Knutzen sehr unterschiedliche Wohnwelten auf: Dark Stories zum Beispiel, eine behagliche Einrichtungsvariante mit dunklem Holz und Leder. Oder Indian Summer mit warmen Gewürz- und Terrakottatönen - und dem entsprechenden Handwebteppich. City Loft wiederum repräsentiert die geradlinige urbane Moderne. Insgesamt zwölf Standardthemen wurden von einem eigens dafür abgestellten Team zentral entwickelt; die Umsetzung deckt sich in allen Knutzen-Filialen. Davon werden pro Standort je nach Größe etwa zehn Themen umgesetzt, hinzu kommen ein bis zwei zusätzliche "flexible" Welten, bei deren Gestaltung das Personal vor Ort mehr Spielraum zum Experimentieren hat. "Highlander" und "Scarlet" heißen sie in der Wandsbeker Filiale.

Und sollte Knutzen demnächst weitere Welten erschließen wollen, dann bietet sich eine ganz besonders an: die Kinderwelt. Denn Eltern geben mit Begeisterung sehr viel Geld für ihren Nachwuchs aus.

Beratung und Service rund ums Wohnen

Es macht Spaß, durch die Themenwelten zu wandeln, immer wieder Neues zu entdecken, sich inspirieren zu lassen. Und die frischen Eindrücke zwischendurch im hellen, gemütlichen Knutzen-Café bei einem Latte Macchiato sacken zu lassen. Einrichten ist ein sinnliches Thema, und so präsentiert Knutzen es auch. Klar, auf diese Weise lässt sich jeweils nur ein kleiner Teil des großen Angebots zeigen - der aber umso effektiver als auf Rollen oder Stapeln. Gut gelöst: Die offenen Regale der Wohnräume wurden mit farblich und thematisch passenden Tapeten-, Stoff- und Teppichbodenmustern bestückt. Das Gesamtangebot gibt’s in den Fachabteilungen im Erdgeschoss zu sehen.

Wer bei der Gestaltung der eigenen Räume Unterstützung braucht, findet sie direkt in den Wohnwelten. Dort helfen kompetente Beraterinnen und Berater gern bei der Planung und vereinbaren auf Wunsch auch Termine zu Hause beim Kunden. "Sehr viele Interessenten haben den Teppich zunächst nicht auf dem Schirm", weiß Einrichtungsberaterin Petra Haaf. "Ich zeige ihnen dann, wie viel wohnlicher ein glatter Boden mit Textilien wirkt, und meistens wird das gut angenommen." Zusätzlich zur Wohnberatung bietet Knutzen bis auf Maler- und Tapezierleistungen "alle Handwerksleistungen rund ums Wohnen" an: Das Unternehmen verfügt über ein eigenes Nähstudio und beschäftigt außerdem Bodenleger und Dekorateure.

Vom Fachmarkt zum Einrichtungshaus in rund zwölf Monaten

Die Wohnwelten bilden den Kern des neu entwickelten Konzeptes, das die Fachmarktkette Knutzen in allen knapp 30 Filialen vorstellt, an 25 Standorten in Schleswig-Holstein und Hamburg. Dabei hat jeder Standort die Möglichkeit, sich auf sein Umfeld und die Vorlieben seiner Kunden einzustellen. Zum einen durch die Produktauswahl, zum anderen durch Veranstaltungen, die die Verkaufsräume beleben, zum Beispiel Einrichtungsschulungen für Kunden.

In der großen Hamburg-Wandsbeker Filiale, gewissermaßen dem Knutzen-"Flagship Store", ist das Wohnwelt-Konzept seit November 2014 fester Bestandteil des Gesamtauftrittes, umgesetzt auf rund 2000 qm. Etwas über ein Jahr haben die umfangreichen Bau- und Umgestaltungsmaßnahmen gedauert, die das große Gebäude vom Fachmarkt in ein atmosphärisches Einrichtungshaus verwandelt haben. Ein mutiger Schritt. Wände wurden eingerissen, neue Gebäudeteile wurden angebaut, Abteilungen mussten mehrfach umziehen. Und das bei laufendem Betrieb: Die Knutzen-Filiale blieb durchgehend geöffnet. "Trotz der Bauarbeiten war die Frequenz höher als erwartet", berichtet Rainer Holstein aus der Teppichabteilung. Das liege wohl zum einen an der hohen Kundentreue. "Außerdem hat die Baustelle die Leute neugierig gemacht", ergänzt Philip Hufe.

Das Wandsbeker Haus gehört seit rund zehn Jahren zum Knutzen-Filialnetz. Davor war im Gebäude das alteingesessene Fachhandelshaus Eichtal mit starkem Bodenbelagsschwerpunkt untergebracht. Nach dessen Aufkauf wurde Eichtal der Knutzen-Unternehmensstruktur angepasst. "Eichtal" behielt man als Namenszusatz, der gleichzeitig die Lage der Filiale am Hamburg-Wandsbeker Eichtalpark beschreibt.

Klare Strukturen in den Fachabteilungen

Wer sich oben in den Wohnwelten hat inspirieren lassen, kann sich unten in den Fachabteilungen gezielt die einzelnen Produkte anschauen und speziell dazu beraten lassen. Auch hier legt Knutzen Wert auf stimmungsvolle Präsentation, vor allem aber auf eine klare Gliederung: Die Kunden sollen sich sofort intuitiv zurechtfinden, selbst wenn gerade alle Verkäufer in der Beratung sind.

Im Teppichbereich sorgen Shop-in-Shop-Systeme und erkennbar präsentierte Unterbereiche wie etwa die - modern interpretierte - Handknüpf-Schatzkammer und die Berber-Ecke für Struktur. Bei den Berbern hat sich das gleich in den Verkaufszahlen niedergeschlagen: Die hellen Marokko-Klassiker hatte man nämlich erst zwischen den Knüpfteppichen einsortiert, wo sie nicht weiter auffielen. "Aber kaum hatten wir sie zu einer eigenständigen Warengruppe zusammengefasst, zogen sie die Aufmerksamkeit der Kunden auf sich", berichtet Holstein. "Es gibt Sortimente, die gepflegt werden wollen, damit sie sich verkaufen. Der Berber gehört dazu."

Überhaupt ist der Handknüpfteppich bei Knutzen in Wandsbek ausgesprochen stark vertreten. Ein großer Flachbildmonitor an der Wand, der "Carpet Finder", bietet Einblick in die Bestände des Hamburger Importeurs Borhani. Entdeckt der Kunde dort seinen Wunschteppich, lässt der sich innerhalb kurzer Zeit beschaffen. Und darauf, dass sich Handwebteppiche auch in Norddeutschland gut verkaufen, deutet ein beeindruckend großer Paulig-Handwebshop hin. Wunschmaßprogramme, auch für Bordürenteppiche, werden stark genutzt, denn: "Obwohl Teppiche zur direkten Mitnahme nach wie vor einen großen Teil unseres Geschäftes ausmachen, werden individuelle Lösungen immer stärker gefragt", erklärt Rainer Holstein aus dem Verkauf. "Zumal auch die Wohnräume individueller werden und oft im Grundriss von den Standards abweichen."

Der Teppichbereich nimmt bei Knutzen Wandsbek eine beeindruckend große Fläche ein. Daneben kann man in der Filiale Gardinen, Tapeten, Bodenbeläge, Farbe und Accessoires kaufen - und seit etwa einem Jahr auch Möbel. Dabei ziehen die Fachberater in den einzelnen Abteilungen keine strengen Grenzen zwischen ihren Zuständigkeitsbereichen. Zwar hat jeder sein Spezialgebiet, doch gleichzeitig verfügen alle Mitarbeiter über ein sortimentsübergreifendes Grundwissen über sämtliche Bereiche. Sodass kein Kunde mit den Worten "Dafür bin ich nicht zuständig" abgewiesen wird.
aus Carpet Magazin 04/15 (Wirtschaft)