Hagebau: Gesellschafterversammlung in Wien mit großer Beteiligung

Zunehmende Internationalität sichert Wachstum


Rund 550 Teilnehmer wurden im Juni auf der Gesellschafterversammlung der Hagebau gezählt. Die Teilnehmerzahl lag damit deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Mit der Wahl des Veranstaltungsortes trug die Kooperation ihrer zunehmenden Internationalität Rechnung. Insgesamt waren Gesellschafter aus fünf Ländern nach Wien gekommen.

Die 1964 gegründete Hagebau Handelsgesellschaft für Baustoffe ist heute eine durch 364 rechtlich selbstständige, mittelständische Unternehmen im Fach- und Einzelhandel getragene Kooperation mit 1.666 Standorten in Deutschland, Österreich, Schweiz, Luxemburg, Frankreich, Belgien und Spanien. Der Auslandsanteil schlug zuletzt mit 618 Mio. EUR (11 %) zu Buche. Aktuell traten im Januar dieses Jahres zwei Gesellschafter aus Spanien dem Verbund bei.

Mit einem Nettoumsatz von 6,1 Mrd. EUR aller über die Hagebau Zentrale in Soltau bezogenen Waren und Dienstleistungen nimmt die Hagebau Gruppe 2014 einen Spitzenplatz in der Branche ein. Der Bereich Einzelhandel mit seinen Vertriebslinien Hagebaumarkt, Werkers Welt und Floraland in Deutschland und Österreich erzielte im Geschäftsjahr 2014 einen Netto-Verkaufsumsatz von 2,04 Mrd. EUR (Vorjahr 1,69 Mrd. EUR)

Holzhandel entwickelte sich am stärksten

Im Kerngeschäft Fachhandel hat sich die Sparte Holz 2014 am stärksten entwickelt. Das zentral fakturierte Einkaufsvolumen stieg hier um 7,6 % auf 738,6 Mio. EUR. Baustoffe legten um 0,2 % auf 2,93 Mrd. EUR zu Fliesen um 5,1 % auf 185 Mio. EUR. Insgesamt schlugen beim Fachhandel 3,85 Mrd. EUR (+7 %) zu Buche. Das aktuelle Geschäftsjahr kann dieses Rekordergebnis nur schwer toppen. Im ersten Halbjahr sank der Fachhandelsumsatz um 5,9 %, der Holzbereich rutschte um 3,4 % ab, nur Fliesen stiegen um 1 %.

Einzelhandel plant zusätzliche Standorte

Der Einzelhandel, dem mittelständische Unternehmen über die Hagebau-Tochter Zeus (Zentrale für Einkauf und Service) angeschlossen sind, ist mit den Marken Hagebaumarkt, Floraland und Werkers Welt im standortgebundenen B2C-Markt aktiv. Trotz geschwächtem Marktumfeld wird an einem diesjährigen Wachstumsplan von 2 % festgehalten. Das Rekordwachstum der Hagebaumärkte 2014 mit 31 Neueröffnungen und einem Plus von 22,8 % wird nicht zu erreichen sein. Bedarf sieht man bei den kleinflächigen Standorten. Die verzeichneten im vergangenen Jahr einen Zuwachs von 8,2 %. Bis 2020 will man die derzeit 105 Werkers Welt und Kompaktmärkte in Deutschland auf 200 Standorte ausbauen. Werkers Welt wird zudem noch im laufenden Jahr seinen eigenen Online-Shop erhalten.

Online-Geschäft und bessere Vernetzung

Das Onlinegeschäft "baumarkt direkt" (Joint Venture mit der Otto Group) lag im ersten Halbjahr 2015 leicht unter Plan. Hier sind neue Strukturen geplant: Eigenes Lager, eigene EDV und eigene Logistik sollen künftig das Online-Business stützen. Zudem will die Hagebau mit mehr Eigenmarken dem Druck von Industriemarketing und Online-Konkurrenten entgegentreten. "Der Kunde sucht Problemlösungen, keine Produkte", lautet die Erkenntnis.

Auch beim Ziel, den Platz unter den Top 3 der DIY-Branche zu festigen, spielt das Online-Konzept eine wichtige Rolle. "Cross Channel" nennt sich die Vernetzung, bei der jeder Kunde von einem Kanal zum anderen wechseln kann, ohne die Hagebau-Plattform verlassen zu müssen. Und obwohl dieses Prinzip noch nicht durchgängig realisiert ist, hat Hagebau schon den nächsten Entwicklungsschritt im Visier: Mit "Omni Channel", der Verschmelzung sämtlicher Wege des Kunden zum zentralen Dienstleistungs- und Einkaufsangebot.

"Die Struktur folgt der Strategie", umreißt der Vorstandsvorsitzende Hartmut Richter die weiteren Ziele der Hagebau Kooperation. Bis 2020 hat man sich anhand von sieben Eckpunkten ein fest umrissenes Konzept vorgenommen. Neben den schon erwähnten Bereichen IT, Omni Channel, Logistik, Konzentration auf Ertrag und Eigenmarken will man Synergien in Fach- und Einzelhandel, Lagerhaltung und Allianzen nutzen.

Systematisierung und Operationalisierung sind weitere Kernbegriffe. Richter: "Wir möchten die Standardisierung der Prozesse vorantreiben. Sonderwünsche, selbst wenn sie bezahlt werden, können wir uns nicht mehr leisten."
aus Parkett Magazin 05/15 (Wirtschaft)