Gesamtverband Textil und Mode

Exportzuwachs trotz Russlandkrise


"Die Zukunft ist textil": Ingeborg Neumann, Präsidentin des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie, blickt optimistisch in die Zukunft. Auf dem Außenwirtschaftstag, den das Bundeswirtschaftsministerium gemeinsam mit dem Gesamtverband in Berlin veranstaltete, diskutierten 200 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Verwaltung und Institutionen Anfang März wichtige Branchenthemen.

Deutschland ist Exportweltmeister für technische Textilien, die Textil- und Modeindustrie ist exportstark und international wettbewerbsfähig. Im vergangenen Jahr ist der Export der Branche im Vergleich zum Vorjahr von 24 auf 25 Milliarden Euro gestiegen. "Der Zuwachs von vier Prozent ist ein echtes Ausrufezeichen", kommentierte Ingeborg Neumann angesichts eines starken internationalen Wettbewerbs diesen Erfolg.

Er sei noch höher zu bewerten angesichts des in 2014 stark eingebrochenen Geschäfts mit Russland, nach der EU und den USA der drittstärkste Absatzmarkt der Branche. Nach einer Mitgliederbefragung des Gesamtverbandes exportieren 40 Prozent der Textil- und Bekleidungsunternehmen nach Russland.

Sie hatten in diesem Markt ausnahmslos Umsatzrückgänge zu verzeichnen, die teilweise mehr als 20 Prozent betrugen. Dennoch sei es der Branche gelungen, das abnehmende Russlandgeschäft auf anderen Märkten zu kompensieren.

2014 erreichte die deutsche Textil- und Modeindustrie insgesamt ein Umsatzwachstum von 2,1 Prozent und hat damit das Ergebnis von 2013 (-1,1 Prozent) deutlich verbessert. Für 2015 erwartet die Branche einen Umsatzzuwachs von etwa 1,5 Prozent. Gründe für den verhaltenen Optimismus liegen vor allem in den gestiegenen außenpolitischen Unsicherheiten, die die internationale Nachfrage nach Hightech-Textilien aus Deutschland schwanken lassen.

Plädoyer für TTIP


Nachdrücklich plädierte Ingeborg Neumann in Berlin für den Abschluss der Verhandlungen um das Freihandelsabkommen TTIP zwischen der EU und den USA: "Unsere Branche braucht einheitliche Standards und einen möglichst freien Handel. Wegfallende Zollsätze führen zu niedrigeren Preisen. Das dient sowohl den Verbrauchern als auch der Sicherung der Arbeitsplätze in Deutschland."

Seit Jahren engagieren sich viele Unternehmen der Branche für eine nachhaltige Produktion im In- und Ausland. Rund 60 Prozent der Unternehmen lassen sich zertifizieren, weitere 10 Prozent planen dies für die Zukunft. Da auch viele bereits heute nachhaltig produzierende Unternehmen die hohen Zertifizierungskosten scheuen, dürfte der Anteil noch deutlich höher liegen. Allerdings sei Nachhaltigkeit ein immerwährender Prozess, der nie zu Ende komme, betonte Ingeborg Neumann: "Wir wollen und müssen noch besser werden."

Als hohe Belastung für die exportstarke Industrie bewertet Ingeborg Neumann die Stromkosten in Deutschland. Sie sind teilweise doppelt so hoch wie in anderen Staaten. Deswegen plädiert die Textil- und Modeindustrie für eine alternative Finanzierung der Erneuerbaren Energien. Nur so könne die deutsche Industrie international wettbewerbsfähig bleiben.
aus Haustex 03/15 (Wirtschaft)