Fachverband Matratzenindustrie

"Wir müssen den Verbraucher zum Kauf anregen"


Essen. 2014 war ein sehr hartes Jahr für die Matratzen-Industrie, denn vor allem der Absatz von Matratzen brach im Vergleich zu den Vorjahreszeiträumen ein. "Das ist für uns unerklärlich, denn unabhängig von der Wirtschaftslage muss ja kontinuierlich einen Bedarf an neuen Matratzen beim Verbraucher bestehen", erklärt Dr. Ulrich Leifeld.

Das zweite Quartal 2014 war nahezu katastrophal. Erst im dritten Quartal setzte eine Erholung ein. Wenn der Absatz nicht stimmt, bleibt folglich auch der Umsatz schlecht. Es muss uns nachdenklich stimmen, warum es uns nicht gelingt, jene Personen in den Handel zu bekommen, die sieben bis zehn Jahre auf ihrer Matratze liegen oder deren Matratzen Liegekuhlen gebildet haben.

Trotz des insgesamt eher schlechten Geschäfts liefen zwei Bereiche besonders: Das sind zum einen Qualitätsmatratzen und zum anderen als Technologie die Federkerne. Letztere konnten vermutlich im Gewand der Boxspringbetten 2014 in Deutschland das Jahr ihres Durchbruchs feiern.

Nur darauf zu hoffen, dass sich die Marktsituation weiter entspannt, damit wir im kommenden Jahr wieder positive Entwicklungen verzeichnen können, reicht nicht aus. Zugleich müssen wir davon weg kommen, zu sagen "der Handel ist schuld" oder "die Industrie muss mehr machen", sondern wir sollten schauen, wo wir positive Impulse setzen können.

Alle gemeinsam müssten wir ein Interesse haben: den Verbraucher zum Kauf anzuregen und ihm kommunikativ zu vermitteln: "Jetzt ist es Zeit, die Matratze zu wechseln." Hier überlegen wir im Verband, wo wir ansetzen können, um gemeinsam mit allen Beteiligten in dieser Richtung aktiv zu werden. Das ist eine der Herausforderungen, denen wir uns stellen möchten.

Die weiteren Aufgaben, die sich für uns als Verband der deutschen Matratzen-Hersteller im Jahr 2015 stellen, bleiben vielfältig: Zu nennen ist beispielsweise das Thema der Definitionen, Richtlinien und Normen für die Produkte unserer Branche. Es geht darum, Begrifflichkeiten, aber vor allem auch Qualitätsanforderungen zu klären.

Damit können wir zu mehr Sicherheit beitragen, die nicht nur die Industrie sondern auch der Verbraucher benötigt, um sich in der Vielfalt auf dem Markt angebotener Schlafsysteme besser zurecht zu finden und Qualität identifizieren zu können. Auf der Verbrauchermesse "Heim und Handwerk" in München haben wir gerade wieder gespürt, wie verunsichert manche Kunden sind und gleichzeitig bereit, Geld zu investieren, wenn die Qualität stimmt.

Auch das Matratzen-Recycling bleibt für uns im Verband sehr wichtig. Im zurückliegenden Jahr haben wir vor allem daran gearbeitet, uns eine breite Wissensbasis zu erarbeiten und das Spannungsfeld möglichst genau zu beleuchten, dass sich zwischen politischen Zielen, rechtlichen Vorgaben, technischen sowie logistischen Möglichkeiten und Grenzen, wirtschaftlichen Erfordernissen und Verbraucherinteressen entfaltet.

Im neuen Jahr wird es darum gehen, unsere Mitglieder umfassend zu informieren, damit sie nicht übereilt falsche Entscheidungen treffen und nicht selbst Mitarbeiter abstellen müssen, um sich in die Tiefen des Themas einzuarbeiten. Hier soll das Wissen auch exklusiv bleiben, das heißt wir beabsichtigen nicht, alle Informationen zu veröffentlichen, denn der Mehrwert einer Mitgliedschaft in unserem Verband wird auch an solchen Projekten spürbar.

In einem nächsten Schritt werden wir aber auch mit anderen beteiligten Akteuren über Ansätze nachdenken, die alle diese Aspekte berücksichtigen. So können wir unsere Branche fit machen für die Zukunft des Recyclings. Dabei wollen wir auch über mutige und kreative Lösungen nachdenken und unsere Mitglieder dabei unterstützen, für sie gangbare Wege zu entwickeln.

Für alle Herausforderungen, denen wir uns in Zukunft stellen möchten, gilt aber: Nur mit starken Mitgliedern ist auch unser Verband stark, wird in der Branche gehört und kann sich für die Belange der deutschen Matratzen-Industrie einsetzen. Deshalb appellieren wir auch im Jahr 2015 an die namhaften Hersteller in Deutschland, sich in unserem Verband zu engagieren und unsere Arbeit zu unterstützen. Dann, davon sind wir überzeugt, können wir viel erreichen, was die einzelnen Unternehmen allein nicht erreichen können.

Unsere Branche wird immer bestehen, davon kann man ausgehen, denn solange es Menschen gibt, die liegen und schlafen möchten, werden Matratzen gebraucht. Wir haben ein sehr gutes Produkt. Nach fast zehn Jahren in der Geschäftsführung verstehe ich immer noch nicht, warum in der Möbelbranche Handel und Industrie mehr Energie darauf verwenden, sich ihren Anteil am Geschäft zu erkämpfen als gemeinsam den Verbraucher anzusprechen und einzubinden.

Die einfache Botschaft, "Nach spätestens zehn Jahren solltest du dir eine neue Matratze gönnen", wäre so leicht vermittelbar, wenn es eine übergeordnete Initiative gäbe, bei der alle mitmachen und erkennen würden, wir profitieren viel mehr, wenn wir zum Gelingen des Ganzen beitragen.

Leider gibt es immer noch zu viele, die ihr eigenes Süppchen kochen, und beim Verbraucher kommt - außer Werbung - nichts an kaufinitiierenden Botschaften an. Mein Wunsch wäre, dass wir das ändern, bewährte (Denk-) Schranken überwinden und jeder die Erfolge spürt.
aus Haustex 01/15 (Wirtschaft)