Vier Fragen an Karl-August Siepelmeyer

"Das Problem liegt bei den Verarbeitern"


BTH Heimtex: Wie kommen Profi-Anwender inzwischen mit den wasserbasierten Anstrichen zurecht?

Karl-August Siepelmeyer: Die Qualität und Verarbeitbarkeit von wasserbasierten Produkten ist gut bis sehr gut. Unsere Mitarbeiter sind konservativ, nach rund 40 Jahren mit Acryllacken auf dem deutschen Markt haben wir in der Vergangenheit viele Produkte ausprobiert, die werbemäßig ein Meilenstein in der Entwicklung waren, sich aber nach wenigen Monaten wieder vom Markt verabschiedeten. Eine gewisse Zurückhaltung ist daher verständlich.

Sind Maler bereit, sich auf die Werkzeuge einzulassen, die für die Verarbeitung der wasserbasierten Produkte entwickelt wurden?

Siepelmeyer: Auch hier greift eine konservative Grundhaltung in unserem Handwerk. Doch die Industrie liefert uns perfekte Schleif- und Streichwerkzeuge, mit denen wir haltbare, belastbare und gut aussehende Ergebnisse erzielen können. Problematisch sind immer noch Hochglanzflächen, hier müssen Spritzgeräte eingesetzt werden. Bei Lackierarbeiten im Innenbereich ist der Anteil der wasserbasierten Produkte stetig gestiegen und beträgt je nach Erhebung und Anbieter bereits mehr als 50 %.

Das Gesundheits- und Umweltbewusstsein verlangt nach schadstofffreien Produkten. Kommen Maler an den wasserbasierten Anstrichen überhaupt noch vorbei?

Siepelmeyer: Grundsätzlich sind Geruchsbelästigungen bei der Ausführung von Malerarbeiten nicht zu vermeiden. Im Privatbereich kommt es häufiger zu Fragen bezüglich des Einsatzes von Lösemitteln und der damit verbundenen Gerüche. Deshalb arbeiten viele Betriebe schon seit Jahren mit wasserbasierten Produkten, die sich sehr gut in diesem Bereich eignen.

Gibt es noch Schwierigkeiten im Umgang mit wasserbasierten Produkten?

Siepelmeyer: Es gibt keine Schwierigkeiten. Alle Werkzeuge, die ein perfektes Ergebnis ermöglichen, sind am Markt. Die Verarbeitung ist anders als bei lösemittelhaltigen, aber sie ist absolut beherrschbar. Wenn ein Kunde Hochglanzflächen bevorzugt, sollte ein Spritzauftrag erfolgen. Auch hier bietet die Industrie perfekte Lösungen, die Geräte sind vorhanden und seit Jahren erprobt. Nach vielen Jahres des Ausprobierens und Rückschlägen bietet der Markt hervorragende Produkte, die sich nur unwesentlich von der Qualität der lösemittelhaltigen unterscheiden. Das Problem liegt bei uns, den Verarbeitern, die sich manchmal ungern umstellen.
aus BTH Heimtex 09/14 (Wirtschaft)