IMM Cologne 2014

Die Renaissance der Gemütlichkeit


Die Kölner Möbelmesse IMM Cologne bietet Informationen, Inspiration und Ideen zu den Einrichtungstrends der kommenden Saison. Neben Heimtextil und Domotex ist die IMM Cologne die dritte bedeutende Messe des Jahres, auf der man sich über das informieren kann, was in Sachen Wohnen derzeit beim Verbraucher angesagt ist. Auch mit Blick auf die Teppiche kommt der Besucher nicht zu kurz. Sowohl im interessant gemischten Bereich "Living Interiors" in Halle 4, als auch in der High-End-Halle 11 waren zahlreiche Aussteller vornehmlich hochwertiger, moderner Teppiche zu finden.

Die auf der Messe zu beobachtenden Wohntrends sind durchaus gegenläufig: Einerseits stehen natürliche Materialien nach wie vor hoch im Kurs. Holz - von dunkler Eiche bis heller Birke -, Leder und auch Filz vermitteln ein Gefühl von Ursprünglichkeit und Nähe zur Natur. Entsprechend sind auch Naturtöne immer noch en vogue. Andererseits wollen es die Menschen auch gerne wieder bunt. Weiß wird zwar bleiben, ist aber auf dem Rückzug; stattdessen kommen Blau, Violett und Perltöne.

Der eigentliche Trend ist das Kombinieren an sich. Holz wird mit starken Farb-Akzenten in Kontrast gesetzt, unterschiedliche Hölzer kombiniert, Natur-Look mit bunt lackierten Kleinmöbeln aufgefrischt und mit offenkundig künstlichen Elementen und Materialien wie Hightech-Textilien, Plastik-Stühlen und futuristischen Strukturen konfrontiert.

Der Clash der Designkulturen geht sogar quer durch einzelne Möbel, deren Elemente fragmentiert und neu zusammengesetzt erscheinen - Verschraubungen, Verzahnungen, Materialcollagen und individuell wählbare Kombinationen verschiedener Polster-, Textil- und Farbqualitäten sind etwa bei Stühlen das ästhetische Merkmal, auch und gerade bei hochwertigen Produkten. Wer es noch origineller mag oder regelmäßig Flohmärkte besucht, versammelt um den Esstisch gleich eine Reihe völlig unterschiedlicher Stühle, Sessel und Hocker - Hauptsache kein Einheitsbrei. Und die Wohnwand - sie wird nochmals kleiner, ist aber mit viel Technik fürs Home-Entertainment ausgestattet - wartet mit farblich abgesetzten Akzenten auf, deren Platzierung auch schon mal frei gewählt werden kann. Zusammensetzung ist das Zauberprinzip individueller und individualisierbarer Möbel.

Heute verschreibt man sich nicht mehr auf Jahrzehnte ein und demselben Einrichtungsstil. So schnell und dynamisch wie das Leben inzwischen geworden ist, wird auch die Wohnung alle paar Jahre einmal umgekrempelt. Das bedeutet aber nicht, dass dann die alten Möbel einfach durch neue ersetzt werden. Die Lieblingsstücke bleiben erhalten, werden aber neu inszeniert oder aufgearbeitet. Nachhaltigkeit ist angesagt.

Und wenn es doch etwas neues sein soll, muss man dem Möbel nicht unbedingt ansehen, dass es gerade erst aus der Fabrik kommt. Individuelle Stücke oder solche mit Gebrauchsspuren - original oder mit Used-Optik auf Vintage getrimmt - vermitteln zumindest den Eindruck, als hätten sie eine Story zu erzählen. Die Parallele zum aktuellen Teppichtrend ist unübersehbar.

Unverkennbar ist auch der Trend zu einer "neuen Gemütlichkeit", dem sich selbst Designermöbel nicht entziehen können. Die angesagtesten Labels bieten Möbel und Ambiente zum Kuscheln an, scheuen sich nicht vor dekorativen Mustern oder traditionellen Formen - häufig aus den 1950er- und 1960er-Jahren - und holen fast vergessene Designerklassiker und Möbeltypen wie das Pappmöbel wieder aus dem Keller, um sie in neuem Glanz oder in neuem Street Art-Look erstrahlen zu lassen. Das Möbeldesign wird insgesamt weicher und emotionaler. Selbst die großen Premium-Marken sowie die progressiven, jungen Labels haben zunehmend Produkte mit weicheren, freundlich wirkenden Formen und Farben im Programm.
aus Carpet Magazin 02/14 (Wirtschaft)