Erfurt & Sohn setzt auf Vliesfaser, Innendämmung und Terrassendielen

Deutschlands bekanntester Wandbelagshersteller

Erfurt genießt bei Tapetenkäufern den höchsten Bekanntheitsgrad unter allen deutschen Herstellern. Das ergab eine Verbraucher-Befragung des Marktforschungsinstituts GfK im Auftrag des Wuppertaler Unternehmens. Trotz dieses Erfolgs konzentriert sich der Marktführer im Bereich Rauhfaser nicht allein auf Wandbeläge. Auch Terrassendielen und das zukunftsträchtige Feld Innendämmung gehören zum Sortiment. Mit dieser breiten Aufstellung sieht sich Inhaber Martin Erfurt gut gerüstet. Chancen sieht er zunehmend im Export.

Nach einem durchwachsenen Jahr 2013 mit letztlich stabilem Ergebnis ist Erfurt & Sohn zuversichtlich ins neue Jahr gestartet. "Die Talsohle ist durchschritten, im Wohnungsbau geht es wieder aufwärts", stellte der geschäftsführende Gesellschafter Martin Erfurt auf der Heimtextil fest.

Vor allem im Ausland sieht er noch Potenzial. "Unsere breite Aufstellung bietet uns neue Exportchancen", ist Erfurt überzeugt und präsentierte Neuheiten in den Bereichen Tapezieren, Energetik und Terrassenbau erstmals an dem überarbeiteten, mit zweisprachigem Informationsmaterial ausgestatteten Messestand.

Für Martin Erfurt wird 2014 weiter von anhaltender Konzentration im deutschen Handel geprägt sein. Er erinnerte unter anderem an den Verkauf der Großhandelssparte von Akzo Nobel. Im DIY-Bereich habe die Insolvenz der Baumärkte Max Bahr und Praktiker für Aufregung gesorgt. "Die sind als Kunden verloren gegangen." Jetzt rechnet er mit einer Beruhigung im Geschäftsfeld DIY.

Was das eigene Sortiment angeht, setzt das Unternehmen auf Tapeten, die dem Wunsch der Verbraucher nach wohngesunden Materialien entgegen kommen. In den Fokus rückt der Hersteller auch seine Innendämm-Produkte. "Hier wollen wir Marktführer werden. Der Bereich Energetik wird steigen", prophezeit der Firmeninhaber. Als drittes wichtiges Standbein stuft Erfurt die Bestwood-Terrassendielen ein, deren Sortiment um eine neue Einstiegsvariante erweitert wurde.

Umsatzpotential im Internet

Mit ihnen bewegt man sich im Geschäftsfeld Home & Garden und hier gibt es gute Zukunftsperspektiven, wie eine von Erfurt beim Marktforschungsinstitut GfK in Auftrag gegebene Verbraucherbefragung belegt. Demnach lag der Anteil dieser Warengruppe 2012 konstant bei 31 % aller Nonfood-Umsätze in Deutschland. Aber weil der Markt insgesamt kontinuierlich wächst, ergab sich ein Umsatzplus von 2 %.

Gleichzeitig zeichnet sich in den letzten Jahren eine spürbare Verlagerung der Umsätze ins Internet ab. Hier sind die Wachstumsraten im Nonfood-Segment insgesamt zweistellig und lagen zwischen 2010 und 2012 bei 14 bis 19 %. Home & Garden konnte zuletzt sogar um 22 % zulegen, sowohl weil der Markt insgesamt gewachsen, als auch weil die Warengruppe ihren Anteil am Online-Nonfood-Geschäft auf 17 % ausgebaut hat.

"Online ist noch viel zu holen", fasste Christian Koch von der GfK das Ergebnis der Studie zusammen. Nicht zuletzt, weil Verbraucher in nahezu allen beobachteten europäischen Ländern Einkaufen zunehmend als lästig empfänden.

Schon heute profitiert Erfurt von seinem hohen Bekanntheitsgrad, der sich seit der letzten GfK-Umfrage im Jahr 2005 von 60,6 auf aktuell 61,3 % gesteigert hat. Sehr zufrieden waren die Befragten mit der 150 Jahre alten Rauhfaser, mit der Erfurt Marktführer ist: 53 % gaben an, sich auch zukünftig dafür entscheiden zu wollen. Dabei spiele auch das wachsende Umwelt- und Gesundheitsbewußtsein eine Rolle. Konsumentengruppen wie die Lohas (Lifestyle of Health and Sustainability) seien in der Regel gut informiert über gesundheitlich bedenkliche Weichmacher in Tapeten, während 75 % der Tapetenkäufer bis 35 Jahre nach der Umfrage bisher noch nichts davon gehört haben. Deshalb rät die GfK Erfurt, die Natürlichkeit und Wohngesundheit seiner Rauhfaser- und Tapetenprodukte noch intensiver zu kommunizieren.

Neue Ideen für Holzpolymer-Werkstoffe

Bei der Heimtextil präsentierte Erfurt vier neue Strukturen im Sortiment Vliesfasertapete. Die neuen Trendvliese heißen Mesh, Crust, Plissé und Yarn. Auch für das Bestwood-Terrassensystem auf Basis von Holzpolymer-Werkstoffen gibt es Verstärkung. Die Massivdiele Basicline New mit geriffelter Oberfläche wird als neue Einstiegsvariante eingeführt. Sie kommt nach Angaben von Holger Manske, Leiter Marketing und Vertrieb, ohne Hohlkammern aus und verringert damit das Risiko, dass stehendes und gefrierendes Wasser das Material zerstört. Ausgestattet wird die Diele in Zukunft zudem mit der Easy Click-Verbindung.

Wie Martin Erfurt hervorhob, ist der Einstieg der Wuppertaler in die Herstellung von Holzpolymer-Werkstoffen durch die Übernahme von 50 % des Unternehmens Novotech vor fünf Jahren eine Erfolgsstory, die noch längst nicht zu Ende sei. Bereits 26 Mio. EUR wurden hier investiert, was ein jährlich rasantes Wachstum befördert habe. Erfurt überlege, das Material auch für weitere Zwecke wie die Herstellung von Lagerböden für Lkws und Betonschalungen am Bau zu verwenden.

Große Hoffnungen setzt Martin Erfurt in die Nachfrage nach Produkten zur Energieeinsparung; hier speziell die Innendämmung, denn Außendämmung sei nicht überall möglich. Auf der Messe präsentierte er das multifunktionale Produkt Erfurt-Klimatec für Wand und Decke. Es basiert auf einer Erhöhung der Wandoberflächentemperatur und sorgt bei geringer Dicke, wie nach der Novellierung der Energieeinsparverordnung zum 1. Mai 2014 möglich, für deutlich weniger Energieverbrauch. Nach Erfurts Angaben liegt das Potenzial für Innendämmung in Deutschland nach Berechnungen des WDVS-Verbands bei 350 Mio. m2. Mit dem neuen Produkt wendet sich das Unternehmen zunächst an Profi-Handwerker, später auch an den Vertriebskanal DIY. Das diffusionsoffene System eröffne Handwerkern ein neues Geschäftsfeld.

Im nächsten Jahr wird Erfurt nicht auf der Heimtextil vertreten sein, sondern auf die BAU nach München gehen. Man wolle seine Produkte abwechselnd auf beiden Messen präsentieren.
aus BTH Heimtex 02/14 (Wirtschaft)