14. Internationales BEB-Sachverständigentreffen in Schweinfurt

Heinz-Dieter Altmann übergibt Leitung an Simon Thanner

Als der Bundesverband Estrich und Belag sein Sachverständigentreffen im Jahr 2008 von Nürnberg nach Schweinfurt verlegte, hätte kaum jemand gedacht, dass bereits 2013 am neuen Standort die Kapazitätsgrenzen fast ausgeschöpft sein würden. Mehr als 260 Teilnehmer sorgten aktuell für einen beeindruckenden Rahmen. Zum letzten Mal lag die Themenauswahl bei dem scheidenden Obmann des Arbeitskreises Sachverständige, Heinz-Dieter Altmann. Im Mittelpunkt standen diesmal drei Themenkomplexe: "Bemessung, Feuchtegehalt und Ausführung von Fußbodenkonstruktionen", "Recht" und "Beläge - Absperren, Entkoppeln, Fugen und Rutschsicherheit".

Im Mai 2014 wird Heinz-Dieter Altmann den renommierten Arbeitskreis Sachverständige des Bundesverbandes Estrich und Belag 20 Jahre geleitet haben. In dieser Funktion hat er 2013 zum letzten Mal das BEB-Sachverständigentreffen moderiert, das vom Institut für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung (IBF) organisatorisch begleitet wird. Bei der 14. Ausgabe der Veranstaltung in Schweinfurt gab Altmann die Übergabe seines Amtes an den Sachverständigen Simon Thanner bekannt, der 2014 die Leitung des beliebten Branchentreffs übernehmen wird. Der Vorsitzende des Bundesverbandes Estrich und Belag, Heinz Schmitt, dankte Altmann für sein Engagement und überreichte ihm einen Präsentkorb.

FussbodenTechnik fasst ausgesuchte Vorträge in gewohnter Weise zusammen.

Dr. Rolf Diemer
Estriche mit
hohen Lasten -
Grundlagen, Planung,
Ausführungsprobleme

These: Dynamische Lasten erfordern eine höhere Dimensionierung von Estrichen.

Inhalt: Grundsätzlich ist der Planer bzw. Architekt für die Planung der Fußbodenkonstruktion verantwortlich. Das bedeutet, dass er die Estrichgüte, die Estrichdicke sowie erforderliche Fugen im Estrich in Abhängigkeit der auftretenden Einwirkungen auf den Boden festlegt. Referent Dr. Rolf Diemer von Chemotechnik Abstatt erläuterte, dass bei normal belasteten Estrichen DIN 18560 Teil 2 (für Estriche und Heizestriche auf Dämmschicht) und Teil 4, Tabelle 1 (Estriche auf Trennlage) Anwendung findet.

Das Problem ist aber, dass die in der Norm genannten Lasten als "praktisch ruhend" angesehen werden. Dynamische Lasten wie z.B. aus Fahrverkehr werden nicht berücksichtigt, obwohl sie höhere Anforderungen an den Estrich stellen. Als anschauliche Beispiele für solche dynamischen Lasten nannte Dr. Diemer Radlasten oder Kontaktpressungen, wie sie immer auftauchen, wenn in der Bauphase oder während der Nutzung z.B. Handhubwagen, Gabelstapler oder Teleskopbühnen zum Einsatz kommen. Um eine genaue Dimensionierung von Estrichen zu erlangen, braucht es mehr als die Angaben aus DIN 18560. Die Lösung findet man im Eurocode.

Der Eurocode ist ein europaweit vereinheitlichtes Regelwerk für die Bemessung und Berechnung von Bauteilen und Tragwerken. Nach den Grundlagen im Eurocode 0 ist "ein Tragwerk und Bauteil so zu planen und auszuführen, dass es während der Errichtung und innerhalb der vorgesehenen Nutzungszeit mit angemessener Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit allen Einwirkungen und Einflüssen standhält und die Gebrauchstauglichkeit erhält."

Liegen dem Planer objektspezifische Angaben zu den Flächen- und Einzellasten und Bemessungswerte zu dynamischen Einwirkungen vor, ist es sogar möglich, die erforderliche Dicke der Estrich- bzw. Betonplatten mit der FEM-Methode genau zu berechnen. Liegen objektspezifische Angaben nicht vor, orientiert sich der Planer an den allgemeinen Angaben im Eurocode 1 sowie dem dazugehörigen nationalen Anhang DIN EN 1991-1-1/NA. Natürlich muss der Planer auch mögliche Einwirkungen wie Schwinden oder Verformung des Estrichs bzw. thermische Ausdehnungen bei seinen Berechnungen im Blick haben, um die erforderliche Estrichdicke zu ermitteln.

Diemer demonstrierte mittels Schlagprüfung mit einem kleinen Hammer an einer Betonplatte, dass es keineswegs nur auf eine einmalige Belastung, wie fälschlicherweise von einem Sachverständigen durch Überfahren mit einem belasteten Gabelhubwagen zum Nachweis der Gebrauchstauglichkeit eines Estrichs praktiziert wird, ankommt, sondern dass die Dauerhaftigkeit gefragt ist. Die Betonplatte zerbrach nach wenigen leichten Schlägen.

Eine Bemessung eines Estrichs ist eine sehr komplexe Aufgabe, die der Planer meistens nicht selber bewerkstelligen kann. Er ist aber der Einzige, bei dem die Informationen zusammenlaufen (können), deshalb liegt die Bemessung in seinem Verantwortungsbereich.



Hans-Georg Dammann
BEB-Hinweisblatt:
Elektrofußbodenheizung
im Innenbereich

These: Die Leistung der elektrischen Fußbodenheizung muss auf den Bodenbelag abgestimmt sein: Keramische Fliesen dürfen bis 200 Watt/m2 belastet werden. Laminat nur bis 140 W/m2 und Parkett sogar nur bis maximal 100 W/m2.

Inhalt: Der Arbeitskreis Heizestrich hat ein BEB-Hinweisblatt "Hinweise zu elektrisch beheizten Fußbodenkonstruktionen im Innenbereich" veröffentlicht, das der Obmann des Arbeitskreise Heizestrich, Hans-Georg Dammann, vorstellte. Einsatzgebiete der elektrischen Fußbodentemperierung sind z.B. Badezimmer oder Wintergärten. Überall dort, wo sich der Wärmebedarf kurzfristig ergibt und das Heizungssystem schnell reagieren muss. Gewerbliche Anlagen, Ferienhäuser, Hotels und Kirchen, die nur zeitweise genutzt werden, sind mit einer elektrischen Fußbodenheizung oftmals kostengünstiger als herkömmliche Fußbodenheizungen. Die Vorteile bestehen auch darin, dass nur geringe Investitionen für die Anlage notwendig sind, da die Umwandlung von Strom in Wärme keinen großen technischen Aufwand erfordert und auch kein Frostschutz erforderlich ist, wenn die Anlage im Winter zeitweise nicht betrieben wird.

Ganz wichtig ist es, dass die Flächen je nach Bodenbelag mit unterschiedlichen Watt-Leistungen beansprucht werden dürfen: Eine keramische Fliese darf mit bis zu 200 Watt/m2 belastet werden. Laminat (bis 140 Watt/m2) und Parkett sogar nur bis 100 Watt/m2.

Nach DIN 18560 Teil 2 darf bei Elektrofußbodenheizungen die Temperatur im Bereich der Heizelemente im Estrich bei Calciumsulfatestrichen 55° C und bei Zementestrichen 65°C auf Dauer nicht überschreiten. Der Referent machte deutlich, dass diese Grenzwerte unproblematisch durch eine programmierbare Steuerung eingehalten werden können.



Bernhard Lysser
Schalldämmung im
Fußbodenbau -
Was taugen Entkopplungen und schwimmende
Konstruktionen?

These: Ein Handwerker darf sich auf der Baustelle nie auf Angaben in Produktdatenblättern verlassen, da es sich um reine Laborwerte handelt.

Inhalt: Zu Beginn seiner Ausführungen klärte Bernhard Lysser von der Interessengemeinschaft der Schweizerischen Parkettindustrie die Frage, was Schall überhaupt ist und wie er transportiert wird. Nämlich eine mechanische Welle, die von einer Lärmquelle erzeugt und zumeist durch die Luft verbreitet wird.
Der Schall ist auch in Bauwerken ein Problem, z.B. wenn Wände oder Böden zu hellhörig sind. Um den Schall besser zuordnen zu können, wird zwischen Luft-, Tritt- und Körperschall unterschieden. Im Folgenden konzentrierte sich Lysser auf den Trittschall. Bezüglich der zulässigen Schallstärke in Gebäuden gibt es in der Schweiz je nach Nutzung Mindestanforderungen, erhöhte Anforderungen oder spezielle Anforderungen an eine Bodenkonstruktion, die auch normativ festgelegt sind. Diese Anforderungsstufen müssen sowohl bei Neubau oder Renovierungen vertraglich festgelegt werden. Werden unterschiedliche Materialien zur Trittschallminderung eingesetzt, dürfen die für das jeweilige Produkt angegebenen Werte keinesfalls addiert werden, weil bei Schallmessungen immer der schlechteste Wert gemessen wird.

An praktischen Beispielen zeigte Lysser auf, wie sich die Trittschalldämmung von Bodenkonstruktionen deutlich verbessern lässt. Fest steht, dass sich ein Handwerker auf der Baustelle nie auf die Werte in Produktdatenblättern verlassen darf, da es sich dabei um reine Laborwerte handelt, die nicht auf die jeweilige Baustelle übertragen werden können. Falls möglich, sollten immer Messungen von Bauphysikern oder -akustikern herangezogen werden.

Werden unterschiedliche Materialien zur Trittschallminderung eingesetzt, dann dürfen die für das jeweilige Produkt angegebenen Werte keinesfalls addiert werden, weil bei Schallmessungen immer der schlechteste Wert des Systems gemessen wird.

Dämmen lässt sich der Trittschall über Masse, die Schwingungswiderstand leistet. Hier bietet sich z.B. eine Kombination aus Dämmmaterial und Estrich an, allerdings nur, wenn genügend Gewicht eingebaut werden kann. Weiterhin können aber auch Schüttungen und Trockenbauplatten aus Holz , Gips oder Zement zum Einsatz kommen. Ebenfalls bewährt haben sich Mehrschichtkonstruktionen, die Schwingungen durch wechselweise harte und weiche Schichten, unterschiedliche Dicken oder durch die Vermeidung übergreifender Verbindungen unterbrechen. Es sollte unbedingt auf die Trennung von Bauteilen geachtet werden, um so Schallbrücken zu vermeiden. Als Beispiel nannte Lysser verschraubte Sockelleisten oder Einbaumöbel, die direkt auf Parkett stehen und fest mit der Wand fixiert sind.
Andres Seifert
Gebundene Schüttungen - Lastaufnahmen,
Feuchteprobleme

These: Unterschiedliche Höhen von Rohdecken müssen mit gebundenen Schüttungen ausgeglichen werden, nicht mit Estrich.

Inhalt: Gebundene Schüttungen werden im Fußbodenbau eingesetzt, wenn man den Fußboden vor Beginn der Estricharbeiten erst einmal ausgleichen muss - erklärte Referent Andres Seifert (Knauf Gips). Gebunden ist die Schüttung, wenn die Körnung beim Verdichten bzw. Belasten verklebt. In DIN 18560-1 Estriche im Bauwesen heißt es unter 5.1.: Ein Estrich muss in jeder Schicht hinsichtlich Dicke, Rohdichte und mechanischen Eigenschaften möglichst gleichmäßig sein und eine ebene Oberfläche aufweisen. Im Teil 2 wird unter Ziffer 4.1 ausgeführt: Falls Rohrleitungen auf dem tragenden Untergrund verlegt sind, müssen sie festgelegt sein. Durch einen Ausgleich ist wieder eine ebene Oberfläche zur Aufnahme der Dämmschicht - mindestens der Trittschalldämmung - zu schaffen. Nach VOB hat der Verarbeiter insbesondere Bedenken geltend zu machen, wenn Rohrleitungen oder ähnliches auf dem Untergrund verlegt sind, ohne dass ein Höhenausgleich vorgesehen ist.

Grundsätzlich gilt, dass unterschiedliche Höhen von Rohdecken nicht mit Estrich, sondern mit gebundenen Schüttungen ausgeglichen werden sollten. Unterschiedliche Estrichdicken lassen sich hinsichtlich ihrer Belegreife schwer beurteilen und es bauen sich unnötige Spannungen auf. Bevor die Bodenkonstruktion weiter aufgebaut wird, muss die Belegreife der gebundenen Schüttungen geprüft werden; die entsprechenden Werte muss der Hersteller nennen. Das Material für die CM-Messung sollte aus dem gesamten Querschnitt entnommen werden. Tipp: Man treibt ein Kunststoffrohr in den Mörtel, zieht es heraus und gibt das Material in einen Beutel. Nach dem Durchmischen gibt man 20 g in das CM-Gerät und führt die Messung durch.

Weitere Informationen zum Thema findet man im BEB-Hinweisblatt Rohre, Kabel, und Kabelkanäle auf Rohdecken und im BEB-Hinweisblatt Ausgleichsschichten aus Leichtmörtel.



Marcel Engels
Rutschfestigkeit
von Bodenbelägen und
deren Prüfbarkeit

These: Zum Thema Rutschhemmung gibt es weder eine europäisch harmonisierte Norm noch einheitliche Messmethoden.

Inhalt: Rutschhemmung ist die Eigenschaft einer Belagsoberfläche, die in Kombination mit den Gegebenheiten der Schuh- oder Fußsohle und der Oberflächenbeschaffenheit (verschmutzt, nass) das Rutschen eines Fußes verhindert. Diese Eigenschaft kann sich durch Abrieb, Reinigung, Beanspruchung und Umgebungsbedingungen ändern und muss über die Zeit überwacht werden.

Rutschhemmung ist in mehrfacher Hinsicht ein heikles Thema, erklärte Marcel Engels vom FGK Forschungsinstitut für anorganische Werkstoffe - Glas/Keramik. Die unterschiedlichen Messmethoden und Werte lassen sich nicht ohne Weiteres vergleichen. Das wird noch erschwert durch nicht vergleichbare Referenzmaterialien bei den Messungen. Es gibt auch keine europäisch harmonisierte Norm, obwohl man über 15 Jahre versucht hat, eine zu definieren. "Die Lobbys der einzelnen Länder haben das verhindert", berichtete Engels. Klar ist aber, dass jedes Jahr durch Ausrutschen ein gesamtwirtschaftlicher Schaden in Milliardenhöhe entsteht und dass es 2010 sogar 71 tödliche Unfälle in Deutschland gab.
Es gibt drei Methoden zur Messung der Rutschfestigkeit: 1. Die schiefe Ebene mit einer Testperson (Nachteil Labormethode, nicht vor Ort einsetzbar). 2. Messung der Gleitreibung mit einem mobilen Messgerät (Nachteil: entspricht nicht dem menschlichen Gang; es werden unterschiedliche Gleiter beim Messgerät eingesetzt). 3. Messung mit einem mobilen Pendel (Nachteil: Einstellung schwierig, nur für geschulte Bediener).

Die einzelnen Messverfahren simulieren unterschiedliche Phasen des Ausrutschens und haben sich in der Praxis bewährt. Eine Korrelation zwischen ihnen existiert nicht. Zum Schluss stellte Engels eine gemeinsam mit der keramischen Industrie entwickelte Methode vor, bei der über einen Abdruck der Fliesenoberfläche eine Bewertung der Rutschhemmung erfolgen kann.



Dr. Martin Schäfer
Absperren von
Feuchte in Estrichen -
ein Systemvergleich

These: Dampfbremsen auf Basis von 2-Epoxi- und 1K-Polyurethan stellen gute technische Lösungen zum Absperren von Feuchte in Estrichen dar.

Inhalt: Verlegewerkstoffhersteller Wakol hat auf Baustellen knapp 2.400 CM-Messungen an zementären Estrichen durchgeführt, berichtete Dr. Martin Schäfer. Wakol bietet wie viele andere Verlegewerkstoffhersteller CM-Messungen als Serviceleistung für den Verleger an. Von den durchgeführten Messungen lagen 73 % über 2 CM-%. Diese Estriche waren also nicht belegreif. Das Ergebnis spiegelt den Wunsch wieder, Bodenbeläge zu verlegen, bevor die tatsächliche Belegreife erreicht ist. Hier bietet Wakol verschiedene Lösungen an. Anzumerken ist jedoch, dass nach Angabe von Dr. Schäfer die Messungen im unteren Drittel erfolgten. Diese besonderen Probenentnahmen, die so weder der DIN 18560 noch der Schnittstellenkoordination entsprichen, spiegeln den besonderen Sicherheitsgedanken von Wakol wieder.

Untergründe auf Zementbasis, die für eine direkte Verlegung von Bodenbelägen zu feucht sind, aber einen Feuchtegehalt < 5 CM-% aufweisen und eine ausreichende Festigkeit haben, können durch Aufbringen einer Grundierung, die als Dampfdiffusionsbremse wirkt, belegreif gemacht werden. Der geprüfte und vorbereitete Unterboden wird dafür mindestens zweimal im Kreuzgang mit der reaktiven Grundierung behandelt.

Dr. Schäfer untersuchte die Wirksamkeit von vier unterschiedlichen Dampdiffusionsbremsen, die auf Probeflächen eingesetzt wurden: 2K-Epoxidharz, 1K-Polyurethanharz, Silanbasierter Parkettklebstoff und eine Polyvinylidenchloriddispersion. Es wurden unterschiedliche sd-Werte ermittelt und basierend auf Erfahrungswerten die einzelnen Systeme für verschiedene Feuchtegehalte freigegeben. Aufgrund einer Gefährdungsbeurteilung der BG Bau gibt es keine Empfehlung mehr für 2K-Epoxi als Feuchtesperre für Bodenbelags- und Parkettarbeiten. 1K-Dispersionen und "All-in-one-Parkettklebstoffe" sind brauchbare Speziallösungen mit eingeschränktem Anwendungsspektrum.



Oliver Erning I
Austrocknungsverhalten von Zementestrichen

These: "Wir haben einen deutlich tieferen Einblick in das Austrocknungsverhalten von Zementestrichen gewonnen."

Inhalt: Der BEB beauftragte das Institut für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung (IBF) mit der Durchführung von Untersuchungen zur Ermittlung der Ausgleichsfeuchte von unbeheizten Zementestrichen. "Diese Untersuchung sollte das grundsätzliche Verständnis für die Austrocknung von Zementestrichen verbessern, aber nicht von Laborestrichen, sondern von der gesamten Bandbreite der in der Praxis hergestellten Estrichen", erläuterte Oliver Erning, Leiter des IBF. Dafür wurden Mischungsverhältnisse von 1:4 bis 1:8, Estrichdicken von 4 bis 8 cm, verschiedene Zemente und Estrichzusatzmittel eingesetzt. Es wurde praxisgerecht auf Dämmschicht hergestellt, um auch die Verdichtungsarbeit des Estrichlegers zu berücksichtigen. Es kamen vier Zementarten zum Einsatz: CEM I 32,5 R; CEM I 42,5 N; CEM II/A-LL 32,5 R und CEM II/B-S 32,5 R. Das Erreichen der Ausgleichsfeuchte (23°C / 50% r.H.) dauerte teilweise fast zwei Jahre.

Der große Aufwand hat sich aus Ernings Sicht gelohnt: "Wir wissen, dass die Zementart, die Dicke und die Lagerung keinen Einfluss auf die Höhe des Ausgleichsfeuchtegehaltes von üblichen Zementestrichen haben." Stattdessen wirken sich Zementmenge, Verdichtungsgrad und Wasser/Zement-Wert auf die Ausgleichsfeuchte aus. Alle diese Einflussfaktoren lassen sich einfach über den Zementleimgehalt (Zement +Wasser) im frisch verlegten Zustand erfassen. Trägt man nun alle Ergebnisse über den Zementleimgehalt auf, ergibt sich eine Gerade, also ein einfacher linearer Zusammenhang. Dies gilt sowohl für die CM-Messung, als auch für das Darrverfahren. Kennt man den Zementleimgehalt, so lässt sich der Ausgleichsfeuchtegehalt als CM- oder Darrwert über eine sehr einfache Formel berechnen.

Erning weiter: "Außerdem haben wir einen Zusammenhang zwischen den CM- und den Darr-Werten gefunden. Das ist sehr hilfreich für die Baustelle, weil wir so mit beiden Verfahren reproduzierbar und mit gleicher Genauigkeit messen können. Wir haben festgestellt, dass die Belegreife vom Zementleimgehalt (Zement +Wasser) abhängt. Für die auf der Baustelle gebräuchlichen Zementestriche liegt die Belegreife nach wie vor bei 2 CM-% bzw. 3,6 Masse-%. Bei stark abweichenden Zementleimgehalten kann die Belegreife auch von den üblichen
2,0 CM-% abweichen. Sehr zementleimarme Zementestriche (z.B. mit sehr vielen Luftporen) weisen einen sehr niedrigen Ausgleichsfeuchtegehalt auf. Danach müsste auch die Belegreife tiefer liegen. Aber solche Zementestriche sind auf der Baustelle nicht gewünscht, da sie in der Regel keine ausreichende Festigkeit aufweisen. Ebenso kann man Estrichmörtel herstellen, die eine höhere Belegreife aufweisen. Diese müsste aber immer vom Hersteller des Estrichs an- und freigegeben werden. Wichtig war aber der Hinweis von Erning, dass man in Zukunft auch nachträglich die Belegreife, also auch eine vom Üblichen abweichende Belegreife, eines verlegten Estrichs über dieses Verfahren bestimmen kann.

Auf eine Kurzformel gebracht: "Es bleibt alles beim Alten. Wir sind gar nicht so schlecht, wie wir uns das manchmal einreden."



Oliver Erning II
Riss-Sanierung von
Calciumsulfatfließestrichen

These: Mit niedrigviskosen Harzen kann man Risse in Calciumsulfatfließestrichen sanieren, ohne sie einschneiden und aufweiten zu müssen.

Inhalt: Die Angaben zur korrekten Riss-Sanierung bei Calciumsulfatfließestrichen in der Normung sind dürftig. In DIN 18560 steht, dass Scheinfugen kraftschlüssig zu schließen sind. In einem BEB-Hinweisblatt findet man den kurzen Hinweis, dass man verharzte Risse nicht mehr zu berücksichtigen braucht, das heißt ein fachgerecht sanierter Estrich ist als rissfrei zu betrachten. Aber das "Wie" findet man nicht. Man schuldet nur den Erfolg der Maßnahme.

Es gibt drei gängige Riss-Sanierungsmöglichkeiten bei Calciumsulfatfließestrichen, die vom IBF im Rahmen einer Auftragsforschung des IWM an Probeflächen mit Rissen von 0,1 bis 0,2 mm Breite geprüft wurden. 1. Art: Estrich-Riss ausschließlich aussaugen und niedrigviskos verharzen. 2. Art: Riss aufweiten, Querverdübelung einschneiden, aussaugen, Wellenverbinder einlegen und niedrigviskos verharzen 3. Art: Lokales Verharzen, ausschließlich über die Querdübel.

Das IBF testete alle drei Verfahren und schnitt anschließend die Probeflächen in 20 cm breite Stücke. An diesen wurden Biegezugprüfungen durchgeführt. Bei der 1. und 2. Riss-Sanierungsart erreichten die Tests Biegzugfestigkeiten von ungefähr 6 N/mm2. Der Bruch erfolgte in beiden Fällen neben dem Riss. Nach Einschätzung des IBF sind beide Verfahren gleichwertig, weil ein vollständiger Kraftschluss erfolgte. Bei der dritten Art erreichte die Biegezugprüfung nur einen Wert von
1,8 N/mm2, so dass kein Kraftschluss vorhanden war.

Ergebnis: Man kann Calciumsulfatfließestriche auch sanieren, ohne sie einzuschneiden und aufzuweiten. Bedingung ist, dass man ein geeignetes Harz verwendet und sehr sorgfältig arbeitet. Das vom IBF eingesetzte Harz war niedrigviskos (Viskosität von 1.000 m Pa s = Mili Pascal pro Sekunde).
Burkhard Prechel
Fugenausbildung in
Stein- und Keramikbelägen - Fugenausbildung,
Haltbarkeit, zugesicherte Eigenschaften

These: Fugen müssen Toleranzen zwischen den einzelnen Fliesen und Platten ausgleichen.

Inhalt: Burkhard Prechels Vortrag beschäftigte sich mit Fugen in Stein- und Keramikbelägen. Prechel zeigte sehr anschaulich, dass Fugen einerseits die Toleranzen zwischen den einzelnen Fliesen und Platten ausgleichen müssen, andererseits aber auch gestalterische Anforderungen zu erfüllen haben. Ein weiteres, sehr wichtiges Kriterium ist die Haltbarkeit bei den unterschiedlichsten Belastungen. Es wurden die prinzipiellen Zusammensetzungen der Fugmörtel, die Normenanforderungen und die handwerklich korrekte Ausführung erläutert. Zum Abschluss des Vortrages wurden die aus fehlerhafter Auswahl bzw. Verarbeitungsfehlern resultierenden Mängel aufgezeigt.



Rolf Melzig
Stand der Technik bei
Elektrofußbodenheizungen

These: Beim Einsatz einer Elektrofußbodenheizung können an Bodenbelägen im Bereich der Heizleiter Temperaturen von 45 bis 50 °C auftreten.

Inhalt: Im Gegensatz zur herkömmlichen wassergeführten, aber auch trägen Fußbodenheizung handelt es sich bei der elektrischen Fußbodenheizung um ein schnelleres System. Um den Unterschied auch begrifflich deutlich zu machen, sprach der Referent Rolf Melzig (AEG Haustechnik) von einer elektrischen Fußbodentemperierung. Sie hat den Vorteil, dass Wärme gezielt zu den tatsächlichen Nutzungszeiten zur Verfügung gestellt wird. Die Vorlaufzeit beträgt je nach Fußbodenkonstruktion 20 bis 30 Minuten.

Die elektrische Fußbodentemperierung hat bereits Einzug in die Vornorm zur DIN V 44576 und auch in der europäischen Norm EN 50569 gehalten. Diese neue Heizungsart ist direkt unter dem Bodenbelag - zum Beispiel unter keramischen Fliesen - platziert. Mit Hilfe eines programmierbaren Reglers wird die Wärme zu gewünschten Zeiten zur Verfügung gestellt.

Man kann zwischen Leistungsklassen von 120, 160 oder 200 W/m2 wählen. Als Verarbeiter muss man wissen, dass am Heizleiter Temperaturen von 45 bis 50° C auftreten. Es ist wichtig, dass die Heizleiter der Elektrofußbodenheizung im Fliesenkleber vollständig eingebettet sind, da beispielsweise Luft die Wärme schlechter leitet. Die Lage des Sensorrs ist entscheidend für eine optimale Regelung.



Winfried Wiesner
Zwischen
Tatsachenermittlung und rechtlicher Würdigung

These: Sachverständige und Juristen reden aneinander vorbei, weil sie in unterschiedlichen Kategorien denken.
Inhalt: Rechtsanwalt Winfried Wiesner ging in seinem Rechtsvortrag vor allem auf die Rolle des Sachverständigen im Zivilprozess ein und machte auf Schwierigkeiten im Zusammenspiel der juristischen und technischen Seite aufmerksam.

Das Gutachten eines Sachverständigen ist nur ein Bestandteil, um am Ende eine Klärung in einem Streitfall in baurechtlichen Fragen vor Gericht zu erlangen. Somit muss es auch in juristische Kategorien eingeordnet werden. Es könne nicht vorausgesetzt werden, dass jeder Sachverständige diese beherrscht, auch wenn dies von Seiten der Juristen oftmals erwartet wird. Die Folge daraus ist, dass beide Seite aneinander vorbei reden, eben weil sie in unterschiedlichen Kategorien denken.

Vor Gericht dient der Sachverständige als Verständnisgehilfe des Richters und sein Gutachten ist ein Beweismittel. Diese Funktion ist auch sein Kernbereich. Der Gegenstand des Verfahrens wird immer von den streitenden Parteien festgelegt. Selbst, wenn der Sachverständige auf einer Baustelle andere Mängel entdeckt, sind diese in seinem Gutachten zu ignorieren. Zum einen haben sie nichts mit dem Gegenstand des Verfahrens zu tun, für das er bestellt wurde.

Zum anderen könnte die Erwähnung auch zum Vorwurf der Befangenheit führen. Es geht für den Sachverständigen also immer nur darum, zu klären, ob eine Tatsachenbehauptung einer Partei zutreffend ist oder nicht. Der Sachverständige hat darüber hinaus keine Wertungen abzugeben, z.B. über Aussagen von Prozessbeteiligten. Solche rechtlichen Würdigungen sind die Aufgabe des Gerichtes.

Weil der Sachverständige nur an Tatsachen gebunden ist, empfahl Wiesner Gutachten immer so technisch wie möglich abzufassen. Wenn sie kurz und knapp ausfallen, macht es sie juristisch nicht weniger aussagekräftig.

Zum Ende wurde noch kurz auf die Tätigkeit des Sachverständigen als Privatgutachter eingegangen. Hier gab Wiesner der Hinweis, sich von Aufträgen als Schiedsgutachter fern zu halten. Grund dafür ist, dass Versicherungen nur die Sachverständigentätigkeit abdecken, jedoch Schiedsgutachtervereinbarungen zumeist ablehnen.
aus FussbodenTechnik 01/14 (Wirtschaft)