Roundtable mit dem Deco Team

Glamour und Kreativität für die Heimtextil

Ohne die Weberei Horn, dafür aber mit dem österreichischen Vollsortimenter Sonnhaus als neuem Mitglied präsentiert sich das Deco Team auf der Heimtextil 2014. In Halle 3.0 haben die acht Firmen für die Besucher ein informatives Programm, spannende Gäste und aktuelle Interieurszenen vorbereitet. BTH Heimtex-Redakteurin Birgit Genz wollte beim inzwischen traditionellen Roundtable vor der Messe unter anderem wissen, was aus dem vor einem Jahr gestarteten Endkundenmagazin geworden ist und ob es sich noch lohnt, in Deutschland Stoffe zu produzieren. Ihre Gesprächspartner waren Andreas Stanke (Gardisette), Hendrik Unland (Unland), Sascha Dempwolff (Porschen), Reinhold Hampl (Sonnhaus) und Birgit Schlenker, die für das Marketing beim Deco Team verantwortlich ist.

BTH Heimtex: Mit Sonnhaus hat das Deco Team erstmals ein Mitglied aus Österreich. Herr Hampl, Sie sind Geschäftsführer bei der deutschen Tochtergesellschaft. Was macht die Gemeinschaft für Sie interessant?

Reinhold Hampl: Wir bewegen uns in einem saturierten Markt, aber gemeinsam sind wir stärker. Wir wollen über unsere eigenen Marketingaktivitäten und Kollektionskonzepte hinaus für die Branche etwas tun und ich denke, dass wir mit den Partnern im Deco Team mehr erreichen können.

BTH Heimtex: Sonnhaus ist Vollsortimenter. Mit welchen Produkten werden Sie sich hauptsächlich im Deco Team profilieren?

Hampl: Wir haben Möbel- und Vorhangstoffe sowie Gardinenstangen im Fokus und werden deshalb diese Segmente opulent auf unserem Stand dekorieren. Für die Deco Team-Szenarien stellen wir auch textile Bodenbeläge zur Verfügung.

BTH Heimtex: Anders herum: Was erwartet/erhofft sich das Deco Team vom neuen Mitglied?

Andreas Stanke: Sonnhaus hat in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung im deutschen Markt gewonnen. Und das Deco Team profitiert natürlich von jedem, der als Zugpferd für die Messe dient.

BTH Heimtex: Um auch außerhalb der Heimtextil präsent zu sein, haben Sie im vergangenen Jahr erstmals ein Kundenmagazin für den Endverbraucher herausgebracht. Wir war die Resonanz darauf - von den Endverbrauchern, aber auch von den Raumausstattern?

Birgit Schlenker: Betriebe, die das Magazin gezielt für Marketingaktionen genutzt haben, konnten den Erfolg bei den Umsätzen spüren. Aber wir mussten leider feststellen, dass viele Raumausstatter nicht bereit waren, sich auch nur mit dem geringen Betrag an den Kosten zu beteiligen. Außerdem - das muss ich zugeben - gab es Probleme bei der Distribution. Momentan gibt es dafür keine zufrieden stellende Lösung und deshalb werden die das Projekt vorerst nicht fortführen.

Hendrik Unland: Und wenn wir ehrlich sind, waren wir uns auch untereinander nicht vollkommen einig.

Aber unabhängig davon haben wir über die Jahre schon viel unternommen, um unseren Kunden, den Raumausstattern zur Seite zu stehen. Mit unseren Dekorationen und Farbkonzepten ist das auch gelungen. Und der Einzelhandel fordert von der Industrie ja auch Unterstützung. Nur darf das offenbar nichts kosten. Aber es wird auf die Dauer nicht funktionieren, dass die Industrie alles bezahlt. Dann wird der Einzelhändler gerade in seiner Region selber aktiv werden müssen.

Sascha Dempwolff: Bei den Schaufensterdekorationen ist das ganz ähnlich: Der Handel wünscht sie sich immer wieder. Aber wenn wir sie machen, kauft sie kaum jemand.

Stanke: Einige Raumausstatter hatten bei dem Magazin auch ein Problem damit, dass sie nicht die Sortimente von allen Firmen aus dem Deco Team führen. Was ist, wenn der Verbraucher genau den Stoff will, den ich nicht im Programm habe? So eine Situation möchte man natürlich vermeiden und verzichtet dann gleich ganz auf das Heft.

Ich bin aber nach wie vor davon überzeugt, dass wir den Endverbraucher primär über unsere Kunden erreichen.

Hampl: Richtig. Sonnhaus bietet dem Handel zweimal im Jahr einen sehr ansprechend aufgemachten Prospekt, von dem einzelne Kunden 10.000 Stück nehmen. Die nutzen ihn, um den Verbraucher für die Produkte, aber auch für sich zu begeistern. Solche Firmen haben eine Zukunft.

BTH Heimtex: Sie wollten über das Magazin auch zur Handelsmarke für Endkunden werden. Ist das also nicht gelungen?

Unland: Wir sind eine Marke im Handel. Aber bis zum Endverbraucher ist es ein harter und teurer Weg, den wir alleine nicht schaffen.

BTH Heimtex: Was erwarten denn Ihre Kunden vom Deco Team?

Unland: Auf der Messe sind wir der zentrale Anlaufpunkt. Hier werden die abstrakten Trends der Messe konkret in Dekorationen umgesetzt. Dadurch werden sie verständlich und man kann sie daheim im Laden auch verkaufen. Mit unseren Farbkonzepten fühlen sich unsere Kunden sehr sicher, denn gerade bei Fensterdekorationen hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Und selbst wer nicht nach Frankfurt kommt, lässt sich durch die Fotostrecken in der Fachpresse inspirieren.

Schlenker: Die Nachbereitung in BTH Heimtex wird abgeheftet und gesammelt. Und unser Event-Programm bringt Glamour auf die Messe.

Stanke: Vom Deco Team erwarten die Besucher auf der Heimtextil in kürzester Zeit viele Impulse, Trends und Know how gezeigt zu bekommen. Ein Termin, eine Fläche - das ist sehr effizient.

Das hängt auch mit der Messelandschaft zusammen: Regionale Veranstaltungen funktionieren mit Ausnahme der Raumtex Hamburg und der Wohntage beim Südbund nur ein oder zwei Jahre richtig gut. Die Raumtex Süd war nicht gut und von der Comfortex hat man so wenige gehört, als habe sie gar nicht stattgefunden. Die Heimtextil ist der Branchentreff.

BTH Heimtex: Aber auch in Frankfurt fehlt so manches Zugpferd der Vergangenheit.

Unland: Es hat immer Marktteilnehmer gegeben, die in gewissen Phasen nicht zur Heimtextil gegangen sind. Es hat noch nie die gesamte Branche da gestanden. Es können ja auch gar nicht immer mehr kommen, es gibt doch immer weniger. Deshalb sage ich: Vielleicht fehlt es am einen oder anderen Zugpferd, aber nicht an Trendsettern oder Highligts. Da sind hunderte von Ausstellern, die Dekostoffe verkaufen wollen. Die Messe bietet so viel, dass gar nichts fehlt.

Hampl: Mag sein, dass mancher Besucher dieses riesige Angebot zu unübersichtlich findet. Vielleicht müsste die Messe für nationale Bereiche sorgen, um ein klareres Profil zu bieten. Aber allein durch Aktionen wie das Insider-Programm ist die Heimtextil für den deutschen Raumausstatter sehr attraktiv.

Stanke: Was die Besucher angeht, haben wir bei Gardisette in jedem Jahr etwa ein gleich hohes Niveau. Und wer auf unseren Stand kommt, ist begeistert. Natürlich muss hinsichtlich der Attraktivität der Messe die Diskussion um fehlende Premiumanbieter immer mal wieder geführt werden. Aber was bringt es Gardisette, wenn die wieder ausstellen? Nichts.

BTH Heimtex: Aber auch Raumausstatter, die kein Hochwert-Programm führen, brauchen doch etwas zum Gucken und Anfassen.

Unland: Diese Raumausstatter, die sich inspirieren lassen, findet man ja leider gar nicht so oft, wie wir uns das alle wünschen. Viele Besucher gehen mit Scheuklappen durch die Hallen und steuern auf die immer gleichen Stände zu.

BTH Heimtex: Lassen Sie uns über die wirtschaftliche Situation sprechen. Nach den Insolvenzen von DTF und der Weberei Horn fragt man sich doch: Lohnt es sich noch, in Deutschland zu produzieren?

Unland: Ich sehe das so: Wir produzieren ungefähr 90 % selbst und kaufen 10 % zu, weil die Produkte aus technischen Gründen nicht selber herstellen können. Mit diesen 10 % habe ich mehr Probleme als mit den restlichen 90 %.

Auf Volumen brauchen Sie als deutscher Hersteller nicht mehr setzen und es ist sicherlich eine anspruchsvolle Aufgabenstellung, Textilien in Deutschland zu produzieren. Aber es geht, ohne dass man sich groß verbiegen muss. Und es ist leichter, als den richtigen Lieferanten zu finden, der mich dauerhaft und pünktlich mit guter Qualität zu einem ordentlichen Preis beliefert.

Dempwolff: Wir haben ja nur eine kleine Weberei. Aber wenn wir die aufgeben, geben wir Know how ab, das wir über Jahrzehnte erworben haben. Bei uns sind oft gute Dinge durch Ideen der Außendienstler oder durch tüftelnde Mitarbeiter entstanden. Wenn wir nur noch im Ausland fertigen lassen, können wir die technischen Möglichkeiten gar nicht mehr ausschöpfen - und wir verlieren einen Teil unserer Identität, wenn wir nur noch ein Handelshaus sind.

Unland: Wenn ich mir die Kalkulation anschaue, dann hängen Gewinn oder Verlust nicht an unserer Weberei. Jedenfalls nicht an den Löhnen. Ein wichtiges Thema ist aber beispielsweise der Strom - den machen wir inzwischen selber.

BTH Heimtex: Noch ein wichtiges Thema: Internet. Wie sind dort die Entwicklungen?

Unland: Wir haben mit dem Internet gute Erfahrungen gemacht. Wir kooperieren mit unseren Kunden im Partner-Portal und das hat einerseits den Effekt, dass die Marke stärker wahrgenommen wird. Andererseits kommen die Verbraucher über das Internet in den Laden und schauen sich die Muster an. Ich kann nur jedem empfehlen, eine Lösung für sich im Internet zu finden, daran zu partizipieren, und das mit möglichst professionellen Mitteln. Eine einfache Internetseite reicht heute nicht mehr.

Wobei der Einzelhandel bei dem Thema verständlicher Weise extrem empfindlich ist. Industrie und Internet - da heißt es schnell: Direktverkauf.

Stanke: Aber davon reden wir ja gar nicht. Und es muss auch nicht immer um den Preis gehen. Wir haben ein emotionales Produkt, das man im Internet (noch) nicht angemessen präsentieren kann. Und es fehlt auch die menschliche Komponente: Maßhemden kann ich heute in sehr guter Qualität im Netz bestellen. Aber ich kaufe trotzdem im Laden. Weil ich dort durch die Beratung einen sozialen Austausch habe, den wir alle brauchen.

Unland: Das gilt aber nicht mehr für kommende Generationen.

Hampl: Das stimmt. Ca. 40 % aller Einrichtungswilligen informieren sich schon heute im Internet und stören sich erst einmal nicht daran, dass sie die Stoffe nicht anfassen können. Aber ich kann mir vorstellen, dass man in Zukunft auf Tablets und Smartphones in irgendeiner Form auch Stoffe fühlen kann. Das sind die Medien der Käufer der Zukunft und daran muss auch der Fachhandel partizipieren.

BTH Heimtex: Zukunft ist ein gutes Stichwort: Wie sehen die Deco Team Trends 2014 aus?

Schlenker: Die Messe Frankfurt hat zwei große Themenbereiche ausgegeben: Revive, ein Rückblick auf traditionelle Werte und Techniken, und Progress, visionär mit neuen Technologien. Dazu gibt es jeweils zwei Themen, an die wir uns angelehnt haben. Aber letztendlich arbeiten wir mit anderen Begriffen gearbeitet: Purity und Luxury stellen die handwerklichen Techniken in den Vordergrund, für die Revive steht. Modernity und Simplicity sind die visionären Themen.

Uns ist es wichtig, dass wir die abstrakten Trends der Heimtextil runter brechen auf die Bedürfnisse des Fachhandels. Und wir schauen mit den Augen seiner Kunden, der Endverbraucher. Herausgekommen ist ein rundes Themenangebot mit stimmigen Farben. Auch die Umsetzung im Forum ist sehr stimmig, frühlingsfrisch und modisch.

BTH Heimtex: Was erwartet die Besucher der Heimtextil sonst noch beim Deco Team?

Schlenker: Wieder ein sehr attraktives und spannendes Event-Programm. Am Mittwoch haben wir MZE/2HK mit dem Thema Vertrauensbildung bei der Einrichtungsberatung. Dabei wird eine Theatergruppe Thesen des Verkaufstrainers Alexander Verweyen pantomimisch umsetzen. Abends laden wird dann mit MZE/2HK zur Messeparty bei bayerischen Schmankerln.

Donnerstag feiern wir ein Jubiläum im Deco Team: Die Decor Union ist zum zehnten Mal als Partner mit dabei. Es gibt die Deko Shows mit Bernhard Zimmermann und als Stargast kommt Thomas Rath, Couturier und Juror bei Germanys next Topmodel. Er wird erklären, wie man die Dynamik aus der Modebranche auf unsere Fachhändler übertragen kann. Und er bringt er eigene Mode mit.

Freitag geht es um Hotels mit Wohlfühlatmosphäre.
aus BTH Heimtex 12/13 (Wirtschaft)