Akzo Nobel trennt sich von Handelssparte

72 Großhandels-Standorte stehen zum Verkauf

Der niederländische Farbenhersteller Akzo Nobel gibt seine deutsche Großhandelssparte auf. Den Handwerkskunden soll daraus kein Nachteil entstehen. Man werde die strategischen Partnerschaften mit freien Grossisten intensivieren. Ob die 72 Standort einzeln oder en bloc verkauft werden und an wen, ist momentan noch offen.

Der niederländische Farbenhersteller Akzo Nobel sucht einen Käufer für seine 72 Großhandels-Niederlassungen in Deutschland. "Wir wollen uns zukünftig verstärkt auf die Vermarktung unserer Profi-Marken Sikkens, Herbol und Consolan sowie auf Xyladecor, Molto, Hammerite und Dulux im DIY-Segment konzentrieren", erklärt Kees-Jan Starrenburg, Marketingleiter bei Akzo Nobel Deco in Köln, die strategische Entscheidung gegenüber BTH Heimtex. Statt eigene Standorte zu betreiben, werde man zukünftig die strategischen Partnerschaften mit freien Großhändlern intensivieren, so dass den Handwerkskunden durch den Verkauf keinerlei Nachteile entstehen.

"Unser Kunde ist der Maler und daher gehört zum Sortiment alles, was dieser braucht", so Starrenburg. Der Fokus liegt natürlich auf Farben, Lacken und Zubehör, aber auch Tapeten, WDVS und Bodenbeläge finden sich im Portfolio.

An wen die Niederlassungen verkauft werden, ist derzeit noch offen - und damit verbunden auch die Frage, ob sämtliche Filialen an einen Interessenten gehen oder ob mehrere zum Zuge kommen. "Es ist allerdings wahrscheinlicher, dass der Verkauf in Teilen erfolgt", meint Kees-Jan Starrenburg. Auch bezüglich des zeitlichen Rahmens sei es gegenwärtig noch zu früh für verbindliche Aussagen, "aber wir peilen Ende 2013/Anfang 2014 an."

Anfänge liegen im Süden

Geografische Schwerpunkte hat das Standortnetz in Nordrhein-Westfalen, Berlin und Brandenburg (siehe Karte). Außerdem ist man in Berlin, Bremen und Hamburg sowie in Teilen Schleswig-Holsteins, Niedersachsens, Sachsen-Anhalts, Sachsens und Thüringens präsent. Im Süden der Republik ist Akzo Nobel hingegen nicht vertreten, aber das war nicht immer so.

Ihre Wurzeln hat die Akzo-Großhandelssparte nämlich am Beginn des vergangenen Jahrzehnts, als die Niederländer damit begannen, sich in Deutschland und Europa in den Großhandel einzukaufen, um so den Absatz ihrer Farben und Lacke zu sichern. Da kam ihnen die Wümeg-Pleite im Jahr 2002 gerade recht. Aus der Insolvenzmasse der Einkaufsgenossenschaft wurde eine Auffanggesellschaft für acht Standorte in Baden-Württemberg und Bayern gebildet; hinter der stand Akzo Nobel. Andere Teile der Wümeg gingen damals an die Hamburger Mega - der Textilverlag Heco war kurz vorher an die Großhandelsgruppe Veeser verkauft worden.

Akzo Nobel fasste seinen Großhandel in der Verbundgruppe Farbe + Heimtex zusammen und setzte in der Folgezeit die Einkaufstour durch Deutschland fort. 2004 wurde Timpe & Mock in Bremen übernommen, die mit ihren 20 Standorten in Norddeutschland, Berlin und Brandenburg für einen Umsatz von rund 125 Mio. EUR standen. An dem Viersener Unternehmen Joh. Peters sen. bestand ebenfalls eine 30 %-ige Beteiligung. 2006 erfolgte dann die Verschmelzung von Verbundgruppe und Timpe & Mock zur Akzo Nobel Farbe & Heimtex GmbH mit zu diesem Zeitpunkt 61 Standorten.

2009 wurden zwar die restlichen Anteile an Joh. Peters sen. übernommen, aber der stete Expansionskurs der vergangenen Jahre erhielt auch einen Dämpfer. Erstmals wurden Niederlassungen verkauft - im Süden. "Unsere Logistik in Süddeutschland ist zur Zeit nicht optimiert. Die dafür erforderlichen Aufwendungen investieren wir lieber in eine Marktberuhigung und unterstützen so regional das Engagement des unabhängigen Großhandelspartners", hieß es damals aus der Geschäftsführung.

2011 kam dann das endgültige Aus als eigenständiges Unternehmen innerhalb des Konzerns. Parallel zur Umstellung der Akzo Nobel Deco von einem Produktionsunternehmen in eine reine Vertriebsorganisation wurde auch die Handelsorganisation integriert, inklusive Peters sen. "Wir agieren jetzt geeint mit einer Vertriebsmannschaft aus einem Guss am Markt", so die Begründung.

Der Markt wird sich verändern

Nach dem geplanten Verkauf wird der deutsche Markt anders aussehen als zuvor, denn einer der ganz Großen zieht sich aus dem Filialgeschäft zurück. In der Branche hält man sich zwar mit Bewertungen zurück - weder direkte Wettbewerber noch die Verbände wollten sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt äußern -, aber eines ist klar: Der Konzentrationsprozess, an dem auch Akzo Nobel bislang seinen Anteil hatte, setzt sich weiter fort, egal ob letztlich nur ein einziger Käufer zum Zug kommt oder mehrere, ob alle Standorte fortgeführt oder einzelne schließlich aufgegeben werden. Übrig bleibt unter den Herstellern der große Konkurrent Caparol mit seinen in der CMS-Gruppe zusammengeschlossenen Großhändlern. Außerdem agieren Sto und Brillux mit Direktvertrieb über eigene Standorte.

Parallel zum Verkauf des Händlernetzes will man bei Akzo Nobel übrigens auch die administrative Organisation für den deutschen Markt reduzieren und vereinfachen. Dazu erklärte Akzo-Vorstandsmitglied Werner Fuhrmann: "Die Verbesserungen zielen darauf ab, die Komplexität zu verringern und die operative Effizienz unserer deutschen Aktivitäten zu steigern."
aus BTH Heimtex 07/13 (Wirtschaft)