Interview: Endre Varga und Filip de Jaeger über die Folgen von Klimawandel und Globalisierung

FEP in Sorge um Holzressourcen

Holz kann in den Bemühungen um Klimaschutz und Energieeffizienz eine wichtige Rolle spielen. Das ist nicht neu, gewinnt aber täglich an Bedeutung und - u.a. im Hinblick auf die Brennholz-Nachfrage - auch an Brisanz. Auf europäischer Ebene haben daher die maßgeblichen Holzverbände, darunter die Föderation der Europäischen Parkettindustrie (FEP) und ihr Dachverband CEI-Bois ihre Aktivitäten verstärkt. Darüber sprach ParkettMagazin in Brüssel mit Endre Varga, seit einem Jahr Generalsekretär der FEP, und seinem Amtsvorgänger Filip de Jaeger, heute Generalsekretär des CEI-Bois.

ParkettMagazin: Die FEP befindet sich derzeit in einem Hoch: Die Real-Wood-Initiative hat ein hervorragendes Echo gefunden, die Öffnung für assoziierte Mitglieder hat einen unerwartet hohen Zustrom ausgelöst, und es hat den Anschein, als ob der Sog dieses Erfolges nicht nur mehr Österreicher ins Boot holt, sondern bereits über Europa hinaus wirkt.

Varga: Die Anlaufphase für die Real-Wood-Initiative kam tatsächlich schneller in Gang als erwartet. Zur Zeit beteiligen sich 30 Hersteller aus ganz Europa, darunter acht deutsche Firmen und drei Österreicher. Zu den Wegbereitern gehören auch kleine, sogar sehr kleine Unternehmen. Inzwischen geht die stärkste Zugkraft von den Großen aus. Generell ist zu sagen, dass sich unter den FEP-Mitgliedern niemand ablehnend über die Real-Wood-Initiative geäußert hat.

PM: Einige zögern noch. Warum?

Varga: Die Initiative wird auch sie überzeugen und sich durchsetzen. Voraussetzung für den Erfolg ist allerdings, dass die Mitglieder aktiv mitziehen. Sie sind gefordert. Sie müssen ihre Websites mit der Website der FEP verlinken, ihre Verkaufsunterlagen und Verpackungen mit dem Real-Wood-Logo versehen, sich für die Etablierung des Logos einsetzen. Es muss zum Handel und Endkunden transportiert werden. Der deutsche Verband hat mit seiner Website sehr schnell und professionell reagiert. Andere Länder werden folgen. Bei den Österreichern wird deutlich, dass die Real-Wood-Initative eine Brückenfunktion übernommen hat: Die jahrelange Zurückhaltung gegenüber der FEP schwindet; die Initiative wird als Serviceleistung gewürdigt und honoriert.

Greifbar wird der Zuspruch an der Zahl der angeforderten Verpackungs-Aufkleber, die wir in Belgien drucken lassen. Sie werden laufend nachgeordert.

PM: Zeigt sich schon, dass das Real-Wood-Logo ein wirksames Marketing-Instrument werden kann?

Varga: Es ist ein hoch gestecktes Ziel, das Logo in ganz Europa sozusagen flächendeckend einzuführen. Der Start im Februar war durchaus ermutigend. Nun folgt die Feinarbeit. Darüber hinaus beschäftigen wir uns aber bereits mit möglichen neuen Projekten. Das Marketing-Komitee der FEP arbeitet in Top-Besetzung, mit großem Sachverstand und Eifer daran, die europäische Parkettindustrie weiter voranzubringen. Weitere Initiativen werden folgen. Wir wollen keine fragmentierte, sondern eine unierte Parkettindustrie in Europa.

PM: Die Durchsetzungsfähigkeit eines Verbandes auf EU-Ebene und im globalen Wettbewerb ist nicht nur eine Frage der Qualität, sondern auch der Quantität. Muss die FEP weiter wachsen?

Varga: Die Mitgliederstärke aller Holzverbände innerhalb der EU und das volkswirtschaftliche Gewicht der Holzwirtschaft insgesamt sind natürlich von erheblicher Bedeutung. Aber als sich die FEP für assoziierte Mitglieder öffnete, brachte dies mehr als einen - unerwartet hohen - zahlenmäßigen Zuwachs. Grundsätzlich ist es von Vorteil, sich zu öffnen, sich auszutauschen, zu überzeugen. Wir empfinden es als Auszeichnung und als Fortschritt, dass inzwischen auch außereuropäische Verbände den Kontakt zu uns suchen. Sie sind interessiert an der Real-Wood-Initiative. Ich kann mir durchaus vorstellen, Real Wood auch außerhalb Europas zu etablieren. Gespräche laufen bereits.

Grundsätzlich verstehen wir uns als offener und offensiver Verband. Wir möchten ein Forum nicht nur für Mitglieder, sondern auch für flankierende Industrien und ausländische Verbände bieten. Fehlentwicklungen lassen sich damit besser abfangen. Wir finden das immer wieder bestätigt.

PM: Ein Beispiel?

Filip de Jaeger: Weite Teile der europäischen Holzindustrie, darunter auch die Parkettindustrie, leiden gerade unter den Folgen eines Mangels an Kommunikation und konstruktiver Zusammenarbeit. Nahende Probleme zeichnen sich meistens frühzeitig ab. Auch die gegenwärtige Rohstoffverknappung und -verteuerung kamen nicht über Nacht. Der immense Rohstoffbedarf der Chinesen baute sich in den letzten Jahren ebenso kontinuierlich auf wie die Energiepreise und die rapide wachsende Nachfrage nach Brennholz. Auf beides waren die EU und die Einzelstaaten nicht vorbereitet; es gibt keine regionalen, nationalen und europäischen Steuerungsinstrumente. Die Folgen waren fast desaströs, weil beide Entwicklungen 2006 fast gleichzeitig "explodierten": Holz für Parkett, Spanplatten, Faserplatten usw. wurde knapp. Denn: Die Chinesen räumten ab, in ganz Europa, vor allem aber in Russland, Europas wichtigstem Holzlieferanten. Und: Auch die Produzenten von Bioenergie und z.B. Hersteller von Holzpellets, Holzbriketts räumten ab. Sie können - vielfältig subventioniert als Zulieferer einer Alternativenergie - höhere Preise zahlen. Das ist hochgradig wettbewerbsschädigend.

PM: Ist Brüssel jetzt dran an diesem Thema?

Filip de Jaeger: Seit Jahren bemühen wir uns um eine bessere Koordination der einzelnen politischen Bereiche innerhalb der EU Kommission. Dabei sehen wir eine wesentliche Aufgabe für das Referat "Forst- und Holzindustrie", das viele unserer Vorschläge mitträgt. Wir weisen nachdrücklich auf die volkswirtschaftliche Bedeutung der Holzindustrie in Europa und auf die Bedeutung von Holz für den Klimaschutz hin. Wir haben konkrete Vorstellungen und Forderungen formuliert (siehe gemeinsame Erklärung von CEI-Bois und EFBW vom Oktober 2006. Anm. d. Red.). Wir geben auch den Mitgliedern der einzelnen Holzverbände Ratschläge, wie sie in Zukunft besser gerüstet sein sollten. Die derzeitigen Marktentwicklungen bieten aber auch Möglichkeiten: Kleinere Sägewerke - auch in Deutschland - sollten deshalb ihre Chance nutzen und sich zusammentun, um ihre Leistung zu steigern.

PM: Ist es für die europäische Holzwirtschaft schwer, sich bei der EU Gehör zu verschaffen?

Varga: Einsicht wächst manchmal langsamer als das Problem, das es zu meistern gilt. Aber die Globalisierung wird uns zu erhöhter Anstrengung und beschleunigtem Tempo zwingen. Unser Ziel muss ein übergreifend denkender und operierender europäischer Holz-Cluster sein. Wir werden alle miteinander lernen müssen, Informationen zu vernetzen, gemeinsam Initiativen und Strategien zu entwickeln. Im Hinblick auf den Brennholzbedarf: Es muss gelingen, eine Gesetzgebung auf den Weg zu bringen, die regelt, dass Holz erst dann für Heizzwecke eingesetzt werden darf, wenn alle anderen industriellen Verwertungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, oder alternativ: Wenn es sich um forstliches Restholz oder um Plantagenholz handelt. Es könnte auf bisherigem Brachland von vornherein für die Energie- und Wärmegewinnung angebaut werden. Wir wissen, dass viele unwiderlegbare Argumente für Holz sprechen. Wir nutzen sie.

PM: Kommt die aktuelle Klimadiskussion der Holzwirtschaft entgegen?

Varga: Auf den Punkt gebracht: Wir sind für Kyoto. Alles, was das Kyoto-Protokoll beinhaltet, und was daraus resultiert, kann grundsätzlich nicht verkehrt sein. Es ist also bestens geeignet für ein glaubwürdiges Marketing ebenso wie für das Weltverständnis von Kindern und Jugendlichen. Klimaschutz und Holzprodukte miteinander in Zusammenhang zu bringen, Einblicke und Einsichten zu vermitteln - eine schöne Aufgabe, oder? Ich wünsche mir, dass unsere Mitglieder Basisarbeit leisten: Zeigt den Kindern eure Fabriken und die Arbeitswelt, begeistert sie für nachhaltige Forstwirtschaft und die Schönheit von Holzprodukten!
aus Parkett Magazin 02/07 (Wirtschaft)