Interview mit Stephan Hanke, Marketing Director Interiors Europe MEA bei Invista

"Die Fasern bestimmen im wesentlichen die Eigenschaften von Teppichböden"


Fussbodentechnik: Invista steht bei Handel und Handwerk für Fasern mit besonderen Eigenschaften. Welche Möglichkeiten hat man als Faserhersteller, diese besondere Qualität des Ausgangstoffes für textile Bodenbeläge zu kommunizieren?

Stephan Hanke: Invista pflegt eine intensive Informations- und Kommunikationspolitik mit seinen Kunden und in den Markt hinein. Gemeinsam mit der Teppichbodenindustrie führen wir beispielsweise Veranstaltungen für Architekten, Facility-Manager, Objekteure, Handel und Handwerk durch. Wir engagieren uns bei Schulungen des Großhandels, die zum Teil in unserem Carpet Competence Center abgehalten werden. In vielen Hersteller- und Großhandels-Kollektionen wird unser Antron-Logo als Qualitätsversprechen genutzt. Wichtige Kommunikationsinstrumente sind auch unsere themenbezogenen Broschüren mit wesentlichen Basisinformationen zum Thema Teppichboden und Antron-Fasern. Wissenswertes über Teppichböden und Fasern liefert selbstverständlich auch unsere eigene Website www.antron.eu.

FT: Invista ist in ausgesprochen schönen Objekten wie zum Beispiel dem Mövenpick Hotel in Amsterdam oder dem Bürogebäude von Computer Associates in Darmstadt dabei. Wie wichtig sind solche Objektdarstellungen?

Hanke: Referenz-Objekte sind geradezu prädestiniert dazu, die positiven Eigenschaften von Teppichböden anschaulich zu kommunizieren. Sie sind ein Spiegelbild des Marktes und sie zeigen Konzepte sowie Lösungen in der Praxis auf. Dabei machen sie Auswahl- und Entscheidungskriterien von Bauherren, Architekten und Betreibern deutlich und finden eine gute Resonanz. Wenn die Referenzen dann noch mit dem Namen bekannter Architekten verbunden sind, dann sind sie geradezu ein hervorragender Imageträger.

FT: Können Sie unseren Lesern erklären, welche positiven technischen Eigenschaften durch Fasern beeinflusst werden können?

Hanke: Es ist der Flor (auch als Pol bezeichnet) eines Teppichbodens, über den wir gehen, den wir fühlen und der dem Boden sein Aussehen und seine Anmutung verleiht. Der Flor ist aber auch derjenige Teil eines Teppichs, welcher besonderen Beanspruchungen wie UV-Strahlung und Verschmutzungen ausgesetzt ist und von Zeit zu Zeit gereinigt werden muss. Dies macht deutlich, wie entscheidend Qualität und Beschaffenheit der Fasern und Garne sind, aus denen dieser Flor gefertigt ist. Das gilt sowohl für Ästhetik und Komfort als auch für die vielfältigen funktionellen Ansprüche. Der Faktor Faser ist so etwas wie das "Gen" eines Teppichbodens. Er bestimmt im wesentlichen seinen Wert, seine Optik, seine Eigenschaften und entscheidet mit über seine Lebensdauer, seinen Aussehenserhalt, seine Nachhaltigkeit. Nicht zu vergessen, dass Antron-Fasern Teppichböden zu einem wirtschaftlicheren Bodenbelag machen, indem sich beispielsweise Reinigungsintervalle verlängern lassen.

FT: Durch Ihre Positionierung in Halle 4 im Rahmen der Contractworld streben Sie die Sensibilisierung der Architekten für das Thema Fasern an. Welche Rolle nehmen Sie dort als Faserhersteller ein?

Hanke: Zunächst zielen wir mit unserer Präsenz darauf, Architekten generell für das Thema Teppichboden zu interessieren. Wir wollen einerseits vermitteln, welche positiven Wirkungen ein textiler Boden auf die Akustik, das Raumklima, die Raumhygiene und den Begehkomfort hat. Anderseits sollen anhand von Teppichboden-Beispielen aus den Herstellerkollektionen die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten veranschaulicht werden. Neuentwicklungen aus unserem Carpet Competence Center lassen dabei erkennen, was technologisch alles mit Antron-Fasern möglich ist. Wichtig ist uns ein Qualitätsbewusstsein für die Produkte zu schaffen, und das fängt mit der Faser an. Die Messe stellt für uns eine wichtige Kommunikationsplattform dar. Hier treffen wir unsere Marktpartner, die direkten und indirekten Kunden - national und international.

FT: Sie arbeiten mit der Creme de la Creme der Bodenbelagshersteller zusammen. Wie funktioniert so eine Zusammenarbeit praktisch?

Hanke: Die Zusammenarbeit von Invista mit der Teppichbodenindustrie hat eine lange Tradition. Im Fokus steht dabei, unsere Kunden bei ihrer Arbeit individuell und flexibel zu unterstützen. Das reicht von der Entwicklungsarbeit, über Faserneuentwicklungen, die man nutzen kann, um beispielsweise Eigenschaften von Teppichböden zu verändern und zu verbessern, bis hin zu Kollektionierungen und der Vermarktung am POS. Die Marke Antron ist eben auch ein Leistungsversprechen in Sache Service.

FT: Für die Herstellung von hochwertigen Fasern ist besonders technisches Know-how notwendig. Welche Anforderungen können Fasern heute bereits erbringen und welche sind für die Zukunft denkbar?

Hanke: Generell hat die Fasertechnologie unser Leben verändert. Unzählige Hochleistungsfasern haben den Weg vom Labor in unser tägliches Leben gefunden: Bei der Sportbekleidung wirken sie feuchtigkeitsregulierend, in der Oberbekleidung halten sie Nässe und Schmutz ab und bei Airbags und kugelsichern Westen leisten sie einen wichtigen Sicherheitsbeitrag. Teppichböden profitieren von diesen Fortschritten in der Fasertechnologie in gleichem Maß. Mit der Einführung von Nylon im Teppichbodenbereich im Jahr 1967 begann auch die Ära von Antron Carpet Fibre als weltweite Marke für hochwertige Teppichfasern. Und Teflon, erstmals im Jahr 1982 auf Antron aufgebracht, ist in der Teppichwelt zu einem Synonym für dauerhafte Schmutzabweisung geworden. Inzwischen bietet das moderne Fleck- und Schmutzschutz-System Teflon Carpet Protector Tepppichböden zusätzlichen Schutz gegen selbst hartnäckige Flecken wie von heißem Kaffee, Tee oder Rotwein. Das ist ein innovativer Zusatznutzen, der Teppichboden ein neues Image verschafft hat. Solche Entwicklungen werden weitergehen und ich bin sicher, Teppichböden werden dank innovativer Fasertechnologie künftig noch differenzierter in ihren Leistungsmerkmalen werden.

FT: Die Namen Antron, Antron Excel und Antron Excel SC hat sicherlich jeder aus der Fußbodenbranche schon gehört. Können Sie noch einmal kurz zusammenfassen, welche Eigenschaften welches Garn auszeichnet?

Hanke: Alle Antron-Fasern sind aus Polyamid 6.6, das über eine festere Molekularstruktur verfügt als Polyamid 6. Für den Teppichboden bringt das sehr gute Gebrauchseigenschaften wie hervorragende Strapazierfähigkeit, geringe Anschmutzung, leichtere Reinigung und Hitzebeständigkeit (B1). Die Antron Excel Fasern toppen diese Eigenschaften zusätzlich. Bei ihnen bewirkt eine optimale Lichtstreuung durch parallel laufende Hohlräume, dass Schmutz kaum sichtbar wird. Außerdem bieten die sehr glatten Oberflächen der Hohlfasern dem Schmutz nur wenige Möglichkeiten zur Anhaftung. Durch das Zusammenwirkungen dieser Faktoren werden Reinigung und Pflege effizienter. Hierdurch lassen sich Reinigungsintervalle verlängern und damit Unterhaltskosten reduzieren. Teppichböden aus Antron Excel sind ideal für Objekte mit härtester Beanspruchung. Als "SC Variante" sind die Fasern spinngefärbt, was sie zusätzlich noch besonders farb- und lichtecht macht.

FT: Können Sie Objekteuren, Architekten und Entscheidern einen Tipp geben. Worauf sollen sie bei der Auswahl der textilen Bodenbeläge achten?

Hanke: Auf Qualität und damit auch darauf, aus welchem Fasermaterial der Teppichboden gefertigt ist. Im typischen Objektbereich werden längst nicht alle Fasern den hohen Anforderungen gerecht. Für Architekten, Innenarchitekten und Facilitymanager bietet die Marke Antron eine gute Orientierungshilfe, dass es sich um ein Markenprodukt handelt. Das Vertrauen in die Marke ist ein Anspruch, dem wir uns verpflichtet fühlen.

FT: Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Welche Vision haben Sie für Invista in 5 oder 10 Jahren? Auf welchen Zusatznutzen können wir uns freuen?

Hanke: Als Kompetenzleader den Markt wesentlich mit zu gestalten und ihm immer wieder neue, innovative Impulse zu geben und dabei die richtigen Antworten auf die aktuellen Veränderungen zu haben. Das wird Herausforderung und Verpflichtung zugleich sein, der wir uns weltweit stellen werden. Das morgen heute denken - findet seinen Ausdruck u.a. in dem BRE Umweltprofil der Antron-Fasern aus dem Werk Östringen. Sie sind die ersten Teppichfasern, die mit diesem Umweltprofil ausgezeichnet wurden, weil bei ihrer Produktion besonders schonend mit Ressourcen umgegangen wird. So wird etwa am Produktionsstandort Östringen bei der Herstellung von Antron-Fasern 30 % weniger Energie benötigt als industrieüblich und im Vergleich mit der europäischen Referenz-Faserproduktion ist die Umweltbelastung über den gesamten Produktionsprozess um 16 % geringer.
aus FussbodenTechnik 01/07 (Wirtschaft)