Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik und BEB bleiben im Gespräch

"Annäherung in weiter Ferne"

Der Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik zeigte sich bestrebt, bei seiner Frühjahrs-Mitgliederversammlung möglichst vielen Themen Raum zu geben. In die nahe Zukunft weisen die bevorstehende Anerkennung der Bodenleger als Ausbildungsberuf, eine Liberalisierung der Richtlinien für die Gestaltung der Gesellenstücke bei den Parkettlegern sowie ein neu gestaltetes Werbe-Logo. Dagegen wird eine gemeinsame Zukunft des Zentralverbandes Parkett und Bodenleger mit dem Bundesverband Estrich und Belag (BEB) zwar weiterhin erörtert, aber bisher beidseitig auf Distanz gehalten.

Die ordentliche Mitgliederversammlung des ZV fand auf Einladung der Innung Baden-Württemberg Nord in Heidelberg statt, wo Obermeister Christan Sedlarik die Teilnehmer begrüßte. An die Veranstaltung schloß sich am nächsten Tag ein Treffen der Restauratoren-Fachgruppe an. Diese Konstellation kam der Veranstaltung zugute; der Kreis der Teilnehmer war dadurch größer und zeigte sich erfreulich verjüngt. Dazu trug u.a. auch die neue Fachgruppe Sportböden bei. Für Bernhard Assing, der bei der Veranstaltung in Heidelberg seine Mitarbeit im ZV-Vorstand offiziell beendete, bestätigte sich damit: "Indem die Fachgruppen stärker an die Mitgliederversammlungen des Zentralverbandes herangezogen werden, erhöht sich die Attraktivität dieser Treffen". Außerdem reduziere eine Bündelung der Veranstaltungen den zeitlichen und finanziellen Aufwand.

In nicht öffentlicher Sitzung, die unter Ausschluß der Fachpresse beriet, wurde u.a. eine gemeinsame Geschäftsführung aller Innungen in Bonn diskutiert. Bundesinnungsmeister Dieter Große faßte die Summe aller morgendlichen Beratungen in der Mitteilung zusammen, sie hätten "den erwarteten und erhofften Verlauf" genommen.

Im öffentlichen Teil berichtete der Bundesinnungsmeister über ein Treffen zwischen dem Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik, der durch Große, Fachgruppenleiter Josef Klein und Ortwin Baumann vertreten war, und Vorstandsmitgliedern des Bundesverbandes Estrich und Belag über eine Annäherung beider Fachverbände. Greifbare Ergebnisse liegen weiterhin in weiter Ferne, betonte Große. Selbst die Möglichkeit gemeinsamer Fachveranstaltungen, "mit dem Ziel, längerfristig die Vorurteile abzubauen, die sich in vielen Jahren aufgebaut haben und in den Vorstandsspitzen nicht zu überwinden sind", ließen nur schwache Akzeptanz erwarten. Dennoch werde angestrebt, im Spätherbst eine gemeinsame Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Gemeinsame Sachverständigentagungen wurden abgelehnt, "weil sie die Erwartungen nicht erfüllen würden". Immerhin nahm der Bundesinnungsmeister die Einweihung des Technischen Instituts des Estrichlegerverbandes in Troisdorf zum Anlaß, den Mitgliedern des Zentralverbandes Parkett und Fußbodentechnik dieses Prüfinstitut zu empfehlen. Es sei erstrebenswert, Akten und Prüfunterlagen untereinander auszutauschen, um so den Erfahrungs- und Wissenshorizont zu erweitern.

Befremdet zeigte sich Bundesinnungsmeister Große über Aussagen, die bei der Frühjahrsveranstaltung der Technischen Kommission Bauklebstoffe in Frankfurt ("Klebstofftagung") gemacht wurden. Die Feststellung, dass mehr als 70 % aller vom Handwerk eingesetzten Klebstoffe lösemittelhaltig seien, habe einen "versteckten, aber unüberhörbaren Vorwurf" enthalten, der zumindest relativiert werden müsse. Der Vorwurf an das Handwerk sei durchaus umkehrbar: "Vielleicht dient er ja nur als bequemer Vorwand für die Klebstoffindustrie, sich nicht zu bewegen."

Werbung - gar nicht so einfach

Große hatte sich auch der Kritik aus den eigenen Reihen zu erwehren. Dem Verlegewettbewerb, der auf der Domotex durchgeführt wurde und den Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde anstrebt, wurde von etlichen Parkettlegermeistern eine gefährliche Breitenwirkung unterstellt: Eine Rekord-Verlegezeit verleite den Endverbraucher bei oberflächlicher Betrachtung zu unrealistischen Erwartungen. Was als Werbegag gedacht sei, könne sich durchaus geschäftsschädigend auswirken: "Das macht die Kundenlandschaft kaputt". Dieter Große wies solche Bedenken als weltfremd zurück und unterstrich, dass auch in Zukunft an publikumswirksame Aktionen wie diese gedacht werde. Er dankte den Sponsoren aus der Industrie und wünschte sich für die kommende Domotex "eine noch größere Aktionsfläche". Die Resonsnanz der Messebesucher in diesem Jahr sei überzeugend und "einfach überwältigend" gewesen.

Das Thema "Werbung" beschäftigte die Versammlung noch mehrfach. Der Werbeslogan "...es kommt darauf an, wers macht", den sich der Zentralverband entwerfen ließ und im Sitzungssaal in Heidelberg auf einem Transparent erstmals vorstellte, löste zumindest keine spontane Begeisterung aus. Der Slogan verweist auf Parkett und Fußbodentechnik, soll in diesem Punkt aber noch geändert werden. Wie Bundesinnungsmeister Dieter Große erklärte, wird die Umbenennung in Parkett und Bodenbelag erfolgen. Gerd Hausmann quittierte dies halb irritiert, halb zustimmend: "Ist Fußbodentechnik nicht mehr in ?" erkundigte er sich, meinte dann aber doch: "Der Hinweis auf Bodenbelag ist aussagefähiger und zielgruppengerechter". Der Verband will den Slogan geschmackmusterrechtlich schützen lassen.

Nicht unbedingt "werbewirksam" für das Parkettlegerhandwerk war sein Beitrag zur Ökobilanz Holzfußböden, die von der Holzforschung an der Technischen Universität München (Wissenschaftszentrum Weihenstephan) erstellt wird. Trotz mehrfacher Appelle gelang es dem Zentralverband und den Innungen nicht, genügend Betriebe für eine Beteiligung an der Daten-Erhebung zu gewinnen. Die Frist lief am 1. Juni endgültig ab und danach stand der Zentralverband vor einer Kostenforderung von 7.500 DM, weil das Parkettlegerhandwerk seine fest zugesagte Mithilfe an der Studie nicht geleistet und damit den 30.000 DM teuren Auftrag an die Wissenschaftlerin Barbara Nebel behindert hatte. "Das Handwerk ist seiner Verpflichtung nicht nachgekommen" stellte Bundesinnungsmeister Große dazu ohne Wenn und Aber fest. Der Zentralverband habe 6.000 DM "Schadensausgleich" angeboten. Diese Summe hat der Zentralverband vorgestreckt, will ihn sich aber bei den 21 Innungen zurückholen. Dafür sollen kleine Betriebe 200 DM, mittelgroße 250 DM und große Unternehmen eine Sonderzahlung von 300 DM berappen. Hier nun zeigten die Innungen Kooperationsbereitschaft; die Regelung wurde akzeptiert.

Gleichzeitig wurden im Zusammenhang mit dem Prozedere in Sachen Ökobilanz jedoch auch Vorbehalte und Vorwürfe laut (siehe gesonderter Bericht).

"Liberalisierung" bei den Gesellenstücken

Bundeslehrlingswart Heinz Brehm legte die aktuellen Ausbildungszahlen vor und merkte an, dass sich "teilweise Lehrlingsmangel abzuzeichnen beginnt". Als äußerst erfolgreich hat sich die Internet-Präsentation des Zentralverbandes erwiesen, die über Ausbildungs und Berufschancen informiert. Brehm berichtete, dass die Seite monatlich bis zu 16.000 mal angeklickt wird. Eine längere Diskussion entstand über die künftige Vorgehensweise bei der Bewertung von Gesellenstücken. Die bisher geltende Regelung, die das Gestalterische stark reglementiert und das Handwerklich-Technische im Prinzip höher bewertet, war immer wieder Gegenstand kontroverser Debatten. Der beim Nachwuchs immer deutlicher werdende Wunsch nach individuellem Ausdruck und freier, innovativer Gestaltung wird u.a. auch von Fachlehrern und Lehrlingswarten unterstützt. Ein entsprechender Beschluß der Lehrlingswarte wurde zwischenzeitlich vom Zentralverband einstimmig ge-billigt. Dem fügte sich Heinz Brehm "zähneknirschend". Er befürchtet, dass der Bewertungsmaßstab verloren geht, wenn handwerkliche Ausführung von "blendender" Gestaltung überlagert wird.

Der nächste Bundesleistungswettbewerb der Parkettleger im Rahmen des Bundesleistungswettbwerbs des Deutschen Handwerks findet am 5. November in Verbindung mit der Handwerkskammer Bremen in Uplengen bei Obermeister Cramer statt.

Berichte aus den Fachgruppen

In den Berichten der Fachgruppenleiter wurde auf vielfältige Aktivitäten, bevorstehende Veränderungen und geplante Veranstaltungen hingewiesen. Auch andere Formationen innerhalb des ZV berichteten aus ihrer Arbeit.

- Josef Klein berichtete über die nunmehr offenbar sichere Anerkennung der Bodenleger als Ausbildungsberuf und die Notwendigkeit, sich darauf konkret vorzubereiten. Der dafür gebildeten Arbeitsgruppe gehören Josef Klein (Handwerk) und Karsten Krause (Handel) an. Erwartet wird, dass die entsprechende Verordnung in "nicht allzu ferner Zeit" bevorsteht und die ersten Ausbildungsverhältnisse bereits im Herbst dieses Jahres beginnen könnten.

- Sönke Stoltenberg, der für die inhaltliche und organisatorische Ausrichtung der Sachverständigenseminare zuständig ist, kündigte "noch in diesem Jahr" ein Seminar für Sachverständigen-Anwärter mit fakultativer Fachkundeprüfung an.

- Rolf Wanke, Leiter der Holzpflaster-Gruppe, wies auf die kurz zuvor (im April) in Kraft getretene Neufassung der DIN 68 702 (vergl. ParkettMagazin 3/2000 "Für Holzpflaster kommt eine überarbeitete DIN") sowie auf die vom 25. bis 28. Oktober stattfindende Studienreise nach Krakau hin.

- Jochen Michalik steuert mit der Restauratoren-Gruppe das Reiseziel Prag an. Er erinnerte außerdem an den mit einer Goldmedaille gekrönten Erfolg der Restauratoren während der Leipziger Messe "Denkmal 2000".

- Peter Wilms, Leiter der relativ neuen Fachgruppe Sportböden, die gegenwärtig 15 Mitglieder zählt, wünscht sich weiteren Zulauf, um ihre Aktivitäten auf breitere Schultern legen zu können. Bereits gestartet wurde eine Werbeaktion, mit der gezielt Architekten angesprochen wurden.

- Hans Kok berichtete von der EDV-Gruppe, die vor neun Jahren damit begann, eine speziell auf die Bedürfnisse von Parkettlegers und Bodenlegern abgestimmte Software zu erarbeiten, dass eine Diskette angeboten werden kann, die den Zugriff auf die Data-Norm-Artikel von 20 Firmen bietet. Weitere werden folgen.

- Horst Fröhlich sprach für den "Ehrenkreis", der sich bei der Jahresversammlung 2000 in Bad Zwischenahn aus 18 Interessenten formierte. Man habe beschlossen, sich "losgelöst vom Verbandsgeschehen" ein- bis zweimal jährlich an wechselnden Orten zu treffen, formulierte Fröhlich in Heidelberg. Offiziell ausgedrückt heißt es, die Mitglieder wollten sich "aus dem aktuellen Geschehen - Handwerksordnung, Berufsausbildung usw. - heraushalten, wenn sie nicht darum gebeten werden".

Nachdem die anfängliche Benennung als "Senioren- und Ehrenkreis" aufgegeben wurde, ist nunmehr der "Ehrenkreis" übrig geblieben. Fröhlich begründete dies damit, dass die Teilnehmerrunde "sonst ausufern" würde. Bedauert wird das Desinteresse der ostdeutschen Kollegen. Einer äußerte sich nachdenkenswert deutlich: Als früherer DDR-Bürger habe er genug von dem Begriff "Ehre"...
aus Parkett Magazin 04/01 (Wirtschaft)