4. Münchner Stoff-Frühling ist rundum geglückt

Viel "Flower Power"

Eine optimale Gelegenheit, sich über die anregende Welt der Wohnstoffe in angenehmer Atmosphäre zu informieren, bot wieder einmal der Münchner Stoff-Frühling. 13 international renommierte Textilverlage öffneten die Türen ihrer Showrooms und zeigten ihre neuesten Kollektionen.

Das Wetter meinte es gut: Strahlend blauer bayerischer Himmel und eine herrliche Frühlingssonne verwöhnten die Besucher, die durch die Showrooms der diesmal 13 Teilnehmer des Münchner Stoff-Frühlings flanierten - Romo und Colony sind neu dazugekommen - und die vielen Neuheiten Revue passieren ließen. Und überwiegend zufriedene Gesichter auch bei den Ausstellern, denn es kamen mehr Besucher als im Vorjahr, darunter erstmals viele Asiaten, und auch die Ordertätigkeit war gut.

Bei Pierre Frey waren die Höhepunkte der Stoffneuheiten die Serien Printemps, Les Pensèes, Candice und Borneo: Blumen aus aller Welt, in allen Größen und Formen, in starken frischen Farben. Eine Augenweide die Serie Zanzibar: Afrikanische Souvenirs, Licht und Farbe, wandernde Figuren in schimmernde Gewänder gehüllt.

Um die Ecke, bei Rubelli die Serie Lisio, eine Auswahl an Stoffen aus Seide mit Dekorationsmotiven der Renaissance und des 18. Jahrhunderts. Besonders auffallend: Der kostbare Damast Cherubino aus reiner Seide und die aufeinander abgestimmten Lampas-Kreationen Despina und Fiordiligi auf glänzendem Untergrund aus Atlasseide.

Bises Novità stellte für 2001 eine von Erasmo Figini konzipierte Kollektion vor, die von der klassischen Kunst und der Natur inspiriert ist - schlicht und elegant, manchmal etwas rustikal, immer aber ausgefallen. Beachtenswert war hier die meisterliche Verwendung der Garne, aus denen ungewöhnliche Stoffe mit ganz speziellen Effekten entstehen: Bestes Beispiel der Lampas Tiberio, eine Stoffkreation aus der Verbindung von seidigem Untergrund mit einem Cellophanfaden, der dem Gewebe einzigartige Transparenz und Glanz verleiht.

Und im gleichen Quartier noch der Newcomer Colony aus Rom, spezialisiert auf die Herstellung von Lampassen, Brokaten und Seide. Auch hier herrschen die floralen Motive vor. Schließlich Colefax und Fowler, die eine ganze Reihe Neuheiten verschiedener Hersteller zeigten: Allen voran brachte Manuel Canovas eine umwerfende neue Stoffkollektion, inspiriert durch den exotischen Orient, Afrika und die Natur - wie immer in den für Manuel Canovas typischen satten Farbtönen. Unter den 15 Neuheitendessins fiel besonders Les Cavaliers auf, das von einem chinesischen Gemälde aus dem 15. Jahrhundert mit dem Titel Die Parade des Kaisers Xuande inspiriert wurde. Daneben stehen Ajmir mit stilisierten Blättern und Kosan, ein raffiniertes Muster aus afrikanischen Körben, das einen fast dreidimensionalen Eindruck vermittelte.

Ganz im Gegensatz dazu die streng grafischen Musterungen bei der Jack Lenor Larsen-Kollektion. In der Welt der Innenarchitektur gelten sie als die innovativsten Kollektionen von Webstoffen, berühmt durch die gekonnte Mischung von Traditionellem und Ungewöhnlichem. Die Neuheiten Coffee Bean, Bambu, Pocket Ribbon und Billows zeigen sowohl hohe Eleganz und Transparenz in Streifenmusterungen als auch meisterlich gestaltete zarte Grauabwandlungen in Kombination mit hellen Streifen.

Bei Hahne und Schönberg treffen die unterschiedlichsten Stilrichtungen in den Kollektionen vieler internationaler Hersteller zusammen. Ins Auge stach diesmal die Kollektion von Brunschwig und Fils: Die zündenden Designideen der neuen Kollektion stammen aus den Archiven des Cooper Hewitt National Design Museums der Smithsonian Institution in New York. So zeigt zum Beispiel die Linie Beistegui Cotton Print das Motiv eines bestickten Bettvorhangs aus dem England des frühen 18. Jahrhunderts mit kühnen geschwungenen Blattkonfigurationen oder der Baumwolldruck Parc de Vincennes Szenen aus einem zoologischen Garten, ein Toile, das auf einem französischen Kupferdruck von 1895 basiert.

Nach soviel Eindrücken zieht man sich etwas erschöpft für eine kurze Verschnaufpause in die Fünf Höfe zurück, die neue Luxus-Location mitten im Zentrum, ein innerstädtisches Refugium mit Shops und Dine de Luxe. Neben exklusiven Läden findet man dort neue Restaurants und Tagesbars bekannter Gastronomen, die schnell zum Treffpunkt für Geschäftsleute und Szenegänger wurden. Einen Besuch wert waren auf jeden Fall Schumann"s Tagesbar, das Café Kunsthalle und das E Tricaffée mit italienischer Cafékultur, bevor man sich in den echt bayrischen Abend im Münchner Augustinerkeller stürzte; Gastgeber war Trevira CS.

Alles in allem: Es war ein sehr gelungener Münchner Stoff-Frühling. Mal sehen, was im nächsten Jahr an der Isar geboten wird.
aus BTH Heimtex 06/01 (Wirtschaft)