100 Jahre Saum & Viebahn

"Wir können nicht billig, wir können nur gut"

Großhändler oder Textilverlag? Bei Saum & Viebahn verschwimmen die Grenzen. Die Kulmbacher gehören zu den wenigen überregional operierenden Unternehmen ihrer Art. Mit einem breit- und tiefgestaffelten Sortiment bedienen sie fast 9.000 Kunden in Deutschland und Nachbarländern. In diesem Jahr feiert das einst in Berlin gegründete Großhandelshaus seinen 100jähriges Jubiläum und leitet dabei zugleich den Generationswechsel im Management ein.

Mit seinen fast 9.000 Kunden in Deutschland, den Niederlanden und anderen europäischen Ländern, mit 330 Mitarbeitern und fast 120 Millionen DM Umsatz ist Saum & Viebahn in Kulmbach eine Branchengröße. Zwar hat das Großhandelshaus, das sich heute mehr als Textilverlag versteht, im Lauf der Jahre den Betrieb einer eigenen Stoff-Weberei in Kulmbach und eine Beteiligung an Fuggerhaus aufgegeben, dafür wurden neue und andere Partnerschaften geschlossen: etwa mit Vorwerk, mit der innovativen Möbelstoff-Manufaktur Rohleder, mit Mikrofaser-Marktführer Alcantara oder mit Ziegenhaar-Spezialist Tretford. Längst sind neben den Niederlanden auch die Absatzmärkte Schweiz, Österreich, Italien und Spanien erschlossen. Skandinavien, Osteuropa und Frankreich starten oder werden aufmerksam beobachtet.

Mit 2.000 Lagerpositionen an Bodenbeläge und 7.500 Stoff-Positionen - davon etwa 600 für Sonnenschutz - ist Saum & Viebahn gut sortiert. "Wir wollen in allen Teilmärkten, in denen wir aktiv sind - also bei Bodenbelägen, bei Dekos und Gardinen, bei Möbelstoffen und bei Sonnenschutz und Stilgamituren - zur Spitzengruppe der Anbieter gehören", umreißt Geschäftsführer Dr. Wolfgang Wechsler die Firmenphilosophie Dass dieses ehrgeizige Ziel entweder erhalten bleibt oder noch erreicht wird, dafür sorgen mit ihm die Geschäftsführer Susanne Schicker-Westhoff, die Enkelin von Erwin Viebahn, und als Nachfolger des soeben in den Ruhestand verabschiedeten Wolfgang Wieske, der neue Vertriebschef Ralf Meinhardt.

Als Erfolgsfaktor wird nicht nur das umfangreiche Sortiment genannt, sondern auch das durchdachte Marketingkonzept, das die zukunftsorientiertesten Kunden in den Kooperationen Coratex für deutsche Raumausstatter und Sofatex für Polsterfachbetriebe in Deutschland und den Niederlanden einbindet. Nicht nur ihnen, auch allen anderen Saum & Viebahn-Kunden werden zudem Dienstleistungen angeboten, die deren Bindung zum Haus, aber auch ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit stärken: "Die Feng Shui-Seminare sind ständig ausgebucht", registriert Coratex-Sofatex-Geschäftsführer Wolfgang Türk.

Auch im Jubiläumsjahr pflegen die Kulmbacher ihre Produktsparten durch Neueinführungen und überarbeitete Kollektionen; so hat Rudo Kreutz, Produktmanager Boden, ein neues Fliesen.Sortiment mit Qualitäten von Interface, der Dura und Filz Fulda sowie ein zweites Natur-Programm zusammengestellt. Bei Deko und Gardine setzen Erwin Näckel und sein designierter Nachfolger Lutz Neubert stark auf Tafte, Inbetweens und Ausbrenner und vor allem auf My Home, die Konzept-Kollektion im Laundhausstil. Bei Möbelstoffen ist eine vielversprechende Flachgewebeserie von Rohleder neu, zudem bringt Produktmanager Michael Schamberger - "wir können nicht billig, wir können nur gut" - eine hochwertige Trevira CS-Ware.

2000 sei für Saum & Viebahn ein gutes Jahr gewesen, resümiert Wechsler. "Auf dieser Basis ist es gerade noch erträglich, dass im ersten Quartal 2001 kaum ein Zuwachs zu registrieren war.". Besser als das - speziell in Norddeutschland und den neuen Bundesländern - rückläufige Inlandsgeschäft, stellt sich der Export dar. Je nach Sparte liegt der Exportanteil laut Meinhardt mittlerweile zwischen 12 und 15 %.

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Saum & Viebahn - die Chronik

Der Tag steht nicht mehr fest, aber sicher ist: Die ursprüngliche "Keimzelle" von Saum & Viebahn, die Firma Hardt & Krebs, wurde im Jahr 1901 in Berlin gegründet. 1933 übernahmen Hermann Saum und Erwin Viebahn das Handelshaus und starteten im Juli 1945 im Fränkischen neu; dass 1964 Eberhard Becker, heute noch Gesellschafter, die Geschäftsführung übernahm, ist für den heutigen Geschäftsführer Dr. Wolfgang Wechsler "ein wichtiges Datum unserer Geschichte": Becker sorgte dafür, dass der neue Stammsitz immer grösser und gleichzeitig zur Keimzelle für eine bundesweite Ausdehnung wurde.

Zwar gab es schon die Niederlassung in Ratingen, in Beckers Amtszeit aber fallen die Eröffnungen neuer, eigener Niederlassungen in Frankfurt, Hamburg, München, Stuttgart, Augsburg - mit dem Zentrallager für Sonnenschutz-Systeme -, Veenendaal in den Niederlanden und zuletzt Dresden und die Erweiterung des Zentrallagers für Bödenbeläge in Hameln.
aus BTH Heimtex 06/01 (Wirtschaft)