MZE-Jahreshauptversammlung

In einem Verband lebt es sich besser

Bad Reichenhall - In diesem Jahr rief die MZE Möbel Zentral Einkauf GmbH ihre Mitglieder zur Jahreshauptversammlung nach Bad Reichenhall. Der Verband stellte wie gewohnt eine interessante Mischung aus unterhaltsamen und informativen Vorträgen zusammen. Zentrale Punkte der Veranstaltung waren Intranet und Online-Shop des Verbandes sowie ein neues Marketingkonzept. Ein buntes Rahmenprogramm rundete die Veranstaltung ab.

Zwei Marksteine nannte Dr. Richard Gehse, Gründer und Geschäftsführer der MZE, bei seiner Begrüßung, die aus seiner Sicht in diesem Jahr thematisch besonders herausragen: die Fußball-WM und die Erhöhung der Mehrwertsteuer. Während er hinsichtlich der WM keinerlei Effekte für die MZE-Anschlusshäuser erwartete, könnte sich die anstehende Verbrauchssteuererhöhung durchaus positiv auswirken. Im kommenden Jahr könnte sie sich allerdings gefährlich auf die Preise und die Marge auswirken. Daher Dr. Gehses Rat: Erhöhung der Endpreise um im Durchschnitt fünf Prozent. Um den Verbraucher nicht zu verärgern, empfiehlt er, die Preise in wenigstens zwei Etappen zu erhöhen und außerdem eine Mischkalkulation vorzunehmen. Artikel, die im Fokus der Verbraucher stehen, sollten vielleicht nur um zwei Prozent angehoben werden, dafür andere, weniger vergleichbare um etwa acht Prozent.

Außerdem kündigte Dr. Gehse an, dass Info-Briefe und Preislisten in Zukunft nur noch über das Intranet verbreitet werden. Er bedauert, dass diese einfache und schnelle Form der Kommunikation durch die MZE-Mitglieder noch so spärlich genutzt werde und appellierte an die Anwesenden, sofern noch nicht vorhanden, schnellstens einen Internetanschluss zuzulegen. Zwei Mitarbeiter sind bei der MZE ausschließlich für die Pflege der Online-Inhalte zuständig. "Wer kein Internet hat, wird früher oder später aus dem Geschäftsleben ausscheiden", prophezeite er nüchtern.

Verbandszugehörigkeit erhöht Überlebenschancen

Untersuchungen haben laut Dr. Gehse ergeben, dass Einzelhandelsunternehmen, die einem Verband angeschlossen sind, bessere Überlebenschancen haben als so genannte Einzelkämpfer. Der Verband habe sich deshalb dazu entschlossen, seinen Mitgliedern eine Urkunde zuzuschicken, welche die Mitgliedschaft in der MZE bestätigt, kündigte er in Reichenhall an. Diese Urkunde könne bei Bankgesprächen von Vorteil sein und unter Umständen ein besseres Rating verschaffen.

Schließlich redete der Geschäftsführer den Einzelhändlern ins Gewissen, ihren Jahresabschluss spätestens drei Monate nach Jahresende auf dem Tisch liegen zu haben. Weniger um dem Finanzamt Rechnung legen zu können, das könne ruhig noch etwas warten, vielmehr um möglichst schnell selbst darüber informiert zu sein, "wie der Laden dasteht", so Gehse salopp. Außerdem solle der Bank der Abschluss von sich aus unverzüglich vorgelegt werden.

Dr. Gehse wartete mit einem weiteren praktischen Tipp auf und forderte dazu auf, die Kunden nach Vertragsabschluss zu einer Anzahlung zu bewegen. In zahlreichen großen Möbelhäuser ist dies selbstverständlich. Schließlich sei eine Anzahlung der günstigste Kredit. Daher sein Rat: "Treten Sie dem Thema näher!"

Rüdiger Gehse, weiterer Geschäftsführer des Verbundes, erläuterte in Reichenhall die Funktionsweise des Intranets und den neu in Leben gerufenen Online-Shop. Er griff den Appell seines Vaters zur Nutzung dieses Mediums auf und konkretisierte das Thema. Von den 440 Mitgliedern nutzen nur 44 das Intranet täglich, also magere zehn Prozent. Weitere 120 gehen gelegentlich in das Netz. Selten oder gar nicht nutzen das Intranet 276 Mitglieder. Wie gesagt, zwei Mitarbeiter der MZE sind nur für den Internet-Auftritt des MZE da.

Gehse kündigte an, dass die Regulierung ab August diesen Jahres nur noch über das Intranet erfolgen wird. Er führte vor, welche Vorteile es für die Mitglieder hat: Jederzeit kann man sich, nach Eingabe seines Passwortes selbstverständlich, über die aktuelle Situation der Regulierung informieren. Mit Beginn des kommenden Jahres werden auch die Konditionsblätter und die Bonushochrechnung nur noch über das Intranet erfolgen.

Internetshop tritt neben die Kataloge

Ergänzend zu dem Versandkatalog wird MZE seinen Mitgliedern ab Mitte September etwa den Service eines Internet-Shops bieten. Er soll die Möglichkeiten des Katalogs ergänzen, kann aber auch separat gebucht werden. Der Shop wird von MZE gepflegt, aber auf den Einzelhändler individuell konfiguriert: namentlich und im Sortiment. Der Händler kann bis zu 54 Artikel in den Shop aufnehmen, die nicht von MZE gelistet sind, muss diese Artikel aber dann auch selbst pflegen. Laut Gehse soll der Internet-Katalog, der im Übrigen thematisch wie der reale Katalog aufgebaut ist, eine zusätzliche Kundeninformation sein und mehr Kunden in das Geschäft locken. Katalogteilnehmer kostet der "eigene" Internetauftritt einmalig 1.298 Euro plus jährlich 298 Euro für die Pflege. Wer kein Katalogteilnehmer ist, muss einmalig 1.998 Euro hinblättern plus der jährlichen Gebühr von 298 Euro.

Vertriebsleiter Helmut Stauner erläuterte auf der Hauptversammlung neue Marketingkonzepte, die sich in diesem Jahr besonders auf den Bereich Küche konzentrieren. "Die Zeit der Mittelmäßigkeit ist vorbei!", verkündete er, bewusst pointiert, in Bezug auf Marktstrategien und Zielgruppen. Im Küchensegment werden nach seinen Informationen auf 20 Prozent der Verkaufsfläche rund 80 Prozent des Gesamtumsatzes erzielt. Welche Strategie muss man also anwenden, um sich erfolgreich um die übrigen 20 Prozent zu bemühen?
Zwei Fachgeschäfte unter einem Dach

Die Lösung von MZE ist die Spezialisierung auf zwei Fachgeschäfte unter einem Dach, die sich mit dem Thema Schlafen einerseits und dem Thema Küche andererseits befassen. Durch diese Spezialisierung und die Positionierung des Sortimentsgenres von der Mitte an aufwärts steige die Akzeptanz der Kunden. Sie erwarten unter anderem eine hohe Verkäuferkompetenz, Planungssicherheit und hohes Fachwissen. Das Küchenkonzept von MZE namens Sternküche ist laut Stauner ein Mix aus Hersteller- und Handelsmarken, um so die Vorteile aus beidem zu schöpfen. Es ist untergliedert in vier Unterbereiche: "Komfort" wendet sich an eine Zielgruppe im Alter von etwa 60 Jahren und älter. "Ergozen" ist konzipiert nach orthopädischen Gesichtspunkten. "Bio" spricht schon durch den Namen für sich. "Aktiv" schließlich ist die Schiene mit Fachmarkt orientierten Preisen.

Zu den Besonderheiten des Sternküchenkonzeptes gehören unter anderem eine Sieben-Jahres-Garantie; ein Raum der Sinne, den es bisher nur für das Schlafsortiment gab; ein Ergonomie-Kompetenz-Zentrum; einen Internetshop und Versandkatalog für Küche und Schlafen. Die Teilnahme an den Werbeaktivitäten ist für die Sternküchen-Partner verpflichtend. Pro Jahr werden laut Stauner 25 Werbeimpulse gesetzt. Die Kosten dafür betragen rund 22.300 Euro. Der Betrag wird gezwölftelt und monatlich eingezogen. Als ganz besonderen Service konnte sich MZE der Hilfe eines Beraters versichern, dessen Honorar sich nach eigenen Angaben streng erfolgsabhängig berechnet: keine Umsatzsteigerung, kein Honorar.

Zwei weitere Vorträge wagten den Blick über den Tellerrand. Professor Dr. Axel Venn gab den MZE-Gästen aufschlussreiche Einblicke in die Psychologie der Farben, der Mediziner Dr. Michael Spitzbart berichtete von zum Teil unsinnigen Regelungen des deutschen Gesundheitssystems und den Möglichkeiten, die Gesundheit und Fitness selbst zu beeinflussen.

Farben im Licht der Evolution

Venn betrachtet die Farbe als ideales Werbemittel: "Nicht wichtig ist die Wirklichkeit, wichtig ist die Wirkung." Er begründete diese Feststellung mit einer Wahrnehmungs-Hierarchie, die sich der Mensch im Laufe der Evolution zugelegt hat. Als Erstes kommen die Empfindungen, dann das Gefühl, danach die Intuition und zum Schluss erst das Denken. Seine nicht ganz ernst gemeinte Schlussfolgerung: "Entscheidungen über Denken zu treffen, das funktioniert nie!"

Bezüglich der Farben hat der Mensch im Laufe seiner Existenz diverse Erfahrungen abgespeichert. Er erwartet einfach, dass ein gelber Bonbon nicht süß wie eine Himbeere schmeckt, sondern säuerlich, minzig. Die Farbe Rot beziehungsweise Purpur ist ursprünglich den gekrönten Häuptern vorbehalten gewesen, entsprechend ist der westeuropäische Mensch heute darauf konditioniert, sie als Symbol für Prestige und Wertigkeit zu betrachten. Wer solche Mechanismen im Marketing und bei der Produktgestaltung mit ins Kalkül zieht, hat gegenüber dem Verbraucher schon einen auch preislichen Vorteil. Venn zu den Einzelhändlern: "Verkauf ist nichts anderes als eine subtile Verführung."

Den Zuhörern machte Venn außerdem Mut mit der Feststellung, dass das Auto auf der Rangliste der Statussymbole heute durch den Wunsch nach einem schönen Wohnambiente abgelöst worden sei. Und dort eigne sich eine repräsentative Küche am Besten, um das eigene Image bei den Freunden und Bekannten zu heben - und um Neid zu erwecken. Neiderweckung sei schöner als Schadenfreude und gebe dem Produkt erst seinen Wert, gibt Venn Einblicke in das Abgründige des Menschen.

Abschließend stellte Venn noch die Wohntrends für das kommende Jahr vor. Für das kommende Frühjahr rechnet er mit einem "fröhlichen Farbmix", wobei die Kombination der Einrichtungsstile egal sei. Ein weiterer Trend werde das Thema Goldrausch und Brokate. Romantik werde künftig mit "Goldrausch und Brokat" transportiert, während der Trend "Gäste und Gastgeber" sich im Thema "Landleben" ausdrücke. Außerdem en vogue: "Ornamente total" und "Weißtöne" in allen Variationen.

Als neue Wohntrends für Herbst 2007 gelten: "Wohnen und Werkstatt" unter dem Aspekt "Wohnen wie im Atelier". Daneben sei "Leben in Leichtigkeit" im Kommen, mit transparenten Stoffen und leichten Materialien. "Bambus, Banane und Buddha" sei der gemeinsame Nenner des sogenannten "Fernost-Pavillons", während "Fachwerk, Geweih und Trophäen" als Ausdruck von "Folklore Rustikal" gelten werden. Zuletzt werde sich aber noch der Einfluss aus Russland mit dem Trend "St. Petersburg" bemerkbar machen.

"Magic Moments" für die Gesundheit

Zu einem sorgsamen Umgang mit der eigenen Gesundheit rief Michael Spitzbart auf. Der Mensch werde heute zwar etwa doppelt so alt wie vor 100 Jahren, aber die so genannte Gesundheitsspanne habe sich nicht verlängert, also der Zeitraum, in welchem der Durchschnittsbürger keinerlei Gesundheitsprobleme spürt. Der Mediziner warnte vor dem großen Trugschluss, dass gesundheitlich alles in Ordnung sei, so lange der Körper keine Warnsignale aussendet. Laut Spitzbart gibt es beim subjektiven Befinden eines Menschen keinen großen Unterschied, ob der Körper zu 100 oder nur noch zu 35 oder 30 Prozent funktioniert. Wenn sich der Organismus meldet, sei es häufig schon zu spät. "Wir machen unsere Gesundheit oder Krankheit selbst", behauptete Spitzbart.

Eine wichtige Ursache ortet der Arzt im Gesundheitssystem, in dem lediglich ein Prozent für Prävention ausgegeben werde, 99 Prozent für Therapie, wenn das Kind schon längst in den Brunnen gefallen ist. Gesundheitsvorsorge sei heute volkswirtschaftlich nicht gewollt. Seine Begründung: Es sei medizinisch möglich, die durchschnittliche Lebenserwartung um etwa sieben Jahre zu verlängern. Wer aber zahle dann die Renten?, so seine Frage.

Also müsse man selbst etwas für die eigene Gesundheit unternehmen: dazu gehören Bewegung, Ernährung und Mentalhygiene. Ernährungstechnisch empfiehlt Spitzbart, ein spezielles Magnesiumpräparat als Nahrungsergänzung zu sich zu nehmen sowie Proteine. Um sich mental zu stärken, gelte es, schöne Erlebnisse bewusst aufzunehmen und zu speichern. Einmal täglich solle man sich diese "magic moments" vor Augen halten. Positive Vorstellungen würden helfen, den Herausforderungen des Alltags stand zu halten. Spitzbart: "Das Siegerprogramm kann man einprogrammieren!"
aus Haustex 08/06 (Wirtschaft)