Dr. Wolfgang Klumpp, Geschäftsführer der Friedrich Klumpp GmbH

Neue Verfahren und Trends in der industriellen Oberflächenbeschichtung von Mehrschichtparkett

Es gibt viele Beschichtungsmaterialien zur werkseitigen UV-Versiegelung von Mehrschichtparkett. Im Folgenden wird auf den neuesten Stand der Technik und die Möglichkeiten der Anwendung eingegangen.

UV-Beizen sind in Europa wenig gebräuchlich, eher in den USA, wo ein rustikales Beizbild gewünscht wird. Ihr Vorteil: Das Material sackt nicht nach. Ihr Nachteil: UV-Beizen müssen ausreichend ausgehärtet werden, dürfen gleichzeitig aber nicht durch zu viel UV-Strahlung überhärtet werden, da eine Überhärtung zu schlechterer Zwischenschliffhaftung führt. Unzureichende Aushärtung kann zu Penetration unreagierter Oligomere und Monomere führen. UV-Beizen dürfen nicht auf porenfreien Hölzern wie etwa Buche und Ahorn angewendet werden, da ein fleckiges Beizbild entstehen könnte.

Primerbeizen sind Hydro-Primer, die mit UV-beständigen Farbstoffen und Pigmenten eingefärbt sind. Sie zeigen sehr gute Resultate auf allen Holzarten. Dagegen beinhalten Hydro-UV-Primer wasserlösliche UV-Harze, die dank des Wassergehaltes tiefer ins Holz eindringen können. Dies führt zu perfekter Haftung.

Kantenhydrophobierung

Seit mehr als 5 Jahren werden von einzelnen Fertigparkettherstellern bereits Kantenimprägnierungen unterschiedlicher Art (z. B. Öl-Wasser-Imprägnierungen oder lösemittelhaltige Holzschutzimprägnierungen) eingesetzt. Aufgrund des Anfeuerungsverhaltens dieser Produkte kommt es jedoch häufig zu Farbtonveränderungen im Bereich der Lamellenendkanten.

Aufgrund von Dehnung und mechanischer Beanspruchung reißen die Lamellenfugen oftmals bereits beim Verlegen auf. Auch durch das Schrumpfen des Holzes während der ersten Heizperiode treten Haarrisse über den Lamellenfugen auf. An den genannten Schwachstellen kann Wasser bereits nach wenigen Minuten zu einem starken Aufquellen der Lamellenendkanten führen. Es entstehen die typischen Wasserschäden.

Das Unternehmen Friedrich Klumpp empfiehlt den Einsatz eines wässrigen Hydrophobierungsmittels. Der Auftrag erfolgt durch Spritzen oder Walzen, gegebenenfalls auch durch Bürsten oder mit dem Pinsel. Nach dem Verpressen der Lamellen in der Heißpresse entfaltet die Imprägnierung ihre volle Wirkung. Je nach Holzart und Restfeuchte des Holzes erreicht man eine Wasserbeständigkeit von 30-90 Minuten.

Wässrige oder lösemittelhaltige Hydrophobierungsmittel eignen sich auch für Dielenendkanten. Die Anwendung erfolgt durch Vakumat- oder Spritzauftrag. Durch Walzenauftrag werden zum jetzigen Zeitpunkt noch keine befriedigenden Ergebnisse erreicht: Die Auftragsmengen sind zu gering.

Die Hydrophobierung der Endkanten reicht im Normalfall aus, um Schäden durch zu feuchtes Wischen zu vermeiden. Schäden durch Langzeiteinwirkung von Wasser, etwa unter Blumentöpfen, können jedoch nicht verhindert werden. Deshalb empfiehlt es sich, zur weiteren Steigerung der Wasserbeständigkeit nach dem Verlegen ein Fertigparkettfugenschutzmittel aufzubringen.

Abriebfeste UV-Lackierungen

Es gibt unterschiedliche Arten von UV-Grundierungen:
- Standard UV-Grundierung
- Antiabrasive UV-Grundierung, mit Korund oder anderen harten Mineralien
- SIS UV-Grundierung

Die bekannten internationalen Testmethoden ergeben kein einheitliches Resultat für diese Grundierungen. Beschichtungssysteme, die gute Abriebfestigkeit bei der Taber-Methode (S33) und ASTM CS 17 aufweisen, zeigen schlechtere Werte mit der SIS-Methode (Swedish Falling Sand). Durch intelligente Kombination aller Methoden können jedoch gute Resultate unter allen internationalen Normen erzielt werden. Als Grundsatz gilt: 80-90% der Abriebwerte erreicht man mit der Grundierung, nicht mit dem Decklack.

Vielmehr hätte der Einbau von Korund im Decklack sogar Nachteile:
- Ein solcher Decklack wäre kaum mehr schleif- und reparaturfähig.
- Ein normaler Abrieb würde metallische Markierungen hervorrufen.

Neue Anti-Scratch-Lacke haben zwar das Problem der Metallmarkierungen behoben - sie arbeiten mit Nanopartikeln. Schleifbar sind aber auch diese Oberflächen kaum. Daher wird in dieser Richtung noch weiter entwickelt - mit durchaus guten Aussichten.

Für das manuelle Ausspachteln von sehr großen Löchern (z.B. Ästen) oder Rissen kann kein UV-härtendes Material eingesetzt werden, da eine ausreichende Tiefentrocknung nicht gewährleistet ist. Zum Einsatz kamen bisher lösemittelhaltige Spachtel- und Wasserspachtelmassen. Ihr Nachteil: Sie schrumpfen bei der Lösemittel- bzw. Wasserabgabe und benötigen bei tiefen Fugen und Löchern einen mehrfachen Spachtelauftrag .

Auch 2K PE-Spachtel zeigen Nachteile: Die Topfzeit beträgt nur ca. 20 Minuten, ein sofortiges Abstapeln ist nicht möglich, außerdem enthält das Produkt Styrol.

Die Problemlösung bringt hier ein neu entwickelter 2K UV-Handspachtel. Seine Topfzeit beträgt 2 bis 3 Stunden. Durch die UV-Härtung der obersten Schicht ist ein sofortiges Abstapeln möglich. Tiefer liegende Schichten härten innerhalb von 12 Stunden durch eine Peroxidreaktion aus. An-schließend kann die Lackierung auf Standard UV-Lackstrassen erfolgen. Die Klumpp 2K-Handspachtelmasse ist frei von Styrol und lieferbar in jedem gewünschten Farbton.
aus Parkett Magazin 03/04 (Sortiment)