Sonnenschutz auf der Heimtextil

Sun & Shadow - Sonnenschutz-Branche im Umbruch

Die Insel der Seligen mussten die "Sonnenschützer" im abgelaufenen Geschäftsjahr endgültig verlassen. Erstmals schloss die Branche 2001 mit einem knappen Minus ab. Aufgrund der anhaltenden Konsumflaute dümpelten die Umsätze bei Sonnenschutz und Dekotechnik dahin. Den Anbietern macht nicht nur der starke Preisverfall in diversen Produktgruppen zu schaffen, sondern auch die zunehmende Unternehmenskonzentration.

Auf der völlig neu strukturierten Heimtextil 2002 musste sich die Sonnenschutz-Branche zunächst an einige Veränderungen gewöhnen, unter anderem an ein neues Domizil mit ungewohnter Ausstellungsfläche. Denn statt wie bisher in Halle 10.2 wurde die Sonnenschutz-Präsentation erstmals getrennt in den beiden Messehallen 6.0 und 6.1, durchgeführt.

Ebenfalls neu: Auf den Hinweistafeln der Heimtextil prangte nicht mehr die schlichte Bezeichnung "Sonnenschutz- und Dekotechnik", jetzt hieß es ganz modern "Sun & Shadow". Die neue Produktgruppen-Kennzeichnung soll laut Veranstalter für eine bessere Orientierung der Besucher innerhalb des Messe-Dschungels sorgen.

Eine weitere Besonderheit: Sonnenschutz-Anbieter, die im Anschluss an die Fachbesucher-Tage auch am "Heimtextil Sunday", dem erstmals stattfindenden Publikumstag teilnehmen wollten, mussten ihre Exponate in Halle 6.1 ausstellen. Denn nur diese Ebene war am Sonntag für Endverbraucher geöffnet und zugänglich. Das hatte den Effekt, dass im Prinzip alle namhaften Unternehmen der Branche in Halle 6.1. versammelt waren - was auch entsprechend viele Fachbesucher anzog. Es herrschte ein reges Treiben, nahezu alle Messestände waren gut frequentiert. Die Krux daran: Für die Aussteller in Halle 6.0, eine Ebene tiefer, erwies sich diese Regelung als großer Nachteil. Die dort platzierten Firmen - überwiegend Sonnenschutz- und Vorhangstangen-Anbieter aus dem europäischen Ausland - konnten zwar wie gewünscht schon am Samstag abbauen. Weil jedoch keine zugkräftigen Namen präsent waren, verirrten sich nur wenige Messebesucher in die abseits gelegene Hallenebene.

Die Premiere des "Heimtextil Sunday" wurde von den beteiligten Ausstellern mit einer Mischung aus Spannung und Zweckoptimismus erwartet. "Den Publikumstag finde ich super", äußerte sich Silent Gliss-Geschäftsführer Thomas Held begeistert. "Es tut gut, einmal mit Endverbrauchern in Kontakt zu kommen." Gleichwohl sieht das Schweizer Sonnenschutz-Unternehmen den Konsumenten-Tag dieses Jahr als "Test". Erst danach könne man sich eine fundierte Meinung bilden.

Auch Reinhard Heidemann, verantwortlich für die Geschäftsleitung Zentraleuropa von Newell Window Fashions, begrüßte den Publikumstag: "Wir hätten auch nichts gegen eine zweitägige Veranstaltung."

Gut gerüstet sah sich Arquati für den Endkunden-Sonntag. Man hatte im Vorfeld "verbilligte Eintrittskarten, Broschüren, Plakate und Aufkleber" an Raumausstatter aus der Region zu Werbezwecken weitergegeben. "Wir gehen davon aus, dass Konsumenten schwerpunktmäßig aus dem Raum Frankfurt kommen werden", schätzt Arquati-Marketingleiterin Sylvia Wilcken. Der Hamburger Anbieter war zudem der einzige in der Sonnenschutz-Branche, der am Sonntag extra 12 Raumausstatter aus dem Frankfurter Einzugsgebiet als Berater am Messestand einsetzte, parallel zum hauseigenen Verkäufer-Team.

Urteil über Publikumstag zwiespältig

Doch wie verlief nun der heiß diskutierte Heimtextil Sunday? Etwa 25.000 Verbraucher hatten die Messeveranstalter im Vorfeld erwartet, gezählt wurden jedoch lediglich "rund 7.500 Besucher". Von offizieller Seite spricht man von einem "hervorragenden Besucherergebnis, das der Branche neuen Schwung verleihen wird."

Während sich Sonderschauen, Trendpräsentationen und die Dekorationsentwürfe des Deco Teams in Halle 3 als Publikumsmagneten erwiesen, verzeichneten die Aussteller in der Sonnenschutz-Halle nur "sehr mäßige" Besucherfrequenz. "Ein erheblicher Teil der Besucher am Sonntag waren Fachkunden", registrierte Wilhelm Hachtel, geschäftsführender Gesellschafter von MHZ, und zieht daraus das Fazit, dass sich "Aufwand und Nutzen für MHZ derzeit nicht in Einklang bringen lassen, unabhängig davon, wie die Resonanz in den Sondershows war." Der schwäbische Sonnenschutz-Hersteller favorisiert eher Publikumstage auf Regionalmessen, sowie die gezielte, regionale Werbepräsenz der Raumausstatter vor Ort, beispielsweise mit Kundenveranstaltungen und lokalen Anzeigen.

Gleichzeitig kündigte Hachtel in seiner Eigenschaft als neuer Vorsitzender des Verbandes Innenliegender Sonnenschutz (VIS) ein offizielles Statement zum Thema Heimtextil Sunday an, das nach der Sitzung des VIS-Vorstandes im Februar abgegeben werden soll. Er übernahm den VIS-Vorsitz im letzten Jahr nach dem überraschenden Tod seines Vorgängers, dem Teba-Geschäftsführer Klaus Friederichs.

Trotz verbreiteter Kritik in der Branche über den schwachen Auftakt bricht man bei Teba eine Lanze für den Verbrauchertag: "Wir haben nicht mehr Besucher erwartet", behauptet Marketingleiter Peter Mittelsteiner, der sich mit der halben Standbesatzung vor Ort befand. Die Duisburger konnten mit Publikumstagen bereits einschlägige Erfahrungen sammeln. Regelmäßig beteiligt sich das Sonnenschutz-Unternehmen an einer regionalen Messe in Oldenburg. "Der Heimtextil Sunday könnte eine Initialzündung auslösen für kleine, lokale Verbrauchermessen", ist der Gedanke von Mittelsteiner, dem es ein Anliegen ist, den Konsumenten die bestehende Angebotsfülle nahe zu bringen.

Bei der Präsentation zog Teba alle Register: Das Duisburger Unternehmen war nicht nur in der Sonnenschutz-Halle anwesend, sondern hatte als Mitglied des Deco Teams auch in der Stoffhalle 3 seine Zelte aufgeschlagen. Zudem wurde am Samstagabend der Teba-Stand in Halle 6.1 umgebaut und ein "Wintergarten mit Produktfeldern" integriert, um den Konsumenten die "Vielseitigkeit der Sonnenschutzprodukte" zu demonstrieren. "Wie bei einem Schaufensterbummel" seien die Menschen durch die Halle flaniert, konnte Peter Mittelsteiner am Publikums-Sonntag beobachten und bezeichnete dies als "ganz typisches Verhalten": "Die Verbraucher haben Schwellenangst und zögern, die Stände zu betreten." Bei Gesprächen hätten nicht wie bei der Fachkundschaft die technischen Details im Vordergrund gestanden, sondern Stoffqualitäten, Anwendungsbereiche, Pflege und Verkaufspreise. Zudem seien die Endkunden vom "großen Angebot überrascht" gewesen, speziell bei der Dachfensterbeschattung und der Variantenvielfalt bei Faltstore. Auch Flächenvorhänge hätten "viel Zuspruch" gefunden.

Auf die Geschäftsentwicklung 2001 angesprochen, äußerte man sich bei Teba "zufrieden". Frühjahr und Sommer hätten eine gute Auftragslage gebracht. Danach verzeichnete man einen "Einbruch", der in der Branche allgemein spürbar gewesen sei, konnte dann aber im letzten Quartal "erkennbar aufholen". "Unterm Strich haben wir auf demselben Niveau, wie 2000 abgeschlossen", präzisiert Peter Mittelsteiner seine Ausführungen.

Branche schreibt Minuszahlen

Mit diesem Ergebnis liegt Teba jedenfalls über dem Branchendurchschnitt. Denn der Markt innenliegender Sonnenschutz ist im vergangenen Jahr in die roten Zahlen gerutscht. Offizielle Zahlen gibt es keine, doch Branchenkenner sprechen von einem durchschnittlichen Minus zwischen 3 % und 5 %. Innerhalb der einzelnen Produktgruppen schwächelt der Bereich Vorhangstangen und -Schienen am stärksten. Umsatzrückgänge von bis zu -10 % werden von Insidern genannt. Das drückt natürlich den Branchendurchschnitt noch mal kräftig. Eine bittere Pille: In den zurückliegenden Jahren konnte man sich in der Sonnenschutz-Branche noch über Zuwächse freuen, während nahezu alle Heimtextil-Sparten Verluste machten. Jetzt bekommen auch die "Sonnenschützer" die anhaltende Konsumflaute zu spüren. Als Gründe werden die weltpolitische Lage in Verbindung mit dem 11. September angeführt, der Rückgang der Baukonjunktur, die Euro-Umstellung sowie die steigende Arbeitslosigkeit. Zudem verzeichnet die Industrie durch die weitere Konzentration im Einzelhandel sinkende Margen.

Auf der Heimtextil vor einem Jahr hatten die meisten Sonnenschutz-Anbieter noch mit einem gewissen Optimismus in die Zukunft geblickt. Davon ist derzeit wenig zu spüren. Unsicherheit besteht, ob sich die konjunkturelle Lage im Wahljahr 2002 bessern wird. So hofft die Branche darauf, dass der "Cocooning-Effekt" - der Rückzug in die eigenen vier Wände - noch mehr greift. Dass die Menschen ihr Urlaubsverhalten ändern und wieder mehr Gewicht auf die Verschönerung und Ausstattung ihres Heims legen.

Und wie entwickelten sich die Umsätze bei den einzelnen Unternehmen? In offiziellen Verlautbarungen heißt es "schwarze Null" oder "Stagnation". Keiner will tatsächlich Verluste gemacht haben, wie ein Insider treffend sagte, obwohl die Branche augenscheinlich Minus-Zahlen schreibt.

Riloga hatte auf der Heimtextil vor einem Jahr noch auf einen "kräftigen Umsatzschub" gehofft, insbesondere durch die damals gestartete Verkaufsaktion für Luxaflex-Produkte. "Wir hatten eine höhere Erwartung für 2001, die nicht eingelöst wurde. Doch mit dem, was wir erreicht haben, sind wir einigermaßen zufrieden, beschreibt Riloga-Geschäftsführer Hajo Dommel die Situation.

Tatsächlich haben die Remscheider eine schwierige Zeit hinter sich. "Enger zusammenrücken", lautete die Devise angesichts der angespannten Geschäftslage. So musste die deutsche Tochter der niederländischen Hunter Douglas-Gruppe ihre Belegschaft um ein Drittel reduzieren und hat dabei auch den Außendienst halbiert. "Wir konzentrieren uns auf die Kunden, die mit uns zusammenarbeiten und weiterkommen wollen", gibt Dommel die neue Richtung vor.

"Die Vossloh-Ära ist nun endgültig abgeschlossen", verkündete Arquati bei der Vorstellung einer neuen Horizontaljalousien-Kollektion. Die Hamburger hatten bisher am Markt noch mit dem Jalousien-Katalog von Vossloh operiert, wie das Unternehmen vor seiner Übernahme 1997 durch den italienischen Arquati-Konzern hieß. Angesichts "rückläufiger Umsätze" im Jalousien-Bereich erhofft man sich nun "einen Schub" durch das neu vorgestellte Programm, das in direkter Kooperation mit dem dänischen Komponentenhersteller Faber entstanden ist.

Auffallend war, dass bei Arquati diesmal der Innensonnenschutz im Mittelpunkt der Messepräsentation stand. Wahrscheinlich wollen die Hamburger wieder mehr Gewicht auf ihre Kernkompetenz legen, nachdem man in der Vergangenheit stärker die neuen Sortimente Polstermöbel und Stoffe umworben hatte, um sich als "Komplettanbieter für den Raumausstatter" zu profilieren. Sonnenschutz sei schließlich mit "rund 80 % Umsatzanteil" der größte Bereich von Arquati, betont Sylvia Wilcken.

Unmittelbar neben dem Messestand von Arquati zeigte Chatero, die SB-Sparte der Hamburger, ihr Dekotechnik-Programm. Und seit kurzem gehört auch Großhändler Klöckner zum Arquati-Konzern, mit einem kompletten Mitnahmeprogramm, das Vorhang-Garnituren und Zubehör, Sonnenschutz und Badezimmer-Accessoires umfasst.

In großen, roten Lettern steht nun wieder Gardinia auf dem Messestand, wo auf der vergangen Heimtextil-Messe noch Newell Window Fashions prangte. "Eine intensive Markenpolitik mit landestypischen Sortimenten ist für Gardinia der Schlüssel zum Erfolg", setzt die deutsche Newell-Tochter erneut auf den Bekanntheitsgrad der langjährigen Handelsmarke für DIY- und Fachmarkt-Produkte in Zentral- und Osteuropa. Keine Regel ohne Ausnahme: In Großbritannien, Italien, Frankreich, Spanien und den Benelux-Ländern heißt das Gardinia SB-Programm kurz und bündig "Swish".

Und noch ein weiteres, neues Logo zierte den Messestand: Ein geschwungenes "Kirsch", das die Fachhandelsmarke Alugard ersetzen soll. Unter dem Premium-Label Kirsch, das vor allem in Amerika sowie in Frankreich, Italien und Skandinavien eingeführt ist, wird Newell künftig europaweit innenliegende Sonnenschutzprodukte und Innendekorationssysteme vertreiben. Kirsch ist eine skandinavisch-amerikanische Sonnenschutz-Firma, die seit den 60er Jahren mehrere Male verkauft wurde. Ein früheres, typisches Kirsch-Produkt waren Stilgarnituren mit Schnurzug. Seit 1997 gehört Kirsch zu dem 10 Mrd. Dollar schweren US-Konzern Newell Window Fashions. Vor vier Jahren waren die Amerikaner beim ehemaligen Familienunternehmen Gardinia in Isny eingestiegen.

"Die Fusion mit Newell war ein voller Erfolg", konstatiert Reinhard Heidemann, zuständiger Newell-Geschäftsführer für alle deutschsprachigen Länder und Osteuropa. "Unser Marketing Know-how und alle Führungskräfte wurden von Newell übernommen."

MHZ konnte den Umsatz im innenliegenden Sonnenschutz trotz Konjunkturschwäche und längeren Phasen schlechten Wetters "leicht steigern", teilte Geschäftsführer Wilhelm Hachtel mit. Ein Sorgenkind scheint allerdings das Segment Vorhangstangen- und Schienen zu sein, das sich laut Hachtel "adäquat zu den Absätzen bei Gardinen" entwickelt hat, die ja bekanntlich im Keller liegen.

Auch seien Vertikaljalousien im Verlauf des Jahres "unter erheblichen Preisdruck" geraten, was bei allen Unternehmen, die sich der Preissenkung nicht anschlossen, zu Mengenrückgängen geführt habe. Offensichtlich reagierte man bei MHZ schnell auf die Situation, denn im Herbst brachten die Schwaben eine sogenannte Office-Kollektion auf den Markt, ein Vertikaljalousien-Programm mit attraktiven Preisen.

Silent Gliss hatte "international und national ein gutes Jahr", freute sich Geschäftsführer Thomas Held. Nach einem guten Start, habe es einen längeren Durchhänger gegeben. Doch weil das "vierte Quartal sehr stark war, sind wir auf die Zahlen gekommen, die wir uns vorgenommen hatten". Wie sich die generell rückläufige Bautätigkeit auf das Objektgeschäft 2002 auswirkt, ist für den Sonnenschutz-Spezialitäten noch ein Unsicherheitsfaktor, während man den Fachhandelsbedarf "optimistisch" betrachtet. Der Objektbereich erreicht bei Silent Gliss einen Umsatzanteil von 40 %, der Fachhandel kommt auf 60 %.

Für Kadeco verlief 2001 "sehr positiv". "Wir sind mit einem zweistelligen Plus aus dem letzten Jahr hervorgegangen", bekundet Kadeco-Geschäftsführer Walfried Kattelmann stolz. Die Vertikallamellen-Kollektion habe eine "sehr hohe Akzeptanz" gefunden. Faltstore zeige "deutliche Zuwächse" und Rollo "macht nach wie vor viel Freude. Im Bereich Horizontaljalousien räumt man stagnierende Umsätze ein: "Mit der Jalousie sind wir auf der Stelle getreten". Abhilfe soll eine neue Jalousien-Kollektion schaffen, die jetzt in Angriff genommen wird.

Trend Dekor, die deutsche Tochter des niederländischen B & C-Konzerns, konnte seine Marktanteile "weiter ausbauen", zieht Cornelis Bonnema, Vertriebsleiter Deutschland, Bilanz. "Wir sind sehr stark im kreativen Bereich und haben eine Menge neuer Ideen im Schrank liegen." Dafür verantwortlich ist Alex Speelmann, zuständig für Entwicklung und Design bei B & C. "Unser Fokus liegt auf Stoffen und Designs. Wir sind Modeleute, keine Sonnenschutz-Techniker."

Dachflächenfenster-Hersteller Velux plant für den Bereich Dachfenster-Sonnenschutz eine große Werbekampagne in auflagenstarken Publikumszeitschriften wie Stern, Spiegel und Focus sowie Fernsehwerbung in privaten Sendern. "Wir sehen noch ein riesiges Potenzial für Dachfensterbeschattung am Markt", sagte Jens Klotmann, Verkaufsleiter für den Bereich Dekofachhandel und weist darauf hin, dass die Sonnenschutz-Produkte von Velux "preislich unter dem Marktdurchschnitt" liegen.

Bei Komponentenhersteller Benthin ist man "sehr zufrieden" mit dem abgelaufenen Jahr. "Als Spiegelbild unserer Kundschaft hat die schleppende Konjunktur auch bei uns Spuren hinterlassen", räumt Vorstandsmitglied Ursula Benthin ein. Sie macht jedoch "erste gute Anzeichen" aus, dass sich der Markt 2002 wieder belebt.

Zu Gerüchten, die in der Branche kursieren, dass Benthin vom Velux-Konzern übernommen werden soll, wollte Ursula Benthin keine Stellung nehmen. Auf eine entsprechende schriftliche Anfrage von BTH bei Velux antwortete Petra Schumacher, tätig im Velux-Produktmarketing: "Ich kenne diese Gerüchte nicht. Aber Velux hat keine Absichten, Benthin zu übernehmen."

Grundsätzlich gegenüber Akquisitionen abgeneigt scheint Velux auf jeden Fall nicht zu sein; immerhin stieg die Gruppe vor zwei Jahren beim dänischen Jalousien-Anbieter Faber ein . . .

Während Systemlieferant Benthin zur Heimtextil gekommen war, blieb Komponentenhersteller Blöcker erstmals der Veranstaltung fern. Der diesjährige Publikumstag soll bei den Überlegungen eine Rolle gespielt haben: "Als Vorlieferant sind wir noch weiter weg vom Endverbraucher", erklärte Marketingleiterin Antje Grobecker auf Nachfrage von BTH. Zuerst hatte man erwogen, in Halle 6.0 auszustellen, um am Samstag abbauen zu können. Doch mangels Attraktivität verzichtete man schließlich darauf. "An der R + T 2003 in Stuttgart werden wir auf jeden Fall teilnehmen", kündigten die Bremer an.

Somfy, als Lieferant von Antriebstechnik für Sonnenschutz, verbuchte 2001 "ein gutes Wachstum." Der Fokus der Rottenburger liegt auf dem höherwertigen Maßprodukte-Bereich: "Somfy bedient keinen Massenmarkt, sondern wendet sich an Zielgruppen, die Komfort, Sicherheit und Funktionalität schätzen", beschreibt Produktmanager Bernhard Sommer das Kundenspektrum. Dass Somfy künftig selbst komplette Sonnenschutz-Anlagen anbieten wird, verneint der Antriebs-Spezialist: "Wir werden unsere Kernkompetenz beibehalten und auch in Zukunft Partner der Sonnenschutz-Hersteller bleiben."

Dekotechnik-Markt unter Preisdruck

Auf der diesjährigen Heimtextil hatten die Anbieter von Vorhangstangen und -schienen ihren großen Auftritt. Im Zuge der Euro-Umstellung wurden die Kataloge überarbeitet und durch Neuheiten aufgefrischt.

Der Dekorationstechnik-Markt steht stark unter Druck. Dumpingpreise machen den Herstellern das Leben schwer. Es herrscht ein regelrechter Verdrängungswettbewerb, speziell im Bereich Edelstahl. Und der Markt wimmelt von vielen, kleinen Herstellern, die sich auf ein Produktsegment spezialisiert haben und die Artikel regional vermarkten.

Auf einem einladenden, neu konzipierten Messestand in frischem Weiß präsentierte Interstil sein neues Vorhangstangen-Programm, das mit 18 modernen, durchdachten Kollektionen auf breiter Basis ausgebaut wurde. Nun startet das Familienunternehmen Diedrichsen, das seine Produkte unter der Marke Interstil über den Fachgroßhandel vertreibt, voller Elan ins neue Jahr: "Wir haben ein rundes Sortiment, einen lesbaren, tollen Katalog und Vertriebspartner, die sich richtig für uns stark machen", ist Juniorchef Jens Diedrichsen zuversichtlich. Vor dem Hintergrund des starken Wettbewerbs - "der Markt draußen ist schwierig" - ist der Vorhangstangen-Hersteller aus Steinhagen "zufrieden mit der Geschäftsentwicklung im hochwertigen Metall-Segment, bei Edelstahl- und Messing-Produkten".

Vorhangstangen-Anbieter Blome steht seit vergangenem Jahr unter neuer Regie. Mehrheitseigner ist die Firma Dornbracht aus Iserlohn, Anbieter von hochwertigen, designorientierten Sanitärarmaturen. "Familie Blome ist seit 2001 nicht mehr aktiv am Geschäft beteiligt", klärt Stephan Prade, Vertriebsleiter bei Blome, über die geänderten Verhältnisse auf. Als Label existiert der marktbekannte Name jedoch weiter: "Blome soll als Marke etabliert werden", ist die Intention der neuen Führungsriege.

Was die Vertriebsstrategie anbelangt, kündigte man eine "richtungsweisende Änderung" an. Es soll nicht mehr wie bisher üblich nur der Fachgroßhandel beliefert werden, sondern seit Januar 2002 auch der Fachhandel: "Wir stellen jedem Raumausstatter frei, direkt bei uns zu beziehen." Aus diesem Grund wurde eine Außendienstmannschaft formiert, die "flächendeckend in Deutschland" aktiv sein wird. "Unsere Fachberater werden dafür sorgen, dass beim Fachhandel wieder Musterpräsenz besteht, was in den letzten Jahren vernachlässigt wurde", sagte Prade zu BTH. Auch mit dem Großhandel werde man "nach wie vor zusammenarbeiten", jedoch nicht mehr mit Teba und Riloga - "was wir bedauern". Das bisherige Sortiment wurde stark gestrafft - von einer Reduktion um mehr als 50 % ist die Rede. Nur die Bestseller verblieben in den beiden neu aufgelegten Katalogen, ergänzt um ein exklusives Vorhanggarnituren-Programm Designer Dieter Sieger, mit dem die Blome-Mutter Dornbracht bereits seit Jahren im Armaturen-Bereich zusammenarbeitet.

"Für den gesamten Bereich Innendekoration war das Jahr 2001 nicht einfach", resümierte Friedrich Harr, Geschäftsführer von Büsche. "Wir haben aber mit einem stabilen Ergebnis abgeschlossen." Jetzt bringt der Vorhanggarnituren-Hersteller, der über den Fachgroßhandel vertreibt, und sich auch stark im Export engagiert, acht neue, attraktive Produktserien auf den Markt.

Ein klares, reduziertes Design kennzeichnet das Vorhangstangen-Programm von Art Deco, ein Familienunternehmen aus Sundern, das bereits in der dritten Generation geführt wird und seine Produkte über den Fachgroßhandel vertreibt. Neben Maßprodukten wird auch ein Mitnahmeprogramm für den Fachhandel angeboten. "Entgegen dem Branchentrend haben wir unseren Umsatz um 10 % erhöht", erklärt Juniorchef Karl Buchheister selbstbewusst. Art Line, die das gehobene Marktsegment bedienen, zeigte ein exklusives Vorhangsystem aus Metall-Holz, das durch seine raffinierte, edle Holzverarbeitung besticht. "Unsere neue Kollektion ist ausgezeichnet angekommen. Das stimmt uns sehr optimistisch", blickt Geschäftsführer Wolfgang Kanbach tatkräftig nach vorne, denn: "Das letzte Jahr war für uns nicht berauschend", gibt der Dekotechnik-Anbieter offen zu. Ein dauerhaftes Ärgernis sind Plagiate. Wolfgang Kanbach entdeckte bei einem Wettbewerber ein Vorhangsystem, das angeblich einer Art Line-Kollektion detailgetreu nachempfunden wurde.

Messethema von Möller, der seine Exponate auf einem neuen, reduziert gestalteten blauen Stand vorstellte, war ein ausgeklügeltes Trägersystem mit Innenlauf. "Wir konnten mit einem Umsatzplus abschließen", sagte Thomas Blume, Vertriebsleiter bei Möller. Zudem hatte der Vorhangsystem-Hersteller aus Meschede die Chance "neue Exportkontakte zu knüpfen."
aus BTH Heimtex 02/02 (Wirtschaft)