Who is Who in der Anwendungstechnik

Wolfram Schreiner

Henkel AG & Co. KGaA
Bautechnik Deutschland
Technik Boden - Thomsit

Henkelstraße 67
40191 Düsseldorf
Tel.: 0211/797 - 10657
Fax: 0211/798 - 10258
E-Mail: wolfram.schreiner@henkel.com
Internet: www.thomsit.de

Beruflicher Werdegang
-Ausbildung zum Tischler
-Studium zum Diplom-Ingenieur Holztechnik, Fachhochschule Rosenheim
-Anwendungstechniker bei einem Fertigparkett- und Laminathersteller
-seit 2000 Anwendungstechniker bei Henkel Thomsit im Bereich Verlegewerkstoffe und Unterkonstruktionen - Schwerpunkt: Parkettverlegung

Aufgabenstellung im Unternehmen
-Anwendungstechnische Beratung von Architekten, Bauleitern und Handwerkern im In- und Ausland
-projektbezogene Aufbauempfehlungen
-technische Beurteilung und Bearbeitung von Reklamationen
-praxisorientierte Kundenschulungen
-Organisation und Koordination interner und externer Seminare und Workshops
-technische Begleitung von Produktentwicklungen
-Vortragsreihen bei Innungen, Sachverständigen und Fachverbänden
-Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern
-enger Dialog mit der Belagsindustrie
-Spezifikation von Fußbodensystemen

Praxisbeispiel
In einem Krankenhaus sollte ein relativ großer Raum gespachtelt werden. Erfahrungsgemäß kann es dabei zu unschönen Übergängen zwischen den einzelnen Anmischungen kommen. Dieser ungewöhnliche Effekt ist ganz einfach zu vermeiden: Es empfiehlt sich, die angesetzten Spachtelmassen aus den einzelnen Anrührtöpfen so zu verarbeiten, dass die Massen "frisch in frisch" zusammen laufen können. Der Trick: die Mischungen im Zick-Zack-Kurs auftragen. Mit der ersten Bahn beginnt man entlang der kürzesten Wandseite. Der Auftrag der zweiten Bahn setzt dann wieder am Startpunkt der ersten an. So können die Massen am besten ineinander laufen und sich optimal durchmischen, ehe die Masse aus dem ersten Anrührtopf auszureagieren beginnt.

Es ist darauf zu achten, dass Räume gut belüftet und klimatisiert sind. Folgendes Beispiel macht die Notwendigkeit eines intensiven Luftaustauschs deutlich: Ein m2 einer 2 mm dick gespachtelten Fläche enthält rund 0,8l Wasser. 2 bis 3 mm dick sollte eine Spachtelmasse mindestens aufgetragen werden, soll sie später Wasser aus dem Belagsklebstoff aufnehmen können. Etwa die Hälfte des Anmachwassers wird für die Zementerhärtung benötigt, die andere Hälfte muss an die Umgebungsluft abgegeben werden. Bei einem knapp 20 m2 großen Raum sind dies immerhin rund 8 l Wasser.

Brancheneinschätzung
Die Zeiten haben sich geändert. Gerade einmal noch knapp 10% unserer Beratungsaktivitäten machen heute Neubauprojekte aus. Rund 90% aller Untergründe, zu denen wir beratend hinzugezogen werden, betreffen Sanierungsaufträge. Ein Grundproblem ist dabei der relativ späte Zeitpunkt, zu dem der Parkettleger seine Arbeit aufnehmen kann. Häufig haben alle anderen Handwerker ihre Arbeiten abgeschlossen, der Maler möglicherweise sogar hochwertige Wandbeläge geklebt und aufwändige Lackierarbeiten ausgeführt. Erst dann wird der Altbelag demontiert und das ganze Elend offenbart sich.

Kurz vor Abschluss der Arbeiten - wenn viele Auftraggeber und Bauherrn oftmals bereits erleichtert durchatmen - kommt dann die Enttäuschung. Denn im Prinzip scheint alles Wesentliche bereits fertig. Nur der Belag liegt noch nicht - in vielen Augen eher eine Lappalie. Deshalb hat auch niemand größeren Aufwand kalkuliert und plötzlich sieht alles ganz anders aus. Dabei ist kein Geld mehr da, der Einzug steht häufig unmittelbar vor der Tür und unsere Kunden und wir können sehen, wie wir mit dieser Situation umgehen.

Da unser Techniker-Team immer wieder im privaten ebenso wie im öffentlichen Bereich mit diesem Problem konfrontiert wird, haben wir eine Reihe von Speziallösungen entwickelt, die auf den ersten Blick marode Böden in dem einen oder anderen Fall doch stabil und belegreif werden lassen. Standardisieren lassen sich die einzelnen Hilfsmaßnahmen jedoch nicht. Immer kommt es auf die individuellen Bedingungen vor Ort an. Auch der spätere Nutzungsanspruch spielt eine maßgebliche Rolle in der Bewertung und Freigabe für die eine oder andere Aufbauempfehlung.

Doch Bodenlegen ist ein technisches Handwerk und eben keine Zauberei. So gibt es viele Situationen, in denen nichts mehr zu retten ist. In solchen Fällen können wir nur dazu raten, Bedenken anzumelden und den Kunden auf das Risiko aufmerksam zu machen. Der Handwerker sollte keine Fehlverlegung riskieren aus der Angst, den Kunden zu verlieren. Letztlich hat jeder Boden- und Parkettleger nach den Prüf- und Hinweispflichten der DIN 18365 und 18356 die Aufgabe, den Untergrund zu beurteilen und den Auftraggeber/Bauherrn zu informieren, falls abweichende Bedingungen vorliegen. Der hierin enthaltene Schutz wird leider nur allzu häufig ausschließlich als Bürde interpretiert.

Die Handwerker sehen oftmals nur die Gefahr, durch den neu ermittelten Aufwand die zusätzlich entstehenden, nicht geplanten Kosten einfordern zu müssen und hiermit den Auftraggeber unumgänglich zu belasten. Letztlich aber gibt die Bedenkenanmeldung nicht nur dem Verleger Sicherheit vor späteren Reklamationen, sondern auch dem Auftraggeber. Und zwar vor Schäden zu einem Zeitpunkt, zu dem die Flächen in die Nutzung übergegangen sind und der Bauherr sich alles andere wünscht als eine erneute Sanierung mit einer nicht kalkulierbaren Beeinträchtigung.
aus FussbodenTechnik 03/11 (Personalien)