Parkett und Laminatböden im deutschen Möbelhandel

Nur ein ausgefeiltes Marketingkonzept kann den Erfolg bringen

Der Möbelhandel in Deutschland kämpft seit Jahren mit einem schrumpfenden Markt, die Nachfrage nach Parkett und Laminatböden hingegen wächst. Möbelverkäufer können in Stilfragen optimal beraten, die Parkett-/Laminatindustrie sucht kompetente Einrichtungsberater. Passen da zwei Branchen wie Topf und Deckel zusammen? Weit gefehlt. Bisher berichten beide Seiten immer nur von gescheiterten Versuchen, ihre Interessen zusammenzubringen. Fehlende Kompetenz mit Blick auf die Verlegung, kein Interesse, zu geringe Flächenumsätze und Preisdruck durch die Einkaufsverbände sind nur ein paar der Argumente, mit denen das fehlende Engagement begründet wird. ParkettMagazin hat mit Experten aus Industrie und Handel über den neuen, "alten" Vertriebsweg Möbelhandel gesprochen.

Der Vertrieb von Laminatböden und Parkett über den Möbelhandel taucht in keiner Statistik auf, egal ob man die Vertriebsstatistiken des EPLF wälzt oder die des Bundesverbandes des Deutschen Möbel-, Küchen- und Einrichtungsfachhandels (BVDM). Zu klein und zu unbedeutend ist der Vertriebsweg bisher. Beim Blick in einige Möbelhäuser wird aber klar, dass es auch Ausnahmen gibt: Trend-Möbler Ikea beispielsweise hat Laminatböden im Sortiment. Einige süddeutsche Häuser des österreichischen Möbelgiganten Lutz führen ebenfalls Parkett und Laminatböden. Und es gibt Sonderwege, bei denen der eine oder andere Holzhändler einen Verkaufsraum in einem Möbelhaus angemietet hat. Dennoch muss man nach diesen Beispielen suchen.

Wo liegen die Probleme? ParkettMagazin fragte Thomas Grothkopp, Hauptgeschäftsführer des BVDM, und auch er bestätigt, dass es bisher kaum Bodenbeläge im deutschen Möbelhandel gibt. Zwar engagieren sich einige Möbelfachhändler im Bereich der abgepassten Teppiche, bei Hartbodenbelägen tun sich die meisten aber sehr schwer. Über die Hintergründe kann auch er nur Vermutungen anstellen. "Weil die Kunden in Deutschland im Möbelhandel kein Parkett und keine Laminatböden erwarten", ist da eine einfache, aber durchaus passende Antwort. In anderen Ländern Europas ist es üblich, dass Parkett und Laminatböden an gleicher Stelle wie die Einrichtungsgegenstände gekauft werden. Doch warum unternehmen die Möbelfachhändler angesichts ihrer schwierigen Marktlage kaum Versuche, die Erwartungshaltung der Endverbraucher zu ändern? Dafür müsste das an Bodenbelägen interessierte Publikum zunächst durch Werbung an die Stadtränder, wo sich vor allem die Filialen der großen Möbelhäuser befinden, gelenkt werden, erklärt Grothkopp.

"Clusterartige" Einrichtungszentren

In Deutschland haben sich clusterartig in den letzten Jahren wahre Einrichtungszentren am Rande der Ballungszentren gebildet. Oft befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Möbelhaus auch ein Baumarkt. Manchmal wird sogar noch zwischen den Kundengruppen differenziert, so dass gleich neben einem SB-Möbelhaus auch ein Beratungsmöbelhaus, wie der BVDM-Geschäftsführer es nennt, angesiedelt ist. Diese Einrichtungscluster seien zwar im Interesse des Möbelfachhandels, da sich interessante Synergien ergeben. Zugleich geht aber mit dieser "Zusammenarbeit" einher, dass Sortimente zwischen den Beteiligten aufgeteilt werden, meint Grothkopp. Und die Hartbodenbeläge seien mittlerweile zu einem festen Bestandteil des Baumarktsortiments geworden.

An diese großen Einrichtungshäuser mit ihren Filialen am Stadtrand heranzukommen, ist die eine Sache. Dort muss die Parkettindustrie direkt mit den Betreibern verhandeln. Eine andere Sache sind die mittelständischen Häuser, denen in der Regel von den 27 Einkaufsgemeinschaften der Branche die Sortimente vorgegeben werden. Diese Möbler tun sich schwer, etwas anderes als die zentralregulierten Sortimente zu vertreiben. Wer die mittelständischen Möbelhändler erreichen will, muss die Einkaufsverbände überzeugen, erklärt Thomas Grothkopp die Besonderheiten der Möbelbranche. Allerdings vermutet er, dass die Verhandlungen mit den Einkaufsverbänden nicht wesentlich schwieriger sein dürften als die Direktverhandlungen mit den großen Möbelhäusern.

Gemeinsames Marketing-Konzept entscheidet

Trotz aller Vorbehalte räumt der BVDM-Geschäftsführer Parkett und Laminatbelägen durchaus eine Chance im Möbelhandel ein - vor allem weil die Möbelbranche seit Jahren mit einem schrumpfenden Markt kämpft. Außerdem sind die Produktkategorien verwandt: Ein an der Fachschule des Möbelhandels ausgebildeter Verkaufsberater sollte sich gerade mit der Kombination Holzwerkstoff und Oberflächenoptik, wie sie auch beim Laminatboden gegeben ist, bestens auskennen. Auch Naturholzmöbel und Parkett sind nach Ansicht von Grothkopp verwandte Themenfelder. Lediglich hinsichtlich der Verlegung müsse der Möbelverkäufer neu lernen und dem Endverbraucher einen kompetenten Servicepartner für die Verlegung vermitteln können.

Um Erfolg beim Verkauf von Hartbodenbelägen zu haben, sollten Möbelhändler und die Parkett-/Laminatbodenindustrie als Zulieferer ein gemeinsames Konzept entwickeln. In so einem Marketing-Projekt müsste "Musik drin sein". Einfach nur ein paar Quadratmeter Fläche für Parkett und Laminatbeläge frei zu halten, "das kann man sich gleich sparen", meint der BVDM-Geschäftsführer. "Wenn, dann richtig" lautet seine Devise.
aus Parkett Magazin 05/05 (Wirtschaft)