HDH/VDM: Umsatz der Holzindustrie stieg im ersten Halbjahr um 1,6%

Holzbranche profitiert von der Möbelindustrie

Anders als noch vor Jahren profitiert die gesamte Holzbranche derzeit von den Zuwächsen in der Möbelindustrie, die sich über steigende Exportzahlen freuen kann. Vor allem die großen Marken im Möbel- und Einrichtungsbereich verzeichneten im ersten Halbjahr 2005 eine gute Entwicklung, genauso wie die Hersteller von Mehrschichtparkett. Die übrigen Bereiche der Holzindustrie verzeichneten - insbesondere vor dem Hintergrund einer negativen Baukonjunktur - zum Teil empfindliche Rückgänge, berichten der Hauptverband der Deutschen Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie (HDH) und der Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM).

Die Zahl der Baugenehmigungen ist in den ersten fünf Monaten 2005 um fast ein Drittel zurückgegangen und auch außerhalb des Neubaus ist die fehlende Investitionsbereitschaft der Deutschen zu spüren. Damit sind die Rahmenbedingungen für die Holzindustrie - besonders in den baunahen Bereichen - alles andere als positiv. Dennoch erhöhte sich im ersten Halbjahr 2005 der Umsatz der gesamten Holzindustrie aufgrund der günstigeren Entwicklung in der Möbelindustrie leicht um 1,6% auf 18,7 Mrd. EUR.

Das Holzgewerbe (Holzindustrie ohne Möbel und die Sonderpositionen Bürsten und Besen sowie Musikinstrumente) konnte laut HDH an die positive Umsatzentwicklung des Vorjahres nicht anknüpfen. Nach einem deutlichen Anstieg um 5,3% im Gesamtjahr 2004 ging der Umsatz in den ersten sechs Monaten 2005 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,7% zurück. Der Halbjahresumsatz lag mit 7,7 Mrd. EUR rund 130 Mio. EUR unter Vorjahr. Dieser Umsatzrückgang ist jedoch nahezu ausschließlich auf die negative konjunkturelle Entwicklung im baunahen Bereich zurückzuführen, betont der Hauptverband. Angesichts der aktuellen Flaute am Bau verzeichneten auch die Bauelemente aus Holz einen deutlichen Umsatzrückgang um 9,9% auf 2,3 Mrd. EUR.

Positiv fiel die Entwicklung in der Holzwerkstoffindustrie aus. Sie liegt mit einem Plus von 4,2% auf 2,4 Mrd. EUR deutlich über Vorjahresniveau, wobei dieser Zuwachs in erster Linie auf die Auslandsnachfrage zurückgeführt wird.. Sägewerke legten um 2,3% auf 2,1 Mrd. EUR zu. Die Hersteller von Holzverpackungen verbesserten ihren Umsatz sogar um 7,3% auf 440 Mio. EUR, berichtete der HDH.

Mehrschichtparketthersteller bilden Ausnahme

Eine Ausnahme im baunahen Bereich sind die Hersteller von Mehrschichtparkett. Den Zahlen des statistischen Bundesamtes zufolge ähnelt die Entwicklung in diesem Bereich eher dem Verlauf in der Möbelindustrie. Mit einem monetären Produktionszuwachs von 4,9% liegt man hier merklich über Vorjahr (siehe Kasten). Gleichwohl zeigt sich auch, dass auf dem Markt weiter ein massiver Preisdruck herrscht. Um das 5%ige Wachstum in Euro zu erreichen, mussten die Hersteller ihre Produktionsmenge um 10,5% erhöhen.

Möbelindustrie entwickelt sich positiv

Die Möbelindustrie - das wichtigste Standbein der Holzindustrie - lag mit einem Umsatz von 10,5 Mrd. EUR bis Ende Juni statistisch um 4,2% über dem Vorjahreswert. Diese Zahl überzeichnet die tatsächliche Entwicklung allerdings, wie der VDM erklärt. Bei den Sitzmöbeln weist die amtliche Statistik ein Umsatzvolumen von 4,4 Mrd. EUR aus. In dieser Berechnung sind aber auch Fahrzeugsitze enthalten. Unter Ausschluss dieser branchenfremden Anteile - ab 2007 wird dies auch amtlich geschehen - würde der tatsächliche Umsatz bei den Sitzmöbeln im ersten Halbjahr 2005 nur rund 2,4 Mrd. EUR betragen. Der bereinigte Umsatzanstieg der gesamten deutschen Möbelindustrie beträgt knapp 2% und liegt damit bei 8,5 Mrd. EUR.

Export in den letzten zehn Jahren verdoppelt

Starke Marken entwickeln und damit in den Export gehen - was die Experten den Möbelherstellern bereits seit Jahren raten, zeigt langsam Erfolg. In den letzten zehn Jahren konnte die Möbelindustrie ihre Exportquote auf 25,8% verdoppeln. Bezogen auf den bereinigten Umsatz (ohne Fahrzeugsitze) beträgt die Quote im ersten Halbjahr 2005 sogar bereits 31,7%. Das Exportvolumen beläuft sich nun auf 2,7 Mrd. EUR (Zuwachs gegenüber 1. Halbjahr 2004: 2,8%).

Erreicht wurde das Wachstum laut VDM vor allen Dingen durch die großen Marken der Branche. So sind in einer Umfrage des Münchener Research- und Consultingunternehmens Brand Rating für die Wirtschaftswoche von den 30 wichtigsten Luxus-Marken in Deutschland sieben Marken aus dem Bereich Wohnen (Bulthaup, Poggenpohl, Interlübke, Rolf Benz, Domicil, Marktex und Thonet) genannt. In einer ausgefeilten Markenpolitik sieht der Hauptgeschäftsführer Dirk-Uwe Klaas das große Potenzial der Zukunft.

Für die Möbelindustrie hält der HDH an seinen Zukunftsprognosen fest. Ein Wachstum von knapp 2% im Jahr 2005 sei möglich, wenn die erhoffte Herbstbelebung eintreten sollte. Die übrige Holzbranche dürfte das Jahr dagegen leicht negativ abschließen, meint der Holzindustrie-Verband. Grund dafür sind zwei gegenläufige Entwicklungen: Einerseits stabile Wachstumszahlen bei den Holzwerkstoffen und im Verpackungsgeschäft, andererseits eine negative Entwicklung im baunahen Bereich.
aus Parkett Magazin 05/05 (Wirtschaft)