Holzring-Symposium zum Thema Innovationsmanagement

Je ideenreicher desto erfolgreicher?

"Besonders für die Holzbranche, im Branchenvergleich eher konservativ, sind ständige Erneuerungen überlebenswichtig. Daher sollte in die Kreativität der Mitarbeiter ebenso investiert werden wie in Produkte, Dienstleistungen und Arbeitsprozesse". Den damit verbundenen Anforderungen widmete der Holzring ein "Innovationssymposium". Die Teilnehmerzahl unterstrich die Aktualität und Akzeptanz des Themas: Rund 200 Entscheidungsträger und Führungskräfte aus Großhandel und Industrie waren der Einladung nach Fulda gefolgt.

Jeder Stillstand bedeute Rückschritt und schwäche unweigerlich die Marktposition, betonte Holzring-Geschäftsführer Olaf Rützel die Notwendigkeit, sich von starren Gedankenschemata zu lösen: "Innovation beginnt im Kopf". Zu diesem Thema hatte Rützel fast ausnahmslos Referenten mit wissenschaftlichem Hintergrund in den Bereichen Unternehmensmanagement sowie Wirtschaftsberatung ausgewählt. Das auf diese Weise "lehrreiche" Vortragsangebot vermittelte nützliches Grundwissen, zeigte darüber hinaus, dass sich Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen und professionelle Berater des Themas Innovation intensiv angenommen haben, um es in den Handel und in die Industrie weiterzutragen. Dort genießt es - ablesbar an der hohen Teilnehmerzahl des Holzring-Symposiums - offenkundiges Interesse. Dennoch war der Diskussionsbedarf am Ende eher gering. Denn: Manche detaillierte Darlegung blieb zu theorieverhaftet.

In insgesamt fünf Vorträgen widmeten sich die Referenten aus verschiedenen Blickrichtungen den Anforderungen an ein professionelles, koordiniertes und kontrolliertes Innovationsmanagement. Prof. Dr. Sören Salomo vom Institut für Technologie- und Innovationsmanagement an der Karl-Franzens-Universität Graz stellte allem eine Standortbestimmung für Industrie und Handel voran. Prof. em. Dr. Dr. h.c. Jürgen Hausschildt vom Institut für Betriebswirtschaftslehrer an der Christian-Albrechts-Universität Kiel warnte vor prinzipiell falschen bzw. gefährlichen Ansätzen bei Innovationsvorhaben. Sein Thema lautete: "Kardinalfehler im Innovationsmanagement". Der Mentaltrainer Dr. rer. soc. Wolfgang Klöckner zeigte "Perspektiven einer Leistungskultur von morgen" auf, und Dr. Hildebrand von Hundt vom Technologie-Zentrum Holzwirtschaft in Dortmund gab der Holzbranche Anstöße für den "Zukunftsmarkt Generation 50plus". Als eine schwierige Materie stellten sich "Innovative Instrumente zur Unternehmenssteuerung und - überwachung" dar, die Dr. Dietrich Grashoff und Dr. Andreas Nutz von der Fides Consulting zu vermitteln versuchten.

Praxisbezug und damit relativ schnell fassbaren Nutzen zeichnete den Hauschildt-Vortrag aus. Er ging in einer kritischen Analyse der Frage nach, ob viel Innovation zugleich auch viel Erfolg bringe. Seine Antwort: Innovation führe nur dann zum Erfolg, wenn es gelinge, in allen Feldern und Phasen Kardinalfehler zu vermeiden und den Innovationsprozess zügig voranzubringen. Hausschildts Liste mit insgesamt zehn Fehlern ließ deutlich werden, dass Innovationsprozesse - Produkte, innerbetriebliche Prozesse, Mitarbeiter, Finanzen oder Kunden betreffend - ohne professionelles Innovationsmanagement kaum erfolgreich zu realisieren sind.

Innovation müsse in Routine münden, unterstrich Prof. Hausschildt; nur dann sei dauerhafter Erfolg zu erwarten. Daher sei es erforderlich, die Sturm- und Drang-Phase zum geeigneten Zeitpunkt bewusst und entschlossen zu beenden und der laufenden Verwertung sowie dem Effizienzdenken der Praktiker Vorrang einzuräumen.

Über die weiteren Vorträge anlässlich des Symposiums in Fulda berichtet das Parkettmagazin in der nächsten Ausgabe.

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Kardinalfehler im Innovationsmanagement

Fehler 1
Einseitige Technikorientierung
Innovationen sind keine exklusive Angelegenheit von Technikern und Technikwissenschaftlern, sondern grundsätzlich eine neuartige Verknüpfung von Zweck (Anwendung) und Mitteln (Technik). Es ist daher erforderlich, die Forschungs- und Entwicklungstätigkeit nicht isoliert zu betreiben, sondern früh auch die Absatzchancen zu prüfen und den Vertrieb in die Neuentwicklung einzubinden.

Fehler 2
Innovationskapazität wird überschätzt
Unkritische Begeisterung und Fehleinschätzung der eigenen Innovationskapazität führen dazu, dass zu viele Projekte gleichzeitig in Angriff genommen werden. Zum Engpass wird so nicht Kapitalmangel, sondern der Mangel an Fach- und Leitungspersonal sowie Koordinationsmechanismen.

Fehler 3
Unterschätzte Schwierigkeiten
In der Frühphase, wenn der angestrebte Umfang/Grad eines Innovationsprozesses noch nicht fest definiert ist, werden die Ziele oft zu rigide umrissen. Es bedarf einer exakten Bestimmung des Ziels, der exakten Definition der Probleme und der exakten Steuerung des Zielbildungsprozesses.

Fehler 4
Netzwerke prüfen
Innovationsmanagement ist Wissensmanagement. Dabei ist zwischen Eigenproduktion oder Fremdbezug von Wissen abzuwägen. Vor allem bei Forschung und Entwicklung ist zu beachten, dass Eigenproduktion langwierig und teuer ist. Hauschildt: "Sie darf kein unreflektiertes Credo sein". Fremdbezug sei nicht automatisch minderwertig, sondern könne im Rahmen eines bewusst gepflegten Netzwerkes von (Informations-) Lieferanten vorteilhaft sein.

Fehler 5
Mangel und Mängel bei der Kooperation
Die Partnerwahl und die Pflege der Kooperationspartnerschaft sei eine Grundvoraussetzung für künftigen Markterfolg. Denn: Bei einer Innovation gehe es nicht allein um die Erzeugung von Neuem, sondern zugleich um Effektivität, Durchsetzungsvermögen und erfolgreiches Bestehen am Markt.

Fehler 6
Fehleinschätzung von Kreativitätstechniken
Kreativitätstechniken - "oft belächelt", wie Hausschildt einräumte - seien nur dann fragwürdig, wenn sie "zu viel versprechen und dogmatisch gehandhabt werden". Innovationsmanager müssten nicht nur das Brainstorming beherrschen, sondern besonders befähigt sein, für verschieden gelagerte Probleme und Anforderungen die jeweils richtige Kreativitätstechnik zu kennen und einzusetzen.

Fehler 7
Widerstand wird unterschätzt
Innovationen treffen erfahrungsgemäß auf den Widerstand vieler Beteiligter und Betroffener. "Innovationsmanagement ist die Überwindung dieses Widerstandes", forderte Hauschildt eine Analyse der unterschiedlichen Spielarten dieses Widerstandes und den Einsatz differenzierter Methoden zu seiner Überwindung.

Fehler 8
Fehlende Promoter
Wo der Rückhalt in befähigten und engagierten Persönlichkeiten fehle, sei es schwierig, Widerstände zu überwinden. Hausschildt empfahl eine Troika aus "Fach-, Mach- und Prozesspromoter". Während die Fachpromoter die fachliche Überzeugungsarbeit leisteten, hätten die "Machpromoter" dafür zu sorgen, die Opposition "durch hierarchische Macht" zu blockieren und die benötigten Ressourcen herzustellen. "Prozesspromoter" falle die Aufgabe zu, das "Schnittstellenmanagement" zwischen den Akteuren zu übernehmen. Wichtig sei ein koordinierter Einsatz dieser Troika.

Fehler 9
Vertrauen in "Bewährtes"
Techniken des Projektmanagements, die sich in Routineprojekten bewährt haben, können bei Innovationsvorhaben versagen. Es bedarf robuster - am besten externer - Instrumente "zur Steuerung des Leistungs-, Zeit- und Budget-Aufwandes", betonte Hauschildt.

Fehler 10
Unzureichendes Controlling
Innovationscontrolling, das sich zu oft auf bloße kameralistische Budgetüberwachung beschränke, sei nicht ausreichend. Es unterdrücke den Aspekt, dass Innovation zugleich auch eine Investition ist. Erforderlich sei ein Innovationsmonitoring, bei dem Erfolgsrechnungen auch unter Berücksichtigung der Erlöskomponete aufzustellen seien.
aus Parkett Magazin 04/05 (Wirtschaft)