Wer ist verantwortlich für Preisdumping?

Die europäische Parkettindustrie "diskutiert" mit dem Osten

Erstmals betrat die Föderation der europäischen Parkett-Industrie (FEP) bei ihrer diesjährigen Generalversammlung "Neuland". Die Veranstaltung fand in der Tschechischen Republik statt - dem Land, das oft als "osteuropäisch" apostrophiert wird, jedoch nicht nur geographisch, sondern mit Prag, der ältesten Universität, auch kulturell "im Herzen Europas" liegt.

Für die rund 60 Teilnehmer aus ganz Europa war nicht nur Prag ein Erlebnis, vor allem war der Festabend ein Highlight europäischer Kulturpflege.

Den architektonischen Rahmen bot das Prager Bürgerhaus, ein fast 100 Jahre altes Kulturzentrum, das im Art Déco und Jugendstil gestaltet ist und sich in mustergültigem Erhaltungs- und Pflegezustand befindet - Parkettböden inklusive.

In seinem Willkommensgruß zur Eröffnung der FEP-Tagung erhoffte Petr Krovina (BK-Prket) für die Gastgeber, dass Europa den tschechischen Parkettherstellern bei der Erschließung neuer Märkte helfen und die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Ost und West fördern werde. "Zusammenarbeit ist das Gebot der Stunde" appellierte Krovina an beide Seiten. Die Situation sei voller Herausforderungen und Chancen.

Die Vorteile die Beitrittsländer im Osten mit niedrigeren Löhnen und billigeren Produktionskosten seien nicht mehr von langer Dauer und bereits heute zu relativieren: Wegen der gegenwärtig noch unterentwickelten Nachfrage auf den heimischen Märkten gebe es für die osteuropäischen Produzenten keine Alternative zu Export und Wettbewerbsfähigkeit "in den von Preiskampf beherrschten westlichen Ländern".

FEP-Präsident Dieter Betz (Bauwerk) erwiderte mit freundlichem Nachdruck, dass "ruinöse Dumpingpreise für Mosaik- und Stabparkett aus Osteuropa die gemeinsame Basis zerstören". Bei Fertigparkett sehe es kaum anders aus. "Dennoch" signalisierte Betz Verständnis für die Situation der Parkettindustrie im Osten und Hoffnung auf Vernunft: "Willkommen auf dem Markt!"

Der Leiter des Parkettwerks Larodan in Rumänien, Rafael Cohen, wendete sich vehement gegen den Vorwurf, die osteuropäische Parkettindustrie zerstöre die gemeinsame europäische Basis.

Der Druck, mit den Preisen herunterzugehen, sei jahrelang nicht nur von Importeuren, sondern auch von Parkettherstellern aus dem Westen gekommen. Sie hätten die Handelsware aus dem Osten eingesetzt, um eine möglichst preisaggressive Alternative zu den eigenen Produkten bieten zu können.

Dagegen hätten die osteuropäischen Hersteller keine Alternative gehabt: "Es gab für uns keine Plattform für breiter angelegte Diskussionen über Preisgestaltung", erinnerte Cohen indirekt an das lange Zögern der FEP, bevor sie sich osteuropäischen Mitgliedern öffnete - Larodan war das erste Unternehmen, das nach anfänglicher Zurückweisung und späterer Änderung der FEP-Statuten aufgenommen worden war.

Die Reaktion auf den Vorhalt geriet zu einer Probe auf die Belastbarkeit und Souveränität der FEP. Das Ergebnis: Völlig überrascht von der Kritik, wusste man keinen anderen Weg, als die "drohende" Diskussion kurzerhand abzuwehren, sprich: abzuwürgen.
aus Parkett Magazin 04/03 (Wirtschaft)