Uzin Utz: Forum der Technik in Jesteburg

Keine Angst vor Designbelägen

Nach Feuchtwangen, Goslar und Oberhausen machte das "Forum der Technik" der Uzin Utz AG in diesem Jahr in Jesteburg bei Hamburg Station. Mit rund 50 Teilnehmern aus Handwerk, Industrie und Handel war die Veranstaltung - auf Grund mehrerer Terminkollisionen - nicht ganz so gut besucht wie in den Vorjahren. Doch die Verleger, die nach Jesteburg gekommen waren, erwartete eine abwechslungsreiche Mischung aus Fachvorträgen und praktischen Workshops.

Im fünften Jahr in Folge organisierte der Ulmer Verlegewerkstoffhersteller Uzin Utz sein "Forum der Technik". Die Seminarveranstaltung lockte 50 Parkett-, Boden- und Fliesenleger sowie Vertreter aus Industrie und Handel aus ganz Deutschland an. In diesem Jahr konnten Frank Wittkowski, Vertriebsleiter Industrie, und Norbert Böhm, Leiter Anwendungstechnik Außendienst, die Teilnehmer in Jesteburg bei Hamburg begrüßen.

An zwei Tagen standen mehrere Vorträge zu branchenrelevanten Themen auf dem Programm. So informierte Norbert Böhm die Teilnehmer über das Leistungsangebot von Ufloor Systems mit den Dachmarken Uzin, Wolff, Pallmann, Qeshfloor und Codex. Stefan Nickel, Technischer Kundenservice von Wolff, nutzte die Gelegenheit, um Maschinen und Arbeitsmittel wie die Einscheibenschleifmaschine Mambo, die Tellerschleifmaschine Samba, den Turbostripper und das neue Abstoßmesser von Mozart vorzustellen. John Funcke und Edwin Tip von Qeshfloor referierten über Designböden und Personalcoach Peter W. Nilles widmete sich in Jesteburg dem Thema "Die Mitarbeiter - Visitenkarten des Unternehmens".

Die meiste Zeit verbrachten die Teilnehmer vom Forum der Technik allerdings in den drei parallel laufenden Workshops zu den Themengebieten Boden, Parkett und Fliesen.

Workshop Parkett: Treppen und Badezimmer

In kleinem Kreis hatten die Teilnehmer des Workshops Parkett Gelegenheit, sich über neueste Themen rund um Parkett zu informieren. Jens Bader, Uwe-Jürgen Markmann und Rainer Mansius vom Technischen Kundendienst bei Uzin und Pallmann zeigten den interessierten Verlegern Aufbauten und Oberflächensysteme für Alltag und Spezialfälle.

Ein durchaus margenträchtiges Thema, das viele Parkett- und Bodenleger bisher eher selten besetzen, ist die Verlegung von Parkett auf Treppen. Normalerweise wird für neue Treppen der Treppenbauer engagiert, aber auch für die Renovierung alter Treppen greifen Bauherren eher auf den Schreiner zurück. Dabei gilt es auch bei der Treppensanierung einfach nur, einige wichtige Grundregeln zu beachten. Um eine sichere Begehbarkeit zu gewährleisten, sollte beispielsweise die so genannte Schrittmaßregel beachtet werden. Sie regelt die Steigung zwischen den Treppenstufen im Verhältnis zum Auftritt (= Breite des begehbaren Teils der Treppenstufe). Üblicherweise sind Treppen stark ausgetreten, bevor sie renoviert werden. Daher müssen die einzelnen Treppenstufen durch eine Ausgleichsspachtelung egalisiert werden. Auf eine standfeste Zement-Glättmasse wird dann das Mehrschichtparkett, die hölzerne Treppenkante und/oder ein U- bzw. L-förmiges Aluprofil geklebt.

Ein Modethema ist sicherlich auch die Verlegung von Holzböden im Badezimmer. Entscheidend ist hier, dass zum Schutz eine feuchtigkeitssperrende Epoxidharzgrundierung eingesetzt wird, erklärten die Uzin-Anwendungstechniker. Auf die Dichtgrundierung kann dann ein vom Parketthersteller für die Verlegung im Badezimmer freigegebenes Parkett verlegt werden, das beispielsweise mit Uzin MK 92 verklebt wird. Beim Einlegen der Stäbe ins Kleberbett lassen sich feste Fugenabstände festlegen, die dann später mit dem dunklen Klebstoff ausgefugt werden. Nach dem Abschleifen erhält man so eine ansprechende Schiffsdeckoptik mit dunklen Fugen.

Workshop Boden: Kritische Untergründe

Neben der Belegung von Treppen war die Verlegung von Bodenbelägen auf kritischen Untergründen ein wichtiges Thema im Workshop Boden, der unter Leitung von Norbert Böhm stattfand. Kritische Untergründe liegen z. B. immer dann vor, wenn Mischuntergründe aus verschiedenen Materialien vorhanden sind. Hier empfiehlt es sich den Untergrund genauestens zu prüfen, unter Umständen sind Dehnungsprofile zu setzen. Im Überbrückungsbereich sind Armierungsgewebe und faserarmierte Spachtelmassen einzusetzen.

Auch Gussasphaltestriche sind aufgrund ihres Verhaltens gegenüber Wärme (Thermoplast) kritische Untergründe. Hier empfiehlt Böhm unter Umständen einen Ausbau des Gussasphaltestrichs in stark gerissenen Bereichen. Diese Bereiche können dann mit PUR-Spachtelmassen eventuell gestreckt verfüllt werden. In normalen Anwendungsfällen wird auf derartigen Untergründen mit zementären Spachtelmassen bis zu einer Schichtdicke von 3 bis maximal 5 mm gespachtelt. Alternativ kann der Untergrund mit einer PU-Spachtelmasse oder Gipsspachtelmasse verfüllt und egalisiert werden. Doch Vorsicht: Nicht jeder schwarze Untergrund ist automatisch ein Gussasphaltestrich, der sich wie ein Thermoplast verhält. Vor dem Aufbau gilt es den Untergrund genau zu prüfen. Nach dem Aufbringen und Rakeln der PU-Spachtelmasse ist auch das Entlüften mit einer Stachelwalze sinnvoll.

Ebenfalls kritisch als Untergrund: alte Dielenböden, weil das Holz quellen und schwinden kann. Da für textile und elastische Bodenbeläge eine ebene und saugfähige Verlegefläche entscheidend ist, müssen Holzdielen und Spanplatten zusätzlich gespachtelt werden. Hierfür empfiehlt Uzin eine faserarmierte, selbstverlaufende Gipsspachtelmasse.

Maßstabilität bei der Verlegung von Designbelägen

Viel beachtet war der Vortrag von Torsten Grotjohann vom Institut für Fußbodenbau (IFF). Im Rahmen des Forums der Technik referierte er über die Maßstabilität bei der Verlegung von Designbelägen. Designbeläge sind per Definition besonders hochwertige heterogene Kunststoffbeläge, bestehend aus einer PVC-Unterschicht, einer nachfolgenden Trägerschicht, einer Aufdruckschicht und einer transparenten Nutzschicht. Daher stellen im Umkehrschluss die Kunden höhere Anforderungen an die Qualität der Verlegung und des Produkts. Grotjohann rät den Bodenlegern, Designbeläge vom "Hersteller des Vertrauens" zu verwenden. Nicht jeder Designbelag-Produzent habe tatsächlich Einfluss auf alle Schichten des Produkts. Mancher Hersteller verpresst und konfektioniert die Materialien lediglich.

Immer wieder wird der Sachverständige zu Schadensfällen gerufen, bei denen ein Designbelag durch Schrumpfen Fugen bekommen hat bzw. sich durch das Quellen des Materials Stippnähte gebildet haben. Die Ursachen für die Schäden können vielfältig sein, weiß Grotjohann aus Erfahrung: Mangelhafter Designbelag, Fehler des Verlegers oder auch falsche Erwartungen bzw. Verhalten des Nutzers. So müssen beispielsweise - abhängig von dem Dekor und der Art der Verlegung - bestimmte Fugengrößen bei Designbelägen gegebenenfalls vom Kunden akzeptiert werden.

Designbeläge sind Präzisionsbeläge

Da Designbeläge allerdings für gewöhnlich maschinell gefertigte Präzisionsbeläge sind, erfüllen die Produkte normalerweise die für PVC-Bodenbeläge gültigen Maßabweichungen bezüglich Rechtwinkligkeit und Geradheit nach EN649.

Schwierigkeiten gibt es nach Grotjohanns Erfahrung einzig bei der Maßänderung nach Wärmeeinwirkung. Für lose verlegte Platten darf die Veränderung nach EN 649 nicht größer als 0,25 % sein, d.h. nicht mehr als 2,5 mm auf einen Meter. Unter den praxisfernen Rahmenbedingungen von 80C (Einwirkzeit: sechs Stunden) wird die Maßänderung gemessen. Anhand eines Rückstellmusters wird der so genannte Memory-Effekt des erst vor kurzem verlegten Bodenbelags überprüft. Falls der Designbelag in der Herstellung nicht ausreichend getempert (= Spannungsabbau mit Hilfe eines Wasserbades) wurde, hat der Belag noch "eingefrorene Spannungen". Diese stellen einen Materialfehler dar und führen zu einer übermäßigen Formveränderung unter Hitzeeinwirkung. Allerdings kann auch die Prüfung der Maßänderung im geklebten Zustand nach EN 1903 wertvolle Erkenntnisse über die Schadensursache im Fall einer Beanstandung geben - insbesondere, wenn die Zyklen im ungeklebten und geklebten Designbelag durchgeführt werden.

Am Sichersten: Nasskleber mit harter Fuge

Auch hinsichtlich des eingesetzten Klebstoffes rät der Sachverständige aus Koblenz "den Hersteller des Vertrauens" zu wählen. Die etablierten Anbieter stellen Aufbauempfehlungen aus, wobei normalerweise nur Dispersions-, Reaktionsharz- und Trockenklebstoffe empfohlen werden. Die Klebstoffe sind in der vom Klebstoffhersteller empfohlenen Menge mit einer entsprechenden TKB-Zahnleiste aufzubringen, wobei in der Regel sinnvoller Weise im Team gearbeitet wird: Ein Verleger trägt den Klebstoff auf, ein weiterer Verleger beginnt den Belag einzulegen.

In den allermeisten Fällen sollte sich der Bodenleger für einen sicheren, weichmacherbeständigen Nasskleber mit harter Fuge entscheiden. Weicher eingestellte Klebstoffe sind unter Umständen nicht in der Lage, die Nahtkanten unten zu halten und Maßänderungen aufzuhalten. Doch unter Umständen gibt es auch Aufbauten, bei denen faserverstärkte Halbnassklebstoffe sinnvoll sind bzw. die Designbeläge am Besten in das abgelüftete Klebstoffbett eines Haftklebstoffs eingelegt werden sollten. Letzteres empfiehlt Grotjohann, wenn es nicht möglich ist, einen gleichmäßig saugfähigen Untergrund zu schaffen. Grundsätzlich sollte der Untergrund allerdings vor der Verlegung von Designbelägen gespachtelt werden. Außerdem muss bei der Verklebung regelmäßig die Benetzung des Bodenbelags geprüft werden.

Designbeläge ausreichend temperieren

Entscheidend für den Erfolg einer Designbelagsverlegung ist auch die Beachtung des Raumklimas bei Lagerung und Verlegung - am Besten mit Protokoll. So sollten Designbeläge vor dem Einbau immer mindestens 24 Stunden, besser 48 Stunden im geschlossenen Paket in dem Raum temperiert werden, in dem sie später verlegt werden. Sie dürfen dabei nicht direkt an der Wand stehen, nicht senkrecht gegen die Wand gestellt sein und nicht zu hoch gestapelt werden. Die Raumtemperatur darf aus Sicht des IFF-Sachverständigen nicht weniger als 18C und die Bodentemperatur nicht weniger als 15 C betragen. Die Maximaltemperatur für eine erfolgreiche Verlegung liege bei ca. 23 C, erklärte er auf Nachfrage aus dem Publikum. Und auch wenn die Luftfeuchtigkeit zwar keinen Einfluss auf den Designbelag hat, so beeinflusst sie dennoch die Hilfsstoffe. Damit die Klebstoffe richtig abbinden und ausreagieren, sollte die Luftfeuchtigkeit nicht höher als 65 bzw. 75% sein. Grotjohann weiß auch, dass diese Anforderungen durchaus im Widerspruch zu den Situationen auf der Baustelle stehen. Und in vielen Fällen käme es trotz falscher Lagerung etc. nicht zu Schäden. Gleichwohl empfiehlt er den Verlegern, um auf Nummer sicher zu gehen: "Rechnen Sie ein bestimmtes Zeitfenster ein, damit der Designbelag überhaupt eine Chance hat."

Abgestimmte Reinigung und Pflege

Neben Material- und Verlegefehlern können auch eine falsche Reinigung und Pflege durch den Nutzer die Freude am Designbelag trüben. Daher betonte der Experte, dass der Bodenleger verpflichtet ist, die Reinigungs- und Pflegeanleitung rechtzeitig zu übergeben. Insbesondere bei Designbelägen können aggressive Grundreiniger den Bodenbelag aufquellen lassen und dann zu signifikanten Rückschrumpfungen führen, die immer etwas stärker ausfallen als zuvor. Deswegen sollten die Grundreinigungszyklen möglichst lange herausgezögert werden. Bei Pflegemitteln wiederum werden unter Umständen unansehnliche Schichten aufgebaut. Und je nach Rezeptur entziehen sie, genauso wie einige Flächendesinfektionsmittel dem PVC-Belag Weichmacher, Stabilisatoren und ähnliches. Daher ist es ratsam, ausschließlich vom Hersteller frei gegebene Mittel zu verwenden.

Designbeläge auf alten Bodenbelägen

Im Optimalfall wird das hochwertige Präzisionsprodukt Designbelag auf einen neuen Untergrund verlegt. Doch im Notfall kann auch eine Belag-auf-Belag-Verlegung funktionieren. In diesem Sonderfall empfiehlt Grotjohann, dass der Verleger keine Gewährleistung übernehmen sollte.

Grundsätzlich sollten die Bodenleger sorgsam vorgehen und einige Grundregeln einhalten, bevor sie mit der Verlegung beginnen:

- Prüfung, ob alter Bodenbelag fest geklebt ist
- Überprüfung der Ebenheit
- Komplette Grundreinigung des Altbelags, Entfernen des Pflegefilms und der Reinigungsmittelrückstände
- Altbelag gründlich neutralisieren
- Boden muss absolut trocken sein
- Migrationssperre bis max. 1 mm aufbringen (z.B. Dispersionsspachtelmasse)
aus FussbodenTechnik 06/08 (Marketing)