Klassische Teppiche auf der Domotex 2005

Gute Verkäufe bei hochwertigen Teppichen

Die guten Verkäufe, die auf der Messe getätigt wurden, lassen die Branche optimistisch in das Jahr 2005 blicken. Gerade an den Vormessetagen war viel Bewegung in den Hallen 14 bis 17 in denen die Anbieter klassischer Teppiche ihre Stände haben. Auffällig ist aber, dass die Anzahl der Besucher von Jahr zu Jahr leicht abnimmt. An der Kaufkraft ändert dies aber nicht viel, da alle wichtigen Einkäufer der großen Gruppen und Häuser auf der Messe waren. Der kleinere Fachhandel ist aber der Messe fern geblieben. Im klassischen Bereich waren es vor allem Ausländische Käufer, die für gute Umsätze sorgten.

Die Domotex ist und bleibt weltweit die wichtigste Messe für klassische Teppiche. Nirgendwo sonst kann man auf einer so großen Fläche eine annähernd so umfassende Fülle an Teppichen sehen. Auf Anbieterseite ist zu beobachten, dass auch Firmen, die die Messe aus Kosten oder Zeitgründen nicht mehr wahrgenommen haben, dieses überdenken.

Während andere Messen immer mehr zu Informations- und Kundenpflegeveranstaltungen geworden sind, ist die Domotex im Bereich der geknüpften Teppiche nach wie vor eine echte Verkaufsmesse. Der Besucher, der in die Hallen 14 bis 17 geht, will sich zwar auch über Trends und neue Produkte informieren, vor allem aber will er kaufen. Einzelhändler tätigen einen Großteil ihrer Jahreseinkäufe auf der Domotex.

Es gibt mehrere Gründe dafür. Einmal ist es die Fülle an Anbietern und Ware, die alle Preis- und Provenienzbereiche abdeckt. Ein sehr wichtiger Punkt ist aber auch, dass alle Anbieter mit ausgesucht guter Ware zur Messe kommen. Auf der Domotex finden Käufer überdurchschnittlich hohe Qualität.

Die Frequenz in den Hallen der Orientteppichanbieter war in diesem Jahr etwas unter Vorjahresniveau. Über die Ursachen wurde viel spekuliert, eine eindeutige Antwort gibt es hier nicht. Nachteilig ist sicherlich die räumliche Abtrennung von den Hallen 2 bis 9. Die großen Besucherströme, immerhin waren über 40.000 Besucher auf der Domotex, gehen über Halle 2 und 3 in Richtung der Industriehallen. Eine Rundführung um die gesamte Messe gibt es nicht und damit fällt natürlich viel Laufpublikum weg. Die Orienthallen müssen gezielt angegangen werden.

Einige Aussteller bemängeln auch die Öffentlichkeitsarbeit im Vorfeld der Messe. Grade das fehlen des deutschen Fachhandels wird hier als Indiz genannt, dass nicht genug Appetit auf die Messe gemacht wurde.

So ist auch zu erklären, dass es kaum große Geschäfte mit Neukunden gab. Es kamen vor allem Einkäufer, die regelmäßig die Domotex besuchen und auch schon wussten, welchen Lieferanten sie besuchen wollten. Auch wussten diese Käufer auch meist schon, was sie kaufen wollten. Es wurden vor allem die Sortimente wieder vervollständigt. Spontane Einkäufe waren eher die Ausnahme. Erfreulich war wiederum, dass die Einkäufe in der Regel umfangreicher und auch hochwertiger ausfielen. Der Trend geht ganz klar weg von den unteren Qualitätsstufen.

Der Trend zu den oberen Qualitätsgruppen fängt bei guten Verkäufen bei feinen Seidenteppichen an. Hier waren es besonders die feinen Stücke, die ausgesucht wurden. Im klassischen Bereich wurden weiterhin gute Bidjar stark nachgefragt.

Gesucht waren auch feinere Täbris. Ganz wichtig waren dabei gute Verarbeitung, makelloses Finish und vor allem die richtige Farbstellung. Vor allem bei Mahi-Täbris stand die Farbharmonie im Mittelpunkt, doch auch florale Täbris mussten in den Farben passen. Öfters zu sehen und auch gut verkauft wurden Täbris in beigen Ton-in-Ton-Dessinierungen. Blasse und nicht überladen gemusterte Stücke waren besonders gesucht.
Gewachsen sind die Verkäufe in den mittleren bis gehobenen Preislagen. Ein gutes Beispiel dafür sind sauber gearbeitete 9-lah Nain, die gesucht wurden.

Auch 6-lah-Qualitäten waren besonders gefragtenn. Die extrem feinen 4-lah waren auch im Angebot, spielen aber naturgemäß bei den Umsatzmengen eine untergeordnete Rolle.

Ein ähnliches Bild gab es bei den modischen Orientteppichen. Die Umsätze im Bereich der südpersischen Nomadenteppiche wurden vor allem bei den Loribaft gemacht. Der typische Gabbeh wurde zwar auch ordentlich verkauft, blieb aber mengenmäßig hinter den Erwartungen zurück.

Grade in diesen Bereichen wurden Farben und Dessins gesucht, die im Trend liegen. Rot bekommt hier als Modefarbe starke Konkurenz von Beigetönen. Wie auch in den anderen Bereichen muss auch hier die Qualität makellos sein. Schlechte Verarbeitung wird immer weniger akzeptiert.

Ungebrochen ist der Trend der Ziegler- oder Choubi-Teppiche. Anbieter, die hier mit den Farben und Dessins den Geschmack trafen, verzeichneten hervorragende Verkäufe und das, ohne über den Preis verkaufen zu müssen. Hier ist auffällig, dass die Verarbeitungsqualität permanent steigt. Minderwertige Qualitäten gab es fast keine und auch die Einstiegspreislagen waren sauber gearbeitet.

Hauptaugenmerk ist aber ganz eindeutig das Erscheinungsbild, das den Preis in großem Maße beeinflusst. Gefertigt wird weiterhin meist in Pakistan, zunehmend auch in Afghanistan. Das Finish und die logistische Abwicklung läuft auch bei den in Afghanistan geknüpften Teppichen über Pakistan.

Der modische pakistanische Teppich ist neben den Ziegler-Teppichen weiter im Aufwind. Immer mehr Teppiche mit moderner Musterung und topaktuellen Farben kommen auf den Markt. Die pakistanischen Hersteller haben den Markt für handgeknüpfte Teppiche erkannt, deren Erscheinungsbild nichts mit klassischen Teppichen zu tun hat. Die Bandbreite ist hier so groß wie bei anderen modernen Teppichen auch. Von verspielten floralen Mustern bis zu streng geometrischen Formen ist alles zu finden. Die Knüpfungen und Qualitäten dieser Teppiche sind nicht mehr nur die der günstigen Ziegler / Choubi-Teppiche. Auch qualitativ hochwertige Stücke werden gefertigt. Der Preis wird sehr stark vom Erscheinungsbild beeinflusst.

Besonders für die Hersteller ist erfreulich, dass der Preis nicht mehr das wichtigste Verkaufsargument ist. Es wird vielmehr darauf geachtet, dass die Qualität der Ware stimmt. Dass fast alle Importeure die mittleren und gehobenen Preislagen besonders gut verkauft haben, ist ein gutes Indiz dafür.
Die zurückgegangenen Verkäufe der unteren Preisklassen bedeuten aber nicht, dass diese vom Markt verschwinden werden. Diese Ware wird bei Aktionen immer ihre Abnehmer finden und ist auch sonst eine wichtige Abrundung des Sortiments nach unten.

Allgemein ist festzuhalten, dass alle Teppichpreise in den letzten Monaten stark gestiegen sind. Auch die Produktion der unteren Qualitätsstufen kostet mittlerweile deutlich mehr. Viele Hersteller - vor allem in Persien - haben als Konsequenz die Qualität angehoben; Stücke in den unteren Preisklassen werden also auch weniger produziert.

Die veränderte Preissituation gilt nicht nur für persische Ware. Die anderen Ursprungsländer haben die Preisschraube ebenfalls nach oben gedreht. Ein Beispiel dafür ist Kaschmir-Seide. Hier hat es in den letzten Monaten spürbare Preiserhöhungen gegeben.

Auffällig war auf der Domotex, wie viel Mühe sich die meisten Importeure bei der Zusammenstellung der Sortimente gemacht haben. Das gilt nicht nur für die Anbieter modisch inspirierter Teppiche wie von Gabbeh und Ziegler oder Choubi-Teppichen, sondern auch für klassische Knüpfungen. Modetrends werden immer stärker beobachtet und fließen in die Designgestaltung ein.

Auch wird der Einfluss, den die Importeure auf die Hersteller haben, immer größer. Sogar bei klassischen, persischen Teppichen ist eine gesteigerte Flexibilität auf Herstellerseite zu erkennen. Vorreiter sind die Pakistani und Inder, die Modetrends immer schneller umsetzen und das zu verkäuflichen Preisen.
aus Heimtex Orient 01/05 (Wirtschaft)