Aus BVOI wurde zum Jubiläum EUCA

Der Ansprechpartner auf allen wichtigen Ebenen

Perfektes Timing zeigte der BVOI-Bundesverband der Orientteppich-Importeure. Genau am Tag des Eintrages in das Vereinsregister konnte auf der gut besuchten und von lebhaften Diskussionen geprägten diesjährigen Mitgliederversammlung das 40-jährige Bestehen der Organisation gefeiert werden. Gleichzeitig wurde Abschied genommen von der Traditionsbezeichnung BVOI. Der Verband tritt jetzt als EUCA-European Carpet-Importers Association auf und verdeutlicht damit seine Rolle als der Ansprechpartner für alle Probleme und Fragen rund um den handgeknüpften Teppich auf allen wichtigen nationalen und internationalen Ebenen, speziell aber bei der EU in Brüssel.

Seine Geburtsstunde erlebte die Institution im Juli 1963 mit der Gründung des Verbandes Hamburger Orientteppich-Importeure, der im Oktober des gleichen Jahres im Vereinsregister erfasst wurde. Über die Grenzen Hamburgs hinaus entwickelte sich daraus der Bundesverband, der seine stärksten Zeiten mit den marktstarken Fachmessen Orfa, Ortefa und Eurotefa erlebte.

Heute gebe es, so Dr. Ali Ipektchi als 1. Vorsitzender, keinen Bedarf an einer Herbstmesse für abgepasste Teppiche, doch bleibe der Markenname Eurotefa auf jeden Fall im Besitz der EUCA, so dass sich die Messe jeder Zeit aktivieren lasse.

Aber auch ohne die Informations- und Verkaufsveranstaltung gewinnt der Verband nach Worten von Dr. Ipektchi wieder an Bedeutung, da offizielle Stellen und Behörden ihn sowohl in Deutschland als auch in den europäischen Gremien mittlerweile als kompetenten Gesprächspartner anerkannt hätten. Wegen des Fehlens einer eigenen Fachmesse appellierte der 1. Vorsitzende an die Mitglieder die Domotex als internationale Leitmesse für handgefertigte Teppiche zu stärken: "Die verschiedenen Messegesellschaften graben sich hier gegenseitig das Wasser ab. Wir brauchen eine wirklich starke Messe, die ein Komplettangebot zeigt und zu der die Fachbesucher aus aller Welt kommen."

Auf der Domotex 2004 in Hannover werden die Anbieter von handgefertigten Teppichen einmal mehr die stärkste Ausstellergruppe stellen. Nach 341 Ständen im Jahr 2001, 340 in 2002 und 328 im Jahr 2003 werden 2004 trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage der Branche und trotz des Schrumpfungsprozesses voraussichtlich 320 Aussteller mit handgefertigten Teppichen auf einer Fläche von 27.200 qm präsent sein. Die Ausstellungsfläche ist seit 2002 um etwa 4700 qm geschrumpft, da auch namhafte marktstarke Importeure wegen der hohen Kosten ihre Standflächen verkleinert haben. Dazu kommt, dass immer deutlicher stark von den Ursprungsländern subventionierte Gemeinschaftsstände mit Kleinstkojen der einzelnen Hersteller und Exporteure in Erscheinung treten.

Etwa 40.000 Besucher werden nach Angaben von Dr. Ipektchi, der auch Mitglied im Messebeirat der Domotex ist, auch 2004 wieder auf der Messe erwartet, wobei voraussichtlich 23.000 Besucher aus dem Ausland und 17.000 aus Deutschland kommen werden. Von ihnen interessieren sich nach einer Erhebung der Messe in diesem Jahr 41,8 Prozent für den Bereich der handgefertigten Teppiche. Verstärkt wollen sich die Mitglieder der EUCA, wie in Diskussionsbeiträgen deutlich wurde, um eine Mitbestimmung bei der Gestaltung der Domotex bemühen.

Die zahlenden Aussteller haben nach Worten von Volker Heinrich und Dr. Ipektchi keine Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen auf die Inhalte und die Optik der Carpet Performance als einziger Sonderschau im Bereich der Orientteppich-Hallen. Dabei bietet sich hier die Gelegenheit, marktkonforme Trends aufzuzeigen. Es soll eine Arbeitsgruppe gebildet werden, die über die Grenzen der Ursprungsländer hinweg der Messeleitung einen Input für diese Sonderschau zumindest für das Jahr 2005 liefern soll. Es sollen darüber Möglichkeiten ausgelotet werden, wie die Klassiker im Teppichbereich gefördert werden können durch stärkere Einbindung von Innenarchitekten oder auch der Wohnpresse. Die Diskussion zu diesem Themenkreis setzte in der sonst eher beschaulichen Mitgliederversammlung des Verbandes Energien frei, die es jetzt ein- und umzusetzen gilt.

Scharf kritisiert wurde im Rückblick auf die Domotex 2003 das mehr als rüde Vorgehen der Polizei, die in einem martialischen Auftritt, der vor allem die ausländischen Fachbesucher brüskierte, auf den Messeständen der Orientteppich-Importeure nach Schwarzarbeitern und illegal in Deutschland arbeitenden Ausländern fahndete. Die Aktion konnte durch persönliche Beziehungen der Messeleitung zur Polizeidirektion gestoppt werden, bevor der Imageschaden der Domotex größere Ausmaße annahm. Dr. Ali Ipektchi stellte allerdings klar, dass solche Aktionen durchaus rechtsmäßig sind und sich auch 2004 wiederholen können. Die Deutsche Messe AG hat keine Handhabe gegen polizeiliche Einsätze. Er warnte alle Aussteller davor, Ausländer ohne Arbeitserlaubnis oder Arbeitslose, die diese Tätigkeit nicht dem Arbeitsamt gemeldet haben, auf den Messeständen zu beschäftigen.

Lebhafte Diskussionen gab es auch bei der Thematik der Zölle. Hier hat die EUCA noch ein weites Betätigungsfeld vor sich. Es gibt nach wie vor etliche Ungereimtheiten in der europäischen Zollgesetzgebung. Unterschiedliche Zollsätze bei den Einfuhren lassen kaum einen klaren Durchblick zu. Als konkretes Beispiel wurde Afghanistan aufgeführt. Handgeknüpfte Teppiche aus diesem Ursprungsland dürfen zollfrei eingeführt werden. Aber es gibt in Afghanistan noch keine Behörde, die ein anerkanntes Urspungszeugnis ausstellt. Folglich kommen die Teppiche über Pakistan nach Deutschland und werden somit als pakistanische Teppiche wieder zollpflichtig.

Weniger Probleme gibt es da mit den Hamburger Zollbehörden. Wie Peter Fliegner, Geschäftsführer der EUCA berichtete, zeigte sich der Hamburger Zoll mit dem Ablauf der Umstellung vom Freilager-Gebiet auf einzelne offene Zollfreiläger. Anfangsschwierigkeiten durch Fehler in den Computerprogrammen sind überwunden. Gelobt wurde allgemein die gute Zusammenarbeit zwischen dem Verband, den einzelnen Importeuren und der Behörde. Lediglich drei Firmen wurde die Genehmigung für ein offenes Zollfreilager entzogen.

Peter Fliegner unterstrich, dass der bei dieser Umstellung erstmals eingeschlagene und sehr erfolgreich Weg der Aufklärung durch Workshops konsequent fortgesetzt werden soll. Es gibt nach seinen Worten in der täglichen Arbeit der Importeure noch viele Bereiche, in denen Aufklärungsarbeit über Workshops zu leisten ist.

Weitgehend unproblematisch verlief auch die nach zwei Jahren Amtszeit fällige Vorstandswahl. Zum neuen 1. Vorsitzender der EUCA wurde Dr. Ali Ipektchi, bisher schon 1. Vorsitzender des BVOI, gewählt. 2. Vorsitzender und Kassenwart wurde Jens-Peter Höge, bisher auch schon Vorstandsmitglied und Kassenwart beim BVOI. Ebenfalls in den Vorstand wieder gewählt wurden die Orientteppich-Importeure Taleblou, Dilmanian und Razavi. Neu in den Vorstand kamen Klaus H. Günther von Kelaty und Jalil Safavi von Feizy. Ausgeschieden sind Peter Mauch - auf eigenen Wunsch - von Orim in Frankfurt und Amini aus Hamburg.

Die außergewöhnlich lebendige und diskussionsfreudige Mitgliederversammlung endete in einem gemütlichen Beisammensein zum 40-jährigen Bestehen des Verbandes. Es bot sich die Gelegenheit zu weiteren Branchengesprächen und persönlichen Kontakten auf neutralem Boden jenseits der Grenzen des täglichen Wettbewerbs. In dieser entspannten Atmosphäre stellte sich einmal mehr die Frage, ob nicht ein regelmäßiger Importeurs-Stammtisch zum Informationsaustausch und zur Kontaktpflege sinnvoll sei.
aus Heimtex Orient 06/03 (Wirtschaft)