Otto-Versand

Suche nach neuen Strategien


Hamburg - Die Otto-Group will dem Geschäft in Deutschland auf die Sprünge helfen. Statt bislang zwei sollen nun drei Hauptkataloge pro Jahr für eine gesteigerte Nachfrage sorgen. Ziel ist eine erhöhte Flexibilität bei der Gestaltung von Sortimenten und Preisen.

Die Geschäfte in Deutschland laufen auch für den Hamburger Versandhandels-Spezialisten Otto nicht zum Besten. Im Geschäftsjahr 2003/04 verzeichnete das Unternehmen im Versandbereich ein Minus von sechs Prozent in seinem wichtigsten Absatzgebiet. Der Umsatzanteil auf dem deutschen Markt schlägt immerhin mit 50 Prozent zu Buche. Weltweit erwirtschaftet Otto im Bereich Einzelhandel rund 10 Mrd. Euro. Begegnen will man der Kaufzurückhaltung mit einer "neuen Zeittafel" für den Hauptkatalog. Drei Kataloge soll es künftig geben. Die neue Erscheinungsweise soll mehr Flexibilität bei Sortimenten und Preisen bringen. Der Hauptkatalog bleibe das Hauptmedium: Je nach Saison werden die Anteile der Sortimente variieren, aber stets werde die gesamte Produktpalette gezeigt. Gründe für die Abkehr der Halbjahreskampagnen: Käufer hätten sich längst daran gewöhnt, dass die Waren auch dann noch verfügbar seien, wenn sie gebraucht und nicht nur dann, wenn sie neu angeboten würden, so die Meinung beim Versender. Und, der Verbraucher sei überzeugt, dass der Preis besser sei, wenn die Waren zeitnah zur Nutzungsperiode gekauft werden. Kunden würden immer dichter am Bedarf kaufen, heißt es. Für diese Umstrukturierung plant das Versandhaus mit einem gleich bleibenden Werbetat: Die Kataloge sollen vom Umfang her reduziert und auch punktgenauer distribuiert werden. Dadurch könnten die Mittel für den dritten Katalog aufgebracht werden.

Abseits des Hauptkataloges wird Otto aber auch Spezialkataloge streuen, um das Sortiment zusätzlich zu bewerben. In erster Linie wird es sich dabei um Lagerware handeln, die zum Ausverkauf steht. Auf aktuelle Preisschwankungen will man dagegen vor allem über das Internet reagieren. Dort stellt das Unternehmen Preise neu ein, um auf Kampagnen und Angebote des Wettbewerbs zu reagieren. Spezielle Hinweise im Hauptkatalog verweisen auf das Internetangebot des Versenders. Doch die Hamburger wollen nicht allein über den Preis steigende Umsätze verzeichnen. Otto biete einen umfangreichen Service, der es auch rechtfertige, dass das Unternehmen nicht immer das preiswerteste sei. Das Preis-Leistungs-Verhältnis müsse stimmen, so die Firmenphilosophie. Eine Prognose über das laufende Geschäftsjahr will der Versender aber nicht wagen: Das Erreichen der Vorjahreserlöse würde bereits als Erfolg gewertet. Zumal neue Anbieter in den Markt drängen und auch dem gestandenen Versender Otto zu schaffen machten. Konkurrenten wie Amazon und Ebay würden sich immer mehr zum Vollsortimenter entwickeln, was aber auch Vorteile für Versender habe, denn Konkurrenz belebe das Geschäft, heißt es. Weniger von Nutzen für Otto ist dagegen die aktuelle Verfassung von Quelle und Neckermann. Aus deren Krise profitiere das Hamburger Unternehmen keineswegs. Stattdessen würden sich die Kunden mehr vom Versandhandel distanzieren.
aus Haustex 09/05 (Wirtschaft)