Erste bundesweite, repräsentative Schlafstudie im Auftrag von Tempur

Beamtenstatus als ideales Ruhekissen

HAMBURG (P.S.) - Repräsentative Studien über das Schlafverhalten der Deutschen galten bislang nicht einmal als Branchen-Rarität. - Sie existierten erst gar nicht! Über die (Kosten-)Gründe mögen Eingeweihte mehr oder weniger trefflich philosophieren: Tatsache bleibt, dass es durchaus noch Spielraum für eine intensivere, möglichst produktneutrale Zusammenarbeit zwischen Schlafforschung und einschlägiger Industrie gibt. Einen Anfang machten jüngst die Verantwortlichen der Tempur Deutschland GmbH in Steinhagen und Prof. Dr. Uta Meier, Familienforscherin an der Universität Gießen, die mit Unterstützung des ostwestfälischen Matratzenanbieters die bundesweit erste Untersuchung zu oben genanntem Thema vorlegte. Wesentliche Ergebnisse ihrer Arbeit hat die Wissenschaftlerin Anfang Februar anlässlich einer Pressekonferenz im Hamburger Hotel Atlantic vorgestellt.

Die auf der repräsentativen Befragung von 1.000 Bundesbürgern basierenden Resultate geben beispielsweise Aufschluss über Einschlafrituale und Hauptursachen von Schlafproblemen sowie darüber, welche Berufsgruppen von diesen Problemen am häufigsten betroffen sind. Fast 20 Prozent aller Deutschen klagen über Einschlaf- und Durchschlafprobleme. Das heißt, sie liegen länger als 30 Minuten wach bzw. wachen nachts mehr als einmal auf. Der Unterschied zwischen Mann und Frau ist dabei gravierend: Während 13 Prozent der männlichen Befragten unter Einschlafproblemen leiden, sind es bei den Frauen 24,1 Prozent. Dieses Ergebnis spiegelt laut Uta Meier die unterschiedliche Rolle der Geschlechter in der Gesellschaft wider. Die Frau fühlt sich für die Familie zuständig und verrichtet 95 Prozent der Hausarbeit. Der Mann hingegen konzentriert sich gänzlich auf seinen Beruf. Das Befreitsein von vielen Aufgaben in Familie und Haushalt wirkt für ihn scheinbar entspannend und lässt ihn die erforderliche Nachtruhe finden.

Ganz besonders hart trifft es die Hausfrauen. Fast jede Dritte von ihnen klagt über Einschlaf- und Durchschlafprobleme, liegt nachts wach und macht sich Gedanken über Kinder, Ehemann und finanzielle Probleme. Dazu die Familienforscherin: "Wir wissen aus der Forschung, dass viele Hausfrauen erheblich unter ihrer mangelnden gesellschaftlichen Akzeptanz leiden. Die fehlende Identifikation mit ihrer Rolle als Nur-Hausfrau scheint sich in negativem Sinn auf das Schlafverhalten auszuwirken." Die berufstätige Frau hingegen hat weniger Schwierigkeiten mit dem Einschlummern. Sie zieht aus ihrem Beruf "eine enorme Selbstwertsteigerung sowie finanzielle Handlungsspielräume, die ihr Schlafverhalten positiv beeinflussen."

Beamtenstatus als ideales Ruhekissen

Auch Arbeiter und Selbstständige schlafen im Vergleich aller Berufsgruppen ziemliche schlecht. Hingegen müssen sich Beamte mit unkündbarem Arbeitsverhältnis, festem Einkommen und geregelten Arbeitszeiten am wenigsten Sorgen über ihre Schlafgewohnheiten machen. Menschen mit niedriger Bildung und niedrigem Einkommen leiden deutlich häufiger an Ein- und Durchschlafproblemen wie solche mit höherer Bildung und höherem Einkommen. Ständige Existenzängste, sei es mit Blick auf die Ausbildung der Kinder oder die fällige Ratenzahlung für Haus und Auto, wirken im übertragenen Sinne Ruhe störend.

Parallel dazu zeigt die Studie, dass die Deutschen viel Wert auf ausreichenden Schlaf legen. Rein statistisch gesehen verschlafen die Bundesbürger mit durchschnittlich 8 Stunden und 22 Minuten mehr als ein Drittel ihres Lebens. "Damit sind wir weit davon entfernt, als Workaholics zu gelten", sagt die Familienforscherin. Wochentags allerdings schlafen die Deutschen weniger als 8 Stunden. Dabei benötigen Frauen einen längeren Erholungsschlaf als Männer: 31,9 Prozent der holden Weiblichkeit schlafen zwischen 7 und 8 Stunden, während fast 40 Prozent des mehr oder weniger starken Gechlechts mit 6 bis 7 Stunden auskommen. Am Wochenende, wenn kein Wecker stört, schlafen 42,3 Prozent der Deutschen länger als 8 Stunden. Gerade die unter 34-jährigen werden dann zu echten Murmeltieren. Mehr als 30 Prozent von ihnen gönnen sich mindestens 9 Stunden Schlaf. Viel Disziplin zeigt die Nation auf dem Gebiet der "Zu-Bett-Geh-Zeit". Die meisten verschwinden unter der Woche schon um 22.30 Uhr im Bett; und sogar am Freitag oder Samstag gehen die Nachttischlampen durchschnittlich bereits zwischen 22.38 und 22.45 Uhr aus. Uta Meier erklärt dieses Phänomen mit "Macht der Gewohnheit", deren Rhythmus auch am Wochenende greift.

Wer nachts viel denkt, kommt nicht zur Ruhe!

Nahezu jeder zweite Befragte kann abends nicht abschalten und bekommt deshalb seinen Kopf nicht frei. Bei den Frauen ist dieses Problem besonders ausgeprägt. 54,6 Prozent von ihnen nennen es als Grund für ihre Schlafprobleme. Bei den Männern sind es nur 33,7 Prozent. Eltern mit Schulkindern zwischen 6 und 14 Jahren haben die größten Probleme abzuschalten. Fast 80 Prozent von ihnen wälzen sich nachts unruhig hin und her. Die zweithäufigste Ursache von Schlafproblemen sind körperliche Beschwerden, gefolgt von Lärm, Geld-, Zukunfts- und Beziehungssorgen oder diversen Schwierigkeiten mit Kindern.

Besonders schlecht abschalten kann die Generation der 35- bis 55-jährigen. 64,9 Prozent, also beinahe zwei Drittel von ihnen, fällt es schwer, sich abends zu entspannen. Arbeitslosigkeit, Geldsorgen und Zukunftsängste gelten hier ebenso als Ursachen wie Überarbeitung, Zeitknappheit und Reizüberflutung. Wer unter 34 Jahren ist, hat nicht ganz so gravierende Probleme mit dem Abschalten. Nur etwa ein Drittel dieser Bevölkerungsgruppe quält sich mit berufsbedingten (Ein-)Schlafproblemen. Der Ost-West-Vergleich zeigt, dass Ossis schlechter abschalten können als Wessis. 62,3 Prozent der Ostdeutschen mit Schlafproblemen fehlt die notwendige Gelassenheit, während es bei den Westdeutschen nur 44,3 Prozent sind.

(Ein-)Schlafrituale helfen weiter

Bei den äußeren Schlafumständen bestehen hierzulande hohe Ansprüche. Für 61,5 Prozent der Befragten ist es wichtig, dass das Schlafzimmer eine ruhige Lage hat. Fast die Hälfte kann nur bei offenem Fenster schlafen und legt Wert auf ein gutes Raumklima. 38,5 Prozent können nur im eigenen Bett richtig gut schlafen; und mehr als ein Drittel achtet besonders auf die Qualität der Matratzen. Dabei wirkt es paradox, dass gerade diejenigen, die wegen harter körperlicher Arbeit häufig über Rückenbeschwerden klagen, am wenigsten Wert auf ihre Schlafunterlage legen. Neben der harmonischen Schlafumgebung sind es Einschlafrituale, die den Deutschen helfen, sich in den Schlaf zu wiegen. Am beliebtesten ist das Lesen. Jeder fünfte Befragte nimmt sich abends ein gutes Buch zur Hand, wobei sich Frauen als die größeren Leseratten erweisen. Darüber hinaus lesen sich Ostdeutsche häufiger in den Schlaf wie Westdeutsche; und Abiturienten greifen doppelt so häufig zum Buch wie Hauptschüler. Im Alter nimmt zudem die Bedeutung der literarisch geprägten Einschlafrituale zu.

Männer erlauben sich vor dem Zu-Bett-Gehen mit großer Vorliebe ein Glas Wein oder Bier - doppelt so häufig wie Frauen. Stattdessen greifen die Damen häufiger zu pharmazeutischen Schlafhelfern. Insgesamt betäubt sich jede(r) Zehnte, um abends zur Ruhe zu kommen, und Uta Meier konstatiert in diesem Zusammenhang "eine zunehmende Tendenz zur Normalisierung des Alkoholkonsums als Einschlafdroge". Vor allem die über 55-jährigen schauen vor dem Einschlafen des Öfteren ins Glas. Seine Vorreiterrolle als gebührenpflichtiges Schlafmittel hat das Fernsehen im Verlauf der Studie unter Beweis gestellt, schläft doch jeder fünfte Ostdeutsche am allerbesten vor der Flimmerkiste ein.

Morgenstund hat selten Gold im Mund

Die meisten Landsleute beginnen ihr Tagwerk weder fit noch ausgeschlafen. Fast die Hälfte der Bundesbürger (44,9 Prozent) hat Probleme, morgens überhaupt in die Gänge zu kommen - Frauen noch größere wie Männer. Lediglich 39,6 Prozent aller Befragten starten nach eigener Aussage mit Energie und Elan in den Tag, bei den Männern ist es nur jeder Zehnte.

Im Vergleich der Altersgruppen sind es besonders die über 55-jährigen, die unter Schlafproblemen leiden. Mit fast 30 Prozent ist ihre Zahl doppelt so hoch wie bei den 35- bis 54-jährigen und dreimal so hoch wie bei den unter 34-jährigen. Trotzdem ist es die Ü-55-Gruppe, die sich morgens am fittesten fühlt und sich am meisten auf den Tag freut. Im Gegensatz dazu brauchen die unter 34-jährigen sehr lange, um morgens in Schwung zu kommen. Für ein Viertel aller Befragten ist ein Kaffee oder Tee unerlässlich, während das morgendliche Gymnastikprogramm keine große Rolle spielt: Nur 2,3 Prozent tun ihrem Körper nach dem Aufstehen auf diese Weise etwas Gutes.

Auch der von Medizinern propagierte Mittagsschlaf steht bei den Bundesbürgern nicht hoch im Kurs. Knapp die Hälfte aller Befragten (44,5 Prozent) verspürt kein entsprechendes Bedürfnis. Lediglich 14 Prozent wollen auf ihr Nickerchen zwischendurch nicht verzichten, und 2,1 Prozent gestehen sogar, dass sie ohne Mittagsschlaf nicht zu gebrauchen sind. Jeder Zehnte würde sehr gern einen Mittagsschlaf halten, hat aber keine Gelegenheit dazu.

Die Mär vom sportlichen Deutschen

Neben beruflichen, familiären und finanziellen Gründen können auch ungesunde Ernährung und mangelnde sportliche Betätigung Schlafstörungen hervorrufen. Leider nehmen sich die Deutschen diese Weisheiten nur wenig zu Herzen, denn drei Viertel der über 14-jährigen treiben allenfalls sporadisch oder gar keinen Sport. Mehr als ein Drittel charakterisiert sich gar selbst als Bewegungsmuffel. Die Fitness- und Gesundheitsorientierung beschränkt sich in erster Linie auf Akademiker und Befragte mit einem Nettoeinkommen von über 2.250 Euro. Bei den unter 34-jährigen praktiziert nicht einmal jeder Vierte irgendeine Sportart.
Ernährungsmäßig bezeichnen sich zwei Drittel der Deutschen als normale Mischköstler. Eine gute Hausmannskost mit deftigen Fleischgerichten bevorzugt gut ein Viertel der Befragten. Männer sehen nach wie vor gerne ein deftiges Stück Fleisch auf ihrem Teller, weshalb sich mehr als doppelt so viele Männer wie Frauen zu ihrer "Fleischeslust" bekennen. Eine vegetarische Ernährung präferiert nur eine verschwindende Minderheit von 4,2 Prozent. Prof. Dr. Meier bilanziert, dass vorwiegend die Bewegungsmuffel eine kalorienreiche Hausmannskost mit deftigen Fleischgerichten wünschen. Diese ungesunde Kombination findet sich häufig in den unteren Bildungs- und Einkommensgruppen, in denen überdurchschnittlich oft körperliche Beschwerden als Grund für Einschlaf- und Durchschlafprobleme genannt werden.

Wer weitere Informationen zur Schlafstudie der Gießener Professorin benötigt, kann sich unter der Rufnummer 05204/1000525 an Dieter Windgassen, Marketingleiter der Tempur Deutschland GmbH, wenden.
aus Haustex 04/03 (Wirtschaft)