Bettenring-Jahrestagung 2003 in Bayreuth

Orientierung, Anregungen und Projekte

BAYREUTH - Nicht nur Wagner-Aufführungen scheinen Menschen nach Bayreuth zu locken. Mit 174 Teilnehmern war die diesjährige Bettenring-Jahrestagung Ende Juni gut besucht. Wenn trotz enger personeller Besetzung in den Fachgeschäften die Zahl der teilnehmenden Firmen nochmals angestiegen ist, lag dies vielleicht an Aufbau und Inhalten der Tagung. Neue Dinge wurden vorgestellt, die Marschrichtung der gemeinsamen Arbeit wurde ausführlich angesprochen und externe Referenten boten den ebenso kritischen wie ermunternden Blick über den Tellerrand.

Entführe mich in eine andere Welt, aber bringe mich zum Abendessen wieder zurück." Dieses Zitat der bekannten Markforscherin Faith Popcorn konnte quasi als Aufhänger für die Präsentation des neuen dormabell-Bettsystems active gelten. Hier besetzt der Bettenring mit einer neuen mittelpreisigen Linie ganz bewusst die Produkt-Mitte, um dem Auseinanderdriften zwischen Premium- und Anfangsbereich ein attraktives Bindeglied entgegenzusetzen. Das in Sachen Bauart und Farbgebung bis hin zur Auswahl der Bezugsstoffe gut strukturierte Programm dormabell-active kommt frisch und aktiv rüber und richtet sich klar an die vielen Kunden, die sich vom Wellness-Gedanken begeistern lassen. Die Kundenansprache erfolgt unter der Überschrift "Fitnessquelle Schlaf" - auch im ersten Blickkontakt ohne Produktabbildung und ohne die übliche technische Beschreibung. Vielmehr werden mit dem auffälligen Auftritt Emotionen und Einstellungen transportiert. "Zum Abendessen zurück", und zwar solide, kommt das Produkt ohnehin! Die für einen Artikel mit dormabell-Zeichen vorausgesetzten ergonomischen Anforderungen werden durch einen leistungsstarken Rahmen, einen interessanten Matratzenkern und nicht zuletzt besonders ansprechende Bezüge erfüllt.

Mit dem gesamten, im Tagungsraum rund um die Sitzreihen aufgebauten Kernsortiment wurde eine wesentliche Vorgehensweise beim Bettenring nochmals ganz deutlich herausgestellt. Klarheit in der Kundenansprache und Konzentration auf das Wesentliche bedeuten straffe Sortimente, keine Überschneidungen von Preislagen und eine für die jeweilige Produktlinie zugeschnittene werbliche Ansprache (im Aktionsbereich "Preis", in der Mitte "Emotion", im beratungsintensiven oberen Bereich "Funktion + Emotion").

Dass die professionelle Begleitung aller Waren bezogenen Aktivitäten wichtig ist, konnten die teilnehmenden Mitglieder auch in verschiedenen Präsentationen miterleben bzw. selbst ausprobieren. Vom Marketingservice - eigenes Zusammensetzen werblicher Puzzlesteine zu einer eigenen Anzeige usw. - über die Möglichkeiten einer modernen Warenwirtschaft bis hin zu Vermarktungshilfen rund um einen Artikel wie das dormabell-Spannbetttuch reichte hier das Angebot.

Den Blick über den Tellerrand boten verschiedene bekannte Referenten. Jens Gerstenkorn (Karstadt AG) dokumentierte, wie zielgerichtet ein Warenhauskonzern durch die Bündelung von Einkaufsvolumina den Bettenmarkt bearbeiten kann. Jörn Holzmann (Zeitschrift Möbelkultur) beschrieb die enormen Flächenüberhänge im Möbelhandel, aus dem sich ein harter Verdrängungswettbewerb ergibt, dessen Auswirkungen auch den klassischen Bettenfachhandel in wachsender Schärfe tangieren werden. Anschließend betrachtete Prof. Holger Held von der FH Aalen den Bettenfachhandel nicht aus der Sicht der Wettbewerber, sondern aus der entscheidenden Perspektive der Konsumenten. Dabei spielen die Konsumentenerwartungen Qualität, Beratung und Service eine entscheidende Rolle, verbunden mit der von Held sehr klar herausgearbeiteten Notwendigkeit einer deutlichen Positionierung des jeweiligen Hauses. Auch hier gilt analog zur Ware nicht die Zielsetzung "von allem etwas", sondern das Ziel, vom ersten Kontakt an eine für den Kunden nachvollziehbare Fokussierung auf die Stärken des jeweiligen Händlers zu erreichen.

Im eigenen Einzelhandels-Unternehmen gut aufgestellt zu sein, wird damit zum entscheidenden Kriterium für die Zukunft, damit nach dem "Götterdämmerungsjahr 2002" viele "kleine Siegfrieds" (Wagner lässt grüßen!) den Gefahren des Marktes etwas entgegenzusetzen haben. Im Detail legte Günter Streitbürger als weiterer Referent dar, wie mit straffem Kostenmanagement Ertrag erreicht werden kann. Die Anregungen, die keinen Kostenblock ausließen - auch nicht bislang Unbeachtetes oder Tabuisiertes - wurden aufmerksam verfolgt und notiert. Der Bettenring wird hier weiterhin unterstützend und erinnernd das Thema nachhalten.

Häufig sind nämlich die Jahrestagungen für die Bettenring-Mitglieder auch der Startpunkt von Aktivitätsplanungen für das Folgejahr. Der ebenfalls in Bayreuth vorgestellte Bettenring-Werbeplan 2003/2004 und die Schulungsplanung 2003/2004 erlauben es, bereits jetzt frühzeitig und konsequent herauszuarbeiten, welche Themen vor Ort angepackt werden sollen und welche Mitarbeiter wann und wo zu qualifizieren sind.

Eine mit vielen Informationen gespickte Jahrestagung, bei der im jeweils formalen Teil die Abschlüsse und Tätigkeitsberichte der Bettenring eG und ihrer Tochtergesellschaften einstimmig gebilligt wurden, ließ letztlich auch noch Platz für Kommunikation untereinander und Bewegung. Wer erkennen kann, wie schwer es ist, gut 170 Bettenhändler mit Bewegungsdrang bei der Abendveranstaltung in einem gemütlichen Brauereikeller von der Tanzfläche und ins Bett zu bekommen, der müsste doch zuversichtlich sein, dass sich in den einzelnen Häusern mit Firmenkonjunkturen auch in schwierigen Zeiten etwas bewegen kann.
aus Haustex 08/03 (Wirtschaft)