Heimtextil, Internationale Fachmesse für Wohn- und Objekttextilien

Trendforscher fordert Kreativität und Phantasie

FRANKFURT - "Sie müssen weg von generellen Trends und hin zu Phantasie und Individualität, um im Markt erfolgreich zu sein", so Gunnar Frank, Trendforscher aus Amsterdam, am 25. August 2003 in seinem Vortrag über die neuen Trends und Tendenzen bei Heim- und Haustextilien für die Jahre 2004/2005. Sein Erfolgsrezept: "Gegensätze ziehen sich an, also müssen Sie bei Ihren neuen Kollektionen damit spielen".

Die Prognose wird traditionell fünf Monate vor der Heimtextil während der Frankfurter Konsumgütermesse Tendence präsentiert. Frank hat vier Farb-Wohnwelten entwickelt: modern green, exotic red, classic yellow und brocanterie blue. Diese sollen die Hersteller nach ihren Vorstellungen individuell mit Kontrasten kombinieren und damit ihren eigenen, unverwechselbaren Stil definieren.

Von zu breiten Kollektionen auf eine ganz klare Linie kommen, das sei entscheidend. "Immer nur schön, schön, schön ist absolut langweilig. Sie sind gefordert, neu an Ihre Kreativität heranzugehen, dann verkaufen Sie auch erfolgreich. Lassen Sie die Angst zu Hause - ein bisschen Risiko tut Ihnen gut", forderte Frank die rund 300 anwesenden Vertreter aus der Heim- und Haustextilien-Industrie auf.

Inspirationen für das, was morgen fashion-like ist, gibt die Welt der Kunst und Kultur, wie zum Beispiel Film, Musik, Theater, Ausstellungen, Essen, Politik. Und diese ist in ständiger Bewegung. "Multikulti ist in. Wir leben von Veränderung und Kontrast, deswegen ist Flexibilität angesagt. Warum also das Fremdgehen in unseren Gedanken nicht auch ins Interieur übertragen?", sagt Frank. Jede Veränderung, jeder Neuanfang ist eine hervorragende Quelle für Inspiration. Die Lebendigkeit entsteht erst, wenn Dinge anders betrachtet werden. Das Ziel: "Es muss wieder kitzeln!". Für die Hersteller im Bereich Heim- und Haustextilien heißt das: Sie müssen sich vom alten Rhythmus, von alten Traditionen verabschieden und neu hinterfragen: Wer bin ich? Was will ich? Wie komme ich dahin? Und vor allem: Wie sieht meine Zielgruppe aus?

Frank unterscheidet vier Farbgruppen. In jeder Farbgruppe gilt es Kontraste harmonisch zu mixen. Dazu zählen: modern green, exotic red, classic yellow und brocanterie blue. Eine Harmonie in der jeweiligen Wohnstilgruppe entsteht dabei aus Gegenpolen, die sich anziehen. Durch einen "salto mortale" wird ein neues Ergebnis geschaffen. Das heißt aus dem "contrapoint" wird Harmonie. Laut Frank solle man nie direkt aus dem Kochbuch kochen. Der neue Trend entstehe erst durch Anti-Technik: "Die Ruhe muss in Unruhe, um den Kontrasteffekt zu erhalten." Dazu werden die vier Farbgruppen in komplett konträre Interieurs (Möbel und Accessoires) gesetzt. Auf der Heimtextil, vom 14. bis 17. Januar 2004, und auf dem Publikumstag Heimtextil Sunday, am 18. Januar 2004, wird dies im Forum Ebene 1 in Szene gesetzt.

Ästhetisches Wohnen

modern green - Moderne im Kontrast zur Tradition:
Ein modernes Interieur wird mit sehr traditionellen Stoffen kombiniert. Velours, Popelins, europäische Ornamente, englische Karos, französischer Damast ergeben zusammen mit skandinavischen, sportlichen, bedruckten, frischen Stoffen ein futuristisches Ambiente. Wichtig hierbei sind Inspirationen aus dem Barock, aus Frankreich (Ornamente, Jacquards, Damast), England (Karos), Italien (Folklore-Druck, Bauernmuster, heraldische Muster und Kelim). Weitere Stoff-Beispiele: Velours, Flanell, Cord, Chenille, Moire, Schaftgewebe, Stickerei, Ausbrenner, Bordüren, Spitze und klassische Blumenmuster.

Mobiles Wohnen

exotic red - Exotik im Kontrast zu Uni:
Das Interieur wirkt exotisch durch viele lose Elemente, die sich aus Reisen angesammelt haben und erinnert an Afrika, Marrokko, Tunesien, Korea oder Vietnam. Die Stoffe sind ruhig, kahl, dezent, uni, schlicht, modern. Uni-Stoffe bestehen weiterhin, wichtiger sind jedoch experimentelle Stoffe - zum Beispiel Stoffe, die wie zu heiß gewaschen aussehen, bestickt oder gelocht sind. Stoff-Beispiele: Unis, Fil-à-Fil, Faux Unis, Popeline, Satin, Rips, Côtelé, Ottoman, Köper, Leinen, Natté, Seersucker, Cloqué, Faconné, Voile, Ajour, Scherli, Spitze, Ausbrenner, Knit.

Emotionales Wohnen

classic yellow - Klassik im Kontrast zu Experimentellem:
Ein ganz klassisches Interieur und dazu experimentelle Stoffe mit poppigem, sportlichem Design - zum Beispiel Teppichböden oder Tapeten in grober Struktur, Gardinen aus Tüll oder alte Stühle mit modern strukturierten Bezügen. Stoff-Beispiele: Polyester, Plastik, Coating, Suèdeleder, Lederimitate, gummiert, gelackt, gespritzt, geflockt, gestanzt, verfilzt, geschrumpft. Fantasievolle, verfremdete Stoffe in "verrückten" und unterschiedlichen Techniken bzw. Ausrüstungen.

Soziales Wohnen

brocanterie blue - Brocanterie irn Kontrast zur Moderne:
Ein bißchen chaotisch wie eine Studentenbude sieht das Interieur aus. Es besteht aus vielen angesammelten Einzelstücken, die teilweise noch aus Großmutters-Zeiten stammen oder auch mit den schönsten skandinavischen Design-Möbeln. Dazu passen ganz strenge Textilien, in Linien mit deutlichen Designs. Die Optik ist sehr modern und skandinavisch. Eine wichtige Rolle spielen Inspirationen aus den 50/60er-Jahren. Stoff-Beispiele: Flachgewebe in Baumwolle, Buntgewebe, Mischgewebe, Popeline, Rips, Satin, Karos, große Blumenmuster, Streifen, Fotoprintdesign in reduzierter Farbigkeit.

Neben der klassischen Stoffherstellung in Web und Strick sind neue innovative Verarbeitungstechniken stark im Kommen. Ganz im Trend liegen Coating und Ausrüstungseffekte für einen avantgardistischen Look. Auch die neuen Farbkombinationen versprechen harmonische Kontraste und setzen somit spannende und überraschende Akzente. Hierbei wird zwischen Warm/Kalt- und Hell/Dunkel-Kontrasten unterschieden. Die Generalfarbkarte mit dem Namen "neutral shock" dient als Basis und bildet somit das Fundament, auf dem die vier Wohnstilgruppen aufbauen. Die neutralen Farben in Hell/Dunkel mit Schock als Effektfarbe ergänzen die Farbgebung.

Das Trendbuch zur kommenden Heimtextil ist zum Preis von 25 Euro zu beziehen bei: Messe Frankfurt GmbH, Tel. 069/75756002, Fax -75756790, E-Mail: heimtextil@messefrankfurt.com
aus Haustex 01/04 (Wirtschaft)