Trendsignale 2004 bei Heim- und Haustextilien

Interessante Muster, raffinierte Strukturen

FRANKFURT - Es scheint, als habe der sanfte Hoffnungsschimmer am Wirtschaftshimmel die Branche beflügelt und optimistisch gestimmt: Schon lange präsentierten sich Heim- und Haustextilien zur Heimtextil-Messe nicht mehr so farbenfroh und optimistisch. Rot - von Bordeaux über Chinarot bis zu Rot-Orange - spielt wie im vorigen Jahr eine wichtige Rolle. Jetzt wird diese Farbe jedoch häufig ganz frech kombiniert mit Pink, Violett, Türkis oder Nougat.

Deutlich im Vormarsch ist Türkisblau, ganz oft im Verein mit Haselnussbraun. Neu ist die Kombination verschiedener Grüntöne: Hartes Grasgrün wird neben weiches Lindgrün gesetzt. Gold ist bei edleren Stoffen weiter im Trend. Generell sind die Farben intensiv, aber nicht laut; sie werden in differenzierteren Nuancen als früher eingesetzt. Bei hellen Tönen sieht man zum Beispiel statt Schneeweiß eher Elfenbein, Champagner oder auch einen zarten Rosenholz-Ton - ganz klar ein Zeichen dafür, dass der Verbraucher in Richtung "urban chic" tendiert.

Streifen und Kreise sind die markantesten Mustermotive der neuen Kollektionen - bei Dekos, Transparentgeweben, Bettwäsche und Teppichen. Kreisdessins sind oft den Mustern der 60er Jahre nachempfunden; überhaupt ist der Retro-Look mit großformatigen Geometrie- und Blütenmustern für die junge Klientel angesagt. Streifen variieren zwischen feinen Striés über Markisenstreifen bis zu über 20 cm breiten, feinfarbigen Streifen bei Transparentgeweben. Statt kleiner Blümchen findet man eher großzügige Blütenranken oder Großblüten auf weißem oder farbigem Fond. Alle qualitätsbewussten Kollektionen enthalten Doppelgewebe, die oft noch zusätzlich bedruckt werden und so noch reizvollere Musterbilder bieten.

Bei den Strukturen der Stoffe wetteifern die Hersteller um immer neue, raffiniertere Dessins - vom feinsten Minirelief bis zu kräftigen, wie gesteppt wirkenden Großornamenten mit Cloqué-Charme. Tafte haben statt glatter Oberfläche häufig Shantung-Charakter, so dass sie handwerklicher erscheinen. Hier und da tauchen Batik-Anklänge auf, oder es wird die Kette des Gewebes wie beim lkat in unterschiedlichen Tönen eingefärbt.

Neu sind Gewebe mit Blüten- oder Waben-Muster aus lose flottierenden Papierfäden. Nicht nur Transparentgewebe, auch Dekostoffe sind jetzt häufig 300 oder 330 cm hoch, so dass das mühselige Aneinandernähen der Bahnen entfällt. Stoffe werden von immer mehr Herstellern als Fertigvorhänge angeboten, mit Schlaufen oder eingestanzten Ösen. Eine technische Neuentwicklung: Stoffe, die Geruch- und Schadstoffe wie Nikotin oder Formaldehyd katalytisch abbauen.

Transparentgewebe sind der große Sieger auf dieser Messe. Sie sind farbiger als je zuvor, haben dekorative Muster jeden Stils - vom Grafikdekor über Blütenranken bis zur 100 cm breiten barocken Arabeske. Sie sind bestickt, mit Blüten oder Perlen benäht, haben Sherli-Muster oder bestehen aus abwechselnd dicht gewebten und netzartigen Partien. Die Skala der Gewebe reicht von hauchzarter Seide bis zu Polyester mit eingearbeiteten Mohair- oder Chenillefäden. CS-Garne sind inzwischen so perfektioniert, dass sie wie Naturfasern wirken. Seide wird mit Polyester kombiniert und kann so 330 cm breit gewebt werden. Ausbrenner feiern ein furioses Comeback; sie sind oft noch zusätzlich durch Schablonen mit Rapport übergreifenden Mustern bedruckt. Digitaldruck erlaubt phantastische, bisher unbekannte Musterungen, die sich zwischen Fotografie und Malerei bewegen. Manch ein Stoff lässt sich als Raumtrenner benutzen. Beispiel: ein Transparentstoff mit schachbrettartigen, ca. 6 x 6 cm großen Aussparungen, oder ein Stoff aus genähten Bändchen, mit geknoteten Enden auf Querfäden genäht.

Vorhangstangen

Erfreuliches tut sich bei den Vorhangstangen: Für die moderne Einrichtung gibt es immer mehr Modelle, die sich exakt auf den Stoff und den eigenen Geschmack abstimmen lassen. Wie aus dem Baukasten kann man beispielsweise Stangen aus Edelstahl, aus mattem oder glänzendem Aluminium oder aus mattem oder brüniertem Messing mit den unterschiedlichsten Endstücken aus den gleichen Materialien oder aus Milchglas, aus Holz oder lederumwickelt auswählen. Wen es stört, rechts und links vom Fenster Träger für die Vorhangstange anzubringen, erhält auf Wunsch jetzt Stangen, die nur von einem Mittelträger gehalten werden.

Fensterdekorationen

Konfektionierte Fensterdekorationen wie Rollos und Schiebevorhänge werden in immer größerer Palette angeboten. Rollos können auf Wunsch mit Spezialausrüstungen geliefert werden, die durch katalytische Reaktionen Schadstoffe und üble Gerüche (Nikotin) binden, Elektro-Smog abhalten und - für die Anwendung in Badezimmern oder Wellness-Zonen - Wasser-, Schimmel- oder Stockflecken verhindern. Schiebevorhänge gibt's nicht nur aus Stoff, sondern auch aus Edelstahlgewebe. Mit Laser-Cut-Technik werden reizvolle Durchbruch-Muster erzielt. Verdunkelungsstoffe bekommt man jetzt in zahlreicheren, wohnlichen Kolorits und auch gemustert. Horizontal-Jalousien sind mit neuen Oberflächen-Strukturen und Lamellenformen, in Hunderten von Farben und beispielsweise auch aus lichtdurchlässigem, weißem Acrylglas zu haben.

Bettwäsche

Die Bettwäsche wiederholt die Stofftendenzen: Viel Bordeaux und Pink, Wasserblau und Lindgrün, viele Streifenmuster und Großblütendekore in fröhlichen Farben. Auch hier ist Retro-Look mit 60er Jahre-Motiven angesagt. In den Kollektionen renommierter Hersteller findet man auch mutigere Motive wie bunte Allover-Mosaik-Dessins oder breite, lässig "hingeworfene" Flatterbänder. Fotodruck-Motive - mit oder ohne Witz - gehören in vielen Programmen dazu. Immer mehr Hersteller bieten zusätzlich "homewear" an - also Bademäntel, Nachthemden, Necessaires oder auch elegante Spitzenhemden und Pantöffelchen. Die Branche hat auch die lieben Kleinen entdeckt und liefert Frottiermäntel in tollen Farben - schon für Minis ab zwei Jahre.

Badtextilien

Sehr oft sind Bettwäsche- und Badtextilien-Dessinierung aufeinander abgestimmt. Allgemein zeichnet sich bei den Badtextilien eine Tendenz zum weniger Verspielten und statt dessen zum grafischeren Ornament ab. Die neuen Muster sind farbkräftiger als früher, die Uni-Paletten werden größer und differenzierter. Plaids und Decken sind die Aufsteiger der Saison: Noch nie waren Farben, Muster und Strukturen so interessant und vielseitig wie heute.

Bezugsstoffe

Auch bei Bezugsstoffen ist Vielfalt der Trend. Sie zeigt sich vor allem in ungewöhnlich raffinierten Strukturen: Feine Zickzackmuster, gekästelte Kreisornamente, seitlich versetzte, mehrfarbige Streifendekore oder Ripse mit erhaben eingewebten Velours-Tupfen. Mit der Kombination unterschiedlicher Garne wie beispielsweise Bouclé, Chenille und Frottée erzielt man eine interessante dreidimensionale Wirkung. Velours zeigen sich in Tönen, die man in solcher Leuchtkraft bei ihnen kaum kannte - von Pink über Orange bis Zitronengelb. Oder sie treten im Streifen-Look auf, der durch den Wechsel von Matt-Glanz-Effekten (Baumwolle/Viskose) zusätzlichen Reiz erhält. Traditioneller gemusterte Stoffe sind in einigen Kollektionen gleich mit einem künstlich erzeugten Hauch von Patina versehen. Der Gesamteindruck auf diesem Stoffsektor: Eine Tendenz zu größerer Differenzierung und damit zu mehr Individualität.

Tapeten

Bei den Tapeten geht's generell relativ ruhig zu. Die Muster sind unaufdringlich und zurückhaltend - bis auf einige aufregende Ausnahmen: Muster, die wahre Swimmingpool-Atmosphäre ausstrahlen, Wasserdekore in leuchtend karibischen Farben, dazu ein heiteres großflächiges Hibiskus-Dekor und als Zusatz-Effekt transparente "Wassertropfen" über den Mustern, die den Wänden je nach Lichteinfall eine matte oder glänzenden Struktur verleihen. Ungewöhnlich eine Tapete aus echtem Holzfurnier, wie eine Viiestapete zu verkleben und in vielen Holzarten und Holzkombinationen zu haben.

Teppiche

Auch bei Teppichen ist die Struktur ein großes Design-Thema. Häufig variiert die Florhöhe und sorgt so auch bei einfarbigen Teppichen für ein wirkungsvolles Muster. In Florteppiche werden Intarsien aus Leder oder Metall eingelegt, auf flachen Velours- oder Filzböden bilden höhere Florornamente das Dekor. Durch kräftige Rippenreliefs ergeben sich gerichtete Dessins. Teppiche aus kräftigen Dochtgarnen sind weiterhin im Trend. Wie bei den Stoffen sind Kreise und Streifen ein beliebtes Dekor. Daneben sind auch lässig geführte Linien-Muster und weich gerundete Quadrate im 60er Jahre-Stil in vielen Kollektionen zu finden. Bei den Teppichböden macht eine technische Neuerung Furore: Die Auslegeware ist mit einer aufwändigen Rückenkonstruktion ausgerüstet, die eine lose Verlegung der Ware in Räumen bis zu 50 qm möglich macht.
aus Haustex 03/04 (Wirtschaft)