Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie

Textilarbeitsplätze in Europa sichern


Eschborn - Die geplante Neuordnung der europäischen Chemikalienpolitik mit REACH (Verordnung zur Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von Chemikalien) muss dringend überarbeitet werden. In dieser Beurteilung sind sich die Verbände der Textil- und Bekleidungsindustrie einig mit dem EU-Abgeordneten Thomas Mann (Berichterstatter und Vizepräsidenten des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten des Europäischen Parlaments) nach einem Treffen beim Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie in Eschborn. In der gegenwärtigen Form bedrohe die Verordnung die Existenz zahlreicher Textil- und Bekleidungsunternehmen in Europa und damit Tausende von Arbeitsplätzen.

Der vorliegende Entwurf für die Verordnung sei insbesondere bei kleinen und mittelständischen Unternehmen kaum in der Praxis umzusetzen, habe eine Welle von Kostensteigerungen zur Folge, die letztlich in den Preisen auf die Verbraucher abgewälzt würden, und bringe eine Ungleichbehandlung von Importerzeugnissen mit Produkten aus europäischer Herstellung mit sich.

Die neue Chemikalienverordnung muss für die Textil- und Bekleidungsbranche effizient und praktikabel gestaltet werden, betonte der Europaparlamentarier. Die Unternehmen dürften mit REACH nicht überfordert werden. Es sei zu prüfen, welche Informationen tatsächlich wichtig und für die Ziele der Chemikalienpolitik sinnvoll seien. Der bürokratische und zeitliche Aufwand müsse so gering wie möglich gehalten werden. Die Verbände bieten ihre Unterstützung bei der Gestaltung einer praktikablen Lösung an. Ein "besserer" Verordnungsentwurf müsse Mensch und Umwelt gleichermaßen schützen und den Aufwand für die Industrie in Maßen halten. Dazu tragen aus Sicht der Textil- und Bekleidungsindustrie folgende Punkte bei:

- Für die Registrierung sind möglichst grob gefasste Expositionskategorien erforderlich, um die Anwendungsbereiche soweit wie möglich zu fassen und nicht auf bestimmte Branchen einzuschränken. Die Expositionskategorien müssen Branchen übergreifend sein und dürfen sich nicht auf bestimmte Tätigkeiten beziehen.
- Expositionsszenarien sind dann auf der Stufe durchzuführen, auf welcher der Branchenbezug ersichtlich wird.
- Die Sicherheitsdatenblätter müssen Anwender bezogen gestaltet werden und ein Paket von Sicherheitsmanagement-Maßnahmen und Expositionsszenarien enthalten.

Die Gleichbehandlung von importierten Fertigwaren mit Erzeugnissen aus EU-Produktionen müsse sichergestellt werden, um die Konkurrenzfähigkeit der heimischen Industrie nicht zusätzlich zu schädigen. Es müsse verhindert werden, dass Importe problemlos eingeführt werden können, die unter wesentlich schlechteren Bedingungen des Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutzes hergestellt sind. Bei einem solchen nicht zu rechtfertigenden Importdruck drohen für die europäische Industrie weitere Wettbewerbsnachteile und in der Folge Einbußen bei Innovationen.

Bei Umsetzung dieser Mindestforderungen wäre REACH auch für die Textil- und Bekleidungsindustrie erheblich praktikabler und wirtschaftlich verträglich, bekräftigten die Verbände in Übereinstimmung mit dem Abgeordneten Mann.
aus Haustex 01/05 (Wirtschaft)