IBF-Schnittstellenkorrdination

Schadensfreie beheizte Fußbodenkonstruktionen im Neu- und Altbau

Im Februar 2005 wurde die Neufassung der "Schnittstellenkoordination bei beheizten Fußböden" veröffentlicht. Der Bundesverband Flächenheizung (BVF), der Bundesverband Estrich und Belag (BEB) und das Institut für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung (IBF) stellte die Neuerungen im Rahmen eines sehr gut besuchten Seminars vor.

Zu dem Seminar "Schadensfreie beheizte Fußbodenkonstruktionen im Neu- und Altbau" trafen sich im Institut für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung in Troisdorf fast 100 Teilnehmer. Darunter Heizungsplaner und -bauer, Estrich- und Bodenleger sowie Industrievertreter und Sachverständige.

Unter der Leitung von Dipl.-Ing. Joachim Plate (BVF) wurden Vorträge zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten gehalten.

Download im Internet

Zu Beginn wurde die Neufassung der "Schnittstellenkoordination" von Joachim Plate vorgestellt. An dieser Überarbeitung haben sich mehr Verbände und Institutionen beteiligt, als bei der vorherigen Ausgabe. Ein weiterer wesentlicher Unterschied besteht darin, dass die neue Schnittstellenkoordination zum kostenlosen Download im Internet unter www.flaechenheizung.de zur Verfügung gestellt wird. Man erhofft sich dadurch eine wesentlich höhere Akzeptanz. In seinem Vortrag arbeitete Plate die einzelnen Punkte heraus und führte schrittweise durch diese Publikation, wobei hier jedem Arbeitsschritt eine Zuständigkeit zugeordnet wird. Die "Schnittstellenkoordination bei beheizten Fußböden" beschäftigt sich mit neu zu erstellenden Gebäuden. Um die besonderen Belange des Bauens im Bestand zu berücksichtigen, soll hierzu eine vergleichbare Publikation erarbeitet werden.

Aus der Sicht des Heizungsplaners referierte René Habers über die Planung und Dimensionierung von beheizten Fußbodenkonstruktionen. Ausführlich erläuterte er die zur fachgerechten Planung notwendigen Vorgaben und gab Hinweise zur Wahl des Systems, wobei hier auch die Aspekte einer Fußbodenkühlung berücksichtigt wurden. Mindestens sollten zur Bemessung die Art des Estrichs, die Belastung, die Wärmequelle und der Energiepass vorhanden sein; letzterer ist aber die Seltenheit. An einem Beispiel wurde der Ablauf einer Projektierung einer beheizten Fußbodenkonstruktion von der Berechnung des Normwärmebedarfs bis zu Projektübergabe an den Heizungsbauer schrittweise erläutert.

Richtige Fugen-Anordnung

Das Thema Fugen in Estrichen wurde von Dipl.-Ing. Bernd Quiel, Wieland Werke Ulm, und Dipl.-Phys. Oliver Erning (IBF), behandelt. Erning berichtete dabei insbesondere über die Planung und Anordnung von Fugen in Calciumsulfatestrichen, wobei er auf die Wichtigkeit und Verbindlichkeit von Herstellerangaben verwies. Durch den Wegfall der Fugenvorgaben in der DIN18560-2 steigt die Bedeutung der technischen Informationen der Fachverbände. Neben der Vorstellung von Versuchsergebnissen, aus denen Spannungen hervorgegangen sind, die bei behinderten Bewegungsmöglichkeiten oder unterschiedlichen Heizkreisen entstehen können, wurden an Beispielen auch Methoden zur Festlegung von Fugen auch bei komplexeren Grundrissen vorgestellt.
Quiel berichtete über die häufig gestellte Forderung der Erstellung des Fugenplanes durch den Heizungszulieferer. Der Fugenplan liegt nach DIN 18 560-2 im Verantwortungsbereich des Bauwerksplaners. Da die Hinweise über Anordnungen von Fugen in der Neufassung der DIN 18 560-2 entfallen sind, wird jetzt häufiger die Planung von Fugen vom Planer auf den Heizungszulieferer abgewälzt. An einigen Beispielen erläuterte er, welche Ausgangsdaten ihm hierzu manchmal zur Verfügung gestellt werden. Es würden teilweise nicht vermaßte Pläne eingehen, die Angabe des Estrichbindemittels fehlt, und sehr oft stehen keine Angaben zum Heizbedarf und den Vorgaben des Wärmschutzes zur Verfügung. Weiterhin erläuterte er die Abstimmung der Estrichfelder auf die Heizkreise und gab Hinweise zur Ermittlung von Feldgrößen und Feldformen.

Abert: Erfahrungen mit Funktions- und Belegreifheizen

Bertram Abert aus Au am Rhein stellte praktische Erfahrungen zum Funktions- und Belegreifheizen vor. Das Funktionsheizen stellt die abschließende Leistung des Heizungsbauers dar, das Belegreifheizen dient zum Erreichen der zur Bodenbelagsverlegung erforderlichen maximalen Restfeuchte. Er erläuterte die Abläufe und Vorgänge beim Funktionsheizen und Belegreifheizen. Aus eigenen Gutachten stellte er Schadensfälle vor, die von z.B. Funktionsheizen nach der Belagsverlegung hervorgerufen wurden. Insbesondere das Funktionsheizen kann zu Rissen im Estrich führen. Die Rissursachen müssen vor einer Sanierung ermittelt und beseitigt werden. Er schlug vor, das Funktionsheizen in das Belegreifheizen übergehen zu lassen.

Dipl.-Ing. Wolfgang Limp (IBF) stellte die Feuchtemessung nach dem Schnittstellenprotokoll und deren Folgen vor. Die Feuchtemessung vor der Belagsverlegung stellt einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen eines schadensfreien Fußbodenkonstruktion dar. Zur Abschätzung des Feuchtegehaltes können die Folienprüfung sowie verschiedene elektronische Messverfahren eingesetzt werden. Auch die Messung der Luftfeuchte in einem Bohrloch wurde als Verfahren vorgestellt. Die bisher im IBF ermittelten Versuchsergebnisse deuten allerdings darauf hin, dass dieses Verfahren derzeit noch nicht geeignet ist, eine Aussage über die Belegreife eines Estrichs zu machen. Neben der sehr genauen, aber aufwändigen Darrprüfung widmete er sich schwerpunktmäßig der CM-Messung. An verschiedenen Beispielen erläuterte er besondere Einflussfaktoren und beschrieb Fehler bei der Anwendung und deren Auswirkungen auf das Ergebnis. Die Belegreife für Parkett ist nach dem Schnittstellenprotokoll zahlenmäßig identisch mit der von elastischen Belägen. Durch die Probenentnahme, die bei Parkett aus dem unteren bis mittleren Bereich erfolgen soll, verlängert sich aber die zur Belegreife erforderliche Austrocknungszeit des Estrichs. Aus prüftechnischer Sicht wäre es wünschenswert, wenn auch bei Parkett eine Messung aus dem ganzen Estrichquerschnitt erfolgen würde, wozu aber eine Anpassung der maximal zulässigen Restfeuchtegehalte auf geringere Werte erforderlich wäre.

Gefahren rechtzeitig erkennen

Anschließend stelle Dipl.-Ing. Egbert Müller (IBF), dünnschichtige Estrich- und Heizestrichsysteme sowie Sonderkonstruktionen vor und zeigte dabei ihre Möglichkeiten und Grenzen auf. Er verwies dabei auf die Neufassung der DIN 18 560-2 (04.04) und erläuterte den Unterschied zwischen den in der Norm genannten üblichen Estrichnenndicken und den dünnschichtigen Estrichen bzw. Heizestrichen. Bei der Unterschreitung der in der Norm enthaltenen Mindestnenndicken ist eine Eignungsprüfung erforderlich, bei der in einer normativ geregelten Prüfanordnung eine Mindesttragfähigkeit und bei Verlegung von Stein- und keramischen Belägen auch eine maximale Durchbiegung nachgewiesen werden muss. Die dieser Eignungsprüfung zugrunde liegenden theoretischen Zusammenhänge wurden erläutert und in Zahlenbeispielen verdeutlicht. Eine größere Durchbiegung eines dünnschichtigen Estrichs bzw. Heizestrichs birgt die Gefahr von zunehmenden Verformungen (z.B. Randabsenkungen), Rissen (insbesondere in keramischen Belägen) und Schwingungen in der Fußbodenkonstruktion.

Ebenso ist bei dünnschichtigen Konstruktionen zu beachten, dass der erforderliche Trittschallschutz erreicht wird. Mit einer gewissen Verschlechterung des Trittschallschutzes ist wegen des geringeren Flächengewichts der dünnschichtigen Konstruktionen zu rechnen. Außerdem wurde auf die von verschiedenen Herstellern im System angebotenen Sonderkonstruktionen hingewiesen, die von der Norm nicht erfasst werden. Bei diesen Sonderkonstruktionen sollten vor der Verlegung entsprechende aussagefähige und praxisgerechte Prüfzeugnisse vom Hersteller angefordert und kritisch geprüft werden.

Zum Abschluss stellte Günter Machauer von Maxit dünnschichtige, beheizte Verbundkonstruktionen im Wohnungsbestand vor. Hierbei stellt die Überprüfung des Altuntergrundes, insbesondere auch dessen Höhenlage, den ersten Schritt dar. Bei kritischen oder unbekannten Untergründen sollte die Anwendung in einem Koordinierungsgespräch genau geplant werden, da hier auch die Trocknungszeiten einzelner Komponenten, wie zum Beispiel Voranstriche und Grundierungen, eingehalten werden müssen. Die Tagesleistungen einzelner Gewerke muss genau aufeinander abgestimmt werden. Beispielhaft erläuterte er die Verlegung von Warmwasser und Elektrofußbodenheizungen im Verbund und die Anordnung von Fugen. Solche Verbundkonstruktionen können mit 10 mm, zum Teil auch weniger, über dem Heizrohr besonders dünn ausgeführt werden. Es ist eine Herstellervorgabe für Funktions- und Belegreifheizen erforderlich. Bei besonders schnellabbindenden Dünnestrichen ist zu beachten, dass mit der Belagsverlegung unmittelbar nach Erreichen der Belegreife begonnen werden muss, da sich andernfalls Verformungen einstellen können.

Wiederholung geplant

Das Schnittstellenprotokoll soll die einzelnen Gewerke koordinieren, Verantwortungsbereiche definieren und den Bauablauf dokumentieren. Die Teilnehmer, die aus den unterschiedlichen Gewerken stammten, hatten bei diesem Seminar die Gelegenheit, die Probleme und Gedankengänge der jeweils anderen Gewerke nachzuvollziehen. Aufgrund des großen Interesses an diesem Thema ist eine Wiederholung geplant, über die zeitnah informiert wird.
aus FussbodenTechnik 06/05 (Wirtschaft)