Uzin: Neue Festigkeitskennzeichnung eingeführt

Erster Hersteller klassifiziert Spachtelmassen nach Estrichnorm

Estriche sind europäisch einheitlich genormt. In Deutschland durch DIN EN 13318 "Begriffe" und DIN EN 13813 "Eigenschaften und Anforderungen". Durch die Normung werden Eigenschaften in Klassen geordnet, die Estriche sind deshalb einfach zu vergleichen. Die damit verbundene Kennzeichnung erleichtert es dem Anwender, das für seine Anwendung geeignete Produkt schnell zu finden. Die Kennzeichnung ist allerdings wegen des Konformitätsverfahrens mit erheblichem Zeit- und Kostenaufwand verbunden.

Nach DIN EN 13318 sind Estriche durch die folgenden Funktionen charakterisiert:

- durch sie wird eine vorgegebene Höhenlage erreicht,
- sie nehmen einen Bodenbelag auf oder,
- sie werden unmittelbar genutzt.

Spachtelmassen erfüllen vor allem die Funktion "Aufnahme eines Bodenbelags", sie wären somit als Estriche anzusehen. DIN EN 13318 definiert aber neben Estrichen gleichzeitig auch Ausgleichsschichten und Spachtelmassen.

Die Norm grenzt dadurch praktisch Estriche von Spachtelmassen und Ausgleichsschichten ab. Damit wird indirekt angezeigt, dass Spachtelmassen nicht als Estriche anzusehen sind. Diese Auslegung der Norm ist die derzeit akzeptierte. Eine andere Auslegung ist für die Zukunft denkbar - allerdings im Moment nicht angestrebt.

Vergleichbare Eigenschaften

Da Spachtelmassen durch die gleichen Merkmale wie Estriche charakterisierbar sind, ist es sinnvoll, das Beschreibungssystem für Estriche auf Spachtelmassen zu übertragen. Diese werden dadurch ebenfalls verständlich und gut vergleichbar dargestellt. Gleichzeitig entfällt der Aufwand für das Konformitätsverfahren. Wichtig: Die Festigkeits-Angaben sind nur ein Kriterium, um die Qualität einer Spachtelmasse zu beurteilen. Andere praxisrelevante Eigenschaften dürfen darüber keinesfalls vernachlässigt werden.

Die Norm kann also zur qualitativen Einstufung von Spachtelmassen genutzt werden, ohne dass gleichzeitig der hohe bürokratische und Prüfaufwand entsteht. Uzin Utz ist der erste Spachtelmassen-Hersteller, der diese Möglichkeit praktisch umsetzt: Seit Januar 2005 werden sukzessive alle Uzin-Spachtelmassen durch Druck- und Biegezugfestigkeitsklassen in Anlehnung an DIN EN 13813 gekennzeichnet. Die Maßnahme wird bis Mitte 2005 abgeschlossen sein.

Anforderungen aus DIN EN 13813

Nach der seit Januar 2003 gültigen Norm DIN EN 13813 sind für Zement-Estriche die Angaben zu Druckfestigkeit und Biegezugfestigkeit obligatorisch, für Calciumsulfat-Estriche wird zusätzlich die Angabe des pH-Wertes verlangt.

Für Calciumsulfat-Spachtelmassen ist eine Vorgabe für den pH-Wert nicht relevant. Die Uzin-Kennzeichnung für Spachtelmassen verwendet folglich diesen Wert nicht. Sie nimmt damit nicht alle Vorgaben der Norm auf, die Darstellung der Eigenschaften in Anlehnung an die Norm ist jedoch gegeben. Aus Praxissicht reichen Druck- und Biegezugfestigkeit für eine erste Beurteilung von Spachtelmassen aus.

Bewertung von Spachtelmassen

Nach DIN EN13813 werden Produkteigenschaften klassifiziert, d. h. abhängig vom erreichten Leistungsniveau wird in unterschiedliche Klassen eingeteilt. Die Ermittlung der Klassen erfolgt mit Hilfe von Tabellen. Erreicht ein Produkt einen Mindestwert, kann es der jeweiligen Klasse in der Tabelle zugeordnet werden.

Für Druck- und Biegezugfestigkeit bedeutet das konkret: Erreicht ein Estrich die Festigkeitswerte der unteren Zeilen in den nachfolgenden Tabellen, kann er in die darüber stehende C- oder F- Klasse eingeordnet werden.

Praktische Umsetzung

Die Tabellen (vgl. rechts) stellen eine Auswahl von Uzin-Spachtelmassen dar. Besondere Eigenschaften (Standfestigkeit, Faserverstärkung und Schnelligkeit) sind separat aufgeführt. Die Angabe der Festigkeitsklassen erfolgte anhand der im werkseigenen Prüflabor ermittelten Werte.

Die Vielzahl der Werte läßt die Tabellen im ersten Augenblick unübersichtlich erscheinen. Ordnet man jedoch ähnliche Produkte in Gruppen, so erkennt man die Nützlichkeit der Klassen:

Zement-Spachtelmassen

Druck- und Biegezugfestigkeiten erhöhen sich bei den selbstverlaufenden Produkten in der Reihenfolge Uzin NC 150, Uzin NC 160, Uzin NC 170 kontinuierlich. Dies spiegelt auch die unterschiedliche Auslobung der Produkte für verschiedene Beanspruchungen wider.

Uzin NC 170 ist für höchste Belastungen geeignet, bei Uzin NC 160 müssen schon Einschränkungen hingenommen werden, Uzin NC 150 ist eine typische Objekt-Spachtelmasse. Die am höchsten vergütete Schnellspachtelmasse erreicht auch die höchsten Werte für Druck- und Biegezugfestigkeit. Standfeste Spachtelmassen (Uzin NC 180, Uzin NC 182) weisen tendenziell geringere Festigkeiten auf.

Calciumsulfat-Spachtelmassen

Die Calciumsulfat-Spachtelmassen besitzen deutlich geringe Druckfestigkeiten als Zement-Spachtelmassen. Der Unterschied bei den Biegezugfestigkeiten ist allerdings geringer. Auch hier fällt das standfeste Produkt (Uzin NC 118) in der Festigkeit ab.

An dieser Stelle sei nochmals bemerkt, dass die Festigkeitsklassen nur ein erster Hinweis auf die Leistungsfähigkeit im Sinne von Belastbarkeit sein können. Einen generellen Schluss auf die gesamte Qualität der Spachtelmassen lässt diese Klassifizierung nicht zu. Denn diese Qualität ist nicht ausschließlich über die Festigkeiten definiert, insbesondere Verarbeitungseigenschaften wie Verlauf, Konsistenz, Gefügestruktur, Belegereife u. a. sind für den Praktiker wichtige Beurteilungskriterien.

Manche Eigenschaften, wie z. B. Schleifbarkeit und Saugfähigkeit, nehmen üblicherweise mit zunehmender Festigkeit ab.

Praktische Umsetzung

Die Angabe der Festigkeitsklassen auf den Uzin-Spachtelmassen und in den Produktunterlagen erfolgt mit Hilfe des auf Seite 71 dargestellten Kreissymbols. Es enthält die Festigkeitsklassen und den Hinweis auf die zugrundeliegende Norm.

Vorteile der Normklassifizierung genutzt

Uzin Utz ist der erste Hersteller von Verlegewerkstoffen, der Festigkeitsklassen auf seinen Spachtelmassen ausweist. Die neu eingeführte Kennzeichnung nutzt die Vorteile der Normklassifizierung und vermeidet deren bürokratischen Aufwand:
- die Beschränkung auf eine definierte Anzahl von Klassen sichert die Übersichtlichkeit,
- die Klassen-Abstufung dokumentiert Eigenschaftssprünge, die auch in der Praxis spürbar sind,
- die Klassen werden dadurch für den Praktiker verständlich,
- der wenig nachvollziehbare Kampf um die höchste Auslobung anhand von Kommastellen entfällt und
- der Aufwand für das kostspielige Konformitäts-System entfällt (ISO 9000 zertifizierte Anbieter bieten gleichwertige Sicherheit).
aus FussbodenTechnik 02/05 (Wirtschaft)