Bundesverband Estrich und Belag

"Betriebe müssen noch mehr durch technische Kompetenz überzeugen"

Die Spitzenvertreter des Handwerks in Berlin und insbesondere der Zentralverband des Deutschen Handwerks haben die handwerklichen Interessen seit Jahren schlecht vertreten. Das ist die Meinung des Bundesverbandes Estrich und Belag. Grund - alle Gewerke des Fußbodenbaus, Estrich-, Parkett- und Fliesenleger wurden aus der Anlage A der Handwerksordnung gestrichen. Der Bodenleger war bisher schon der Anlage B der HwO - handwerksähnliche Berufe - zugeordnet. "Der Fußbodenbau ist damit zum Handwerk zweiter Klasse degradiert worden", sagt Edgar Leonhardt, Geschäftsführer des Bundesverbandes Estrich und Belag. Seine Begründung: Zukünftig dürfen Handwerker einfache Tätigkeiten, die in zwei bis drei Monaten erlernbar sind, ohne Gesellenprüfung, auch in allen Gewerken des Fußbodenbaus, selbstständig ausüben. Ebenso können sich Gesellen nach sechs Jahren Berufstätigkeit selbstständig machen.

Der BEB ist ein Verband, der im Wesentlichen die technischen Belange seiner Verbandsmitglieder und keine handwerkspolitschen Belange der Branche gegenüber der Politik vertritt. Diese Aufgabe komme der baugewerblichen Verbandsorganisation mit ihren Innungen, Landesverbänden und Zentralverbänden zu. Gleichzeitig seien hierfür aber auch die Handwerkskammern zuständig, die im Zentralverband des Deutschen Handwerks organisiert sind. Die Anstrengungen dieser Organisationen haben nicht ausgereicht, um die Politik davon zu überzeugen, dass der Beruf des Estrichlegers ein Vollhandwerk ist. Damit bleibt den Betrieben dieser Branche, sofern sie heute noch am desolaten Baumarkt bestehen wollen, nur der Weg, sich durch qualitativ gute Bauausführungen gegenüber den nun wahrscheinlich auftretenden weniger qualifizierten "Ich-AGs" zu behaupten. Das heißt auf handwerksrechtliche Abgrenzungen werden sich die Estrichbetriebe nicht mehr stützen können. Die Betriebe werden noch mehr als bisher durch ihre technische Kompetenz überzeugen müssen. Zu dieser Kompetenz wird der BEB mit dem ihm angeschlossenen Institut für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung den Betrieben auch weiterhin das Rüstzeug liefern.

Auch die Gütegemeinschaft Estrich und Belag wird künftig noch mehr an Bedeutung gewinnen, um durch ihr Gütesiegel gegenüber dem Auftraggeber die Kompetenz zur Estrichverlegung durch das bauausführende Unternehmen zu dokumentieren. Der Meisterbrief wird künftig nicht mehr eine Voraussetzung für die Selbstständigkeit im Estrichlegerhandwerk sein und ist damit in dieser Hinsicht abgewertet.

Leonhardt: "Es ist absolut unverständlich, dass die deutsche Politik innerhalb von fünf Jahren die deutschen Vollhandwerke von vormals 128 Berufen im Jahr 1998 auf heute nur noch 41 reduziert hat." Seine negative Prognose: "Dies wird in Zukunft mit Sicherheit starke beschäftigungspolitsche und marktwirtschaftliche Auswirkungen in der deutschen Volkswirtschaft haben."
aus FussbodenTechnik 01/04 (Wirtschaft)