20. TKB-Tagung - ein Blick zurück von Dr. Roland Krieger

"Alles begann mit zerbröseltem Latexschaumrücken"


"Das Echo auf die Fachtagung "Klebstoffe für textile Beläge" am 19. März 1985 ist äußerst positiv. Die TKB nimmt dies mit Freude zur Kenntnis und beschließt, jährlich eine solche Fachtagung mit aktuellen Themen zu veranstalten".

Diese Beschlussfassung steht so fast wörtlich im Protokoll der TKB-Sitzung vom 29. Mai 1985. Sie war das Ergebnis der Rückschau auf die erste Tagung dieser Art, die damals zwar schon in Frankfurt, aber noch im "Haus der Chemie" veranstaltet worden war.

Anlass war der Latexschaumrücken

Anlass für diese erste Tagung waren Probleme mit den damals weit verbreiteten Latexschaumrücken von Textilbelägen. Die immer weiter abgemagerten und verbilligten Schaumrücken zerbröselten oft schon nach kurzer Beanspruchungsdauer. Am Ende lag dann der textile Belagsteil nur noch lose auf einer Sandschicht. Die Hersteller schoben sich gegenseitig die Schuld zu. Das Klima in der Branche verschlechterte sich zusehends.

Als darauf hin eine Handvoll verantwortungsbewußter Fachleute zu einem Informationsgespräch in größerem Rahmen einlud, um dort alle Probleme offen anzusprechen, war die Idee der Fachtagung geboren. Im Fokus dieser ersten Tagung standen textile Bodenbeläge, deshalb fungierte als Mitveranstalter auch das TFI, Aachen. Schon bei der zweiten Tagung 1986 wurden allerdings elastische Bodenbeläge mit einbezogen und ab der dritten Tagung 1987 sprachen wir nur noch von "Klebstoffen in der Fußbodentechnik".

Bis 1990 hatte sich das Themenangebot mit Parkett, Estrichen und Untergründen so verbreitert, dass auch die Funktion des TFI Aachen als Mitveranstalter keinen richtigen Sinn mehr machte. Ab 1991 war es dann nur noch die TKB-Fachtagung.

Dauerbrenner Gerüche, Raumluft und Emissionen

Im TKB-Protokoll von 1985, das ich schon eingangs zitiert habe, findet sich noch ein interessanter Vermerk. Da wurde schon für die zweite Tagung ein Vortrag zur "Geruchsbelästigung durch vollflächig geklebte textile Beläge" vorgeschlagen. Es gab sie also schon damals - die Gerüche - und nicht erst, seitdem von Hochsiedern gesprochen wurde. Gerüche, Raumluft und Emissionen waren neben Parkett mit je 18 Referaten dann auch die bisher am häufigsten behandelten Themen.

Zu den Dauerbrennern zählten weiter die elektrische Leitfähigkeit, Fließestriche und Spachtelmassen. Man kann schon daraus erkennen, wie die TKB-Fachtagung immer auch die technische Befindlichkeit der Branche wiederspiegelt, ihre Ungereimtheiten aufs Korn nimmt. Häufig sind dabei im Lauf der Zeit nur die Titel geändert worden, die Probleme aber im Kern gleich geblieben.

Man darf daraus nicht schließen, die Beteiligten seien belehrungsresistent und Fachtagungen dieser Art generell nutzlos. Es gibt sie zwar, diese pessimistische Feststellung, doch sie stimmt nicht. Inhalt und Qualität der Vorträge sind sicher sehr, sehr wichtig. Aber die Verkündung technischer Weis- und Neuheiten allein kann nicht die primäre Aufgabe einer solchen Tagung sein. Viel wichtiger erscheint mir die Rolle des technischen Forums, des Technikertreffs, die Begegnung der am Fußboden tätigen Sparten, die Thematisierung von Problemen, die Bewusstmachung und die Auseinandersetzung. Der Fachpresse kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, weil sie das alles öffentlich dokumentiert und die Nacharbeit übernimmt.

Moderator beantwortet seine Fragen selbst

Jetzt da die 20. TKB-Fachtagung hinter uns liegt, denken wir wieder darüber nach, was wir besser oder anders machen können. Dabei sind wir uns über eines weitgehend einig. Zeit, Ort und Rahmen dieser Tagung stimmen. Die Vorträge selbst dagegen müssen dem KVP, dem kontinuierlichen Verbesserungsprozess unterworfen sein. Unsere Tagungsteilnehmer helfen uns dabei mehr, als sie ahnen. Mehr als 70 % von Ihnen geben mittlerweile Ihre schriftliche Beurteilung ab und diese Beurteilung wird sehr ernst genommen. Vergnügt oder auch verstimmt, je nach Kritik oder Lob, in jedem Fall aber interessiert wird die Meinung der Teilnehmer vor allem auch von den Referenten zur Kenntnis genommen. Und wenn es dabei dann heißt: "Am schlechtesten finde ich, wenn der Moderator seine eigenen Fragen auch noch selbst beantwortet", dann macht mich das natürlich nachdenklich. Allerdings nicht sehr lange!

In der Nachfolge von Otto Stein als TKB-Vorsitzender habe ich ab 1995 auch die Leitung der TKB-Fachtagung übernommen. Ich sehe darin eine wichtige Aufgabe, der ich mich mit großer Freude stelle. In ihrer Art ist diese Veranstaltung einzigartig in Europa. Gemeinsam mit meinen TKB-Kollegen wünsche ich deshalb der Fachtagung noch viele erfolgreiche Jahre und ein treues, weiter wachsendes Publikum.
aus FussbodenTechnik 02/04 (Wirtschaft)