Jahrestagung der Gesamtorganisation Estrich und Belag in Aachen

BEB wird zur Branchenplattform aller Fußbodenbauer

Der Bundesverband Estrich und Belag stellt sich heute nicht mehr als reiner Zusammenschluss der innovativen Estrich- und Belagsunternehmen Deutschlands dar. Er versteht sich zusammen mit dem angeschlossenen Institut für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung vielmehr als Branchenplattform aller am Fußbodenbau Beteiligten. Bei der diesjährigen Jahrestagung des BEB in Aachen wurde dieser Wandel in der Verbandsausrichtung erneut deutlich.

Mehr als 150 Teilnehmer nutzten die erstmals auf zwei Tage gestraffte Veranstaltung zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch. "Mit großen Schritten ist es in den letzten Jahren gelungen, das kooperative Zusammenarbeiten zwischen den Gewerken Estrichleger, Parkett- und Bodenleger zu intensivieren", führte der BEB-Vorsitzende Hans Uwo Freese in seiner Eröffnungsrede aus.

Was als gemeinsame Veranstaltung von Seminaren oder der Herausgabe von Veröffentlichungen begann, entwickelte sich bald zu gewerkübergreifenden Themen bei Sachverständigentagungen. Neben der bereits gemeinsamen Geschäftsführung der Verbände BEB und Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik (ZVP) durch Edgar Leonhardt, ist für 2005 eine gemeinsame Jahrestagung in Bamberg vorgesehen. Dann folgt eine gemeinsame Fachmesse, die Estrich-Parkett-Fachmesse in Feuchtwangen im Juni 2005. Sie ist die Fortführung der Estrich-Fachmesse, die bereits siebenmal stattgefunden hat. Freese dazu: "Die guten gewerknachbarschaftlichen Beziehungen zu den Parkett- und Bodenlegern erhöhen das effiziente verbandliche Wirken."

Von einer engeren Zusammenarbeit der am Fußbodenbau beteiligten Gewerke profitieren beide Seiten. So verzeichnet der BEB neben der ordentlichen Mitgliedschaft an Estrich- und Belagsbetrieben eine steigende Nachfrage nach Gastmitgliedschaften von Bodenlegern und Beschichtern. Hinzu kommen die starken Gruppen der Sachverständigen und sowie Vertreter der Baustoff- und Maschinenhersteller. Schließlich bietet die Plattform der Gütegemeinschaft Estrich und Belag dem Verarbeiter die Möglichkeit, sich von anderen Wettbewerbern abzuheben.

Vortragsprogramm der Jahrestagung

Zwei Referate zur Technik von Estrich und Belag sollen hier in Auszügen wiedergegeben werden. Die Vortragenden waren Oliver Erning, Leiter des IBF und Prof. Dr. Ing. Lothar Siebel, Lehrbeauftragter der TU Aachen.

Erning: Verformung von Estrichen

Oliver Erning beschäftigte sich mit jenen Verformungen von Estrichen, die der Estrichleger aus seiner täglichen Praxis kennt. Im Fokus standen so genannten Schwindverformung, bei denen die Austrocknung nur nach oben erfolgt. Es entsteht ein Feuchtigkeitsgefälle, das eine horizontale Verkürzung bewirkt und eine Verwölbung der Randzone nach oben bewirkt. Die Schwindverformung führt durch die höhere Belastung der Dämmschicht zu einer Absenkung des mittleren Bereichs. Die Folge ist eine Estrich-Verwölbung im Randbereich. Dicke Estriche sind davon weniger betroffen als dünne.

Einen wichtigen Einfluss auf die Verformung von Estrichen hat der Oberbelag. Ein keramischer Belag behindert die Verformung und verändert die Feuchteverhältnisse. Er ist selber kaum verformbar, relativ dampfdicht und wird, so kritisiert Erning, in der Regel vor Erreichen der Belegreife verlegt. Die Folgen:

- weiteres Schwinden des Estrichs wird an der Oberseite behindert
- Feuchte sammelt sich unter dem Belag; Umkehrung des Feuchtigkeitsgefälles
- Absenkung im Randbereich; Zusammendrückung der Dämmschicht und Aufwölbung in der Mitte
- Eigengewicht und Verkehrslast führen zum Riss (Absenkung im Rissbereich)

Wie werden Randverformungen und Randabsenkungen beurteilt?

Erning: "Randverformungen sind kein Mangel im Sinne von DIN 18202." Das bedeutet, dass Randabsenkungen von ca. 5 mm in den Bereich fachgerechter Ausführung fallen. Allerdings gibt es in Deutschland hierzu keine Normen. Anders in der Schweiz: Dort sind maximal 5 mm Aufwölbungen und 7 mm Absenkungen erlaubt.

Verhindern lassen sich Verformungen von Estrichen durch das Absperren des Untergrundes. Beim Absperren wird der feuchte Estrichuntergrund vor Aufbringen des Oberbelags z.B. mit Epoxidharz abgesperrt. Die Maßnahme soll durch behinderte Austrocknung die Bewegung des Untergrundes unterdrücken. Erning: "Unsere Messergebnisse haben ergeben, dass die Verformung dennoch kommt."

Prof. Siebel: "Sicheren" Estrich entwickelt

Prof. Siebel beleuchtete das Thema Estrich aus bauphysikalischer Sicht. Spannend daran: Der Referent ist selber mit der Entwicklung einer neuen Estrichgeneration beschäftigt, bei welcher eine besonders hohe Ausführungssicherheit erzielt werden soll. Der Test-Estrich muss offenen Fenstern und Zugluft durch Ventilatoren trotzen - also Bedingungen, die man bei herkömmlichen Estrichen unbedingt vermeiden soll. In den Laborversuchen wies dieser neue Estrich keine Verformungen und störenden Eigenfrequenzen auf. Ein Hersteller hat bereits einen patentrechtlichen Schutz beantragt und will in Kürze mit der Produktion beginnen.

4 neue BEB-Hinweisblätter

- Der BEB-Arbeitskreis "Calciumsulfatestrich" hat unter dem Vorsitz von Adalbert Krusius mit Stand von April 2004 ein neues Hinweisblatt mit dem Titel "Hinweise zur Planung, Verlegung und Beurteilung sowie Oberflächenvorbereitung von Calciumsulfatestrichen" herausgegeben. Diese Fachpublikation wurde nach zweijähriger intensiver Beratung durch den Arbeitskreis von Bausausführenden, Baustoffherstellern und Sachverständigen erarbeitet.

Im Mittelpunkt des BEB-Hinweisblattes stehen folgenden Themen: Hinweise zur Planung und Bauleitung sowie Hinweise zur Ausführung. Des Weiteren werden die Bereiche Fugen und Prüfung erörtert. Abgerundet wird die Veröffentlichung durch die Thematik der Beurteilung und Vorbereitung von Calciumsulfatestrichen vor der Verlegung der Oberbeläge sowie der Planung von Bewegungsfugen in Heizestrichen.

- Der BEB-Arbeitskreis "Abdichtungen" des Bundesverbandes Estrich und Belag e.V. hat im Juli 2002 bereits ein Hinweisblatt mit dem Thema "Abdichtungen nach DIN 18195 - Teil 4 und 5 Arbeitsrichtlinien" herausgegeben. Infolge der Weiterentwicklung der Norm hat der Arbeitskreis unter dem Vorsitz von Werner Ott ein weiteres und in Teilen ergänzendes Hinweisblatt, Stand April 2004, mit dem Titel "Abdichtungen nach DIN 18195 - Teile 8, 9 und 10 - Ergänzung der Arbeitsrichtlinien für die Teile 4 und 5" veröffentlicht.

- Ingo Niedner, Obmann des Arbeitskreises "Kunstharz", präsentierte das BEB-Arbeitsblatt "Industrieböden aus Reaktionsharz - Versiegelung", das im April 2004 erschienen ist.

- Petra Kuhn stellte ein modifiziertes Hinweisblatt zum Thema "Verlegung von MW-Trittschalldämmplatten nach DIN EN 13162" vor, das im Mai 2004 erschienen ist. Dieses Hinweisblatt wurde vom Bundesverband in Zusammenarbeit mit dem BEB-Fördermitglied Rockwool bearbeitet.

Die Hinweisblätter können beim Bundesverband Estrich und Belag, Fax: 02241/39739-69 angefordert werden.
aus FussbodenTechnik 03/04 (Wirtschaft)