Neuartiger, kennzeichnungsfreier Parkett-Hybridklebstoff von Wulff

"Großer Schritt zum Alleskönner"

Parkett wird als Boombelag in Verbindung mit dem stetig steigenden Fertigparkettanteil auch für den Bodenleger immer interessanter. Schwierig bleibt allerdings die Klebstoffauswahl: Soll man aus Sicherheitsgründen den "Rückfall" zum hoch lösemittelhaltigen Kunstharzkleber wagen oder das Risiko einer eventuell nur eingeschränkt funktionierenden Verklebung mit einem Alternativprodukt eingehen? Beides kann im Reklamationsfall teuer werden. Wulff stellt mit einem neuartigen Hybridklebstoff ein vollständig kennzeichnungsfreies Allroundprodukt vor, das die Vorteile bewährter Kleber bieten soll, ohne ihre Nachteile zu übernehmen.

ährend bei textilen und elastischen Bodenbelägen heute sehr emissionsarme Verlegewerkstoffe weitgehend Stand der Technik sind, dominieren bei der Parkettverlegung immer noch hoch lösemittelhaltige Klebstoffe. Hintergrund: Das Handwerk vermisst die echte Alternative zu den bewährten Klebstoffen - einen lösemittelfreien Parkettkleber mit überzeugenden technischen Leistungsdaten und umfassendem Anwendungsspektrum. Es gibt auf Seiten der Klebstoffindustrie zwar zahlreiche Entwicklungen in diese Richtung - in den letzten Jahren wurden verschiedenste Alternativprodukte vorgestellt - bis zur Ideallösung scheint es aber noch ein weiter Weg zu sein. So sieht man es jedenfalls im Handwerk, das zunächst weiter auf den Lösemittel-Kunstharzkleber baut.

Klebstoffhersteller Wulff aus Lotte, Pionier in Sachen lösemittelfreies Kleben, will nun auch für die Verlegung von Parkett eine sowohl technisch wie unter Arbeits- und Verbraucherschutzaspekten überzeugende Lösung bieten. Man verweist auf erste Erfolge mit einem Hybrid-Klebstoff - einer völlig neuartigen Klebstofftechnologie. Das Produkt ist vollständig kennzeichnungsfrei - verzichtet nicht nur auf Lösemittel, sondern enthält im Gegensatz zu PU-Klebstoffen auch keine Isocyanate. Gleichzeitig soll der emissionsarme Klebstoff ein technisches Leistungspotential aufweisen, das die Bezeichnung "Alleskönner" nahe legt, indem er die Vorteile anderer Klebstofftypen bündelt, ohne deren Nachteile zu übernehmen.

Eigenschaften und Grenzen der bislang gebräuchliche Parkettklebstoffe

Um die Besonderheiten dieser neuen Klebstoffgeneration zu verstehen, muss man zunächst einen Blick werfen auf die Eigenschaften und Grenzen der 5 bisher gebräuchlichen Parkettkleberarten.

1. Kunstharzkleber
Risiken durch Lösemittel und Emissionen

Hoch lösemittelhaltige Klebstoffe sind aus rein technischer Sicht zwar sehr leistungsfähig - gelten aus Gründen des Arbeitsschutzes und wegen der mit ihrem Einsatz verbundenen Emissionen allerdings als nicht mehr zeitgemäß. Selbst die Technische Kommission Bauklebstoffe (TKB) im Industrieverband Klebstoffe (IVK) warnte bereits öffentlich vor der Anwendung dieser Produkte.

Technische Probleme sind mit diesen Klebern zwar kaum zu erwarten - dafür besteht aber spätestens seit diesen Veröffentlichungen ein hohes Risiko, dass der Handwerker bei Reklamationen wegen unangenehmer Gerüche und Emissionen mit hohen Regressforderungen konfrontiert wird.

Wulff-Geschäftsführer Ernst Dieckmann hat einen treffenden Vergleich: "Mit dem hoch lösungsmittelhaltigen Klebstoff hat man ein Produkt wie ein Radarwarngerät - man darf es zwar kaufen, aber nicht benutzen."

2. Dispersionskleber
Gefahr von Quellschäden durch Holzfeuchteanstieg

Lösemittelfreie Dispersionsklebstoffe können derartige Risiken als emissionsarme Alternativprodukte minimieren. Sie gelten für eine ganze Reihe von Parkett-Typen als geeignet. Der Wulff-Dispersionskleber DPM entspricht beispielsweise etwa den Ansprüchen, wie sie in der DIN 281 an Festigkeit und Verformbarkeit gestellt werden. Nachteile ergeben sich jedoch aus den Wasseranteilen in Dispersionen. Wolfgang Israel, bei Wulff für die Entwicklung verantwortlich, nennt ein Beispiel aus der Praxis: "Besonders kritisch verhalten sich Hohllieger, die bei 22 mm Parkett zur Quellung über die gesamte Fläche führen und bei zweischichtigen Parkettstäben örtliche Aufwölbungen hervorrufen können. Mit anderen Worten: Beim Einsatz von Dispersionsklebern hängt das Quellverhalten ganz erheblich von der Flächenstabilität des verwendeten Parketts ab." Von einer Allroundlösung kann man bei diesem Klebstofftyp also kaum sprechen.

3. Pulverklebstoffe
Probleme durch Feuchteeinwirkung und harte Kleberfugen

Die ebenfalls lösemittelfreien, größtenteils zudem als sehr emissionsarm eingestuften Pulver-Parkettkleber wurden mit dem Versprechen eingeführt, aufgrund ihres im Vergleich zu Dispersionsprodukten geringeren Wasseranteils für das Kleben von Parkett besonders geeignet zu sein. Die Praxis hat jedoch gezeigt, das es auch mit Pulverklebstoffen zu feuchtebedingten Schäden kommen kann. Diese Kleber weisen zwar einen niedrigeren Wasseranteil als Dispersionsklebstoffe auf - sein Einfluss auf das Holz lässt sich aber nicht wegdiskutieren.

Es ist eine Gesetzmäßigkeit, dass Holz durch Wasser zum Quellen gebracht wird. Da Holz je nach Typ schon nach etwa 15 Minuten in die Quellung geht, kann man von einem Pulverklebstoff prinzipiell nicht mehr Quellsicherheit erwarten als bei Verwendung eines wässrigen Dispersionsklebers, ist man bei Wulff überzeugt. Untersuchungen des Herstellers haben gezeigt, dass die Holzfeuchte durch das Wasser aus einem Pulverkleber innerhalb von wenigen Stunden von 9 % auf etwa 14 % ansteigt - ebenso wie bei einem Dispersionskleber. Bei manchen zweischichtigen Parkettstäben reichen hierfür sogar schon 30 Minuten.

Da das Wasser bei Pulverklebern anteilig chemisch gebunden wird, weist er gegenüber dem Dispersionsklebstoff zwar einige Vorteile auf. "Dennoch setzt auch dieser Kleber Wasser frei", betont Dieckmann. "Und dadurch werden immense Kräfte wirksam. Noch bevor der Pulverkleber seine Festigkeit erreicht hat, ist die gesamte Parkettfläche schon in Bewegung." Auch wenn Kleber gemäß DIN 18365 den Bodenbelag nicht nachteilig beeinflussen dürfen, ändere dies nichts an der Praxis, dass sie es eben doch machten.

Ein weiterer Nachteil bei Pulverklebstoffen sei die relativ harte Klebstoff-Fuge. Einige Hersteller haben dieses Problem allerdings durch optimierte Einstellung der Chargen relativieren können. Wulff erzielt die nötige Flexibilität seines Pulverklebers Wood-O-Flex mit einem 2K-System aus Pulver und Flüssigkomponente. Dieses Produkt soll vor dem Hintergrund des jüngst entwickelten Hybrid-Parkettklebers nun allerdings aus dem Programm genommen werden.

4. 2K-PU-Klebstoffe
Gefahr von Mischfehlern und Hautreaktionen durch Isocyanate

Wasserfreie, zweikomponentige Polyurethanklebstoff können keine Holzquellungen verursachen und haben sich in der Praxis durchaus als technisch leistungsfähige Alternative zu den herkömmlichen Lösemittelklebern bewährt. Sie erreichen - wie etwa das Wulff-Produkt Puro-Tack/-Lastic - die in der DIN 281 geforderte Festigkeit und gewährleisten zumeist auch eine optimale Verformbarkeit. Probleme bereitet jedoch häufig die fachgerechte Verarbeitung - insbesondere das richtige Anmischen der Komponenten.

Hinzu kommen die in diesen Klebstoffen enthaltenen Isocyanate, die sensibilisierend wirken und zu unangenehmen Hautreaktionen führen können - ein Nachteil, den schon mancher Parkettleger an seinen Händen "hautnah" kennen gelernt hat.

5. Kennzeichnungsfreie 1K-PU-Kleber
Extrem weiche Kleberfuge und niedrige Scherwerte

Einkomponentige Polyurethanklebstoff werden sowohl kennzeichnungspflichtig als auch kennzeichnungsfrei angeboten. Letztere Gruppe baut allerdings meistens eine extrem weiche Klebstoff-Fuge auf, bei der die Scherfestigkeiten maximal 1 N erreichen. Die kennzeichnungspflichtigen 1K-PU-Klebstoffe machen nach Meinung von Wulff kaum noch Sinn, denn die freien Anteile an Isocyanaten liegen in der Regel noch über denen von 2K-PU-Klebstoffen.

Der neue 1K-Polyflex - Wo liegen die Besonderheiten?

Mit dem Hybridklebstoff 1K-Polyflex beschreitet Wulff nun einen völlig neuen Weg. Jörg Kummetz, der maßgeblich an der Entwicklung beteiligt war, verweist auf die besondere Materialkomposition: "Im Lexikon findet man als Definition für den Begriff Hybrid: Kreuzung zwischen zwei Tieren oder Pflanzen verschiedener Arten.

Bei Klebstoffen und Dichtungsmassen hat sich diese Bezeichnung für eine Kreuzung von Silicon- mit Polyurethan-Kautschuk durchgesetzt. Die genauere Bezeichnung ist silanterminiertes Polyurethan oder auch silyliertes Polyurethan. Daneben gibt es auch noch silanterminierte Polyether mit vergleichbaren Eigenschaften."

Welche Konsequenzen hat das für die technischen Eigenschaften? Die Aushärtung funktioniert wie beim Silikonkautschuk über die Luftfeuchte, erklärt Kummetz. Darum sei kein gesundheitsschädliches, allergieauslösendes Isocyanat notwendig. Da aber auch kein Silikon oder Silikonöl enthalten ist, kann das Polymer überstrichen werden und so keine Verfärbungen am Holz mehr verursachen - auch keine sogenannte "Silikonpest" in Gestalt von Verlaufsstörungen im Parkettsiegel nach dem Überschleifen von Silikonfugen.

Parkettverklebung so elastisch wie nötig und so straff wie möglich

Die mit dem Hybridkleber entstehende elastische Verklebung von Parkett bietet nach Dieckmanns Ansicht deutliche Vorteile: Ein elastischer Klebstoff folgt den Bewegungen des Holzes bei Feuchteschwankungen, ohne die dabei auftretenden Kräfte an den Untergrund weiter zu geben und verringert darüber hinaus den Trittschall.

Mit hoch scherfesten Klebstoffen nach DIN 281 sei hingegen die Gefahr relativ groß, dass es bei starken Schwankungen der Luftfeuchte oder bei besonders empfindlichen Holzsorten und Parkettarten zu Ablösungen vom Untergrund kommt. Der Kraft, die quellendes Holz aufbringt, sei schließlich kaum ein Werkstoff gewachsen.

Im Gegensatz zu den bisherigen Generationen elastischer Parkettklebstoffe ist der 1K-Polyflex allerdings so eingestellt, dass die Parkettstäbe sehr schnell arretiert werden - also nach dem Einlegen nicht "schwimmen". Der ausgehärtete Film soll deutlich straffer und scherfester ausfallen. Die Zugscherfestigkeit - geprüft in Anlehnung an DIN 281 - liegt laut Kummetz etwa um 100% höher: "Diese Eigenschaften werden durch gezielte Auswahl der mineralischen Zuschlagsstoffe und der elastifizierenden Additive erreicht.

Einer Gesetzmäßigkeit folgend, wird dadurch der Widerstand beim Klebstoffauftrag leider etwas größer. Mit diesem Klebstoff ist die Verlegung von Parkett in Zukunft neben der schwimmenden Verlegung und dem Nageln mit seinen bekannten Nachteilen in technischer, wie auch in ökologischer Hinsicht zu bewältigen."

Der neue Parkettklebstoff befindet sich bereits seit etwa einem halben Jahr im täglichen Praxiseinsatz. Der Hersteller verweist auf die ersten Erfolge im Objekt und zitiert Parkettlegermeister Günther Rang aus Ulm stellvertretend für die Reaktionen aus dem Fachhandwerk mit den Worten: "Von diesem Produkt bin ich begeistert: Kein Geruch, leicht zu verstreichen und hohe Anfangshaftung."

1K-Polyflex - Technische Daten

- Profil: lösemittelfreier, wasserfreier, isocyanatfreier und silikonfreier Hybridklebstoff
- Rohstoffbasis: Hybrid-Polymer (Härtung durch Luftfeuchte), mineralische Füllstoffe
- Einstufung: vollständig kennzeichnungsfrei (keine Gefahrstoffkennzeichnung erforderlich)
- Anwendungsspektrum: für die elastische Verklebung von Mosaik-, Stab- und Fertigparkett nach DIN 280, Massivparkett, Hochkantlamellenparkett und Holzpflaster RE auf nicht saugenden und saugenden Untergründen; 1K-Polyflex ist für alle Parkettsorten geeignet, die vom Parketthersteller für die Verklebung mit flexiblen 1K-Systemen empfohlen werden
- Verbrauch (Zahnung):
Mosaik- und Fertigparkett: ca. 700 - 900 g/qm (Zahnung B3)
Stabparkett und Dielen: ca. 900 - 1.200 g/qm (Zahnung 23/52)
- Verarbeitungsbedingungen: mindestens 15 C Raumtemperatur, nicht mehr als 65 % relative Luftfeuchtigkeit
- Einlegezeit: ca. 30 Minuten (bei 18 C, 50 % rel. Luftfeuchte)
- Belastbarkeit: nach 24 Stunden; Schleifen und Versiegeln von Massivparkett nach 24 bis 48 Stunden möglich (je nach Parkettart, Holzfeuchte und Raumklima)
- Durchhärtung: nach ca. 72 Stunden (abhängig von Raumklima/Belag)
- Temperaturbeständigkeit: bis ca. 50 C (nach Durchhärtung)
- Fußbodenheizungseignung: ja
- Stuhlrolleneignung: ja (Rollen nach DIN EN 12529)

Bisherige Wulff-Parkettkleber

- DPM
Profil: wässriger Dispersions-Parkettklebstoff nach DIN 281
Einstufung: lösemittelfrei nach TRGS 610, sehr emissionsarm (kontrolliert und zertifiziert vom Landes-Hygieneinstitut Mecklenburg-Vorpommern in Greifwald)
Anwendungsspektrum: für Eiche-Mosaik-Parkett, Eiche-Hochkantlamellen- und Eiche-Stab-Parkett; nur auf saugfähigen Untergründen

- Puro-Tack/-Lastic
Profil: 2K-Polyurethan-Klebstoff
Einstufung: lösemittelfrei nach TRGS 610
Anwendungsspektrum: für Mosaik-, Stab- und 10 mm Massivparkett, Holzpflaster RE, Fertigparkett, Hochkantlamellenparkett; auf nicht saugenden und saugenden Untergründen; Puro-Tack/-Lastic ist für alle Parkettsorten geeignet, die vom Parketthersteller für die Verklebung mit 2K-Systemen empfohlen werden

- Wood-0-Flex (wird künftig nicht mehr geliefert)
Profil: zweikomponentiger Pulver-Dispersions-Parkettklebstoff mit wasserbindender Spezial-Zement-Komponente (max. 15 % Wasseranteil)
Einstufung: lösemittelfrei nach TRGS 610, sehr emissionsarm (LHI-zertifiziert)
Anwendungsspektrum: für die Verklebung von Mosaik-, Hochkantlamellen-, Stabparkett und Parkettriemen nach DIN 280 sowie Fertigparkett entsprechend "Weitzer Wip"; auf saugfähigen Untergründen; Spachtelung falls erforderlich mit Wulff DS 80 oder Wulff 2K AM 10
Hinweis: Der Parkettklebstoff Wood-O-Flex soll mit Einführung des neuen Hybridklebers 1K-Polyflex aus dem Lieferprogramm genommen werden. Der auf ähnlicher Materialbasis hergestellte Spezialkleber für den Nahtverschluss bei Textilbelägen mit zementärer Rückenausstattung (Texlifter/Easy-Lift) wird allerdings unter anderer Bezeichnung weiter produziert.

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Letzte Meldung

Auch für Kautschukbeläge freigegeben

Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns die Information, dass der neue Hybrid-Klebstoff Wulff 1K-Polyflex auch für die Verlegung von Norament-Kautschukbelägen von Freudenberg freigegeben wurde. Das Material erfüllt demnach die hohen Anforderungen, die von beiden Herstellern insbesondere an die Maßstabilität gestellt werden.

Verbrauch (Zahnung):
- Kautschuk-Noppenbelag: ca. 500 g/qm (Zahnung B1)
- Kautschuk-Belag, glatt: ca. 400 g/qm (Zahnung A2)
aus FussbodenTechnik 02/03 (Sortiment)