Balta investiert 25 Mio. EUR in seine Tapeten-Töchter Ideco und Grantil

Ideco will unter die Top 3 der europäischen Tapetenindustrie

Dass sich auch in gesättigen Märkten Erfolgs-Storys schreiben lassen, demonstriert Ideco. Die Balta-Tochter gehört mit ihrer französischen Schwester Grantil klar zu den Aufsteigern in der Tapetenbranche. Das zeigt sich nicht nur an den aufstrebenden Umsatzzahlen, sondern auch an dem wachsenden Stellenwert, den die Belgier beim Handel genießen. 25 Mio. EUR hat Mutter Balta in den letzten zwei Jahren in ihre Tapeten-Aktivitäten investiert. Den Return on Investment garantieren eine junge, dynamische Mannschaft, marktorientierte, aber eigenständige Kollektionen und eine effektive, qualitätsorientierte Produktion. Mittelfristig will Ideco/Grantil unter die Top 3 der europäischen Tapetenindustrie aufrücken.

Wer in den letzten zwei, drei Jahren aufmerksam durch die Tapetenhallen auf der Heimtextil ging, dem fiel ein Stand besonders ins Auge - der von Ideco. Die Belgier haben die Tapete von altem Muff befreit und präsentieren sie als attraktives, eigenständiges Dekorationselement, das aktuelle Trends interpretiert, ohne zu abgehoben zu sein - zeitgemäß, modern, mit klarer Zielrichtung auf eine junge, anspruchsvolle Klientel. Dass sich diese Tapeten auch verkaufen lassen und die Strategie funktioniert, zeigt der beispiellose Aufschwung von Ideco. Einst ein unbedeutender Textiltapetenproduzent, sieht sich das Unternehmen nach der Integration in die dynamische Balta-Gruppe inzwischen im Mittelfeld der europäischen Tapetenindustrie und strebt mittelfristig einen Platz unter den Top 3 an.

Balta-Inhaber Filip Balcaen hat schon mit seiner CV-Neugründung IVC bewiesen, dass er sich auch in besetzten Märkten durchsetzen kann. Das will er jetzt bei Tapeten wiederholen und lässt sich das auch einiges kosten: Erst kaufte er vor zwei Jahren den französischen Mitbewerber Grantil und investierte dann in den Folgejahren 25 Mio. EUR in die beiden Tapeten-Töchter.

Allein 20 Mio. EUR flossen in die Verbesserung der Produktivität und die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Ideco. Das Werk im belgischen Tielt wurde von Grund auf modernisiert und ausgebaut - unter anderem mit zwei neuen doppeltbreiten Schaumanlagen - der Produktionsfluss optimiert. Die neue Maschinengeneration, bei der problemlos zwischen Sieb- und Tiefdruck gewechselt und sogar beides zusammen gefahren werden kann, beschleunigt die Produktion. Insgesamt verfügt das Unternehmen zur Zeit über 9 Anlagen. Alles läuft online. "Das macht uns sehr schnell und leistungsfähig, aber wir können kaum puffern", heißt es beim Rundgang.

Neben den Standardprodukten will sich Ideco durch Spezialitäten Profil verschaffen: "Wir sind immer auf der Suche nach lukrativen Nischen". Eine Stärke der Belgier ist Kompaktvinyl und hier besonders durchgefärbte Artikel, für die die PVC-Paste selbst hergestellt wird. "Das ist kosteninteniver, aber wir können die Qualität besser steuern". Den höheren Preis von durchgefärbtem Kompaktvinyl gegenüber herkömmlichen Produkten sieht man in Tielt durch die Produktvorteile voll gerechtfertigt: "Das Dekor erhält durch die Durchfärbung mehr Tiefe, die Tapeten sind kratzfest, lichtecht und lassen sich vor allem nahtlos verarbeiten, weil keine weißen Kanten blitzen." Die nahtlose Verarbeitung halten die Belgier für besonders wichtig: "Wir sind die einzigen in Europa, die dieses Thema forcieren".

Eine weitere vielversprechende Nische glaubt man mit Leimdruck entdeckt zu haben. Dazu wurde extra eine neue Leimdruck-Anlage installiert, die dreimal so schnell wie die alten Maschinen von früher ist. Damit will Ideco "interessante Losgrößen effizient produzieren" und denkt dabei an "Kollektionen im hochwertigen Bereich, keine Mengenprodukte, doch verkäuflich und so wertig gemacht, dass sich ein höheres Preisniveau realisieren lässt". Erstes Beispiel dafür ist die gelungene Karte Opalis, die nicht nur durch ästhetische Optik überzeugt, sondern auch durch eine substanzielle technische Verbesserung: Die Tapete sind mit einem Aquaproof-Coating versehen, dass die Oberflächen wasserabstoßend und abwaschbar macht. Das erleichtert die Verarbeitung, weil an den Nähten austretender Kleister problemlos entfernt werden kann und keine hässlichen Flecken entstehen.

Verabschiedet hat man sich in Tielt von den angestammten Textiltapeten-Aktivitäten; dieser Bereich wurde 2001 aufgegeben.

10 Mio. EUR investierte Mutter Balta seit 2000 in ihren Zukauf Grantil im französischen Chalons-en-Champagne. Wobei es sich um einen Wiederaufbau, nicht um klassische Sanierung gehandelt habe, wie im Unternehmen auf Nachfrage betont wird. Auch hier wurden alte Maschinen überholt und neue aufgestellt, zudem entstand ein neues Hochregallager für 2 Mio. Rollen - allerdings wird jetzt schon wieder überlegt, das Lager auszulagern, weil der Maschinenpark noch weiter ausgebaut werden soll - in naher Zukunft steht noch die Automatisierung der Farbküche an.

Die Produktivität hat sich auf jeden Fall schon erkennbar gebessert: 2002 wird die Produktion voraussichtlich auf 10 Mio. Rollen steigen, 2003 auf 13 Mio. Rollen. Das macht sich auch in der Umsatzentwicklung bemerkbar: Bei der Übernahme vor zwei Jahren kam Grantil auf 27 Mio. EUR, 2002 werden 35 Mio. EUR erwartet, für 2004 sieht der Plan 50 Mio. EUR vor.

Wenn Ideco und Grantil auch juristisch selbstständige Unternehmen und jeweils als Profit-Center agieren, arbeiten sie doch sehr eng zusammen. "Wir sind keine Wettbewerber" stellt Ideco-Geschäftsführer Wim Warnier klar, der zugleich für die gesamten Tapeten-Aktivitäten von Balta verantwortlich ist. "Wir wollen uns nicht kannibalisieren, sondern koexistieren" - dazu stimmen er und sein Kollege Karel Vervaeke von Grantil in Produktion, Sortiment und Vertrieb perfekt ab. Zusammen kamen beide Unternehmen 2001 auf einen Umsatz von 73 Mio. EUR und eine Produktion von 20 Mio. Rollen bei einer Kapazität von 28 Mio. Rollen. Zum Ertrag nennt Warnier keine Zahlen, betont aber, dass die Firmen gesund seien. "Bei Ideco schreiben wir deutlich schwarze Zahlen, bei Grantil ab diesem Jahr auch."

Um Überschneidungen zu vermeiden, sind die Schwestergesellschaften gezielt separat positioniert: Ideco als moderne, trendige Marke für das gehobene Segment und Grantil mit etwas konsumigeren Produkte für die Mitte, die einen bewusst französischen Touch pflegen. Dabei strebt Grantil schrittweise etwas nach oben: Über den Umbau des Sortiments ist bereits Trading-Up eingeleitet worden. Früher konzentrierte sich das Unternehmen ausschließlich auf Verschnitt und anonyme Produkte für Großkunden, in diesem Jahr ist man erstmalig auch in Themenkarten eingestiegen und erhofft sich daraus Zusatzumsätze. Geografisch focussieren sich die Franzosen hauptsächlich auf den Heimmarkt, wo sie über eine starke Position verfügen - vor allem im wichtigen Wohnbaugeschäft - und deshalb auch den Vertrieb für die Produkte von Schwester Ideco übernehmen.

Ideco ist dagegen international aktiv. Großbritannien, wo sogar eine eigene Vertriebsgesellschaft existiert, Deutschland, Russland, die Niederlande, Skandinavien und Polen sind die wichtigsten Märkte, die mit jeweils individuell angepassten Kollektionen bedient werden. In den letzten Jahren konnten die Belgier stetig hinzugewinnen; Mutter Balta konnte sich über zweistellige Zuwachsraten freuen und Warnier geht davon aus, dass dieses Expansionstempo auch künftig beibehalten werden kann. Dazu fühlt er sich nicht nur auf Produktseite bestens gerüstet - "Wir haben Tapeten, die sich gut verkaufen und auch Marge bringen" - sondern auch personell: Ein junges, hochmotiviertes, ehrgeiziges Team passt sich den Veränderungen im Markt und bei den Kunden flexibel an und will über neue Verkaufskonzepte neue Zielgruppen gewinnen - wie Deutschland- Verkaufsleiter Joachim Stock, der vor drei Jahren bei Ideco antrat und inzwischen in Personalunion auch Dänemark, Österreich, Schweiz und Osteuropa betreut. Stock kennt die Branche und das Geschäft, verbindet als gelernter Fachkaufmann für Marketing und Tapeten-Einkäufer für einen namhaften Sortimenter in idealer Weise Produktwissen und verkäuferisches Know-How.

Dass Ideco in den letzten drei Jahren in Deutschland klar Marktanteile hinzugewonnen hat, führt er auf drei Faktoren zurück: "Innovationen, eine professionelle Verkaufsmannschaft und Marktorientierung." Auch hätten die Kunden die konsequente Vertriebspolitik honoriert. "Wir konzentrieren uns auf den Großhandel und Genossenschaften, die Filialisten und Fachmärkte und den klassischen Fachhandel." Das soll auch so bleiben, versichert er gegenüber BTH. Dabei fährt Ideco dreigleisig mit Verschnitt, hochwertigen Themenkarten und exklusiven Produktentwicklungen für Großkunden, sogenannten Print and Ship-Produkten. Künftig werde das Unternehmen als Lieferant noch interessanter, weil jetzt auch Grantil-Tapeten mit vermarktet werden und das Sortiment damit umfangreicher und vielgestaltiger werde. Konditionell ändere sich für die Kunden nichts, verspricht Stock.

Balta - Gruppe und Tapeten-Aktivitäten

Inhaber und Präsident: Filip Balcaen

Umsatz 2000 : 503 Mio. EUR, davon
- 49 % (= 246,5 Mio. EUR) Tepichboden
- 28 % (= 140,8 Mio. EUR) Teppiche
- 13 % (= 65,4 Mio. EUR) Tapeten
- 10 % (= 50,3 Mio. EUR) CV-Beläge
Laminatbeläge sind darin noch nicht enthalten

Umsatz 2001: über 560 Mio. EUR, davon
13 % Tapeten (= 73 Mio. EUR) Tapeten

Die Tapeten-Aktivitäten
Verantwortlich: Wim Warnier
Geschäftsführung Ideco: Wim Warnier
Geschäftsführung Grantil: Karel Vervaecke
Verkaufsleitung Deutschland: Joachim Stock
Umsatz: ca. 73 Mio. EUR (2001), davon Ideco und Grantil jeweils ca 50 %
Mitarbeiter: 500
Produktion: 20 Mio. Rollen
Produktionskapazität: 28 Mio. Rollen
Werke: 2 in Belgien und Frankreich
Vertriebsgesellschaften: 1 in Großbritannien
Sortiment: Vollsortiment mit Duplex, Kompaktvinyl, auch durchgefärbt, Leimdruck, Schaum; Verschnittprogramm, Themenkollektionen und "Print-and-ship"-Eigenprodukte für Großkunden
Export: in 55 Länder
Wichtigste Märkte: Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Niederlande, Russland, Belgien, Skandinavien, Polen

Vertrieb in Deutschland über:
- Großhandel Genossenschaften (Anteil ca. 40 %)
- Filialisten und Fachmärkte (Anteil ca. 12 %)
- Fachhandel (Anteil ca. 48 %)

Ideco
Industriepark Zuid
B-8700 Tielt
Tel: ++32-51 42 47 11
Fax: ++32 51 42 47 47
e-mail:ideco@baltagroup.com

Grantil
7 Avenue Ampère B.P.540
F-51012 Chalons en Champagne
Tel: ++33-3 26 69 25 25
Fax: ++33-3 26 69 25 08

Ideco Deutschland über Joachim Stock
Tel: 0 25 41 / 98 28 03
Fax: 0 25 41 / 98 28 04
E-Mail: jochenstock@t-online.de
aus BTH Heimtex 09/02 (Wirtschaft)