Joka-Unternehmer-Forum in Hamburg

"Kundennähe lässt sich nicht übertreiben"

Für den Bodenbelagsgroßhändler W. & L. Jordan hat Kunden orientiertes Handeln oberste Priorität. Davon konnte man sich beim Joka-Unternehmer-Forum in Hamburg überzeugen. Nach einem spannenden Besuch des Airbus-Werkes in Hamburg-Finkenwerder folgten Fachvorträge, die speziell auf Unternehmer aus dem Boden und Parkett legenden Handwerk, auf Raumausstatter sowie den Facheinzelhandel zugeschnitten waren. Unter dem Motto "Heben Sie sich mit uns ab - Power für Ihr Business" wurden aktuelle Themen aufgegriffen und erläutert.

Jordan beschreitet mit dem Unternehmer-Forum einen neuen Weg: "Wir kommen zu unseren Kunden und nicht umgekehrt", so Jörg-Ludwig Jordan, für den Marktnähe ein wichtiger Erfolgsschlüssel ist. Der Unternehmertag in Hamburg war eine von zehn Stationen dieser Veranstaltungsreihe im ganzen Bundesgebiet. Die Auftaktveranstaltung fand im Lufthansa Trainings Center in Frankfurt/Main statt. Ihren Abschluss findet die Jordan-Kundentour am 15. Oktober im Deutschen Technik Museum in Berlin. "Die außergewöhnlichen Veranstaltungsorte, alle unter dem Aspekt Wissen und Technik ausgesucht, bieten den geeigneten Rahmen, sich fernab vom Alltagsgeschäft zu neuen Ideen und Projekten inspirieren zu lassen," erklärte Jordan.

Der erste Vortrag befasste sich mit dem Thema "Marke - wir stehen drauf". Mick Nitschke von der Firma Seminarpool machte deutlich, welche Konsequenzen die sich ändernde Alterspyramide für das Handwerk hat. Frühere Zielgruppen des Handwerks brechen weg und daher sei es überlebenswichtig, sich neue Zielgruppen zu erschließen. Nitschke prognostizierte, dass im unteren Preissegment kein Geld zu verdienen sei. Um im oberen Marktsegment Fuß zu fassen, sei es wichtig, selbst zur Marke zu werden. Handwerker brauchen eine starke Marke, und könnten in ihrem Einzugsgebiet selbst zur Marke werden, ist Nitschke überzeugt. Zahlungskräftige Kunden kaufen neue Bodenbeläge nicht, weil die alten verschlissen sind. Sie kaufen den neuen Bodenbelag, "weil sie es wollen." Diese Zielgruppe sei besonders aufgeschlossen für aufwendige Musterverlegungen, Intarsien und Tafelparkett, die der Handwerker deshalb gezielt anbieten sollte.

Frank Wittkowski, Vertriebsleiter Industrie beim Verlegewerkstoffhersteller Uzin Utz, gab einen Einblick in aktuelle Estrichthemen wie den Wechsel von CEM I auf CEM II-Zemente, die neuen europäischen Estrichbezeichnungen und Estrichbeschleunigerzusätze. Er machte am Beispiel des Uzin Spezialbinders NC 190 zur Herstellung schnell belegereifer Zementestriche deutlich, dass es durchaus Schnellestriche mit einer definierten Belegereife gibt: "Wird bei diesem Estrich nach 24 Stunden eine Restfeuchte von 4 CM-% gemessen, wird er von uns für die Bodenbelagsverlegung freigegeben."

Frank Knott, Marketingleiter beim Reinigungsmittelhersteller CC Dr. Schutz, referierte über die Werterhaltung von Bodenbelägen. 60% der Beanstandungen bei Bodenbelägen, so Knotts Erfahrung, gehen auf eine falsche Reinigung und Pflege zurück. Seine Empfehlung an das Handwerk lautet: "Bieten Sie Service- und Dienstleistungen im Bereich von Werterhaltung von Bodenbelägen zusätzlich an. Sie sichern sich dadurch Wettbewerbsvorteile, weil Sie ein Alleinstellungsmerkmal schaffen."

Die Zusammenarbeit zwischen Planer und Handwerker stellte Architekt André Klinge (K.O.P. Klinge Otto Planung) unter die Überschrift "Architekt und Handwerker - Misere oder Chance?" Viele der anwesenden Handwerker konnten über negative Erfahrungen mit Architekten berichten. Die Ursache sieht Klinge in der Komplexität der Bauwerke: "Hier müssen unterschiedliche Fachdisziplinen mit dem Ziel zusammenwirken, dem Kunden zufriedenstellend zu dienen und über den Erfolg neue Aufträge zu generieren." Behindert werde dieses Zusammenwirken durch gängige Vorurteile. Klinge empfiehlt beiden, Vorurteile im offenen Gespräch auszuräumen und Kritik und Neuerungen aufgeschlossen gegenüberzustehen. "In der Zusammenarbeit zwischen Architekten und Handwerkern bieten sich zahlreiche Chancen", ist sich Klinge sicher.

Frank Pielot, Geschäftsführer von Pielot Parkett und Obermeister der Landesinnung Hamburg, berichtete über Bestrebungen des Zentralverbandes Parkett und Fußbodentechnik, die Gewerke Parkettleger, Bodenleger und Estrichleger zum neuen Berufsbild Fußbodenleger zusammenzulegen. Günstige Zukunftschancen der Parkett- und Bodenleger leitet Pielot aus einer Zukunftsstudie des British American Tobacco (BAT)-Instituts ab: Für die Deutschen wird das Wohlfühlen in den eigenen vier Wänden immer wichtiger. Der Anspruch an die individuelle Einrichtung und einen einzigartigen Boden wächst und die Einrichtung wird zum Statussymbol. Die Generation der Erben ist bereit Geld auszugeben, wenn sie begeistert werden und es als sinnvoll erachten. Daraus ergeben sich laut Pielot ungeahnte Möglichkeiten: "Wir können doch mit unzähligen Holzarten, Mustern und Friesvarianten aufwarten und damit ein einzigartiges Statussymbol schaffen." Er warnte davor, solchen potentiellen Kunden einen einfachen Schiffsboden zu verkaufen. "Biete ich mindestens einen Fischgrätboden an und überzeuge den Kunden von diesem Muster, eliminiere ich mindestens zwei Drittel möglicher Konkurrenten." Außerdem empfahl Pielot, der selber mit einem Bodenleger und einem Maler eine gemeinsame Ausstellung in Hamburg betreibt, Kooperationen einzugehen.
aus Parkett Magazin 06/08 (Marketing)