Bilanz des deutschen Parkettmarktes 2004

Parkettproduktion auf Rekordniveau

"Alles ist relativ" - so lakonisch beschreibt Ralph Plessmann, Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Parkettindustrie (VDP) das abgeschlossene Geschäftsjahr aus Sicht der deutschen Parkettindustrie. Angesichts einer Rekordproduktionsmenge und Marktanteilsgewinnen von Parkett am Bodenbelagsmarkt könne man durchaus ein positives Fazit ziehen. Weniger zufrieden zeigte sich der Verband mit Blick auf die großen Zuwächse von Laminatböden, dem wichtigsten Konkurrenzprodukt von Parkett. Außerdem hat sich der Margendruck durch sinkende Preise und steigende Kosten weiter erhöht.

Im Rahmen der Mitgliederversammlung des VDP stellten Geschäftsführer Hermann Wegelt und Vorsitzender Ralph Plessmann die Eckzahlen der deutschen Parkettindustrie vor. Anders als auf der Domotex-Pressekonferenz berichtet, ist der Parkettabsatz in Deutschland im vergangenen Jahr nicht gesunken. Nach Auswertung der endgültigen, amtlichen Statistiken und den eigenen Mitgliederzahlen hat sich der Parkettabsatz leicht verbessert: Um 2,5 % auf 20,2 Mio. qm erhöhte sich das Parkettverbrauch im Inland. Erwartungsgemäß stieg der Anteil von Mehrschichtparkett um 22,0 % auf 16,7 Mio. qm (Anteil am Parkettmarkt: 82,7 %), während Stab- und Mosaikparkett weiter an Bedeutung verloren. Im vergangenen Jahr wurden nur noch 1,7 Mio. qm Mosaikparkett (8,4 %) nachgefragt, was einem Minus von 29,0 % entspricht. Die Stabparkett-Menge (8,9 %), über deren konkrete Erhebung es nach wie vor Zweifel gibt (siehe auch Kasten), wurde vom VDP mit 1,8 Mio. qm angegeben. Ein Vergleich zum vergangenen Jahr ist hier auf Grund der Unwägbarkeiten schwierig.

Deutsche Produzenten profitieren vom Mehrverbrauch

Von dem leichten Anstieg des vergangenen Jahres haben vor allem die deutschen Parketthersteller profitiert. Deren Produktionsvolumina erhöhten sich um 4,8 % auf 10,9 Mio. qm und erreichten damit einen neuen Rekordwert. Noch nie wurde in Deutschland soviel Parkett gefertigt wie im vergangenen Jahr. Doch auch hier gilt, dass Stabparkett (siehe auch Kasten) mit aktuell 630.000 qm (-42,7 %) und Mosaikparkett mit nur mehr 470.000 qm (-47,8 %) auf dem absteigenden Ast sind. Die Produktion von Mehrschichtparkett stieg hingegen deutlich um 16,7 % auf 9,8 Mio. qm. Damit sind heute knapp 90 % aller in Deutschland gefertigten Parkettprodukte Mehrschichtparkett.

Margen sinken weiter

Auch bei der wertmäßigen Betrachtung ergibt sich eine ähnliche Aufgliederung der Produktionsanteile: Stabparkett mit 13 Mio. EUR (-46,0 %), Mosaikparkett mit 6 Mio. EUR (-41,0 %) und Mehrschichtparkett mit 224 Mio. EUR (+10,0 %). Doch beim Vergleich mit den Mengenzuwächsen wird an diesen Zahlen vor allen Dingen eines deutlich: Der Druck auf die Gewinnmargen hält an. Im Gegensatz zum rund vierprozentigen Mengenwachstum fiel der wertmäßige Zuwachs deutlich kleiner aus. Der Umsatz der deutschen Parkettindustrie erhöhte sich nur um 2 % auf nun mehr 243 Mio. EUR.

Daneben reduzierten sich die Ein- und Ausfuhr von Parkettprodukten im vergangenen Jahr. Die Einfuhren gingen um 2 % auf 14,9 Mio. qm zurück, die Ausfuhren um 4 % auf 5,7 Mio. qm. Allerdings waren die Einfuhrzahlen des Statistischen Bundesamtes mit Fehlern behaftet, so dass der VDP beispielsweise in Bezug auf Schweden die Einfuhrzahlen mit den Ausfuhrzahlen von Eurostat abgleichen musste.

Exotenhölzer haben zugenommen

An der Holzartenzusammensetzung hat sich im vergangenen Jahr wenig geändert. Eiche ist bei den einschichtigen Massivparkettarten nach wie vor die dominierende Holzart (Stabparkett = 75 %, 10 mm-Massivparkett = 60 %, Mosaikparkett = 65 %). Bei den Deckschichten der Mehrschichtparkette hatte Buche mit 45 % den größten Marktanteil, bei Zweischichtparkett Eiche mit 40 %. Neben Eiche (über alle Parkettarten: 35 %) und Buche (36 %) entfielen auf Ahorn im vergangenen Jahr 12 %, auf Kirsche einschließlich Amerikanischen Kirschbaum 2,5 % und auf Esche 2 %. Gleichzeitig stieg der Anteil der exotischen Holzarten auf 8,3 % im Vergleich zu 5,8 % im vorvergangenen Jahr. Die wichtigsten Holzarten sind hier Afzelia, Doussie, Jatoba, Iroko, Kambala, Merbau sowie im geringeren Umfang Wenge, Teak und Mahagoni, berichtete der VDP. Dabei habe sich bei öffentlichen Ausschreibungen eine verstärktes Interesse an Parketthölzern mit FSC- bzw. PEFC-Herkunftssiegel gezeigt.

Gelegentlich können bei exotischen Holzarten durchaus Probleme in der Verfügbarkeit auftreten, anders als bei einheimischen Holzarten. Den gesamten Holzbedarf der deutschen Parkettindustrie schätzt der Dachverband auf 800.000 bis 900.000 fm bzw. 600.000 bis 650.000 cbm Schnittholz. In preislicher Hinsicht haben sich beim Richtsortiment Eiche einige Erhöhungen ergeben. Eichen-Stammholz der Güteklasse C/Stkl. 3/4 kostete im Forstwirtschaftsjahr 2004 frei Haus 38-54 EUR/fm im Vergleich zu 36-50 EUR im Zeitraum zuvor. Auf Grund der großen Nachfrage der Sägeindustrie nach Eiche-B-Ware bei den öffentlichen Verkäufen erwartet der Verband auch in der laufenden Einkaufsperiode einen merklichen Preisanstieg. Die Preise für Buche wiederum lagen deutlich unter den Vergleichspreisen des Vorjahres. Daneben seien auch in der jetzigen Einkaufsperiode die Preise für Buchen-Parkettsortimente leicht rückläufig. Bei Einkauf von Schnittholz mussten für Eichen- und Buchensortimente ähnliche Preise gezahlt werden. Parkettbretter wurden in der Regel lufttrocken ab Sägewerk zum Preisen zwischen 140 und 170 EUR/cbm eingekauft, wobei Buchenparkettschnittholz manchmal ca. 10 bis 15 EUR/cbm darunter liegen konnte.

Die übrigen Fertigungskosten haben sich laut VDP wie folgt entwickelt: Löhne und Gehälter einschließlich der Nebenkosten erhöhten sich 2004 um 2,5 bis 3,0 %. Sonstige Fertigungskosten inklusive Energie und Treibstoffkosten stiegen um 4-6 %. Daraus ergibt sich insgesamt für das Berichtsjahr eine kalkulatorische Erhöhung der Fertigungskosten um 3,5-4,5 %. Diese konnte in der Regel nicht an die Verbraucher weitergegeben werden. Auch für das aktuelle Geschäftsjahr erwartet der Verband keine Entspannung, da sowohl Löhne und Gehälter als auch die Materialkosten und die Transportkosten/Energiekosten weiter steigen dürften .

Marktbereinigung hält an

In Deutschland fertigen nach Angaben des VDP 32 Firmen Parkett (siehe Tabelle). Allgemein wird davon ausgegangen, dass sich die Zahl der Hersteller von einschichtigem Massivparkett weiter reduzieren wird. Besonders betroffen: die Produzenten von 8 mm-Mosaikparkett und 10 mm-Massivparkett sowie 14/16/22 mm-Stabparkett. Die Zahl der Zwei- und Dreischichtparkett sowie Landhausdielen herstellenden Betriebe könnte hingegen weiter zu nehmen. Aktuell arbeiten rund 2.000 bis 2.500 Beschäftigte in der Parkettherstellung, schätzt der Industrieverband.

Richtigkeit des offiziellen Zahlenmaterials

Der Verband der Deutschen Parkettindustrie äußerte, wie auch schon in den vergangenen Jahren, Zweifel an der Richtigkeit der offiziellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Große Bedenken gibt es vor allen an den Stabparkett-Zahlen. Hier dürften unter den Meldenummern "Stäbe und Friese aus Eiche" bzw. "Stäbe und Friese aus Laubholz ohne Eiche" durchaus auch einige andere Produkte enthalten sein. In der ersten Kategorie zweifelt der VDP die offiziellen Produktionsangaben von 224.000 qm an. Der VDP vermutet, dass die reellen Zahlen um 50.000 qm niedriger liegen. In der zweiten Meldekategorie dürften die Zahlen des Jahres 2003 ebenfalls zu hoch gewesen sein, schätzt der Verband. Da ein Statistisches Landesamt seinen Meldeverpflichtungen nicht nachkommen konnte, hat das statistische Bundesamt hier aber 2004 gar keine Produktionszahlen veröffentlicht. Entsprechend hat der VDP die Produktionszahlen auf Grund der Angaben der eigenen Mitgliedsunternehmen auf 400.000 qm geschätzt - ein Wert der stark von den offiziellen Vorjahreszahlen abweicht.
aus BTH Heimtex 06/05 (Wirtschaft)